Daniel King: Powerplay 25 - Beliebte Damenbauer-Eröffnungen - ein Repertoire für Schwarz
Rezension von Gerhard Schmidt (Unterhaching)
Die DVD "Powerplay 25 - Beliebte Damenbauer-Eröffnungen - ein Repertoire mit Schwarz" von GM Daniel King befasst sich mit selteneren Eröffnungssystemen nach 1.d4. Weiss verzichtet nach 1. ... d5 meistens auf den Vorstoß c2-c4.
Diese Eröffnungssysteme wurden bisher relativ selten gespielt. In den letzten Jahren finden sie aber immer mehr Freunde.
Was charakterisiert diese Systeme ? Weiss weicht vom klassischen Damengambit ab und der Nachziehende muss sich mit neuen Stellungsbildern auseinandersetzen. Andere Bauernstrukturen erforden auch andere Pläne. Für Schwarz genügt es nicht mehr, den Minoritätsangriff oder den Kampf um den isolierten d-Bauern zu kennen.
Wir lernen, wie sich Schwarz auf das Colle-System, Londoner System, Jobava-System, Blackmar-Diemer-Gambit, Weressow und Trompowsky einstellen kann. Als Ziele der schwarzen Entwicklung nennt GM King: schnelle Entwicklung, gesunde Bauernstruktur, sichere Königsstellung und Erreichen einer dynamischen Stellung mit Gewinnmöglichkeiten.
Die DVD enthält 26 Partieclips zum Abspielen mit dem Media Player.
Diese Partien, wie auch weitere Partien findet man in 10 Datenbanken. Diese sind geordnet nach speziellen Varianten (beispielsweise Partien zu Trompowsky mit g3) und enthalten jeweils 5-6 Partien.
Colle-System
Weiss erhält meist eine dynamische Stellung mit Se5 und Angriffsideen am Königsflügel. Im Aufbau mit b3 spielt Schwarz schnell b6 und Lb7, um die Kontrolle über e4 zu erhalten. Eine Verteidigungsidee für Schwarz besteht in der Überführung des Damenspringers über e7 nach g6 oder f5 zum Schutz des Königsflügels.
Ein anderer typischer Aufbau von Weiss ist mit c3 und Se5, f4, Df3-h3. Hier wird in der Partie Abergel-Kryvoruchko ein sehenswerter Vielzweckzug Tc8-c7! gezeigt. Dieser Zug deckt den Läufer b7, zugleich ermöglicht er das Manöver Dc8 nebst La6, mit Da8 kann der Druck auf der langen Diagonalen verstärkt werden und weiterhin hilft derTurm auf der 7.Reihe bei der Verteidigung des Königsflügels.
Londoner System
Dem in Mode gekommenen Londoner System wird in den meisten Partien dynamisch entgegnet. Mit schnellem c7-c5 und cd4 reagiert Schwarz aktiv. In der Folge sehen wir unkonventionelle Manöver mit Sh5 und f7-f6 (Giri-So) zum Vertreiben des Lf4. In einer weiteren Partie kann man sogar einen schwarzen Königsangriff mittels g6-g5 und Tg7 erleben !
Jobava-System
Dieser Aufbau mit d4, Sc3 und Lf4 sieht unharmonisch aus. Der Sc3 verstellt den Bauern c2 und der Königsspringer weiss auch nicht recht wo er hinsoll. Carlsen spielte in einer Schnellpartie sogar 7.Sc3-e2 um die Fehlaufstellung des Damenspringers nachträglich zu korrigieren
Weressow-System
Nach 1.d4 d5 2.Sc3 Sf6 3.Lg5 Sbd7 kann sich Weiss mit Sf3 normal entwickeln, oder mit f2-f3 versuchen, e4 durchzusetzen. Auf f3 + e4 kann Schwarz mit dem Gegenstoß e7-e5 gutes Spiel erreichen. Ebenfalls ist 1.d4 d5 2.Sc3 Sf6 3.Lg5 c6 gut möglich, auf diese Möglichkeit wird lediglich hingewiesen.
Blackmar-Diemer-Gambit
Nach 1.d4 d5 2.e4 de4 3.Sc3 Sf6 4.f3 wird das Bauernopfer nicht mit 4. ... ef3 angenommen, sondern mit 4. ... Lf5 beantwortet.
In den meisten Varianten versucht Weiss den Bauern zurückzugewinnen und bleibt danach mit schlechterer Entwicklung und desolatem Königsflügel zurück.
Trompowsky
Bei Trompowsky werden 3 unterschiedliche Abspiele betrachtet. Nach 1.d4 d5 2.Lg5 Sf6 3.Lxf6 gf6 und e2-e3 stellt sich Schwarz mit f6-f5 und Sb8-d7-f6 auf, so erhält er eine gute Kontrolle über das Zentrum. Gegen die unbewegliche weisse Bauernkette d4-e3-f2-g3-h2 kann Schwarz angreifen mit h7-h5-h4. Schwarz hat eher die Initiative. In einem weiteren Abspiel 1.d4 d5 2.Lg5 Sf6 3.Lxf6 gf6 spielt Weiss später c2-c4. Schwarz hat das Läuferpaar sowie die Zentrumsfelder e4 und d5 unter Kontrolle. Im 3. Abspiel folgen Varianten ohne baldiges Lxf6. Die originelle Beispielpartie Vitiugov - Radjabov zeigt, wie man 62 Züge lang alle 16 Bauern auf dem Brett behält.
Fazit:
Als Damengambitspieler lernte ich etliche neue Ideen kennen, die ich als Schwarzer nutzen kann. Zum Einen bin ich gegen Überraschungen gefeit, zum Anderen kann ich als Nachziehender zwar nicht auf Vorteil hoffen, doch ich weiss, wie ich gut spielbare Stellungen erreiche.
Die Systeme des Anziehenden sind nicht so aggressiv, dass Schwarz sich fürchten muss, aber ein Grundwissen ist notwendig. Es gibt recht interessante Pläne für Schwarz. Die Originalität dieser Eröffnungssysteme erfordert allerdings auch, dass man in der Partie zeitiger anfangen muss, selbst Nachzudenken. Es gibt kaum Varianten zum auswendig Lernen. Das Partieniveau bietet Partien von der Weltklasse über Blitz- und Schnellschach bis zu Girls U16. Für alle diese Klassen sind nützliche Anregungen dabei.
Gewinnwarnung
Die Gewinnquote für Schwarz liegt in den Beispielpartien bei etwa 80-90%. Bitte gehen Sie nicht davon aus, auch diese Resultate erreichen zu können. Aber nach dem Studium dieser DVD sollten Sie gegen gleichstarke Gegner keine Probleme haben.
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Daniel King: Powerplay 25 - Beliebte Damenbauer-Eröffnungen - ein Repertoire für Schwarz
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