Der Fall des Igor Rausis

von André Schulz
17.07.2019 – Igor Rausis, 58 Jahre alt, fiel in den letzten Jahren durch den ständigen Anstieg seiner Elozahl auf. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dies würde nicht mit rechten Dingen vor sich gehen. Jetzt ist er bei einem Turnier in Straßburg auf frischer Tat beim Handy-Cheating ertappt worden. | Foto: Schachserver Novy Bor

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Igor Rausis, 1961 in Lettland geboren ist seit 1992 Großmeister. 1995 wurde er lettische Landesmeister. 1996, 1998 und 2002 vertrat er sein Land bei drei Schacholympiaden. 2003 wechselte Rausis jedoch in den Verband von Bangladesh und blieb in diesem bis 2007. Dann ging er nach Tschechien, wo er inzwischen die tschechische Staatsbürgerschaft erworben hat. Igor Rausis ist kein besonders starker Großmeister. Seine Elozahl bewegte sich meist im Bereich zwischen 2450 und 2550. Dies änderte sich jedoch im Jahr 2013. 

Von nun an führte sein Eloweg stetig nach oben. Rausis war inzwischen immerhin 52 Jahre alt, also nicht unbedingt mehr ein Talent. Bei anderen Spielern in seinem Alter weist der Weg eher nach unten. Rausis nutzte für seinen zweiten Frühling offenbar zwei Techniken. Zum Einen suchte er gezielt nach Offenen Turnieren, in denen er mit Abstand der beste Spieler und meist einzige Großmeister war. Oft waren die Elozahlen seiner Gegner mehrere Hundert Elopunkte schlechter als seine eigene. Die weitaus meisten dieser Partien konnte Rausis logischerweise für sich entscheiden. Bei der Eloauswertung hat die FIDE einen maximalen Elounterschied von 400 Punkten festgesetzt, um zu großen und gezielten Elozugewinnen, die auf diesem Weg erzielt werden könnten, einen Riegel vorzuschieben. Rausis erhielt so für einen Sieg nur noch 0,8 Punkte. Der Weg auf der Eloleiter auf diesem Wege ist also sehr mühsam, aber Rausis hat ihn beschritten. In 100 solcher Partien, wenn man sie alle gewinnt, kann man im Laufe der Zeit immerhin auch noch 80 Punkte zulegen. Das ist natürlich keineswegs illegal, sondern zeigt nur, dass die FIDE bei der Eloauswertung von Offenen Turnieren noch ein paar Löcher stopfen müsste - falls das überhaupt möglich ist.

Seit einiger Zeit gärten aber besonders in tschechischen Kreisen Gerüchte, dass beim stetigen Leistungszuwachs von Igor Rausis noch andere Dinge im Spiel waren. Unter der Hand hieß es: Er "cheatet", auf Deutsch: Er betrügt, und zwar mit Hilfe von Computern.

Der illegale und versteckte Einsatz von technischen Hilfsmittel bei Schachturnieren ist seit vielen Jahren ein beständiges Problem bei Schachturnieren, so wie das medizinische Doping bei den Körpersportarten - und ebenfalls nicht so einfach nachzuweisen, vor allem nicht im Nachhinein. Da inzwischen jedes Handyprogramm auf Großmeisterniveau spielt, wird die Aufgabe für die Schiedsrichter auch immer schwieriger. Cheating-Verdächtigungen gibt es in der Regel bei Offenen Turnieren, bei Rundenturnieren nur in seltenen Ausnahmefällen. Die weitaus größte Zahl der Schachspieler spielt ehrlich und ohne Hilfsmittel, doch es gibt einige wenige Spieler, die solche Mittel benutzen oder benutzt haben, um sich einen materiellen Vorteil zu verschaffen, indem sie so an die Preisgelder kamen, oder auch, um ihr unterentwickeltes Ego zu streicheln. Wie soll man mit solchen Verdächtigungen umgehen? Wie kann man den Betrug nachweisen?

Sicher kann man Indizien sammeln und Partien auch auf maschinellem Wege auf ihre Fehlerquoten untersuchen. Fehlerfreies Spiel über eine größere Distanz ist sicher ein sehr auffälliges Phänomen. Ebenso die häufige Übereinstimmung mit den Vorschlägen von Computerprogrammen. Letztlich muss der Nachweis aber vor Ort geführt werden. In einigen Fällen ist dies in der Vergangenheit ja auch gelungen, bei verschiedenen nationalen und internationalen Open, in der Bundesliga, bei Deutschen Meisterschaften, etc. 

Manch einer der Täter stellte sich dabei denkbar dumm an, aber selbst dann waren schlecht ausgebildeten Schiedsrichter vor Ort bisweilen überfordert. Ihre Aufgabe ist allerdings  zugegebenerweise mitunter auch nicht leicht: Wie soll man beispielsweise ein Spielerfeld von bis zu 1000 Spielern in einem Open bei ständigem Umherlaufen von Spielern und Zuschauern zuverlässig überwachen? Manche Spieler besitzen auch keinerlei Sensibilität für das Problem. Ruckzuck wird das Handy gezückt und eine Partie eingegeben, um neugierig das Urteil der Schachengine zu erfahren, auch zu laufenden Partien der Kollegen, am Rande der Bundesliga ebenso wie in den niederen Ligen und Spielklassen - ohne Betrugsabsicht, aber unsensibel. Ein Modus Vivendi ist bisher nicht gefunden. Die Juristen des Deutschen Schachbundes sind mit ihrer Spielervereinbarung für die Bundesligen über das Ziel auch eher hinausgeschossen. Der Stein des Weisen ist noch nicht gefunden.

Der große Leistungszuwachs des Schach-Seniors Igor Rausis seit 2013 war doch zu auffällig. Bis Mitte 2013 bewegte er sich auf einem Niveau von 2525, dann startete er durch, langsam, aber stetig. Mitte 2014 lag er bei 2575. Im Dezember 2015 war er bei 2600 angekommen. Nach einem kleinen Rückschlag arbeitete Rausis sich wieder nach oben und überschritt Mitte 2018 die 2650, zuletzt kratze er knapp an der 2700 Marke und war in der Live-Liste der älteste Spieler in den Top 100. Rausis geriet in den Fokus der FIDE-Fair Play Kommission, vermutlich auch nach Hinweisen von Kollegen, und stand nun unter Beobachtung.

Beim Turnier in Straßburg wurde Igor Rausis auf frischer Tat erwischt. Es existiert ein Foto, das ihn auf der Toilette sitzend mit einem Handy in der Hand zeigt, mit einer Engine offenbar die laufende Partie analysierend. Offenbar wurde das Foto - ebenfalls mit einem Handy - von einem anderen Spieler aufgenommen und dem Schiedsrichter als Beweis übergeben.

Rausis, von Spielern, die ihn kennen, als nett und freundlich beschrieben, hat den Betrug zugegeben und gleichzeitig auch das Ende seiner Karriere verkündet. Was hat den Großmeister nur dazu bewegt, sich auf diesem Wege Vorteile zu verschaffen?

Rausis hat nicht nur sich selbst, sondern vor allem seinen Kollegen massiv geschadet. Wahrscheinlich hat er sich einiges an Preisgeldern erschlichen, die er sonst nicht gewonnen hätte und andere Spieler damit direkt benachteiligt. Sein Fall wird vor allem aber viel weiteres Misstrauen in die Schachwelt säen. Viele ehrliche Spieler werden nun wieder argwöhnisch beäugt werden, weil sie vielleicht eine schwache Blase haben, nervös sind, oft auf Toilette müssen oder einfach nur gute Ergebnisse zeigen. Fälle von solchen Hexenjagden hat es in der Vergangenheit auch schon einige gegeben. 

Nachdem die FIDE das Problem des elektronischen Dopings über viele Jahre eher ignoriert hat, ist der Weltschachbund inzwischen sensibel geworden, spürt den Fällen nach und deckt sie auf. Dann beschäftigt sich die Ethikkommission damit. Gut so! Was fehlt, ist aber eigentlich ein geeigneter Strafenkatalog. In der Vergangenheit wurden enttarnte Betrüger meist für zwei Jahre gesperrt, aber nur für die offiziellen FIDE-Turniere. Auf Privatturniere hat die FIDE keinen Zugriff. Mit der Veröffentlichung ihres Namens sind die entsprechenden Spieler zwar auch noch gestraft, aber was soll man machen, wenn man beispielsweise auf einem Open gegen einen solchen Betrüger spielen soll, aber eigentlich nicht möchte? Die FIDE-Offiziere verkündeten, dass sich die französische Polizei auch noch um den Fall kümmern würde, doch man mag kaum glauben, dass irgendein Polizist Zeit hat, sich um diesen Fall zu kümmern.

Die FIDE muss über geeignetere Strafen nachdenken. Man könnte den "Dopingsündern" im Schach zum Beispiel auf längere Zeit die Eloauswertung verweigern. Außerdem müsste es einen Weg geben, auf dem die Geschädigten in Zivilklagen gegen den Betrüger juristisch vorgehen können, um entgangenes Preisgeld einzuklagen. Das dürfte aber bei der durch und durch internationalen Schachszene wohl eher nicht möglich sein.

Yury Garrett auf Facebook...

Offizielle Stellungnahme der FIDE...

Artikel bei Perlen vom Bodensee...

Artikel bei dailymail...

Spiegel: Deutschland hat ein neues Genie (1999)...

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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Marcel Becker Marcel Becker 25.07.2019 12:04
Ich frage mich bei manchen Leuten, ob ihnen der Begriff "Verhältnismässigkeit" bekannt ist. Wieso müssen Bestrafungen wegen Betrug gleich von lebenslänglicher Natur sein? Ja, ich finde Betrug mit Computerhilfe und das damit verbundene Abgreifen von Preisgeldern auch mies, aber trotzdem reicht es aus, wenn die Person für 2 - 3 Jahre gesperrt wird und die Preisgelder an die Turnierveranstalter zurückzahlen muss. Oder ähnliches.
Pemoe6 Pemoe6 22.07.2019 11:29
@ ICCF Grandmaster: Neenee, das geht ja auch wieder nicht. So viele Amateure fahren ja gerade zu größeren Open, um auch mal gegen einen Titelträger zu spielen. Das macht ja gerade den Reiz des Opens aus (sonst wär's ja keins). Und ab und zu fällt auch mal ein Remis dabei ab.
Pemoe6 Pemoe6 22.07.2019 11:25
@ Aliterium: Für dieses spezielle Problem finde ich die Regelung unserer nationalen Wertzahl DWZ aber viel logischer: Wenn jemand mindestens 300 Punkte über seiner Wertzahl performt, wird für dieses Turnier diese Performance als Gegnerwertzahl genommen (Sonderwertung). Warum nicht das auch für die ELO einführen? Das gleicht nämlich das Problem aus, dass man mit den Jugendlichen hat: ständige Leistungssteigerung in kurzer Zeit, so dass ihre ELO gar nicht aktuelle real ist. Unter diesem Gesichtspunkt verletzt die Sonderwertung auch überhaupt nicht das Grundmodell für die ELO-Bewertung. Im Gegensatz dazu tut das die Kappungsgrenze schon: Sie schützt einen zwar, wenn man gegen 1600er kommt, die wie 2000er spielen (was gerecht ist), gibt aber einen ungerechtfertigten Bonus gegen 1600er, die auch nur wie 1600er spielen. Das ist doch der springende Punkt - zwei völlig verschiedene Fälle, die in einen Topf geworfen werden.
DoktorM DoktorM 21.07.2019 01:46
Betrüger haben immer einen miesen Charakter. Davon abgesehen, ist die ELO-Wertung im Schach stellenweise absurd. Die Spielstärke auf vier Stellen anzugeben, ist nicht normal. Die Gewinnwahrscheinlichkeit unabhängig von der Farbe zu berechnen, auch nicht. Betrogen wird sicher auch in der Kreisklasse, Bezirksklasse, ... . Es ist interessant, wenn ich mich im Alter so langsam der 2000 DWZ nähere (von oben kommend), im Blitz und Schnellschach immer noch deutlich besser spiele. Bei der einen oder anderen Langzeitpartie habe ich einen Verdacht gehabt, natürlich nicht wirklich greifbar. Das ist wie im Internet. Da spielen 1500er auf einmal die besten Züge. Im Spitzenschach wird sicher öfter als angenommen betrogen, auch bei den Frauen. Manchmal hat man das Gefühl, dass so mancher krasse Fehler eine Art von Übertragungsfehler ist. Oder einem Ausfall der Kommunikation geschuldet ist. Wer es mit dem Betrug nicht übertreibt, bleibt unter dem Radar. Und ab einer Spielstärke vermutet niemand mehr Betrug. Vermutlich ist das der größte Irrtum.
ICCF Grandmaster ICCF Grandmaster 19.07.2019 01:04
Der Fall Rausis scheint mir verglichen mit allen anderen Betrugsfällen im Schach die bislang größte menschliche Tragödie sein. Manche Fälle erschienen als Possen oder Schurkenstücke, aber hier hat sich jemand in einer so nachhaltigen Weise zerstört, die ohne Aufklärung durch ihn selbst gar nicht nachvollziehbar ist. Weniger ein Geldmotiv (für eine Handvoll Euros...) als vielmehr eine psychische Verirrung dürften die entscheidende Rolle gespielt haben.
Was die damit gleichfalls ausgelöste Elo-Debatte betrifft, sehe ich das Grundprobem darin, dass überhaupt Partien zwischen Spielern mit extremen Stärkeunterschieden gewertet werden. Niemand käme in der Leichtathletik auf die Idee, jemanden, der 13 Sekunden auf 100 Meter läuft, gegen einen Topsprinter antreten zu lassen. Dass dies - bildlich gesprochen - traditionell in vielen Open-Turnieren dennoch gängige Praxis in der ersten und möglicherweise weiteren Runden der Fall ist (äußerst demotivierend für beide Seiten), zeigt, wie weit das Schach von seinem eigenen Anspruch, ein "Wettkampfsport" zu sein, entfernt ist. - Verzichten wir einfach auf Paarungssysteme, wo Spieler mit mehr als 400 Punkten Elo-Unterschieden gegeneinander gelost werden können, dann haben wir ein Problem weniger.
Aliterium Aliterium 19.07.2019 10:22
Auch wenn es in diesem Fall ausgenutzt wurde bin ich eher noch für einen stärkeren Schutz vor Elo Verlusten beim Spiel gegen Schwächere. Ich komme gerade von einem Schachturnier, bei dem etwa 60% Kinder antraten, welche aus aller Welt kamen. Nahezu alle Erwachsenen haben Elo eingebüßt . Meine Gegner haben im Schnitt über 300 Punkte über ihrer Rating performt ( Wie gesagt sind das nicht die Ausreißer, sondern der Schnitt.) Und es macht wirklich keinen Spass, wenn man 2000 Km zu einem Turnier fährt um seine Elo zu verbessern , De Facto 3,5 aus 8 Gegen einen zweitausender Schnitt spielt, es aber so gewertet wird als hätte man unter 50% gegen einen Schnitt von 1680 geholt . Sorry ,ein wenig Offtopic, aber da hier Stimmen laut werden, die sogar diesen letzten Schutz noch abschaffen möchten, war es mir ein Anliegen.
Pemoe6 Pemoe6 18.07.2019 12:47
Und was ändert das an seinem Handy-Klo-Bundesligaspiel gegen Siebrecht?
T2609 T2609 18.07.2019 11:19
Falko Bindrich (kenne ich persönlich schon als Kind) ist einfach einer der stärksten Spieler Deutschlands, da können die Leute reden wie sie wollen.
R700 R700 17.07.2019 10:39
Traue keinem Ehrgeizling, er könnte dich betrügen. Banditen gibt es überall, auch bei der Polizei.
Lt Marseille Lt Marseille 17.07.2019 10:28
In der Liste unten fehlt außerdem noch ein berühmter Toilettengänger: Falko Bindrich spielt auch munter darauf los, obwohl sein "Toilettengate" nie richtig aufgeklärt wurde. Sperre durch DSB, Klage gegen DSB, diese abgewiesen usw.. Das sind alles dubiose Gestalten, denen das Handwerk gelegt gehört.
Außerdem fördert all dies ein unappetitliches Verhalten: Ich möchte nicht wissen, durch welche Turneinlagen "ein anderer Schachspieler das Foto von Rausis" auf dem Klo gemacht hat. Bääääh!
Buzzard Buzzard 17.07.2019 09:58
Bin ganz bei PHille. Dass ein Feller und auch Herr Naiditsch (wieder) bei FIDE-Schachturnieren zugelassen sind, ist einfach unerträglich. Wäre vor ein paar Jahren fast gegen Feller bei einem Open gekommen, hätte es aus Protest aber abgelehnt, gegen ihn zu spielen, geschweige denn ihm vor der Partie die Hand zu reichen (im Sinne eines Faiplay). Solche Leute gehören einfach LEBENSLANG von jeglichen Schachturnieren ausgeschlossen, Rückzahlung aller gewonnenen Preisgelder sollte dabei selbstverständlich sein.
Pemoe6 Pemoe6 17.07.2019 05:47
Trotzdem müsste es eine Obergrenze für die Kappung geben. Es kann doch nicht angehen, dass Magnus Carlsen exakt denselben Erwartungswert gegen eine 2450 (könnte auch ein etwas gealterter GM sein) zugewiesen bekommt wie gegen einen Bezirksligaspieler mit Wertzahl 1200. Und doch ist es so, und der 1200er muss gleichfals 8% oder 10% gegen Carlsen holen, andernfalls spendet er ELO. Bei irgendeiner Wertzahldifferenz ist dann das Verlust- bzw. Überraschungsrisiko doch raus.
Das Argument, dass man seine Wertzahl verschlechtert, wenn man dauernd schwächere Turnuiere spielt, höre ich dauernd. Aber gibt es dafür tatsächlich statistische Nachweise? Dann wäre ja das ganze ELO-Modell falsch und die Schachleistung gar nicht normalverteilt - zumindest nicht in den Grenzbereichen?
T2609 T2609 17.07.2019 03:57
Was ich noch mitteilen wollte ist, dass man auch bei 400 Punkten niedriger Elo-Gegner ab und zu auf gleichwertige Talente (z.B. Kinder) trifft die genau so gut spielen, und auch gewinnen können. Schon dadurch kann man seine Elo-Zahl auf lange Sicht nicht verbessern.
T2609 T2609 17.07.2019 03:26
Wenn man auf lange Sicht immer Turniere gegen bedeutend schwächere Gegner spielt (auch über 400 Elo niedriger) wird man Elo Punkte in der Praxis verlieren. Falls der bedeutend stärkere Spieler in einem solchen Turnier nur ein Remis zulässt und den Rest gewinnt, kann er kaum seine Wertzahl halten. Die 400 Punkte-Regel ist deshalb gemacht wurden damit z.B. nicht jeder Großmeister der solche Turniere mitspielt seine Wertzahlen zu sehr verschlechtert. Ich bin überzeugt das die Weltklassespieler bei mehreren solchen Open-Turnieren ihre Elo verringern. Wer sich bei so großen Wertzahlunterschieden trotzdem immer noch verbessern kann, hat das mehr als verdient, denn man kann nicht zwangsweise gegen 400 oder 500 Punkte schwächere Spieler gewinnen wenn der Gegner eine Remis Variante erreicht.
buchberg4 buchberg4 17.07.2019 02:51
Lösung ganz einfach! Über die ELO-ID alle Turnierbeteiligungen der letzten 2 Jahre (wie beim Doping) für den überführten Täter heraussuchen und ALLE erworbenen Preisgelder als Bußgeld (für die FIDE!) festsetzen. Außerdem 2 Jahre Sperre und Bekanntgabe über die Fachmedien. Veranstalter von nicht-fide Open, die diese (wenigen!) Mitteilungen nicht zur Kenntnis nehmen, werden schadenersatzpflichtig und dürfen nicht mehr veranstalten.
Pemoe6 Pemoe6 17.07.2019 02:02
"Bei der Eloauswertung hat die FIDE einen maximalen Elounterschied von 400 Punkten festgesetzt, um zu großen und gezielten Elozugewinnen, die auf diesem Weg erzielt werden könnten, einen Riegel vorzuschieben."

Eine wirklich lustige Anmerkung!
Erst durch die Festlegung der 400er Kappungsgrenze kann man doch überhaupt die 0,8 Punkte gewinnen, ansonsten wäre es viel weniger. Bei den Paarungen GM gegen 1800er Amateur wäre es laut Erwartungwswert schon unter 0,1 ELO - was dann wohl auf null gerundet würde.
Wozu diese Kappungs-Regelung, die das zugrunde liegende mathematische Modell der normalverteilten Leistung ad absurdum führt, erfunden wurde, weiß wohl keiner. Wahrscheinlich ging es nur darum, mehr Titelträger in die Open zu locken, die dabei neben Preisgeldern dadurch auch ELO gewinnen können. Das wäre ein nachvollziehbares Argument, denn wir Amateure freuen uns natürlich, wenn wir auch mal so eine Titelträgerpartie mitmachen können. Aber die Kehrseite der Medaille ist oben genannt: Man kann seine ELO-Zahl (sehr sehr langsam zwar, aber kontinuierlich) pushen. Dass da noch keiner von den ganz Großen drauf gekommen ist, wenn es um die "Beste-ELO-Freiplätze" zum Kandidadatenturnier geht ... der Peinlichkeitsfaktor wäre natürlich zu hoch.
Störig Störig 17.07.2019 12:43
Mir tut er fast leid. Ein netter Mensch, ein guter Spieler. Und am Ende in Versuchung geführt. Der einzige Ausweg, Rücktritt, war allerdings unausweichlich.
phille phille 17.07.2019 12:10
Der gute Mann wird sich sicher selbst am meisten geschadet haben. So oder so ist seine Schachkarriere nun zu Ende. Da er auch Mediziner ist, stehen ihm wohl auch andere Wege zur Verfügung seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Gerechte und damit’s sinnvolle und angemessene Strafen müssen sicher her, aber die Frage bleibt, war es ein Fall von Ego oder tatsächlich die finanzielle Not, welchen einen Menschen dazu bewegt zu betrügen, unabhängig vom Schach. Es gibt viele traurige Fälle in Hinblick auf die Einkommensfrage. Mit Valeri Salov (in den 90 Jahren einer der besten Spieler hängte den Beruf des Schachspielers an den Nagel mit dem Hinweis, dass nur Karpov und Kasparov ordentliche Entlohnungen bekämen. Lembit Oll wählte gar den Suizid, da er voll und ganz auf Schach setzte und ihm die Peristoika die Grundlagen nahm in des GUS Staaten eine Art staatliches Einkommen zu erzielen und nahm sich deprimiert das Leben. Folglich denke ich, dass nach wie vor finanzielle Aspekte den Anreiz für das betrügen bieten. Ergo müssen Betrüger auch an dieser Stelle gepackt werden, es muss finanziell weh tun.

Redet eigentlich noch jemand über Arkadij Naiditsch oder Sebastian Feller, welche als GMs auch betrogen haben, vor allem Feller der sogar bei einer Olympiade mit anderen gemeintschaftlich agierte...
Krennwurzn Krennwurzn 17.07.2019 10:15
Eine sinnvolle Strafe wäre lebenslanger FIDE-Titelentzug und zwar aller möglichen Titel inkl. Trainer, Organisator, etc. Ein titelloser 2600er beispielsweise ist auch für Open, Schnell- und Blitzschachturniere nicht besonders sexy!!
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