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Ein
Duell um die Krone ist immer das A und O im Schach
Interview mit dem WM-Matchdirektor in Bonn Josef Resch
Von Dagobert Kohlmeyer
Josef Resch hat ein Herz für das Schach. Der 51-jährige Geschäftsmann ist in der Metallbranche als Mittler zwischen Deutschland und den GUS-Staaten tätig. Seit einigen Jahren betätigt er sich auch als Schachpromoter. Resch ist mit Wladimir Kramnik befreundet und hat schon dessen Computermatch 2006 in der Bundeskunsthalle in Bonn organisiert. Nun veranstaltet sein Unternehmen Universal Event Promotion (UEP) an gleicher Stelle auch die Schach-WM zwischen Anand und Kramnik. Dagobert Kohlmeyer sprach mit dem Matchdirektor.
Wie kam Ihre Freundschaft mit Wladimir Kramnik zustande?
Sie hat sich gar nicht so schnell entwickelt. Wir kannten uns ein paar Jahre und haben ab und zu mal kommuniziert, aber richtig entwickelt hat sich die Beziehung irgendwo ab 2000. Dann ist sie intensiver geworden und wir haben uns regelmäßig ausgetauscht. Das meiste, worüber wir redeten, hatte mit Schach gar nichts zu tun. Es waren private Dinge, weil wir uns irgendwie sympathisch waren. Wenn wir uns trafen, haben wir über Gott und die Welt gesprochen. Es war eine Männerfreundschaft, mehr nicht. Ich hatte mit Schach nichts zu tun, er hatte mit meinem Geschäft nichts zu tun. Wladimir war für mich einfach eine interessante Persönlichkeit.
Josef Resch
Seine Schachkarriere haben Sie aber aufmerksam verfolgt.
Natürlich. Ich mag das Schachspiel und bin deshalb öfter zu seinen Turnieren gefahren. Dort habe ich zugesehen, aber mit der Organisation hatte ich nichts zu tun. Ich habe Wladimir gemocht, und deshalb verfolgte ich gern vor Ort mit, wie er gespielt hat.
2002 waren Sie auch mit beim Match Kramnik - Deep Fritz im Golfstaat Bahrain.
Da waren wir schon dick befreundet, und er hat mich eingeladen. Damals habe ich die Gelegenheit natürlich gern genutzt, mir so ein exotisches Land wie Bahrain anzusehen.
Wie kamen Sie dann auf die Idee, bei Schachveranstaltungen selbst aktiv zu werden?
Das hat sich eigentlich so peu á peu ergeben. Weil ich auch Schachspieler bin, zwar kein guter, aber wenn man diesen Virus einmal in sich trägt, dann hat man ihn eben. Ich liebe diese Sportart, und darum macht mir alles Spaß, was mit dem alten Spiel zu tun hat. Ich mag diese Atmosphäre und könnte stundenlang irgendwelche Positionen analysieren, obwohl ich weit davon entfernt bin, alles zu begreifen. Ich sitze dann in der Ecke, und es macht mir Freude, zuzusehen, wenn richtige Profis analysieren. Auch wenn ich nur die Hälfte davon verstehe.
Okay, warum aber wurden Sie Schachorganisator?
Irgendwann hat sich mein Geschäft mit Buntmetallen so gut eingependelt, dass ich daran denken konnte. Ich bin ja seit 20 Jahren in der Metallwelt zu Hause und habe als Repräsentant in der Sowjetunion und später in den GUS-Staaten gearbeitet. Jetzt bin ich seit vielen Jahren selbstständig. Teilweise als Händler, teilweise als Agent. Das Geschäft hat sich so stabilisiert, dass ich daran gehen konnte, etwas für das Schach zu tun.
Josef Resch mit Gattin
Gab es einen konkreten Auslöser dafür?
Es waren zwei. Meine Begeisterung für das Spiel und die Situation in der Schachwelt. Dort fehlt es an professionellen Organisatoren. Da ich ein unternehmerischer Mensch bin, habe ich mir überlegt, ob ich nicht im Schach etwas machen will. Und viele Leute haben auf mich eingeredet, dass es in der Schachwelt eigentlich wenige seriöse Macher gibt, die etwas bewegen und auch realisieren können.
Ihr erster Erfolg war das Match von Wladimir Kramnik gegen Fritz Ende 2006 in Bonn.
Das war eine Idee von Freunden. Sie sagten: Lass uns doch einen Event Kramnik gegen den Computer in Deutschland organisieren. Und es wurde tatsächlich ein Erfolg. Wir haben das gut gemacht, obwohl wir eigentlich wenig Erfahrung hatten. Wir gründeten eine Gesellschaft und haben das Ganze ausgeweitet. Mittlerweile ist es so, dass wir ein ganz gutes Team haben. Wir wollen nicht nur das WM-Duell Anand - Kramnik veranstalten, es gibt auch weitere Pläne, große Events in der Schachwelt zu etablieren.
Zu Beginn war die Sponsorensuche für die diesjährige Schach-WM schwierig. Müssen Sie für Bonn noch Geld aus der eigenen Tasche nehmen?
Ich habe einen etwas anderen Ansatzpunkt als viele andere Leute. Es ist eigentlich bei jeder Sache so, die du zum ersten Mal machst. Du hast eine Idee, aber vieles noch nicht berücksichtigt. Weil du neu im Geschäft bist und viele Leute noch nicht gut genug kennst. Widerstände und Probleme bleiben da nicht aus. Rückblickend kann ich sagen, mein Team und ich haben das Meiste gut gelöst, und ich bin davon überzeugt, es wird eine großartige Weltmeisterschaft. Wir haben die Sache im Griff.
Was haben Sie anders gemacht als Schachveranstalter, die keine WM zustande brachten?
Ich habe nicht gebettelt. Viele Leute haben eine Idee und gehen dann mit ausgestreckter Hand zu irgendwelchen Geldgebern und bitten um etwas. Das ist immer ein schlechter Ansatz. Ich habe einen anderen. Nehme mein eigenes Geld in die Hand, finanziere es vor und machte ein Produkt damit. Und wenn ich dieses habe, also einen Event, der steht, der so oder so stattfindet, dann gehe ich damit in den Markt. Und ich kann Ihnen sagen, in Bonn funktioniert das gut. Es gibt ja nicht nur Evonik Industries und mein Geld, später kam Gazprom als ganz wichtiger Hauptsponsor dazu.
Also wird Bonn kein Minusgeschäft?
Warten wir es ab. Sollte ich bei dieser WM tatsächlich etwas zusetzen, dann ist es eben so. Aber das heißt nicht, dass die Idee langfristig nicht die richtige ist. Ich bin von dem Geschäftskonzept vollkommen überzeugt und werde es auch weiter betreiben.
Wie lautet Ihr Konzept mit knappen Worten?
In der Schachwelt eine professionelle Organisation aufzubauen, die sich langfristige Rechte sichert und hervorragend organisierte Top-Events auf die Beine stellt, und das weltweit. Ein Unternehmen, das nicht nur große Schachveranstaltungen organisiert, sondern auch vieles drum herum, was mit dem Spiel im weitesten Sinne zu tun hat: Talente fördern, Spieler managen, Schachartikel und Bücher vertreiben. Das alles ist langfristig geplant. Wir haben noch große Ziele mit der Firma.
Welche Rolle spielt das Internet in diesen Plänen?
Eine ganz große. Das ist natürlich die Plattform, der die Zukunft gehört, vor allem im Schach. Ich bin überzeugt, dass wir - mit der WM in Bonn beginnend-, auch dort ein gutes Produkt der Vermarktung anbieten können. Meine Zielgruppe sind dabei nicht nur die eingefleischten Schachfreaks.
Josef Resch mit Tochter Katherina
Welches Publikum soll angesprochen werden?
Nicht nur die Schachfans. Nehmen Sie das Turnier in Wimbledon! Was meinen Sie, wie viele der Leute, die am Bildschirm zusehen, jemals in ihrem Leben einen Tennisschläger in der Hand gehalten haben? Nur die wenigsten. Ähnlich ist es beim Schach. Ich will nicht nur die Menschen ansprechen, die von morgens bis abends Klötzchen schieben, sondern auch die restlichen. Das ist die Idee.
Und für die Dienstleistungen von UEP sollen die Leute zahlen.
Wenn ich etwas Gutes zu bieten habe, werden die Leute auch gern dafür bezahlen. Ich will nicht nur ein Brett mit einer Stellung bieten und vielleicht eine kleine Analyse. Mir schwebt ein komplettes Produkt vor. Dazu gehören Live-Kommentare renommierter Großmeister während der Partien, die VIP-Langue, interessante Schachartikel etc. Das Übertragungssystem im Internet, das wir Foidos genannt haben (www.foidoschess.tv), haben wir über sechs Monate entwickelt, und es wird bei dem Match in Bonn gerade vorgestellt. Ich verbinde damit große Erwartungen für die Zukunft des Schachs.
Ist ein Duell um die Schachkrone der Idealfall für einen Schachpromoter?
Ein Match ist immer das A und O im Schach gewesen. Ein Weltmeister muss, der historischen Tradition folgend, auf diese Weise ermittelt werden und nicht in einem Turnier. Das ist immer am besten zu vermarkten.
Vishy Anand führt bei Halbzeit klar mit 4,5:1,5. Was passiert, wenn er vorzeitig gewinnt?
Hat ein Spieler 6,5 Punkte auf seinem Konto, wird das Match sofort abgebrochen und ist beendet.