Corus: Anand siegt mit Remis

Corus Schachfestival 2004
Wijk aan Zee
9.- 26. Januar 2004

Die letzte Runde

Nach seiner Niederlage in der gestrigen Vorschlussrunde gegen Topalov, der ersten in Wijk seit 1998, ging Anand heute auf Nummer Sicher und bot Ivan Sokolov nach 14 Zügen Remis an. Dieser sah keinen Grund das abzulehnen.

Anand: Vierter Turniersieg in Wijk

Damit hatte Anand, der ja eigentlich Viswanathan Anand- in Indien wird der Familienname zuerst genannt -, also mit Nachnahmen Viswanathan heißt, sich mindestens den geteilten Turniersieg gesichert.

Gleich ist's remis

Peter Leko und Michael Adams hätten durch Siege noch gleichziehen können, doch Leko hatte einen der unangenehmsten Gegner, wenn man dringend einen Sieg  braucht, nämlich Vladimir Kramnik. Das klappte dann auch nicht, stattdessen musste Leko für sein Remis noch lange kämpfen.

Peter Leko

Eigentlich hätte die Begegnung Kramnik-Leko in Wijk die Revanche für einen Vor-WM-Kampf zur Herbeiführung der Wiedervereinigung im Schach sein sollen, nein: sein müssen. Der eigentliche Kampf hätte nach dem in Prag im Mai 2002 (das Datum ist kein Tippfehler) beschlossenen Abkommen spätestens im Sommer 2003 stattgefunden - die Älteren unter den Lesern erinnern sich. Jedoch, er fand nicht statt, und so war dies auch keine Revanche und ob es ein vorweg genommener WM-Kampf war, wird die Zukunft zeigen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es keinen Grund zum Optimismus gibt.

Leko wird Zweiter, Kramnik landet mit mit 50% im Mittelfeld, nicht gerade der geziemende Platz für einen Weltmeister und auch keine Platzierung, die dem Leistungsvermögen von Kramnik gerecht wird.

Vladimir Kramnik

Auch Michael Adams sah gegen Peter Svidler keine Aussicht auf den ganzen Punkt und machte früh Remis. Adams wird Dritter, Svidler Neunter.

Peter Svidler

Doch es wurde auch noch erfolgreich für die Platzierungswertungen gekämpft: Bareev schlug Akopian und sorgte am Ende - nach einigen drastischen Niederlagen - für ein für ihn doch noch verträgliches Ergebnis: Platz 6 bis 8. Akopian wurde Zehnter.

Evgeny Bareev

Viktor Bologan, Sieger im letzten Aeroflot- Open und Überraschungsmann beim letzten Turnier in Dortmund schlug auch noch einmal zu. Sein Opfer war Alexej Shirov.

Viktor Bologan

Der russische Spanier aus Lettland wirkte ungewohnt blutleer in diesem Turnier, auf seinem Konto wurden nur zwei Siege verzeichnet. Heute kam ihm mit Weiß in der Russischen Partie ein Bauer abhanden, dann übersah er einen Vereinfachungstrick und seine Gegenkombi ging völlig daneben. Platz 11 in der Endabrechnung ist sicher nicht das, was ihm vorschwebt. Bologan wurde Sechster punktgleich mit Topalov.

Topalov: Drei Siege en suite

Der Bulgare fuhr einen sicheren Schwarzsieg gegen Jan Timman heraus. Timman wurde Letzter mit 4 aus 13. Der frühere Fide- Vizeweltmeister schaffte zwei Siege, genauso viel wie Van Wely (Platz 7). Doch er verlor zu viele Partien.

Timman: Mehrfacher Kandidat und Fide-Vizeweltmeister 1993

Nummer Sieben in Wijk und Nummer Eins in Holland: King Loek

Zhang Zhong und Van Wely trennten sich remis. Der Chinese landete auf dem vorletzten Platz und bestätigte in etwa seine Elozahl. Drittletzter wurde Ivan Sokolov, ebenfalls mit 5 Punkten.

Nach etwas schläfrigem Beginn in den Runden Eins und Drei hat das Corus-Turnier auch in diesem Jahr wieder spannendes und unterhaltsames Spitzenschach gezeigt. Das Format mit 14 Spielern, darunter immer eine Anzahl von einheimischen Spielern und einem Qualifikanten sorgt einfach für einen abwechslungsreichen Turnierverlauf und eine geringere Remisquote und ist dem Format mit 6 oder 7 Spielern, die doppelrundig antreten, in Bezug auf den Unterhaltungswert vorzuziehen. Und außerdem hat Wijk ja noch die nicht minder spannenden B-und C-Turniere im Programm.

Das B-Turnier, der Sieger spielt nächstes Jahr im A-Turnier mit, war eigentlich eine sichere Beute von Laurent Fressinet. Doch zum Schluss ging dem Franzosen die Puste aus und vor der Schlussrunde war plötzlich der Kubaner Lazaro Bruzon auf gleicher Höhe. In der letzten Runde verlor Fressinet dann gegen Nakamura und Bruzon gewann gegen Naiditsch und außerdem das Turnier. Auch lenier Dominguez, der zweite junge Kubaner, zog noch vorbei. Zwei Deutsche spielten im B-Turnier mit. Naiditsch hielt lange Kontakt zur Spitze und rutschte zum Schluss auf Platz Sieben ab. Und Eric Lobron wird mit seinem vorletzten Platz auch nicht glücklich sein. bemerkenswert ist noch die Teilnahme zweier spielstarker Frauen. Antoaneta Stefanova wurde Neunte, Weltmeisterin Zhu Chen Zehnte. Beide spielten Performances über ihrer Elozahl.

Weltmeisterin Zhu Chen

Gute Leistungen zeigten auch der junge Daniel Stellwagen und Hikaru Nakamura, jüngster US-Großmeister aller Zeiten (incl. Fischer). Granda Zuniga feierte ein erfolgreiches internationales Comeback.

Das C-Turnier sah mit dem Norweger Magnus Carlsen einen neuen Star.

Magnus Carlsen

Ganz hervorragend schnitten außerdem die Holländer Sipke Ernst, Jan Smeets und Jan Werle ab. Auch hier waren drei Frauen am Start. Während Tea Lanchava sehr zufrieden sein wird, ließen Kateryna Lahno und Peng Zhaoqin Federn.

Kateryna Lahno

Peng Zhaoqin

Blitz-Duell im Pressezentrum mit Anna Dergachova

André Schulz
Fotos: Jeroen van den Belt

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