Das 8. Dubai Open

von ChessBase
24.04.2006 – Das Dubai Open (22.April bis 2.Mai) leidet in diesem Jahr etwas unter dem dicht gedrängten Terminplan des internationalen Schachzirkus. Kurz nach den Europaeinzelmeisterschaften und kurz vor der Schacholympiade in Turin im Kalender platziert, konkurriert das Turnier auch noch mit den in Sochi parallel stattfindenden Russischen Klubmeisterschaften. Dennoch haben 80 Titelträger, darunter 21 Großmeister und insgesamt 140 Teilnehmer die Reise an den Golf angetreten, um den Kampf an einem Anteil des 40.000 Dollar umfassenden Preisfonds aufzunehmen oder um wie Andres Albers und seine Freunde einfach die arabische Gastfreundschaft und das gediegene Ambiente des Dubai Chess&Culture Clubs zu genießen. Turnierseite...Bericht und Fotos...

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Das 8. Dubai Open
Von Andeas Albers

 

Es ist 1.00Uhr in der Samstagnacht und eine Gruppe junger Hamburger steht gerade im Dubaier Airport an der Passkontrolle. Eine indische Großfamilie vor uns lässt uns ahnen, dass es noch ein wenig dauern wird. Plötzlich ein Ruf von hinten: „Andreas?“ Ich dreh mich um und sehe Mohamed grinsen: „Please come!“ Wir drängeln uns wieder zurück und ich begrüße meinen Freund und Turnierorganisator: „Was hast Du mit deinen Haaren gemacht? Ich habe nach langen Haaren gesucht.“ beschwert Mohamed sich, tja wie die Zeiten sich ändern. Dann verschwindet die gute Fee mit unseren Pässen in einem Büro. Nach 5 Minuten ist alles geregelt, wir gehen ohne weitere Kontrollen durch und selbst unser Gepäck wird nicht mehr durchleuchtet: „You know, everything is special for you!“

Vor 6Stunden waren wir (Robin Stellwagen, Stefan Schnock, Björn Bente und Andreas Albers) noch in Hamburg-Fuhlsbüttel und mussten unsere Jacken vom typischen „Hamburger Wedder“ trocknen. So fällt es noch leichter sich zu verabschieden, die Jacken werden bis zur Rückkehr in Hamburg in der hintersten Ecke der Reisekoffer verschwinden. Seit einem halben Jahr fliegt die renommierteste Fluglinie der Welt, „Emirates“ direkt von Hamburg nach Dubai. Als zukünftiger Hauptsponsor des HSV und wichtiger Partner für die Stadt werden sämtliche Beziehungen vertieft und so ist man mit 420€ Hin- und Rückflug schon dabei.


Emirates im Regen

 In dem Moment wo wir das Flughafengebäude verlassen spürt man sofort den klimatischen Wechsel. Es ist mittlerweile 1.30Uhr, aber immer noch schwüle 30°C. Draußen treffen wir bekannte Gesichter, die georgische Nationalmannschaft um GM Zurab Sturua, GM Giorgi Kacheishvili, GM Tamaz Gelashvili und GM Zviad Iziora ist auch gerade angekommen. Tamaz bemerkt: „Okay wir sind 4 ihr seid 4, wir machen ein Match.“ Als ich vorschlage, dieses Match vielleicht nicht im Schach auszutragen ist er einverstanden, wir könnten die Waffen wählen sagt er grinsend. Aber nun kommt auch schon unser Bus und nach 10 Minuten durch den rauschenden Nachtverkehr sind wir auch schon in unserem Hotel.

Der Hunger und die Neugier treibt uns dann doch noch einmal auf die Strasse. „Eti-salat“ ist allerdings nichts zum Essen, sondern die örtliche Telefongesellschaft, die uns eine SMS nach der anderen schreibt, nach einem kleinen Spaziergang geben wir uns doch mit amerikanischem Fastfood zufrieden, heute Abend noch keine Experimente.


Gang durch die Stadt


Telefonkarte in Dubai

Am nächsten Morgen und nach einem ausgiebigen Frühstück geht es per Busshuttle zum Dubai Chess & Culture Club.


Der Busshuttle

Auch für mich, der jetzt schon das dritte Jahr hier ist, ist dieses Gebäude immer wieder beeindruckend und man erkennt die „Neulinge“ immer an den großen Augen die sie machen. Majestätisch trohnt ein strahlend weißer Turm über dem Gebäude.


Der Dubai Chess and Culture Club


Das Wahrzeichen als Metallskulptur


Der Turniersaal

Die Turnierleitung weißt noch einmal auf die Zeitkontrolle und die Regeln hin, auch, dass jede Runde von einer zehnminütigen Gebetspause unterbrochen wird. Alle Spieler müssen den Turniersaal verlassen, die Uhren werden angehalten und die arabischen Spieler bekommen Zeit zum Beten.


Die Turnierleitung

Für die Auslosung fungieren die beiden jüngsten Teilnehmer als Glücksfeen. Der 10Jährige Koshla Niven aus Indien und Lara Stock (13) machen ihre Aufgabe perfekt.


Die Auslosung

Lara ist mit ihrem Vater angereist und nutzt das Turnier als Olympiavorbereitung. Das in Freiburg wohnende Supertalent (Elo 2200) hat nach einigen Unstimmigkeiten mit dem Deutschen Schachbund die Förderation gewechselt und spielt nun schon seit einigen Jahren unter der Flagge Kroatiens.

Zurück in der Stadt suchen wir Hamburger als erstes ein Internetcafe auf und natürlich treibt es mich wieder in mein geliebtes „Cafe Grano“. Man bekommt den Laptop draußen an den Tisch gebracht und dazu noch sehr guten Eiskaffee, was will man mehr

 


Bjoern Bente und Andreas Albers bei der Arbeit

Auf dem Weg zum Mittagessen stellen wir wieder einmal fest, dass manchmal auch das Essen zu einem kommen kann, Servicedienste bietet beinahe jede Gastronomie an:


Burgerking-Mofa und –Auto

Gegen 18Uhr ist im Klub die Eröffnungszeremonie angesetzt. Es ist ein wenig hektisch, die Prominenz aus der Scheichfamilie hat anscheinend noch andere Termine und so werden die zwei obligatorischen Reden gehalten, alle freundlich begrüßt und dann auf der Bühne an Tisch 1 der erste Zug ausgeführt. Der junge Georgier Zviad Iziora ist mit Elo 2647 an 1 gesetzt und entscheidet sich für 1. Sf3.


Stadtprominenz


Iziora – Sadatnajafi

In diesem Jahr leidet das Teilnehmerfeld ein wenig unter der gerade abgelaufenen Europameisterschaft, der aktuell laufenden russischen Mannschaftsmeisterschaft und der bevorstehenden Olympiade in Turin. So stellt Russland diesmal lediglich zwei Spieler aus dem Mittelfeld, die im letzten Jahr dominierenden Spieler aus China (um Titelverteidiger Wang Hao) fehlen ganz und auch die Spitzenspieler aus Aserbaidschan sind nicht am Start. Dafür wieder die kompletten Nationalmannschaften Irans, Georgiens und auch das Damenteam aus Bangladesh.

Mit 21 GMs und insgesamt über 80 Titelträgern bei 140 Teilnehmern ist das Feld aber immer noch sehr erlesen und es wird sicher einen im wahrsten Sinne des Wortes heißen Fight um den bei 40000$ dotierten Preisfond geben.

Das örtliche Fernsehen wird täglich in den Nachrichten vom Turnier berichten, vor allem auch über die einheimischen Spieler. (Bilder Presse, Fernsehen)


Presseauflauf


Das örtliche Fernsehen ist auch da

Nach dem Anpfiff verteilen kleine, traditionell gekleidete Kinder Geschenke an die Spieler, eine kunstvolle Schatulle und praktischem Inhalt.


Kinder bringen Geschenke


Für jeden Spieler ein Präsent

Es sind diese kleinen Überraschung, die dafür Sorgen, dass man sich einfach willkommen fühlt und immer wieder gerne kommt.

Die erste Runde brachte bereits kleine Sensationen, die GMs Ashot Anastasian und Valerie Neverov mussten überraschende Punkteteilungen hinnehmen. Lara Stock wehrte sich lange Zeit erfolgreich gegen Supergroßmeister Giorgie Kacheishvili, zog am Ende aber doch den Kürzeren.


Lara Stock gegen GM Kaseichvili

Völlig überraschend hingegen die Niederlage des neuen indischen Wunderjungen Parimarjan Negi, der mit 13 Jahren bereits über zwei GM Normen und eine Elo von 2445 verfügt. Und auch GM Faruk Bistric (Elo 2430) aus Bosnien und Herzegowina musste eine Niederlage einstecken, aber die wirklichen Favoriten gaben sich noch keine Blöße.

Als gegen 22.Uhr die Runde beendet ist, bietet sich den Teilnehmern immer noch ein traumhafter Anblick. Der ganze Schachklub in farbig beleuchtet und ein Springbrunnen bringt ein wenig Frische und die immer noch 30°C warme Luft. (Bilder Schachklub in der Nacht)

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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