Der Exodus russischer Großmeister hält an

von André Schulz
05.09.2023 – Neben Kirill Alexeenko (nach Österreich) und Nikita Vitiugov (nach England) weist die FIDE-Transferliste noch einige weitere prominente russische Großmeister aus, die angesichts der Umstände ihren Verband verlassen haben. Evgeny Alekseev spielt nun für Israel und Sanan Sjugirov ist die neue Nummer eins in Ungarn.

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Der Angriff von Russland auf die Ukraine hat auch für die russischen Schachspieler und Schachprofis viele nachteilige Folgen. Der Russische Schachverband wurde praktisch von der Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen und hat inzwischen die European Chess Union verlassen und sich dem Asiatischen Schachverband angeschlossen. In Russland finden keine internationalen Turniere mehr statt.

Russische Spieler konnten und können an internationalen Turnieren außerhalb Russlands teilnehmen, wenn sie dort nicht die Farben Russlands vertreten, sondern unter der FIDE-Flagge spielen. 

Viele russische Spieler haben ihre persönlichen Konsequenzen gezogen, das Land verlassen und den Verband gewechselt. Die FIDE-Transferliste wies schon für das Jahr 2022 knapp 100 Verbandswechsel aus der Russischen Schachföderation in andere Verbände aus. In diesem Jahr sind bis Anfang September weitere knapp 100 russische Spieler hinzugekommen, die ihre Schachkarriere außerhalb von Russland fortsetzen wollen.

Mit Nikita Vitiugov verlor der russische Verband kürzlich seine Nummer vier der Landesrangliste. Vitiugov wechselte in den Englischen Verband und nimmt dort den ersten Platz ein. Die Transferliste der FIDE weist aber noch weitere prominente russische Großmeister aus, die den Russischen Verband verlassen haben. Der frühere Top-Großmeister Evgeny Alexeev spielt nun für den Israelischen Verband. In seiner besten Zeit, 2009, hatte der jetzt 38-jährige Alexeev ein Elo-Rating von 2729, inzwischen liegt sein Rating bei 2573.

Der vormalige Europameister Anton Demchenko (2608) ist ebenso wie Vladimir Fedoseev (2683) in den Slowenischen Verband gewechselt. Alexander Motylevs (2602) neue schachliche Heimat ist Rumänien. Aleksandr Predke (2652) und Alexey Sarana (2693) spielen jetzt für Serbien. Pavel Tregubov lebt schon lange in Frankreich und hat sich inzwischen auch formal dem Französischen Verband angeschlossen. Und Maksim Chigaev (2615) spielt jetzt für den Spanischen Verband. 

Nach Vitiugov hat der Russische Schachverband mit Sanan Sjugirov auch noch einen weiteren Super-Großmeister abgeben müssen. Sjugirov (2705) war zuletzt die Nummer fünf der russischen Rangliste. Er wechselte nach Ungarn und ist dort nun die neue Nummer eins der ungarischen Landesrangliste.

Auch im Frauenschach wechselten einige russische Großmeisterinnen den Verband. Die bekanntesten Namen sind Alina Kashlinskaya (Polen) und Alexandra Kosteniuk (Schweiz). 

Die FIDE-Transferliste 2023...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.