Das 8. Dubai Open
Von Andeas Albers

Es ist 1.00Uhr in der Samstagnacht und eine
Gruppe junger Hamburger steht gerade im Dubaier Airport an der Passkontrolle.
Eine indische Großfamilie vor uns lässt uns ahnen, dass es noch ein wenig dauern
wird. Plötzlich ein Ruf von hinten: „Andreas?“ Ich dreh mich um und sehe Mohamed
grinsen: „Please come!“ Wir drängeln uns wieder zurück und ich begrüße meinen
Freund und Turnierorganisator: „Was hast Du mit deinen Haaren gemacht? Ich habe
nach langen Haaren gesucht.“ beschwert Mohamed sich, tja wie die Zeiten sich
ändern. Dann verschwindet die gute Fee mit unseren Pässen in einem Büro. Nach 5
Minuten ist alles geregelt, wir gehen ohne weitere Kontrollen durch und selbst
unser Gepäck wird nicht mehr durchleuchtet: „You know, everything is special for
you!“
Vor 6Stunden waren wir (Robin Stellwagen,
Stefan Schnock, Björn Bente und Andreas Albers) noch in Hamburg-Fuhlsbüttel und
mussten unsere Jacken vom typischen „Hamburger Wedder“ trocknen. So fällt es
noch leichter sich zu verabschieden, die Jacken werden bis zur Rückkehr in
Hamburg in der hintersten Ecke der Reisekoffer verschwinden. Seit einem halben
Jahr fliegt die renommierteste Fluglinie der Welt, „Emirates“ direkt von Hamburg
nach Dubai. Als zukünftiger Hauptsponsor des HSV und wichtiger Partner für die
Stadt werden sämtliche Beziehungen vertieft und so ist man mit 420€ Hin- und
Rückflug schon dabei.

Emirates im Regen
In dem Moment wo wir das Flughafengebäude
verlassen spürt man sofort den klimatischen Wechsel. Es ist mittlerweile
1.30Uhr, aber immer noch schwüle 30°C. Draußen treffen wir bekannte Gesichter,
die georgische Nationalmannschaft um GM Zurab Sturua, GM Giorgi Kacheishvili, GM
Tamaz Gelashvili und GM Zviad Iziora ist auch gerade angekommen. Tamaz bemerkt:
„Okay wir sind 4 ihr seid 4, wir machen ein Match.“ Als ich vorschlage, dieses
Match vielleicht nicht im Schach auszutragen ist er einverstanden, wir könnten
die Waffen wählen sagt er grinsend. Aber nun kommt auch schon unser Bus und nach
10 Minuten durch den rauschenden Nachtverkehr sind wir auch schon in unserem
Hotel.
Der Hunger und die Neugier treibt uns dann
doch noch einmal auf die Strasse. „Eti-salat“ ist allerdings nichts zum Essen,
sondern die örtliche Telefongesellschaft, die uns eine SMS nach der anderen
schreibt, nach einem kleinen Spaziergang geben wir uns doch mit amerikanischem
Fastfood zufrieden, heute Abend noch keine Experimente.

Gang durch die Stadt

Telefonkarte in Dubai
Am nächsten Morgen und nach einem
ausgiebigen Frühstück geht es per Busshuttle zum Dubai Chess & Culture Club.

Der Busshuttle
Auch für mich, der jetzt schon das dritte
Jahr hier ist, ist dieses Gebäude immer wieder beeindruckend und man erkennt die
„Neulinge“ immer an den großen Augen die sie machen. Majestätisch trohnt ein
strahlend weißer Turm über dem Gebäude.


Der Dubai Chess and Culture Club

Das Wahrzeichen als Metallskulptur

Der Turniersaal
Die Turnierleitung weißt noch einmal auf die
Zeitkontrolle und die Regeln hin, auch, dass jede Runde von einer zehnminütigen
Gebetspause unterbrochen wird. Alle Spieler müssen den Turniersaal verlassen,
die Uhren werden angehalten und die arabischen Spieler bekommen Zeit zum Beten.

Die Turnierleitung
Für die Auslosung fungieren die beiden
jüngsten Teilnehmer als Glücksfeen. Der 10Jährige Koshla Niven aus Indien und
Lara Stock (13) machen ihre Aufgabe perfekt.

Die Auslosung
Lara ist mit ihrem Vater angereist und nutzt
das Turnier als Olympiavorbereitung. Das in Freiburg wohnende Supertalent (Elo
2200) hat nach einigen Unstimmigkeiten mit dem Deutschen Schachbund die
Förderation gewechselt und spielt nun schon seit einigen Jahren unter der Flagge
Kroatiens.
Zurück in der Stadt suchen wir Hamburger als
erstes ein Internetcafe auf und natürlich treibt es mich wieder in mein
geliebtes „Cafe Grano“. Man bekommt den Laptop draußen an den Tisch gebracht und
dazu noch sehr guten Eiskaffee, was will man mehr

Bjoern Bente und Andreas Albers bei der Arbeit
Auf dem Weg zum Mittagessen stellen wir
wieder einmal fest, dass manchmal auch das Essen zu einem kommen kann,
Servicedienste bietet beinahe jede Gastronomie an:


Burgerking-Mofa und –Auto
Gegen 18Uhr ist im Klub die
Eröffnungszeremonie angesetzt. Es ist ein wenig hektisch, die Prominenz aus der
Scheichfamilie hat anscheinend noch andere Termine und so werden die zwei
obligatorischen Reden gehalten, alle freundlich begrüßt und dann auf der Bühne
an Tisch 1 der erste Zug ausgeführt. Der junge Georgier Zviad Iziora ist mit Elo
2647 an 1 gesetzt und entscheidet sich für 1. Sf3.

Stadtprominenz

Iziora – Sadatnajafi
In diesem Jahr leidet das Teilnehmerfeld ein
wenig unter der gerade abgelaufenen Europameisterschaft, der aktuell laufenden
russischen Mannschaftsmeisterschaft und der bevorstehenden Olympiade in Turin.
So stellt Russland diesmal lediglich zwei Spieler aus dem Mittelfeld, die im
letzten Jahr dominierenden Spieler aus China (um Titelverteidiger Wang Hao)
fehlen ganz und auch die Spitzenspieler aus Aserbaidschan sind nicht am Start.
Dafür wieder die kompletten Nationalmannschaften Irans, Georgiens und auch das
Damenteam aus Bangladesh.
Mit 21 GMs und insgesamt über 80
Titelträgern bei 140 Teilnehmern ist das Feld aber immer noch sehr erlesen und
es wird sicher einen im wahrsten Sinne des Wortes heißen Fight um den bei 40000$
dotierten Preisfond geben.
Das örtliche Fernsehen wird täglich in den
Nachrichten vom Turnier berichten, vor allem auch über die einheimischen
Spieler. (Bilder Presse, Fernsehen)

Presseauflauf


Das örtliche Fernsehen ist auch da
Nach dem Anpfiff verteilen kleine,
traditionell gekleidete Kinder Geschenke an die Spieler, eine kunstvolle
Schatulle und praktischem Inhalt.

Kinder bringen Geschenke

Für jeden Spieler ein Präsent
Es sind diese kleinen Überraschung, die
dafür Sorgen, dass man sich einfach willkommen fühlt und immer wieder gerne
kommt.
Die erste Runde brachte bereits kleine
Sensationen, die GMs Ashot Anastasian und Valerie Neverov mussten überraschende
Punkteteilungen hinnehmen. Lara Stock wehrte sich lange Zeit erfolgreich gegen
Supergroßmeister Giorgie Kacheishvili, zog am Ende aber doch den Kürzeren.

Lara Stock gegen GM Kaseichvili
Völlig überraschend hingegen die Niederlage
des neuen indischen Wunderjungen Parimarjan Negi, der mit 13 Jahren bereits über
zwei GM Normen und eine Elo von 2445 verfügt. Und auch GM Faruk Bistric (Elo
2430) aus Bosnien und Herzegowina musste eine Niederlage einstecken, aber die
wirklichen Favoriten gaben sich noch keine Blöße.
Als gegen 22.Uhr die Runde beendet ist,
bietet sich den Teilnehmern immer noch ein traumhafter Anblick. Der ganze
Schachklub in farbig beleuchtet und ein Springbrunnen bringt ein wenig Frische
und die immer noch 30°C warme Luft. (Bilder Schachklub in der Nacht)

