Der Minuskoffer

von ChessBase
05.12.2007 – Der Auftakt der Jugendweltmeisterschaft verlief für Thomas Pähtz nicht ganz ungetrübt. Sein Reisekoffer hatte auf dem Weg zum Zielort einen anderen Weg genommen und war vorübergehend unauffindbar. Wie sich später zufällig herausstellte, war der Koffer längst im falschen Hotel abgestellt worden. Auch DSJ-Geschäftsführer Jörg Schulz hatte in seinen Tagesberichten von der Jugend-WM dem Gefühl Ausdruck verliehen, im falschen Hotel zu sein. Die gute Internet-Präsentation der Organisatoren verpuffte nämlich in seinem und dem der deutschen Mannschaft wirkungslos, weil Internet hier nur eine theoretische Größe war. Dafür war das Schiedsgericht in Bestbesetzung aufgelaufen Der FIDE-Ehrenpräsident Florencio Campomanes selbst besorgte die finalen Schiedssprüche. Wie sich die Reklamation auf Remis wegen dreifacher Stellungswiederholung völlig regelgerecht in den Verlust der Partie verwandeln kann, beschreibt Thomas Pähtz in seinem Abschlussbericht. Bericht, Bilder, alle Partien...

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Ein Minuskoffer und ein falscher Protest
Von Thomas Pähtz

 

Alle Partien (cbv)...

editiert von Reinhold Goldau
Die 10. Runde der U18 war nicht vorhanden. Im angegeben Ort war stattdessen auf der Turnierwebseite nochmals die U16, 10. Runde enthalten.

 

Die beste Jugend-WM aller Zeiten versprachen die Türken. Nach elf inhaltsreichen, teils turbulenten Wettkampftagen mit nahezu 2500 Spielern, Trainern, Betreuern und Eltern fällt das Resümee nicht schwer: nein, die beste WM war es sicher nicht. Aber gewiss auch nicht die schlechteste!

Für mich begann sie sozusagen als Handicappartie, bei der Anreise ging mein Koffer verloren. die freundlichen Gastgeber versprachen, sich schnellstens zu kümmern. Doch als ich nach drei Tagen immer noch mit "Minuskoffer" dastand, musste der Zufall nachhelfen. Ich saß mit Frederic Friedel im Pressezentrum bei einer Tasse Kaffee, als meine Augen plötzlich etwas wahrnahmen... Ich hielt kurz inne, schaute noch einmal hin - und tatsächlich, dort stand neben zwei anderen verloren gegangenen Gepäckstücken - mein Koffer.



Da - mein Koffer (ganz rechts)!

 

Das Pressezentrum befand sich im Hotel Limra, wo ein Großteil der Nationen wohnte (u. a. Russen, Chinesen, Georgier und natürlich die Offiziellen, wie Campomanes und Co.). Offenbar wähnte man uns Deutsche auch dort.

Dass wir woanders untergebracht waren, hatte nicht nur Nachteile bei meiner ganz persönlichen Kofferjagd.

 


Das Superhotel: Im Limra wohnte ein Großteil der Nationen, auch das Pressezentrum war hier eingerichtet

 

Die Spieler im "Limra" bekamen die Auslosung (durch die Nähe zum Pressezentrum) meist schon bis zu einer Stunde früher als die anderen Mannschaften. 60 kostbare Minuten, die bei der Partievorbereitung entscheidend sein konnten.

 


Partievorbereitung: Phillip Kyas und Hanna-Marie Klek mit Großmeister Thomas Pähtz


Unser Hotel Alindo war auch nicht schlecht.


Das Alindo von der anderen Seite (mit türkischer Nationalflagge)


Analyse mit allwissenden Kiebitzen


Spontanes Simultan mit Felix Graf

In der einzigen Doppelrunde die bei jeder Jugend-WM gespielt wird, kam überhaupt keine Auslosung in unser Hotel an. Das "5-Sternehotel" verfügte über einen drahtlosen Internetanschluß. Bloß funktionierte es nicht. Auch ein herbeigerufener Techniker konnte  nicht helfen, so dass wir Probleme hatten die Partien der einzelnen Runden herunterzuladen.

 


Interne Ehrung der besten deutschen Spieler durch DSJ-Geschäftsführer Jörg Schulz


Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler, Sebastian Bogner, Sebastian Kaphle,
Patrick Zebel, Anna Endres und Delegationsleiter Jörg Schulz (von links)


Prominent besetzt war das Schiedsgericht. Kein Geringerer als der frühere Fide-Präsident Florencio Campomanes hieß da der Chef. Einen kuriosen Streitfall hatte er zu entscheiden. In einer Partie reklamierte ein Spieler in unklarer Lage Remis wegen dreimaliger Stellungswiederholung. Das durfte er allerdings nicht, weil er nicht am Zug war. Der Schiedsrichter gab (in Unkenntnis) dennoch Remis. Nach dem Protest des Delegationsleiters der anderen Seite tagte schließlich das Schiedsgericht unter Campomanes bis weit nach Mitternacht. Dann das Urteil. Der Spieler, der Remis reklamierte, aber dies nicht durfte, verliert die Partie!
 

Sparen konnte übrigens, wer über ein Reisebüro gebucht hat. Nicht wenige Eltern und Trainer nutzten dies, denn die offizielle Anmeldung kostete 50 Euro pro Tag.

Zum Abschluss des Turniers wurde eine große Siegesfeier begangen.



Hohe Gäste: Fide-Vizepräsidenten Zurab Asmaiparaschwili und Jorge Vega bei der Siegerehrung


Ein bisschen Folklore muss sein.


Noch einmal Folklore...


Folkloristische Tänze kamen fast so häufig vor wie die Sizilianische Verteidigung.


Österreichs Delegation auf den passenden Stühlen - rot-weiß

 


Papa Kyas mit dem leicht ermatteten Sohnemann


Siegerehrung mit Ehrengästen...



 ... und den Hauptakteuren.


Siegerehrung Nationenwertung: 1. Russland, 2. Georgien 3. China

 


Altersklasse U18m v.l. Pruijssers Roeland, Nakhapetiane Pogos, Grigoryan Avetik,
Rakhmanov Aleksandr, Edouard Romain und der Sieger Popov Ivan aus Russland


Altersklasse U18w v.l. 3. Platz  Yildiz Betul Cemre, 2.Platz Nemcova Katerina und
die Siegerin Gunina Valentina aus Russland , Turnierorg.-Chef Ali Nihat Yazici 

 

Altersklasse U16m v.l. Bregadze Levan, Recuero Guerra David, Goganov Aleksey,
Kharchenko Boris, Pereira Ruben und der Sieger Chirila Ioan Cristian ( ROU )

 

 


Kleiner König etwas größer: Champion der 16-Jährigen wurde Chirila Ioan Cristian aus Rumänien



Altersklasse U16w v.l. 3. Platz Ivanenko Olga, 2. Platz Girya Olga und die Siegerin Tsatsalashvili Keti (GEO)

 


Gute Figur machten auch die Viert- und Fünft- und Sechstplazierte der Altersklasse U16,
v.l.
Goganov Aleksey, Nakhbayeva Guliskhan und Guramishvili Sopiko

 


Altersklasse U14m, v.l. Ter-Sahakyan Samvel, Swiercz Dariusz, Belous Vladimir,
Wang Chen, Kanarek Marcel und der Sieger Sjugirov Sanan aus Russland


Altersklasse U14w, v.l. Padmini Rout, Olsarova Karolina, Cori T Deysi, Gagare Shalmali,
Arabidze Meri und die Siegerin Paikidze Nazi aus Georgien

 


Altersklasse U12m, v.l. Cori Jorge, Monev Alexander, Han Chao, Nyzhnyk Illya und
der Sieger Naroditsky Daniel ( USA )


Altersklasse U12w, v.l. Iwanow Anna, Eid Maha, Zhai Mo, Guo Qi, Saduakasova Dinara
und die Siegerin Efroimski Marsel (ISR)


Altersklasse U10m, 1.Platz  Wang Tong Sen ( China ) 2. Platz  Antipov Mikhail Al  ( Russland )
3.Platz Prince Bajaj ( Indien )


Bild 5: Kleiner König: Der Weltmeister der Zehnjährigen, Wang Tong Sen aus China


Altersklasse U10w, v.l. Serefidou Despina, Fedyuk Iryna, Lei Ting Jie, Guo Yue Fan,
Chiang Sarah und die Siegerin Styazhkina Anna aus Russland

Bild 16: Altersklasse U8 m, v.l. Chiang Jonathan, Zajic Milan, Yeoh Li Tian, Sinyanskiy Maxim,
Qasimov Chingiz und der Sieger    Savenkov Konstantin aus Russland


Altersklasse U8w, v.l. Yeoh Li Tian, Hojatova Aydan, Mammadzada Gunay und die
Siegerin Furtado Ivana Maria aus Indien

 

 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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