Tag drei: Beeindruckende Kampfpartien
Die Siegesserie der Spitzenspieler Felix Graf, Martin Krämer und Hagen
Poetsch findet ein Ende. Das Topduel zwischen Graf und Krämer endet
Unentschieden.
Poetsch verliert mit Schwarz gegen GM Rainer Buhmann. Auch Daniel
Fridman, Matthias Blübaum, Klaus Bischoff sowie die Nachwuchsspieler Dennis
Wagner und Alexander Donchenko finden mit Siegen wieder in die Tabellenführung
zurück.
Die 84. Deutsche Meisterschaft
Gut vorbereitet zeigte sich der noch titellose Felix Graf (Bild rechts) in
seiner Partie an Brett 1 gegen den Berliner Großmeister Martin Krämer.
Martin Krämer
Felix Graf
In einem
Abspiel des Petrosjan-Systems mit 4. a3 im Dameninder setzte Krämer recht aktiv
mit 12....c5 fort, was zwar eine der thematischen Fortsetzungen darstellt, doch
im speziellen Fall hatte Graf nach 13.bc5: bc5: die starke Fortsetzung 13.Dh4
und der GM konnte dem Damentausch danach kaum ausweichen, weil Graf in der Folge
mit Ld3 ein weiteres wichtiges Entwicklungstempo hätte gewinnen können. Im
Endspiel neigen hängende Bauern oftmals eher zur Schwäche zu werden. Nach
15...Tc8 16.Sf5 Tc7 sieht die schwarze Stellung nicht mehr allzu
vertrauenserweckend aus. Endgültig in große Schwierigkeiten brachte sich Krämer
dann mit 18...Lc6?! (statt Sd7 oder g6) wonach eine hübsche Abwicklung mit dem
Sprengungszug 20.e4 folgte. Krämer opferte in seiner Not einen Bauern um seinen
Turm zu aktivieren - nicht selten die einzige Chance in schlechteren
Turmendspielen. Nach einigem Lavieren und leichten Stellungsverbesserungen griff
Graf mit 40. h4? fehl (40.Te4+ bot gute Gewinnchancen) und ließ die Abtäusche
der Türme zu. Vermutlich dachte er das endstehende Bauernendspiel sei gewonnen,
aber bald musste er einsehen, dass er einer Fehleinschätzung erlegen war und
hatte das Remis zu akzeptieren.
GM Rainer Buhmann zeigte gegen IM Hagen Pötsch seine Stärke mit Weiß. In
einer Nebenvariante der Damenindischen Verteidigung platzierte der Hockenheimer
Spitzenspieler seine Leichtfiguren so, damit sie maximalen Druck auf den
schwachen schwarzen Zentrumsbauern auf d5 ausüben konnten. Zuvor beraubte sich
Pötsch mit 11...c4?! jeder Dynamik und wird diesen strategischen Fehler später
bereut haben. Buhmann vergrößerte Zug um Zug den Druck auf die schwarze Stellung
und hätte bereits mit dem taktischen Schlag 24.Sd5:! für klare Verhältnisse
sorgen können. Buhmann begnügte sich mit der zweitbesten Fortsetzung Df5, denn
auch danach war die schwarze Verteidigung überlastet und brach bald zusammen.
IM Sebastian Plischki bekam den nächsten Brocken mit den weißen Steinen,
nämlich GM Daniel Fridman. Plischki hatte eine schöne Stellung nach der
Eröffnung und die Überraschung 13.c5 parat, einen Zug den man nicht erwartet,
gibt er doch das wichtige Feld d5 preis. Die Partie entwickelte sich schwierig
für Fridman und mit 21.Sc4 (oder Se4) hätte Plischki positionell hervorragend
gestanden. 21.e4 ermöglichte Sf4 nebst Db5 und danach wurde es richtig
kompliziert, denn Plischki war zu einem interessanten Qualitätsopfer gezwungen.
Die Optionen waren mannigfaltig, doch mit dem schwachen Springerrückzug 31.Se3
verdarb sich der IM alle Chancen und die Initiative ging auf Schwarz über. Nach
dem Damentausch waren die verbundenen schwarzen Freibauern stärker als die des
Weißen.
Ein Drama ereignete sich in der hochspannenden Partie IM Matthias Blübaum
gegen IM Tobias Jugelt.
Matthias Blübaum
Kurz vor der Zeitkontrolle spielte Jugelt in noch
offener Stellung den Zug 39...De2??, der nach 41. Sc4 ein böses Erwachen gab. Zu
den Führenden gesellte sich spät am Abend auch IM Alexander Donchenko, der das
Endspiel Turm und Läufer gegen Turm nach 118 Zügen gegen FM Johannes Carow zum
Siege führte.
Eine interessante Partie lieferten sich Alexander Donchenko und Johannes
Carow. Im Endspiel rettet sich Schwarz nach ungenauem weißen Spiel ins Endspiel
Turm gegen Turm und Läufer, macht erst alles richtig, wirft dann die Partie weg
und gibt schließlich in Remisstellung auf - wenn die überlieferte Notation so stimmt.
Es führen nun folgende 8 Spieler mit 2,5 Punkten: GM Daniel Fridman, GM
Rainer Buhmann, GM Martin Krämer, IM Matthias Blübaum, GM Klaus Bischoff, Felix
Graf, IM Dennis Wagner und IM Alexander Donchenko.
Klaus Bischoff ist einer der Favoriten
Bei der Arbeit
Auch der "Chef" ist am Start: DSB-Präsident Herbert Bastian
Nadia Jussupow vertritt die bayrischen Landesfarben
Zoya Schleining hat zwei Punkte gesammelt. Links: Der Hamburger
Vorjahresmeister Malte Colpe
Stand nach drei Runden
Partien der ersten drei Runden
Von Manfred Menacher
Fotos: Axel Fritz
Turnierseite