Daniel King wird 60

von André Schulz
28.08.2023 – Daniel King ist einer der beliebtesten und bekanntesten Schachkommentatoren und Moderatoren, nicht nur in England, sondern überall auf der Welt. Kaum jemand kann Schach so charmant, unterhaltsam und dennoch lehrreich präsentieren wie Daniel King. Kaum zu glauben: Heute feiert der smarte englischen Großmeister seinen 60sten Geburtstag.

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Daniel King wurde am 28. August 1963 wurde in dem Londoner Vorort Beckenham geboren. Als Jugendlicher begann er sich mit dem Schach zu beschäftigen und gehörte zu Englands talentiertesten Jugendlichen. Als Anatoly Karpov 1977 ein Uhrensimultan gegen die britische U17-Auswahl spielte, gehörte der 14-jährige Daniel King zu den zehn Auserwählten, die gegen den damaligen Weltmeister spielen durften. Nigel Short, Julian Hodgson und William Watson waren einige der anderen Alterskollegen, die sich mit dem Weltmeister messen konnten. Karpov gewann das Treffen mit 9,5:0,5. Nur Anthony Williams erreichte ein Remis. Daniel King spielte lange auf Augenhöhe mit Karpov, erreichte ein Remis-Turmendspiel, das er dann aber später einzügig zum Verlust verdarb.

In den späten 1970er Jahren spielte Daniel King einige Open mit und gehörte zur britischen Auswahl bei der U16-Mannschaftsweltmeisterschaft. 1980 nahm er erstmals bei den Britischen Landesmeisterschaften teil, die im Schweizer System gespielt wurde. Mit 6 Punkten belegte der 17-Jährige Platz 21. Zwei Jahre später wurde Daniel King zum Philipp & Drew Knights Turnier eingeladen, einem gut besetzten Rundenturnier, und schloss als geteilter Dritter bis Fünfter ab. Anfang der 1980er Jahre nahm er an einer Reihe von Turnieren in England, Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz, Griechenland oder Island teil. Bei der U20-Europameisterschaft 1982 erreichte King den 5. Platz.

Die Turnierteilnahmen und die Reisen waren ein schönes Abenteuer, urteilte Daniel King später rückblickend auf die damalige Zeit. 1982 hatte er den Titel eines Internationalen Meisters erhalten, der ihm aber ohne große Mühe zugeflogen war. 1984 begann Daniel King dann regelmäßig in der Deutschen Bundesliga zu spielen, mit neun Wochenenden pro Saison. Sein erste Verein war der Berliner Club SC Kreuzberg, für den er den er von 1984 bis 1987 aktiv war. Mit diesem Engagement änderte sich Daniel Kings Einstellung zum Schach. Er wurde nun sehr ehrgeizig, denn er fühlte sich als Mannschaftsspieler für die Ergebnisse und seine Mannschaftskollegen mitverantwortlich. Jetzt begann Daniel King, sich ernsthaft mit dem Studium des Schachs zu beschäftigen. In den Wettkämpfen der Bundesliga traf er nun auf starke Gegner, die sich ernsthaft vorbereiteten. Ohne Theoriestudium konnte man dort nicht bestehen. Das Lernen machte ihm aber auch Spaß und so begann er bei seinen Bundesligaeinsätzen auch noch deutsch zu lernen, das er bald fließend sprechen konnte. In der Bundesliga spielte Daniel King später für Castrop-Rauxel (1993-2001)

Daniel Kings Trainingsmaßnahmen wurden von Erfolg gekrönt. Beim Turnier des Hamburger SK 1985 belegte King den geteilten ersten Platz. Für Turnierteilnahmen reiste King sogar bis in die Sowjetrepublik von Aserbaidschan, damals nur schwer zu erreichen. Ein Rundenturnier in Baku 1986 beendete er im guten Mittelfeld. Bei einigen anderen Turnieren in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre beendete er auf Podiumsplätzen. Seine Turniere führten ihn auch bis nach Australien, wo er 1989 in Sydney bei einem Turnier mitspielte. 1990 gewann Daniel King ein kleines Rundenturnier in Genf, zusammen mit Ian Rogers. 1996 gewann er das Bunratty Open und 2004 gewann King das Staunton Memorial zusammen mit Jon Speelman. Den Großmeistertitel hatte die FIDE ihm schon 1989 verliehen.

Daniel King startet durch, hier beim Simultan

Zu Beginn der 1990er Jahre startete Daniel King neben seiner Laufbahn als Spieler eine Karriere als Schachjournalist und Moderator. 1991 begann er eine Artikelserie für das deutsche Schachmagazin 64 und das englische "Chess" Magazin. 2006 übernahm er mit Ronan Bennett die Schachkolumne im Guardian.

Im Jahr 1992 veröffentlichte Daniel King seine ersten Eröffnungsbücher zur Spanischen Partie und zur Najdorf-Verteidigung, der seine besondere Liebe gilt. In den folgenden Jahren folgten unzählige weitere Bücher, zuletzt über den mysteriösen Sultan Khan, der in den 1930er Jahren für einige Jahre in England lebte, dann aber nach Indien bzw. Pakistan zurückging. 

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Schon 1990 hatte Daniel Kings Karriere als Schachmoderator begonnen, zunächst bei Eurosport. Beim WM-Kampf Kasparov gegen Short 1993 in London war Daniel King dann der Hauptmoderator bei den begleitenden Sendungen bei Channel 4 und erlangte in England so große Popularität, dass eine Werbeagentur mit ihm einen Werbespot für Audi drehte. Neben dem Schach moderierte Daniel King außerdem Kindersendungen, Wissenschaftssendungen und war sogar einmal an einer Sendung über Countrymusic in Nashville/Tennessee beteiligt.

Darüber hinaus kommentierte und moderierte King aber weiterhin Berichte und Sendungen zu den Schachweltmeisterschaften für Channel 4, die BBC, ESPN / Eurosport, CanalWeb. Der Weltschachbund und viele andere Veranstalter holten Daniel King zudem als Live-Kommentator für ihre Turniere vor Ort.

Mit Anand in Biel

1997 begann die Zusammenarbeit mit ChessBase, die schließlich zu der langen Power Play Chess Fritztrainer Serie führte (ab 2006). Daniel King nahm im Laufe der Jahre nicht weniger als 28 Fritztrainer auf, in denen eine Vielzahl von Eröffnungen und alle Aspekte des Spiels - Taktik, Strategie, Angriff, Verteidigung oder Endspiele - behandelt wurden, jeweils auf Englisch und auch auf Deutsch. Mit insgesamt 56 produzierten Fritztrainern (in zwei Sprachen) ist Daniel King der absolute Rekord-Autor bei ChessBase.

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Parallel dazu wurde später auch der Youtube-Kanal "Power Play Chess"  von Daniel King entwickelt. In wenigen Jahren hat Daniel King hier über 2200 Videos eingestellt, in denen er zumeist aktuelle Partien vorstellt und erklärt. Über 100.000 Abonnenten sehen sich seine Videos regelmäßig an.

2014 war Daniel King mit einem ChessBase-Team bei der Schacholympiade in Tromsoe (Norwegen) und produzierte dort eine Reihe von Videointerviews mit den Spielern.

Mit Kasparov in Tromsoe

2016 wurde dieses Engagement bei der Schacholympiade in Baku fortgesetzt.

Im Zuge der Zusammenarbeit mit ChessBase veröffentlichte Spiegel-online 2016 zur Weltmeisterschaft Carlsen gegen Karjakin kurz nach jeder Partie ebenfalls kurze Videoclips, in denen Daniel King die gerade gespielte Partie erklärt, und zwar so, dass auch Nicht-Profis verstanden, worum es geht. Das ist das Geheimnis von Daniel Kings Erfolg und auch sein Anspruch: Auch kompliziertere Schachinhalte auf lehrreiche, aber auch leichtfüßige und unterhaltsame Weise zu vermitteln. Der Schachkommentator Daniel King wurde in der Spiegel-Redaktion und bei den Lesern innerhalb weniger Tage zum beliebtesten Video-Presenter und ließ alle anderen Angebote hinter sich. 2018 produzierte Daniel King für ChessBase und den Spiegel Videos von der Schachweltmeisterschaft in London zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana.

Daniel King ist ein viel beschäftigter Schachtrainer, Autor und Schachentertainer. Seine Karriere als Spieler hat er schon 2010 beendet. Wer soviel mit Schach zu tun hat, kommt normalerweise nicht mehr zum Spielen. Daniel Kings lebt mit seiner Frau in London. Seine beiden Kinder, eine Tochter und ein Sohn haben das Elternhaus zum Studium inzwischen verlassen. Heute sind sie aber wahrscheinlich noch einmal zuhause, denn Daniel King feiert seinen 60sten Geburtstag. Wir gratulieren ganz herzlich.

Homepage von Daniel King...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.