Hamburg erster Spitzenreiter
Von André Schulz
Werbung für die Schacholympiade
Die Kommentatorenecke
Zum ersten mal werden in dieser Saison alle
Bundesligavereine geschlossen die Partien der Bundesliga ins Internet
übertragen. Diesen Service hatten eine Reihe von Vereinen auch schon in früheren
Spielzeiten angeboten, für andere Vereine ist es allerdings Neuland. In Hamburg
kennt man Partieübertragungen schon aus der Zeit, als man mit Lübeck als
Reisepartner spielte. Der Lübecker SV, Meister der Jahre 2001, 2002 und 2003,
war mit seinem Sponsor Galaxis schon zu Beginn des Jahrhunderts an
Partieübertragungen ins Internet interessiert, um Galaxis eine kleine werbliche
Plattform im Ausgleich für das Engagement zu bieten. Es gehörte zu jener
Pionierzeit aber noch große Lübecker Überredungskunst dazu, bis die Führung des
Hamburger SK seinem Reisepartner schließlich gestattete, auch die Hamburger
Partien gratis mit zu übertragen. So ändern sich die Zeiten.
In dieser Saison sind die Hamburger nun erstmals völlig autark.
Christian Zickelbein überprüft die Internet-Übertragung
Nachdem zuvor am Hamburger Spielort zumeist
Axel Fritz für die Übertragungen gesorgt hatte, kann der HSK jetzt mit einem
eigenen Satz DGT-Bretter aufwarten.
Hamburger Reisepartner sind in dieser Saison die Schachfreunde Berlin. Den
bisherigen Reisepartner Werder Bremen hat man an Aufsteiger Emsdetten verloren.
Reisetechnisch ist Berlin allerdings auch nicht so viel weiter weg als Bremen-
sofern man mit der Bahn unterwegs ist.
Der Beginn des Wettkampfes in Hamburg
entwickelte sich aus Hamburger Sicht nicht ganz wunschgemäß. Nach zwei Stunden
Spielzeit hatte sich die Hamburger Elo-Überlegenheit noch nicht auf den Brettern
ausgewirkt - im Gegenteil.
Nachdenkliches auch an der Wand
Jan Gustafsson stand mit Schwarz gegen Igor Nataf in der Spanischen
Abtauschvariante unter Druck -zwischendurch später wohl auch mal auf Verlust.
Igor Nataf
Jan Gustafsson
Karsten Müllers Position gegen Ilja Schneider sah verdächtig aus
...
Dr. Karsten Müller
und Niclas Huschenbeth hatte gegen Marco
Thinius mit Weiß im Franzosen eine Position mit einem König in der Mitte, der
niemals würde rochieren können.
Marco Thinius
Thies Heinemann hatte sein Abtauschspanier
einen Mehrbauern, allerdings bei gefährlich aussehender Gegenkompensation
eingebracht.
Evgeny Degtiarev
Neuzugang David Baramidze musste sich gegen Normunds
Miezis mit dessen Spezialvariante im Tajmanov-Sizilianer auseinandersetzen, verbrauchte viel Zeit und
schien nichts erreicht zu haben..
Normunds Miezis
Remis endete dann im weiteren Verlauf die Partie zwischen Lubomir Ftachnik und Arndt Lauber...
... und auch Karsten Müller führte seine
verwickelte Position schließlich in die Punkteteilung.
Unentschieden trennten sich auch Günter
Beikert und Dennes Abel.
Doch dann wendete sich das Blatt zugunsten des Gastgebers.
Gustaffson rettete sich durch zähe
Verteidigung und mit Glück in ein Turmendspiel mit Minusbauer, das er remis
hielt. Baramidze nutzte einen Fehler von Miezes zu einer netten Kombinatione,
die ihm nach einem vorübergehenden Damenopfer einen Mehrturm einbrachte.
Und Robert Kempinskiy gewann das Endspiel
gegen Rainer Polzin.
Niclas Huschenbeth hatte auch alles richtig
gemacht und stand eher besser (am Ende remis).
In Thies Heinemanns Partie hatte der weiße
Mehrbauer Bestand, während die schwarze Kompensation nach und nach verschwand.
Thies Heinemann
Am Ende hieß es dann doch sehr klar 5,5:2,5
für den HSK.
Aus Tegernsee und München waren zwei Späher erschienen.
Klaus Bischoff notierte schon mal die
Aufstellungen für die eigenen Wettkämpfe und Olaf Heinzel wird es für München
ebenso getan haben.
Der UEP-Produktmanager erschien übrigens mit
Bayern München Logo auf dem Shirt. Vorbildlich!
Richtige "Trikots" auch für Schachspieler
wünscht man sich ja z.B. auch beim kommenden Vereins-Cup in Khallithea. Auch das
neue "Ticketing"-System der Hamburger hätte es mit Trikots einfacher gehabt. Der
mit dem Verkauf von Eintrittskarten beauftragte Finn Jonathan Gröning (im blauen
Sweater) kontrollierte zwischendurch auch die Tickets im Spielsaal und ließ
nichts durchgehen.
Da mussten sich auch Spieler, die nicht am
Brett saßen, die Frage nach einer gültigen Eintrittskarte gefallen lassen.
Ohne Trikots oder Logos werden Sportler eben nicht erkannt. Außer man ist Klaus
Bischoff. Der Alt-Internationale fuhr mit der S-Bahn zur Signal-Iduna in die
City Nord und wurde dort angesprochen: "Sie sind doch Klaus Bsichoff!" Das war
schwer zu leugnen. Dieser Schachfreund war jedoch zu einem eigenen Wettkampf
unterwegs und konnte sein Idol nicht zur Bundesliga begleiten.
In Trier überraschte Remagen seinen
Reisepartner durch die Abwesenheit seiner ersten zwei Bretter, Ivanchuk und
Avrukh. Auch Robert Hübner war nicht am Start. Schon nach eineinviertel Stunden
endete die erste Partie remis. Nach und nach wurde auch an den übrigen Brettern
die Punkte geteilt. Einen zähen Kampf lieferten sich indes Alexandre
Dgebuadzegegen Dmitry Svetushkin und Dietmar Kolbus gegen Robin Swinkel.
Der 19-jährige Niederländer war trotz frisch gebrochenen Arms angetreten. Schach
dürfte die einzige Sportart sein, wo solches möglich ist. Schließlich fiel die
Entscheidung zugunsten des Remagener Georgiers, während Kolbus und Swinkel sich
nach sechs Stunden remis trennten.
Auch in Solingen wurde bis in den späten Abend hinein gekämpft. Da man dort aber
eine Stunde später begonnen hatte, fielen die Spielzeitenkürzer aus. Sipke Ernst
und Rainer Buhmann sorgten mit ihren Siegen für einen 5:3-Sieg zugunsten von
Solingen.
Und wer ist am ersten Spieltag ganz oben wie die Fußballer aus der Stadt?
Hamburg! Doch morgen greift ja Bayern München ein...
Hamburger SK 5½-2½ Schachfreunde Be
1 Gustafsson,Ja ½ : ½ Nataf,Igor-Al 1
2 Baramidze,Dav 1 : 0 Miezis,Normun 3
3 Kempinski,Rob 1 : 0 Polzin,Rainer 4
6 Ftacnik,Lubom ½ : ½ Lauber,Arnd 6
8 Mueller,Karst ½ : ½ Schneider,Ilj 7
10 Heinemann,Thi H : H Degtiarev,Evg 10
11 Beikert,Guent ½ : ½ Abel,Dennes 12
14 Huschenbeth,N ½ : ½ Thinius,Marco 14
SC Trier 3 - 3 SC Remagen
1 Parligras,Mir ½ : ½ Fedorchuk,Ser 3
2 Bobras,Piotr ½ : ½ Goloshchapov, 4
3 Cyborowski,Lu ½ : ½ Gharamian,Tig 5
4 Lupulescu,Con ½ : ½ Feller,Sebast 6
5 Svetushkin,Dm H : H Dgebuadze,Ale 8
6 Jaracz,Pawel ½ : ½ Degraeve,Jean 9
8 Flumbort,Andr ½ : ½ Mainka,Romual 10
12 Kolbus,Dietma H : H Swinkels,Robi 12
SG Aljechin Soli 5 - 3 SV Wattenscheid
1 Stellwagen,Da ½ : ½ Najer,Evgeniy 1
3 Werle,Jan ½ : ½ Macieja,Bartl 3
4 Smeets,Jan ½ : ½ Rustemov,Alex 5
5 Jussupow,Artu ½ : ½ Czarnota,Pawe 6
7 Buhmann,Raine 1 : 0 Appel,Ralf 8
8 Naumann,Alexa ½ : ½ Handke,Floria 10
9 Ragger,Markus ½ : ½ Dinstuhl,Volk 11
10 Ernst,Sipke 1 : 0 Tereick,Benja 12
Tabelle:
1. Hamburger SK 1 2 5½
2. SG Aljechin Soli 1 2 5
3. SC Remagen 1 2 4½
4. SC Trier 1 0 3½
5. SV Wattenscheid 1 0 3
6. Schachfreunde Be 1 0 2½
7. TV Tegernsee 0 0 0
8. SC Eppingen 0 0 0
9. SC Kreuzberg 0 0 0
10. FC Bayern Münche 0 0 0
11. Werder Bremen 0 0 0
12. SV Mülheim Nord 0 0 0
13. OSG Baden Baden 0 0 0
14. SK Turm Emsdette 0 0 0
15. SF Katernberg 0 0 0
16. USV TU Dresden 0 0 0