Das ChessBase Magazin, Nr. 194 - eine Rezension

von ChessBase
06.05.2020 – Jede Ausgabe des ChessBase Magazin deckt Gebiete des Schachs ab: Eröffnung, Fallen, Mittelspiel, Endspiel, Strategie, Taktik, aktuelle Turnier und Klassiker. Angeboten werden die Themen in Textform, als Datenbankenmit Trainingsfunktionen oder im Video. Lukas Köpl hat sich die Ausgabe 194 angesehen.

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Das ChessBase Magazin, Nr. 194

eine Rezension von Lukas Köpl

Allgemeines

In einer Zeit, in der der Vereinsbetrieb aufgrund des Corona-Virus und der andauernden Ausgangsbeschränkungen sowie sozialen Einschränkungen ruhen muss, weichen viele Schachspieler auf die zahlreichen, im Internet verfügbaren Bücher und DVDs aus, um sich neben den Blitzpartien im Internet auch auf theoretischem Level fit zu halten. Eine solche Trainingsmöglichkeit bietet das aktuell bei Chessbase erschienene ChessBase Magazin 194 (CBM 194).

Das ChessBase Magazin 194 gliedert sich wie üblich in die Themenbereiche Turnier, besondere Partien, Taktik, Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel. Damit deckt es alle relevanten Kategorien ab und bietet jedem Spieler eine Fülle an Inhalten und Übungsmöglichkeiten, um auch ohne Schachklub jeden einzelnen Bereich ausreichend trainieren zu können.  Hierzu stehen verschiedene Beiträge bekannter Top-Autoren wie GM Mikhail Marin, GM Simon Williams und GM Karsten Müller bereit sowie diverse Partien aus jüngsten Turnieren, die von aktiven Top-Spielern wie GM Anish Giri, GM Wesley So und dem aktuellen Ausnahmetalent GM Alireza Firouzja kommentiert wurden. 

ChessBase Magazin 194

Tata Steel 2020 mit Analysen von Giri, Firouzja, So, Duda, Navara, Van Foreest u.v.a. Videos von Daniel King, Mihail Marin und Simon Williams. Dazu 11 Eröffnungsbeiträge mit neuen Repertoireideen und Trainingseinheiten für Taktik, Strategie und Endspiel!

Mehr...

Top-Turniere

Zu den in der aktuellen Ausgabe behandelten Top-Turnieren zählen das alljährliche Tata Steel Chess Tournament, welches in beeindruckender Weise durch eine Siegesserie von GM Fabiano Caruana gewonnen wurde. Mit seiner herausstechenden Leistung von 10/13 hat Caruana erneut bewiesen, wieso er legitim die Nummer zwei der Weltrangliste ist. Obwohl die Welt meist die Augen auf das Meisterturnier gerichtet hat, dürfen das B-Turnier und das C-Turnier nicht vergessen werden, da hier die Spieler um einen eventuellen Einzug in das Meisterturnier spielen. Auch dort tummeln sich zahlreiche gute Spieler, von denen sich viele kommentierte Partien im CBM 194 finden lassen.

Neben dem Tata Steel Chess Tournament kann man auch die Partien des vierten und letzten Teils der FIDE Grand Prix-Serie genießen, welches im Dezember in Jerusalem stattfand. Wer das Turnier live verfolgt hat, durfte Zeuge eines wahren Krimis werden, da es bis zum Schluss um einige wichtige Tabellenplätze an der Spitze der Gesamtwertung des FIDE Grand-Prix ging. Unter den zahlreichen kommentierten Partien finden sich von taktischen Feuerwerken bis hin zu filigranen Endspielen alles, was ein Schachspieler sich nur wünschen kann. Mein persönlicher Favorit ist die Partie David Navara – Dmitrij Jakovenko, welche ich dem Leser empfehlen kann.

Das letzte Turnier, welches auf dem CBM betrachtet wird, ist das Finale der Grand Chess Tour, welche erneut mit dem mittlerweile zu den Traditionsturnieren zählenden London Chess Classic ihren Abschluss fand. Die Partien und Höhepunkte wurden vom französischen Großmeister Romain Edouard kommentiert. 

Partien

Neben den Partiesammlungen einzelner Turniere, gibt es zudem auch einzelne Partien, die genauer unter die Lupe genommen wurden. So findet sich unter jenen Partien im Move-By-Move-Format eine Partie zwischen dem Weltmeister Magnus Carlsen und dem ehemaligen Weltmeister und sich mittlerweile von klassischen Turnieren zurückgezogenen Vladimir Kramnik, welche im Rahmen der letzten Weltmeisterschaft im Blitzen ausgetragen wurde. Hier spielen Sie mit IM Martin Breutigam die einzelnen Züge dieser Begegnung zweier Weltmeister durch und dürften dabei stets selbst den tatsächlich ausgeführten Zug spielen.

Parallel dazu hat der englische Großmeister Simon Williams ebenfalls eine Partie im Move-By-Move bzw. Zug-für-Zug-Format beigesteuert. So analysiert er seine Lieblingspartie des Jahres 2019 und lässt den Leser die Züge aus der Partie Dubov – Svane aus dem Europäischen Vereinspokal nachspielen.

GM Dorian Rogozeco ergänzt diese Sektion noch mit einem Klassiker. Er analysiert die Partie Rubinstein – Burn aus dem Jahre 1906. Diese Partie dürften nicht nur Freunde des Damengambits mit Sbd7 interessant finden, sondern auch jene, die eine weitere Partie für das Studium von Isolanistellungen suchen.

Eröffnungen

Wenn es um Eröffnungen geht, teilt man traditionell die Spieler in zwei Kategorien ein. Jene, die ein enges Repertoire pflegen und solche, die eher breit aufgestellt sein wollen. Ich persönlich zähle mich zur letzteren Kategorie Spieler, weshalb es immer wieder spannend wird, wenn es um die Eröffnungsrubrik geht. Im CBM 194 finden sich zahlreiche interessante Ideen für das eigene Repertoire.

Freunde der Englischen Eröffnung, besonders jene, die mit GM Marins Serie zur Englischen Eröffnung studiert haben, werden das Dilemma kennen, sein eigenes Repertoire intakt zu halten und zugleich einige unangenehme Abspiele zu vermeiden. im CBM 194 findet sich hierzu ein Beitrag zur Zugfolge mit 1.c4 e5 2.d3!?, welche selbstverständlich kein forcierter Weg zum Vorteil ist, aber Möglichkeiten bietet, das eigene Repertoire flexibler aufzustellen und Schwarz aus gewohnten Varianten zu locken.

Caro-Kann-Anhänger werden das aus der Praxis bekannte Problem der Abtauschvariante mit c2-c3 kennen, in denen Weiß versucht in einer Karlsbader Struktur mit vertauschten Farben problematische Fragen bzgl. der Läufer zu stellen. Hierzu steht ein Beitrag bereit, welcher die Antwort mit einem Fianchetto des schwarzfeldrigen Läufers diskutiert.

Weißspieler, die ein Konzept gegen Najdorf suchen, dürften sich hier an interessanten Ideen mit 6.Ld3 und 6.a3 erfreuen. In letzter Zeit sind Ideen für Anti-Najdorf-Varianten immer populärer geworden. GM Tiviakov hat hierzu eine ganze DVD produziert, die ebenfalls bei Chessbase erschienen ist.

GM Viktor Moskalenko präsentiert ein klassisches Motiv, welches u.a. aus der Vorstossvariante der Französischen Verteidigung bekannt ist. Die Schließung des Zentrums mit …c4, nur dieses Mal gegen die Tarraschvariante.

Neben der Rubrik der Eröffnungsfallen und dem zweiten Teil der Serie im Zweispringerspiel 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 finden sich noch Beiträge für Schwarz im Anti-Marshall mit 8.a4 und der Arkhangelsk-Variante mit 7…La7. Hierzu fand ich besonders den Beitrag zum Anti-Marshall interessant, da Schwarz trotz der Bemühungen von Weiß, das Marshall Gambit zu vermeiden, versucht es zu forcieren und einen ähnlichen Stellungstyp zu erzeugen. GM Dubov ist hierbei einer der führenden Großmeister, die diese Variante auf Toplevel erfolgreich nutzen. 

GM Mikhail Marin, GM Simon Williams und GM Daniel King präsentieren zudem noch Videobeiträge zum Abgelehnten Damengambit mit Lf4, einer Waffe gegen Reti mit Sc6 und Lg4 sowie einem Repertoirevorschlag für Weiß mit der Wiener Eröffnung.

Im Damengambit wird die Repertoireserie für Schwarz in Form des Angenommenen Damengambits fortgesetzt. Dieses Mal geht es um eine Repertoireempfehlung gegen das klassische 3.e3, welches unter anderem in der ersten Ausgabe des Repertoires von GM Boris Avrukh mit 1.d4 Thema war. Daher besitzt diese Variante besonders für Klubspieler eine hohe Relevanz.

Ein weiterer Beitrag im Damengambit diskutiert ein Abspiel der Ragozin-Variante. Nach den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Lb4 5.Lg5 h6 6.Lxf6 Dxf6 7.Da4+ Sc6 8.e3 0-0 spielte GM Ding Liren hier 9.Tc1 anstelle des klassischen 9.Le2. Diese Variante ist aktuell sehr beliebt und auch mit relativer Leichtigkeit aufs Brett zu bekommen. Deshalb rentiert sich hier der Artikel von GM Lars Schandorff.

Zu guter Letzt gibt es auch noch erfreuliche Neuigkeiten für jene, die die Fianchettovarianten gegen Grünfeldindisch nutzen. Diese Variante erlangte viel Popularität, nachdem GM Boris Avrukh sie in seiner Serie zu einer gefährlichen und für Schwarz durchaus frustrierenden Waffe schmiedete. Hierzu gibt es einen guten Beitrag, der das Repertoire um eine interessante Idee ergänzt.

Mittelspiel

GM Mikhail Marin legt zudem einen Beitrag für eine besondere Phase des Spiels vor, welches sich nur schwierig eindeutig in Mittelspiel bzw. Endspiel kategorisieren lässt. Hierbei diskutiert er Stellungen mit Turm + Dame in (relativ) simplen und komplexen Strukturen. Die theoretischen Ideen werden mit Partien von Spitzenspielern wie GM Shirov und GM Karpov untermauert.

Endspiel

Der Großmeister und für seine Endspielserie bekannte Karsten Müller führt in der aktuellen Ausgabe des ChessBase Magazins 194 selbstverständlich auch wieder einige ausgewählte Themen aus dem Endspiel vor. Das Hauptthema stellen hierbei gleichfarbige Läuferendspiele dar. Hier ist die Regel von Centurini eine, die Spieler auf jedem Level kennen sollten. Karsten Müller präsentiert das Thema anhand von theoretischen Studien sowie praktischen Beispielen, die die Relevanz dieses Themas zeigen. Zudem präsentiert GM Müller einige Endspielvideos, die das Wissen des Lesers testen sollen.

Taktik

Die Taktik-Rubrik konzentriert steht dieses Mal im Zeichen der Dame. Sie besitzt aufgrund ihrer hohen Mobilität eine enorme Schlagkraft, was nicht selten zu taktischen Feuerwerken führt.

Daneben finden sich noch weitere 52 Trainingseinheiten aus allen Partiephasen, die daheim zu Trainingszwecken genutzt werden können.

Fazit

Das ChessBase Magazin bietet genügend Inhalt, um Schachspieler jeden Levels und jeden Interessenbereichs durch die aktuelle Corona-Krise zu führen und Langeweile keine Chance zu geben. Die zahlreichen Beiträge erlauben es nicht nur Ideen für das eigene Repertoire zu implementieren, sondern auch abseits des Trainings zum puren Schachgenuss am Brett bzw. Computer beizutragen.

ChessBase Magazin 194

Tata Steel 2020 mit Analysen von Giri, Firouzja, So, Duda, Navara, Van Foreest u.v.a. Videos von Daniel King, Mihail Marin und Simon Williams. Dazu 11 Eröffnungsbeiträge mit neuen Repertoireideen und Trainingseinheiten für Taktik, Strategie und Endspiel!

Mehr...

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren