Bacchus Cup
7. April 2010, St.Petersburg.
Text: Irina Sudakova, Fotos: Elena Mikheeva
Was kann man tun, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Amateurschach zu
lenken? Irgendetwas Ungewöhnliches, Lebendiges, etwas, das im Gedächtnis bleibt?
Die Idee ist zwar nicht unbedingt neu – ein Alko-Schachturnier, zu dem man
interessante Leute einlädt, aber genau das hat der Schachklub “Nachspielzeit”
aus St. Petersburg, Russland, tatsächlich gemacht.
Die wirkliche Absicht des Turniers hat mit Alkohol jedoch nichts zu tun. Denn
das grundlegende Ziel des Schachklubs "Nachspielzeit" besteht darin, ein
VIP-Schachforum zu etablieren, wo man hinkommen kann, um in netter Gesellschaft
ein bisschen Zeit an einem schönen Ort zu verbringen. Für unseren Sport ist es
sehr wichtig, Geschäftsleute, Politiker, Topmanager, Anwälte und Medienleute,
die gerne Schach spielen, zusammen zu bringen – natürlich braucht das alte Spiel
heutzutage Unterstützung und Förderung.
Ich weiß von mindestens einem erfolgreichen Beispiel eines solchen Turniers –
Mitte der 1990er spielten der Sprecher der russischen Duma, ein weltberühmter
Filmregisseur und zahlreiche andere Prominente in Moskau Alkohol-Schach.
Alko-Schach klingt vielleicht provokant – aber kurzfristig funktioniert dieser
Name sehr gut. Immerhin half er, Sponsoren für das Turnier zu finden – die
Pharmaunternehmen "Merz" und "Valenta" konnten damit werben, dass die Teilnehmer
– den Medikamenten sei Dank – sich am nächsten Morgen bei guter Gesundheit und
in bester Stimmung gegenüber treten konnten. Der dritte Sponsor war "Stelmas"-Mineralwasser,
und Wasser ist ja ein wichtiger Teil des Alltags von uns allen.
Das Turnierplakat, mit freundlicher Genehmigung des "Artstream" Verlags
Alles ist zum Spielen bereit.
Der Turnierdirektor Alexander Sotsky, Internationaler Meister und Geschäftsmann,
begrüßt die Teilnehmer.
Ein paar Worte zu den Regeln. 16 Teilnehmer nahmen an dem Turnier teil, gespielt
wurde nach K.0.-System, Weiß hatte 10 Minuten Bedenkzeit, Schwarz nur 8, aber
bei einem Remis qualifizierte sich Schwarz für die nächste Runde. Die Spieler
konnten entscheiden, ob sie Wodka oder Kognak als Treibstoff tankten, ein
verlorener Bauer entsprach 10 ml, Turm oder Leichtfigur – 25 ml, Dame – 50 ml.
D.h., wenn der eigene Turm geschlagen wurde, dann musste man vor seinem nächsten
Zug aus dem entsprechenden Glas trinken. Diese Regel legte man allerdings
großzügig aus und manche Spieler stießen auch so munter miteinander an und
prosteten sich gegenseitig zu.
Auch ein kleiner Snack am Brett war nicht verboten.
Und unsere Sponsoren sagen Ihnen dann, was Sie machen müssen, um sich während
und nach der Party besser zu fühlen.
Umrahmt wurde der Wettbewerb zur Freude aller durch ein Büffet. Wer früh
ausgeschieden war, setzte sich an den Tisch oder spielte gut gelaunt
Blitzpartien.
Pokerprofi Yulius Sepman
Anwalt Arkady Scherbak
Geschäftsmann Alexander Maltsev
Geschäftsmann Dmitry Simkin
Bauingenieur Igor Marchenko
Turnier-Co-Organisatorin WGM Irina Sudakova, die einzige, die Wein trinken
durfte. Allerdings war sie doch sehr froh, nicht mehr als eine Partie spielen zu
müssen.
Die Halbfinale:
Maxim Novik vs Mikhail Rusanov
Alexander Maltsev vs Andrey Petelin
Und der stolze Gewinner des Bacchus-Cups, Andrey Petelin, Internationaler
Meister und Vizepräsident einer Bank. Am Ende erwies er sich als
alkoholresistenter als sein Gegner GM Maxim Novik – in der Schlussphase eines
solchen Turniers bedeutet das einen großen Vorteil.
Großer Dank gebührt den Gastgebern der Party – dem Personal des georgischen
Restaurants “Kabanchik” (
http://www.allcafe.info/restaurants/to/107179/ ), das im Stadtzentrum liegt.
Sie haben ihr Bestes gegeben, um alle anfallenden organisatorischen Probleme zu
lösen und auch die Kellner erwiesen sich als wahre Profis und füllten die Gläser
sogar in Zeitnot richtig auf.
Der Restaurantbesitzer Koba Gordeladze, der mutig genug war, auch am
Schachturnier teilzunehmen.