Das Global Chess Festival (2/2)

von Mihail Marin
31.10.2015 – Das Global Chess Festival in Budapest stand unter dem Motto "Die 1.000 Gesichter des Schachs". Der erste Teil des Berichts über das Festival schilderte, wie die vielen Besucher die 1.000 Gesichter des Schachs gesehen haben. Teil zwei bringt Partien des Highlander Cups und zeigt, wie in Budapest Schachbegeisterung geweckt wurde. Bilder, Partien, Analysen.

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Das Festival fand im Burgpalast, am Ufer der Donau, statt. Ein schöner und prestigeträchtiger Ort, der die Bedeutung unterstrich, die man dem Schach in Ungarn gibt.

Judit Polgar vor dem Eingang zum Festival.

Hochrangige Politiker, wie Minister Miklos Sesztak, ließen es sich nehmen, dem Festival einen Besuch abzustatten.

Gute Stimmung: Judit Polgar, Minister Miklos Sesztak und Sofia Polgar

Für die Kinder war der Besuch des Schachfestivals ein wahres Schachfest.

Der Schachpalast

Auf der Frankfurter Buchmesse 2015 wurde dem Chess Palace Lernprogramm vor kurzem der BELMA (Best European Learning Material Award) verliehen, ein Spezialpreis für Innovation.

Der "Lernteppich" lädt zu ersten Schritten auf dem Schachbrett ein

Sofia Polgar beim Anfängerunterricht

Sofia Polgar auf den Schachstufen

Mutter und Sohn halten Schach für ein wunderbares Spiel... aus 1.000 unterschiedlichen Gründen

Im Schach und im Leben muss man die Balance finden...

...zwischen dem Wunsch nach Wachstum und Ausdehnung...

...und Ruhe und Entspannung.

Daniel Yarur (links) aus Chile erläutert dem Publikum, warum Schach pädagogisch
wertvoll ist. Vertreter aus Ländern wie Chile, Neuseeland oder den USA waren beim
Festival zu Gast.

Zum Abschluss des Festivals lud Judit Polgar die Teilnehmer zu einem Stück Schachkuchen ein.

Der 3D Schachpalast, in dem man Schachgeld in wertvolle Preise umtauschen konnte.
Hinterm Tresen stehen Oliver und Hanna, die beiden Kinder Judit Polgars, die bei der
Durchführung des Festivals geholfen haben.

Den ganzen Tag über gab es auf der Bühne des Schachpalastes...

...Aufführungen zum Thema Schach.

Mehr Wettbewerb bot das Turnier um den Schachpalast-Pokal.

Beim Schach ist es egal, wie alt, klein oder groß man ist.

Gibt es da ein Grundreihenmatt?!

Manchmal ist es gut, wenn man weiß, wie man im Trüben fischt...

Ein bekanntes Gesicht der Schachwelt

Picture 18

Nein, Judit feiert kein Comeback, sondern hat sich für ein Foto noch
einmal ans Brett gesetzt. Ihr "Gegner" ist Vujity Tvrtko,
einer der bekanntesten Moderatoren des ungarischen Fernsehens.

Auch dies ist kein Zeichen für Judits Rückkehr in die Turnierarena. Eine Schach-Marzipantorte ist
zwar eine feine Sache, aber vom ernsthaften Schach doch weit entfernt.

Tatsächlich war Judit Polgar die treibende Kraft bei der Organisation des Festivals und praktisch überall:

...sie kündigte Veranstaltungen an...

...spielte simultan...

...gab Autogramme...

...und Interviews...

...oder schaute einfach nur beim Schachspielen zu!

Als eine Kunst geht Schach Hand in Hand mit:

Tanz...

...Gesang...

... oder Malerei!

Doch für viele der fortgeschrittenen Schachspieler war der Highlander Cup vermutlich der Höhepunkt des Festivals. Vier Spieler traten gegeneinander an, doch wie im ersten Bericht geschildert folgte man dem Motto des "Highlander"-Films mit Christopher Lambert "Es kann nur einen Sieger geben" und so erhielt nur der Sieger Preisgeld - allerdings stattliche 20.000 Euro.

Judit Polgar, die Seele des Festivals, begrüßt Spieler und Zuschauer im Spielsaal.

Für nostalgische Menschen wie Ihren Autor war das aufregendste Match im Halbfinale die Begegnung zwischen Karpov und Gledura, die mit dem überraschenden, aber absolut verdienten Sieg des jungen Ungars endete. Aus Sicht von Karpov-Fans spielte der Ex-Weltmeister in beiden Partien schmerzhaft langsam, doch gelegentlich ließ Karpov seine Klasse aufblitzen.

Auf der Suche nach der früheren Form: Anatoly Karpov

 

In der zweiten Partie kam es in der Englischen Eröffnung zu einer positionellen Variante, aber Karpov gelang es nicht, das typische Karpovsche Druckspiel zu entfalten.

Benjamin Gledura: "Ist das wirklich alles wahr?"

 

Auch das zweite Match des Halbfinales zwischen Rustam Kasimdzhanov und Csaba Balogh begann aus ungarischer Sicht viel versprechend, denn der Ungar konnte mit Schwarz ohne große Probleme remisieren.

Csaba Balogh: "Gilt diese Variante nicht als ausgeglichen?"

Aber in der zweiten Partie landete Balogh aus der Eröffnung heraus in einer leicht passiven Stellung und verlor schnell, als er sich mit einem verfrühten Zentrumsvorstoß befreien wollte.

 

Auch im Finale enttäuschte Gledura das Vertrauen in ihn nicht, das Judit Polgar gezeigt hatte, als sie ihn zum Highlander Cup einlud. Kasimdzhanov räumte später ein, dass er in den ersten beiden Partien (die beide Remis wurden), nicht nur keinen Vorteil hatte, sondern eigentlich immer unter Druck stand. Aber in der ersten Tie-Break-Partie gewann der ehemalige FIDE-Weltmeister praktisch aus der Eröffnung heraus.

Entspannte Stimmung vor der Partie, obwohl 20.000 Euro auf dem Spiel standen.

 

Die zweite Tie-Break-Partie verlief sehr viel weniger einseitig. Lange Zeit spielte Benjamin Gledura positionell und stark, aber dann "stellte er ein Feld ein" und von da an liefen die Dinge zugunsten von Rustam Kasimdzhanov.

Tiefe Konzentration

 

Alle Partien des Highlander Cups

 

Fotos: Judit Polgar Stiftung


GM Mihail Marin wurde 1965 geboren und ist im Laufe seiner Karriere mehrfach rumänischer Meister geworden. Wie nur wenige kann er die Ideen hinter Zügen und Varianten erklären und die Motive einzelner Stellung erläutern. Das macht ihn zu einem der angesehensten und produktivsten Schachautoren unserer Zeit. Marin ist regelmäßiger Mitarbeiter des ChessBase Magazins und hat bereits eine Reihe von ChessBase DVDs vorgelegt.

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