ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Bilder und Geschichten aus Dortmund
Von Anna Dergachova
Endlich neue Gesichter in Dortmund! Die Dortmunder Schachtage erlebe ich schon seit 1992. Damals spielte der noch junge Kramnik im stark besetzten Openturnier mit! Doch schon im nächsten Jahr war er auf der Bühne und spielte dann fast jedes Jahr dieses Eliteturnier mit. Eliteturnier nenne ich es, weil hier in Dortmund fast ausschließlich Supergroßmeister mit Elo über 2700 teilgenommen haben.
Anand (li.) mit Sekundant Dautov
Dieses Jahr müssen die Nummern 2, 3 und 4 der Weltrangliste, also Vladimir Kramnik, Vischi Anand und Peter Leko gegen die Nr. 42. Viorel Bologan, Nr. 45 Teimur Radjabov...
Radjabov schlug Anand mit den schwarzen Steinen im ersten Umgang
... und Nr. 7 der deutschen Rangliste, eine der größten deutschen Hoffnungen Arkadij Naiditsch in einem doppelrundigem Turnier antreten.
Erst Gepflügt, nun bei der Ernte: Viktor Bologan
Nachdem Arkadij im letzten Jahr gegen den holländischen GM Jan Timman in einem
Match erfolgreich war und er aus nächster Nähe, der Kampf wurde auf der selben
Bühne ausgetragen wie das Kandidatenturnier, die stärksten Spieler betrachten
konnte, fühlt er sich heute ziemlich wohl in solch einem renommiertem Turnier.
Trotz seiner relativ bescheidenen Zahl 2574 (z.B. genau 200 Punkten schlechter,
als die von Anand), und wenig hoffnungsvollen Prognosen und Statistiken
(ChessBase English Page) hat er stolze 2 Punkte aus 5 Partien erreicht.
Naiditsch gege Leko
Ein Sieg über den fast genau so jungen GM aus
Azerbajdzan Radjabov und die zwei Remisen gegen GM Kramnik und GM Leko – das ist
doch richtig toll! Während der Partie wirkt er sehr konzentriert und sicher,
überhaupt keine Furcht vor den großen Schachidolen. Nur einmal habe ich ein Spur
von Unsicherheit entdeckt, als ich wie immer meine Fotos in den ersten 5 bis 10
Minuten machte. Da versammelten sich um Najditsch einige Schachjournalisten und
Reporter der Dortmunder Lokalpresse um ihre Fotos zu machen.
Auf dem Vormarsch: Arkadij Naiditsch
Arkadij sah etwas verzweifelt und unglücklich aus. Sein Gegner in dieser Runde –
Peter Leko war noch nicht am Brett. „Was ist los?“ – fragte ich Arkadij, „magst
Du keine Fotos?“ „Nein“, antwortete er – „normalerweise habe ich nichts dagegen,
doch ein der Reporter will, dass ich eine Figur in die Hand nehme und einen Zug
ausführe, oder ein wenig mit der Figur posiere, und das möchte ich nicht“. Ich
habe ihm gesagt, dass dies absoluter Unfug des Reporters ist, und er soll
überhaupt keine Figur in die Hand nehmen, schon gar nicht, wenn die Runde
bereits begonnen hat und die Uhr läuft. Man könnte es schließlich falsch
verstehen, denn die Regel „berührt-geführt“ existiert bei manchen Turnieren doch
noch.
Viktor Bologan
Ein anderes neues Gesicht ist GM Viorel Bologan
aus Moldawien. Sein Name ist den Schachliebhabern nicht unbekannt. In den
letzten Jahren gewann er einige Turniere, unter anderem das Aeroflot-Open in
Moskau, welches gleichzeitig die Qualifikation für das Turnier in Dortmund war.
Die Idee kam von Alexander Bach, der hier seit Jahren Schiedsrichter ist. Etwas
frische Blut in die Dortmunder Schachtage zu bringen, fand Anklang. Bis jetzt
hat Viorel seine Fans nicht enttäuscht. Nach 6 Runden führt er mit 5 Punkten! Da
er seit einigen Jahren wie so viele Schachspieler in Moskau lebt, kenne ich ihn
schon etwas länger. Zuerst habe ich seine Frau Margarita in Pressezentrum
begrüßt.
Vor einem Jahr und zwei Monaten sind Margarita und Viorel Eltern geworden. Die
Tochter Katja reist jedoch noch nicht mit. „Was ist los mit deinem Mann? Er
räumt ja hier alles ab! Hat er sich irgendwie besonderes vorbereitet?“
Margarita Bologan
Margarita lachte nur: „Besonderes vorbereitet ist
gut. Weißt du, wir haben auf der Krim eine Datscha gekauft. Und den ganzen
letzten Monat vor Dortmund hat Viorel die Erde gepflügt. Er träumt von einem
schönen großen Garten. Vielleicht war dies die besondere Vorbereitung?“
Dann kam Viorel nach einer relativ kurzen Remispartie gegen Radjabov zurück.
„Hattest du heute keine Lust auf Gewinn zu spielen?“ – fragte ich ihn. „Du bist
vielleicht lustig“ antwortete er. „Du hast ja gesehen, es war so eine Art
Karlsbadersystem, und er machte richtig Druck. Ich musste schon einige genaue
Zuge finden, um Ausgleich zu erreichen“. Ich fragte ihn noch, ob dieses Turnier
der große Durchbruch für seine Schachkarriere sei, doch er war eher etwas
vorsichtig mit seinen Antworten. Es ist noch zu früh um zu sagen, welche
Auswirkungen das Turnier in Dortmund für ihn haben wird. Erstens, muss man noch
weitere fünf Runden spielen. Eine davon hat er schon wieder siegreich
bestritten! Zweitens, gab es hier auch schon manche Spieler, wie z.B. GM Fedorov
aus Weißrussland, die aufgrund einer hohen Zahl oder anderen Erfolgen einmal
gespielt haben und dann nie wieder. Viorel meinte, dass nur eine stabile Zahl
über der magischen 2700 eine Art Garantie ist, dass ein Spieler zu hochkarätigen
Turniere eingeladen wird.
Die Dortmunder machen auch etwas für ihre weiteren Schachtalente. Auch in diesem
Jahr darf David Baramidze auf der Bühne sein Können zeigen.
Wettkampf Baramidze gegen Belikov
Diesmal spielt er ein Match gegen GM Belikov, letztes Jahr war es die WGM Alisa Maric. Wer weiß, vielleicht darf er im kommenden Jahr ja auch im Großmeisterturnier mitmachen?
David Baramidze
Die Partien werden wie jedes Jahr kommentiert. Die Zuschauer haben die
Möglichkeit den Kommentaren des bewährten GM Helmut Pfleger zu lauschen, dem
heute zu seinem 60 Geburtstag gratuliert wurde.
Helmut Pfleger
Ebenfalls Geburttag hatte Sofie Leko, die Ehefrau von Peter Leko. Sie bekam vom Veranstalter einen großen Blumenstrauß geschenkt.
Sofie Leko
Frauenrunde mit Margarita Bologan (2.v.l) und Geburtstagskind
Sofie Leko (re.)
Wie letztes Jahr besuchte Vitali Klitchko auch dieses Mal das große Schachevent.
Dr. Vitali Klitschko, im Hintergrund Margarita Bologan und Sofie
Leko.
Am Rande des Turniers gab es natürlich auch wieder viele bekannte Gesichter zu sehen:
Aruna Anand hat Spaß.
Aruna Anand und Anna Dergachova
Rustem Dautov und Suat Atalik
Dr. Claus Spahn bereitet seine Sendung im WDR vor.
Jeroen van den Belt und Frederic Friedel von ChessBase mit Suat
Atalik (m.)