Das Schachmagazin "Karl" von Harry Schack mit Unterstützung von Johannes
Fischer herausgegeben, ist den kulturellen und historischen Aspekten des Schachs
gewidmet. Für jedes Heft wird ein Schwerpunkt gewählt und Themen wie
"Weltmeisterschaften", "Internet", "Tempo", "Zeit", "Blindschach" oder andere
typische Schachthemen in mehreren Beiträgen vorgestellt. Natürlich standen auch
schon eine Reihe von Schachpersönlichkeiten im Mittelpunkt einer Ausgabe,
darunter Fischer, Botwinnik, Keres, Nimzowitsch, Najdorf, Lasker, Petrosian und
viele mehr. Nun feiert Karl Jubiläum: Die 50ste Ausgabe ist gerade erschienen
und Akiba, oder wohl eher "Akiwa", Rubinstein gewidmet.
Den meisten Schachfreunden wird Rubinstein durch seine "Unsterbliche" bekannt
sein, eine Partie, die Rubinstein gegen Gersz Rotlewi mit
einer sehr hübschen Kombination abschloss. Eine Reihe von weiteren Partien
Rubinsteins sind als besonders gelungene Werke in die Schachgeschichte
eingegangen, darunter mehrere Beispiele herausragender Endspielführung. Weniger
bekannt ist allerdings Rubinsteins Biografie und noch weniger seine
Persönlichkeit.
In der Jubiläumsausgabe stellen Tomasz Lissowski, Ernst Strouhal, Michael
Negele, Mihail Marin, Toni Preziuso und Michael Ehn verschiedene Facetten des
großen polnischen Meisters vor. So erfährt man von Thomasz Lissowski von den
Lebensumständen der osteuropäischen Juden, die vielfachen Verfolgungen,
Vertreibungen und Progromen ausgesetzt waren - für den in Stawiski geborenen
Rubinstein unmittelbare Realität. Ernst Strouhal skizziert die Lebensbedingungen
der Familie Rubinstein. Nach dem frühen Tod ihres Mannes musste Rubinsteins
Mutter ihre zwölf Kinder alleine durchbringen. Zehn Geschwister sterben schon
früh an Tuberkulose.
Rubinstein wird mit 14 Jahren mit dem Schachspiel vertraut, hat Talent und lernt
beim Meister Salwe in Lodz. Seine Schachlaufbahn, von Michael Negele, Toni
Preziuso und Michael Ehn nachgezeichnet, verläuft unstet. Vor allem wird
Rubinstein durch seine ungeheure Nervosität, aber zunehmend auch von mentalen
Problemen behindert.
Nach einigen Erfolgen, bei denen er unter anderem gegen Weltmeister Lasker
gewinnt, verschwindet er 1912 aus der Turnierarena und taucht erst 1914 nach
einer anderthalbjährigen Pause wieder auf. In der Zwischenzeit hielt er sich
zwecks medizinischer Behandlung in verschiedenen Kurorten auf. Ein für Herbst
1914 geplanter WM-Kampf mit Lasker kam wegen Ausbruch des Krieges nicht
zustande. Nach dem Gewinn des Titels durch Capablanca bemüht sich Rubinstein um
einen Wettkampf mit dem Kubaner, befindet sich aber bald in Konkurrenz mit
Aljechin, der ebenfalls um den Titel spielen will. Capablancas finanzielle
Forderungen und die europäische Finanzkrise beenden Rubinsteins Bemühungen. 1932
zieht er sich vom Turnierschach zurück.
In einem weiteren Beitrag bewertet Mihail Marin Rubinsteins beachtlichen Beitrag
zur Eröffnungstheorie. Neben dem Schwerpunktthema bietet das neue Karl-Heft eine
Reihe von weiteren lesenswerten Beiträgen.
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Inhaltsübersicht und Leseprobe...