ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Schach-Anekdoten, Rätsel, Porträts neuer Supertalente:
Königsindische Verteidigung - Ein modernes Repertoire
In 19 Videoclips erläutert Martin Breutigam ein komplettes Königsindisch-Repertoire gegen alle gängigen Varianten, in denen Weiß frühzeitig d2-d4 und c2-c4 gezogen hat.
Selten gab es so rasante Entwicklungen und ein so extrem schnell wachsendes Interesse für Schach wie in den letzten Jahren. Was wohl am online-Boom, an der faszinierenden Netflix-Serie „Damengambit“, Magnus Carlsens Titelverteidigung und diversen anderen Ereignissen liegt, die das Thema Schach in die Schlagzeilen brachten- wie etwa der Börsengang von Carlsens Firma „Play Magnus“. Wenn der Schachkolumnist (für SZ und Tagesspiegel) und Buchautor Martin Breutigam, Jahrgang 1965, IM, Bundesligaspieler mit ELO 2380, jetzt also nach „Himmlische Züge“ von 2014 und „Genies in Schwarzweiß“ von 2016 wieder ein Schachbuch mit seinen zwischen 2014 und 2021 verfassten Kolumnen veröffentlicht, dann kann das nicht überraschen- wer hat sonst schon so unmittelbar seinen Finger am Puls der Zeit und den scharfen analytischen Blick auf die 64 Felder gerichtet wie er?
Veganes Schachspiel
Sizilianische Verteidigung – Ein modernes Repertoire: Taimanov-Variante und Anti-Sizilianer
Martin Breutigam bietet Ihnen ein komplettes Repertoire gegen 1.e4! Im Zentrum steht die Taimanov-Variante (1...c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6), aber auch alle Spielarten des Anti-Sizilianers werden abgedeckt - von Alapin bis zum Morra-Gambit!
Neben dem Diagramm mit einer brisanten Stellung vor der letzten entscheidenden Attacke liefert er einen kurzen biographischen Hintergrund der Spieler und erläutert auch, wie es zu einer verschärften Wettkampfsituation kam: So hatte etwa der Chinese Ding Liren beim Champions Showdown gegen Magnus Carlsen 16 von 30 Partien verloren und nur 2 Blitzpartien gewonnen. Er hatte also erheblichen Kompensationsbedarf und zauberte schließlich gegen den jungen Großmeister Bai Jinshi eine „unsterbliche Partie“ aufs Brett, die Breutigam in eine Reihe neben Anderssen-Kieseritzky (London 1851), Rotlewi-Rubinstein (Lodz 1907) und Kasparow-Topalow (Wijk aan Zee 1999) stellt. Wir können bei der Lektüre anhand des Diagramms die verblüffende 12zügige Gewinnkombination verfolgen ( unten am Rand auf den Kopf gestellt).
Breutigams Blick zurück auf erhellende Dokumente in verstaubten Schach-Archiven ist ebenso spannend wie die Vorstellung des „Wonderboy“ Vincent Keymer, den Breutigam hier mit einer Partie zeigt, die er als 10 jähriger Schüler bei der Deutschen Einzelmeisterschaft in Verden gewann. Und schließlich auch mit dem letzten Beispiel demonstriert, wie der 16 jährige Vincent beim FIDE Grand Swiss in Riga im November 2021 Vize-Europameister wurde, in die Top 100 der Weltrangliste aufstieg und den Großmeister-Titel errang.
Colle als Universal-System - ein modernes Repertoire
In 21 Videos erläutert Breutigam die Grundkenntnisse des Colle- Systems, des Colle-Zukertort-Systems sowie diverser Anti-Colle-Eröffnungen – auf dass Anziehende auch gegen Slawisch, Holländisch und andere Verteidigungen gute Antworten parat haben.
Aus einem verstaubten Archiv stammte Tartakowers Buch „Die hypermoderne Schachpartie“, die der extrem unbedarfte Schachspieler Stefan Zweig für seine Recherchen zur „Schachnovelle“ im brasilianischen Exil studiert hatte: Es war eine Partie von Aljechin gegen Tartakower mit einem raffinierten Turmendspiel. Tartakower lobte Aljechin später in seinem Kommentar für dessen „kristallenes Spiel“, mit dem er diese „hypermoderne“ Partie gewann.
Mit eingestreuten, von historischen Vorgängen beeinflussten Exkursen würzt Breutigam sein faszinierendes Schach-Potpourri. Er erinnert an den Hamburger Schach-Mäzen Walter Robinow (1867-1938), der 1908 HSK-Vorsitzender wurde und 1910 den DSB-Kongreß in Hamburg mit vielen hochkarätigen Spielern organisierte, zeigt eine von Karl Marx 1867 gespielte Partie, als Marx gerade „Das Kapital“ veröffentlicht hatte und in Berlin bei einer Feier für Schachmeister Gustav Neumann gegen einen Gegner namens Meyer antrat: „Erstaunlich gekonnt“ findet Breutigam die sechszügige Gewinn-Kombination von Marx. Anlass für den Marx-Hinweis war übrigens die Frankfurter Versteigerung der „Kapital“-Erstausgabe für 200 000,- Euro. Auch die Studie des Althistorikers und IM Christian Mann „Schach- die Welt auf 64 Feldern“ gehört laut Breutigam in diesen Kontext, da das Buch Schach als „bedeutendstes Spiel der Menschheitsgeschichte“ im Verlauf von 1500 Jahren würdigt. Christian Manns Bundesliga-Partie von 1996 zeigt seinen mit einem hübschen Ablenkungsmotiv geschmückten Sieg gegen GM Wolfgang Uhlmann.
Und wo bleiben die an die Macht strebenden Damen ? Die werden ebenfalls porträtiert- sie haben aber immer noch das Problem, nur selten gegen stärkere Männer antreten zu können, weil das Frauenschach von Bürokraten zu stark reglementiert wird. Was ja auch Judit Polgar schon vor etlichen Jahren kritisiert hatte- sie spielte auch lieber gegen Kasparow und ähnmliche Kaliber. Nicht umsonst verabschiedete sich die chinesische Weltmeisterin Hou Yifan, 26, Professorin in Shenzen, aus dem WM-Zyklus: Die zwischen KO-Runden und WM-Modus alternierenden Formate sind nicht nur mörderisch, sondern auch viel zu unübersichtlich. Inzwischen ist eine andere Chinesin Weltmeisterin: Die aus Shanghai stammende Ju Wenjun. Faszinierender als diese staatlich geförderte Karriere ist jedenfalls die Entwicklung der lettischen Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola: Mit 16 gewann sie die lettische Frauenmeisterschaft, nun ist sie Ministerin und Mutter und schwänzte, wie Breutigam schreibt, ein Treffen der EU-Finanzminister, um an der Schach-Olympiade in Baku teilzunehmen und am lettischen Spitzenbrett anzutreten. Die Lettin gewann sogar mit einer 15zügigen Kombination gegen die Favoritin Hou Yifan. Eher grotesk mutet dagegen die Geheimniskrämerei um die Partien der ukrainischen Frauenmeisterin von 2015 , Maria Musitschuk an, die Breutigam hier erwähnt: Ihre gespielten Partien wurden geheim gehalten und in keiner Datenbank veröffentlicht, damit ihre chinesische Herausforderin Hou Yifan sich nicht auf sie vorbereiten konnte.
Auch zum Netflix- „Damengambit“ liefert Martin Breutigam Hinweise auf die Produktion, Drehplätze und zu einer vor dem WM-Duell einstudierten Trainingspartie, die er zeigt. Anya Taylor-Joy als Beth Harmon wurde ja mit dem Golden Globe prämiert; allein im ersten Monat der Netflix-Mini-Serie sahen 62 Millionen Viewer „The Queen´s Gambit“- alles ziemlich rekordverdächtig. Man sollte aber nicht die extrem gelungene, sehr differenziert und spannend konstruierte Romanvorlage des Autors Walter Tevis vergessen: Das verstaubte Rollenverhalten der 50er und 60er Jahre in den USA, das er so genau und kritisch-ironisch beschreibt, hat man im Film zum Glück adäquat übersetzt und eben auch die Ausnahmesituation der Solo-Kämpferin in einer exotischen Denker-Disziplin optimal eingefangen.
Keine Frage: Martin Breutigam präsentiert hier einen fabelhaften, faszinierenden Band für alle Schachspieler- angereichert mit erhellenden Kurzporträts, knackigen Kombinationen und überraschenden historischen Exkursen.
Marin Breutigam: Damen an die Macht.
Rätsel und Geschichten aus der Welt des Schachs. 192 S.,
Verlag die Werkstatt Bielefeld 2022
Damen an die Macht bei Verlag Die Werkstatt...