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Offene Griechische Meisterschaften in Kavala
Traditionsgemäß wurde das Turnier Ende Juli/Anfang August gespielt (31.07.
bis01.08.). Um diese Zeit ist es Kavala extrem heiß – wie eigentlich überall
in Griechenland, zumindest meinem Temperaturempfinden nach. Dessen
ungeachtet ist dieses Turnier bei vielen Schachspielern sehr beliebt. Dieses
Jahr war es nicht anders – 160 Spieler gingen allein im A-Turnier an den
Start, darunter 48 GMs und 25 IMs aus 23 Nationen! Rechnet man noch einmal
die ungefähr gleich große Teilnehmerzahl im B-Turnier und etwa 60 Spieler im
Kinderturnier dazu, so stellt man fest, dass Kavala das größte
Schachfestival in Griechenland ist. Es gibt viele Gründe, warum das Turnier
so beliebt ist.
Zunächst einmal genießt dieses Turnier den Status einer offenen griechischen
Meisterschaft. Das bedeutet, dass der bestplatzierte griechische Spieler
sich direkt für die griechische Einzelmeisterschaft qualifiziert – die als
Rundenturnier ausgetragen wird. Letztes Jahr war Panos Dagkakis, der aus dem
örtlichen Klub stammt und eine Elo-Zahl von etwa 2250 aufweisen konnte, der
glückliche Gewinner – Demokratie in Reinform. Und auch die bestplatzierte
griechische Spielerin qualifiziert sich für die griechische
Frauenmeisterschaft.
Zweitens sind da die wundervollen Bedingungen. Abgesehen vom ordentlichen
Preisfonds – zusammen 15.000 Euro für A- und B-Turnier, von denen der Sieger
des A-Turniers 3.000 Euro erhält – gibt es genau festgelegte Konditionen für
die Titelträger. Teil der Turnierausschreibung ist eine Tabelle, mit der
jeder Spieler berechnen kann, welche Konditionen er erhält – Einzel- oder
Doppelzimmer, wie viele Tage Hotel, werden Reisekosten und Spesen erstattet
oder nicht. Ein einfaches und wirksames System. Ist das Budget ausgeschöpft,
endet die Registrierung und so kann kein Spieler behaupten, seine
Erwartungen seien nicht erfüllt worden, und die Organisatoren können die
finanziellen Mittel, über die sie verfügen, gerecht verteilen.
Apropos Organisation: hier müssen vor allem zwei Leute genannt werden.
Vasilis Theodoris und Vasilis Liogkas sind die beiden Personen, die dieses
Turnier auf die Beine gestellt haben, sogar in Zeiten der Finanzkrise.
Vasilis Theodoris ist Vizepräsident des Griechischen Schachverbands,
Präsident des Schachverbands Ost-Mazedonien-Thrakien und
Vereinsvorsitzender. Von Beruf Architekt verbringt dieser Schachliebhaber
seine Abende im Schachklub, um dafür zu sorgen, dass die Dinge problemlos
laufen.
Vasilis Liogkas ist Politiker mit guten Verbindungen, Vorsitzender der
örtlichen kommunistischen Partei und Präsident des Schachklubs Kavala. Die
Anstrengungen und Verbindungen dieser beiden haben die Basis für die
Finanzierung des Turniers gelegt. Doch die Suche nach Geldgebern ist immer
lang und hart und beginnt oft schon direkt nach Ende des Turniers.
Doch auch die Anstrengungen der anderen Helfer im Verein sollten nicht
unterschätzt werden. Der Klub ist eine große Familie, in der jeder gibt, was
er kann – Übersetzungen, Internet Support, Gestaltung der Webseite,
Live-Übertragung der Partien, Fotos, organisatorische Arbeiten – all das
wird von Mitgliedern des Schachklubs Kavala geleistet.
Drittens – die wunderbare Gastfreundschaft der Einheimischen und die
zahlreichen touristischen Sehenswürdigkeiten. Kavala, die viertgrößte Stadt
Griechenlands, ist ein bekannter Touristenort. Idyllisch am Meer gelegen
verfügt die Stadt über einen schönen Hafen und eine lebendige Altstadt mit
Tavernen, Live-Musik, ausgezeichnetem Essen und vielen Sehenswürdigkeiten.
Dazu zählen u.a. die Festungsanlagen, das alte Aquädukt, das Haus von Mehmed
Ali Pascha (einem Ägypter, der später in seinem Heimatland eine Dynastie
gegründet und Kavala in vielerlei Hinsicht unterstützt hat), das
Tabakmuseum, usw.
Auf dem Weg nach Thasos
Die Insel Thasos, die man von den Festungsanlagen sehen kann, ist berühmt
für ihre Weine. Historisch gesichert ist, dass Kavala im 6. Jahrhundert vor
Christus von Thasiten gegründet wurde. Ursprünglich lautete der Name der
Stadt Neapol (Neustadt).
Die Festung von Kavala
Blick auf die Bucht von Kavala
Vierzehn Kilometer von Kavala entfernt liegt Philippi – eine bedeutende
Stadt im Altertum, die von Philipp II von Makedonien, dem Vater Alexander
des Großen, gegründet wurde.
Das alte Amphitheater
Das Amphitheater steht immer noch und auch den Tempel der Heiligen Lydia
kann man besuchen – sie gilt als erste Europäerin, die vom Heiligen Paulus
zum Christentum bekehrt wurde.
Und last but not least gibt es die wunderbaren Strände.
In Kavala gibt es ein paar ausgezeichnete, aber mein Lieblingsstrand liegt
in Nea Peramos – etwa 15 km von der Stadt entfernt. Er ist umgeben von
Weingärten und sauberer Strand und warmes Wasser laden zum Baden ein.
Doch nun zum Schach:
Das A-Turnier verlief spannend, wobei der Luxemburger GM Alberto David in den ersten fünf Runden dominierte.
David Alberto
Später drosselte er das Tempo und so konnten der Inder Sandipan Chanda in Runde sechs und Vlad Nevednichy (ROM) und Abhijeet Gupta (IND) in der vorletzten Runde aufschließen. Einen halben Punkt hinter den Spitzenreitern folgte dann eine große Gruppe von Spielern. Chanda und Nevednichy schlossen in der letzten Runde schnell Frieden, doch Gupta quälte David eine ganze Weile in einem Turmendspiel mit 3 gegen 2 Bauern an einem Flügel.
Doch die Verteidigung hielt und der Luxemburger gewann das Turnier als Wertungsbester. Drei weitere Spieler hievten sich in der Schlussrunde ebenfalls noch auf Platz Eins: Hrant Melkhumian (ARM), Sergey Volkov (RUS) und Nidjat Mamedov (AZE). Eine wirklich internationale Siegergruppe.
Alberto gegen Yakovich
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch eine Partie meines ehemaligen Schülers
George Ketzetzis zeigen, der den an Zwei gesetzten russischen GM Vladimir
Belov völlig überspielen konnte, den verdienten Sieg dann jedoch in Zeitnot
wegwarf.
Bilder vom Turnier:
Ratingfavorit Borki Predojevic
Anna Rudolff
Branko Damljanovic
Vladislav Nevednichy
Yury Yakovich (re.)
Dimitra Vatkali
Harika Dronavalli
Nidjat Mamedov (li.)
Vera Papadopolou
Stelios Halkias (vorne) und Robert Ris
Robert Hess besiegt Koneru Humpy
Sergey Volkov
Svetlana Cherednichenko
Starke Frisur
Unangenehm: Dame auf c4
Vladislav Nevednichy kiebitzt
Nana Dzagnidze
Offizielle Turnierseite mit Partien und Fotos:
http://www.chesskavala.gr/
GM Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com
Endstand A-Gruppe
Rk. | Name | FED | Rtg | Pts. | TB1 | TB2 | TB3 | |
1 | GM | DAVID ALBERTO | LUX | 2565 | 7,0 | 0,0 | 40,0 | 0,0 |
2 | GM | SANDIPAN CHANDA | IND | 2585 | 7,0 | 0,0 | 39,0 | 0,0 |
3 | GM | GUPTA ABHIJEET | IND | 2565 | 7,0 | 0,0 | 37,5 | 0,0 |
4 | GM | MELKUMYAN HRANT | ARM | 2530 | 7,0 | 0,0 | 36,5 | 0,0 |
5 | GM | NEVEDNICHY VLADISLAV | ROU | 2570 | 7,0 | 0,0 | 35,5 | 0,0 |
6 | GM | VOLKOV SERGEY | RUS | 2607 | 7,0 | 0,0 | 34,0 | 0,0 |
7 | GM | MAMEDOV NIDJAT | AZE | 2614 | 7,0 | 0,0 | 33,5 | 0,0 |
8 | GM | MARKUS ROBERT | SRB | 2587 | 6,5 | 0,0 | 34,0 | 0,0 |
9 | GM | PREDOJEVIC BORKI | BIH | 2644 | 6,5 | 0,0 | 33,5 | 0,0 |
10 | GM | GELASHVILI TAMAZ | GEO | 2605 | 6,5 | 0,0 | 32,5 | 0,0 |
11 | GM | DEVIATKIN ANDREI | RUS | 2589 | 6,5 | 0,0 | 31,0 | 0,0 |
12 | IM | ALOMA VIDAL ROBERT | ESP | 2418 | 6,5 | 0,0 | 29,5 | 0,0 |
13 | GM | ANDRIASIAN ZAVEN | ARM | 2585 | 6,0 | 0,0 | 34,5 | 0,0 |
14 | IM | CHADAEV NIKOLAI | RUS | 2549 | 6,0 | 0,0 | 34,0 | 0,0 |
15 | GM | ARUN PRASAD S | IND | 2556 | 6,0 | 0,0 | 33,5 | 0,0 |
16 | GM | BANIKAS HRISTOS | GRE | 2570 | 6,0 | 0,0 | 33,5 | 0,0 |
17 | GM | GAJEWSKI GRZEGORZ | POL | 2572 | 6,0 | 0,0 | 32,5 | 0,0 |
18 | GM | KONERU HUMPY | IND | 2623 | 6,0 | 0,0 | 32,5 | 0,0 |
19 | GM | DAMLJANOVIC BRANKO | SRB | 2551 | 6,0 | 0,0 | 32,5 | 0,0 |
20 | GM | RYCHAGOV ANDREY | RUS | 2534 | 6,0 | 0,0 | 32,0 | 0,0 |
21 | GM | ZUBAREV ALEXANDER | UKR | 2548 | 6,0 | 0,0 | 31,5 | 0,0 |
22 | GM | YAKOVICH YURI | RUS | 2576 | 6,0 | 0,0 | 31,5 | 0,0 |
23 | IM | KHUKHASHVILI SOPIKO | GEO | 2430 | 6,0 | 0,0 | 30,5 | 0,0 |
24 | GM | BARTEL MATEUSZ | POL | 2619 | 6,0 | 0,0 | 30,0 | 0,0 |
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