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Am Montag verstarb mit 83 Jahren nach langer Krankheit Hans-Christian Ströbele. Am 7. Juni 1939 in Halle an der Saale geboren, kam die Familie Ströbele bei Kriegsende nach Westdeutschland. Hans-Christian Ströbeles Vater Rudolf war Chemiker und arbeitete nach dem Krieg bei den Chemischen Werken Hüls AG in Marl. In Marl machte Hans-Christian Ströbele 1959 am Albert-Schweitzer-Gymnasium sein Abitur und leistete danach seinen Wehrdienst in Aurich ab. Im Anschluss studierte er Jura in Heidelberg und Berlin. Nach dem zweiten Staatsexamen erhielt Ströbele 1969 seine Zulassung als Rechtsanwalt.
Ströbele war seit 1967 als Rechtsreferendar im Anwaltsbüro von Horst Mahler beschäftigt. Zusammen mit diesem, Ulrich Preuß und Klaus Eschen, später Berliner Verfassungsrichter, gründete er 1969 das das "Sozialistische Anwaltskollektiv", mit der Absicht, dort Studenten und Demonstranten der 68er-Bewegung zu verteidigen. 1970 übernahm er zusammen mit Horst Mahler und Otto Schily die Verteidigung der Terroristen der Baader-Meinhof-Gruppe. Ströbele wurde jedoch von der Verteidigung ausgeschlossen, da er den Angeklagten über seine anwaltlichen Pflichten und Rechte hinaus Unterstützung leistete, zum Beispiel durch den Austausch von Informationen. Er wurde zudem wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Später wurde die Strafe auf zehn Monate reduziert. Ströbele hatte einen sehr idealistischen Blick auf die Angeklagten und sah diese als linke Mitstreiter für eine bessere Gesellschaft, nicht als Kriminelle. Noch radikaler engagierte sich Horst Mahler, der Mitbegründer der RAF wurde, die Befreiung von Andreas Baader und mehrere Banküberfälle plante und zur bewaffneten Ausbildung nach Jordanien ging. Später wandte sich Mahler einer maoisitischen Partei zu, bevor er Ende der 1990er Jahre deutsch-national und NPD-Mitglied wurde.
Ströbele war indes seit 1970 Mitglied der SPD, wurde aber 1975 dort ausgeschlossen, nachdem er die RAF-Terroristen in einem Brief als "liebe Genossen" bezeichnet hatte.
1978 war Ströbele in Berlin Mitbegründer der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz (AL). Kurz danach war er auch Mitbegründer der linken Berliner Tageszeitung taz. 1985 wurde Ströbele als Nachrücker Mitglied des Bundestages für die Bundespartie Die Grünen und gehörte dort zum linken Partieflügel. 1990 wurde Ströbele zum Sprecher, damit einem der drei Vorsitzenden der Partie gewählt. 1991 trat er von seinem Amt zurück, nachdem er mit anti-israelischen Äußerungen für einen Skandal gesorgt hatte und Raketenangriffe von Hussein auf Israel gerechtfertigt hatte.
1992 wurde Ströbele Vorsitzender Grünen-Fraktion im Bezirk Berlin-Tiergarten.
Von 1995 bis 1997 war er Mitglied des Landesvorstands. 1998 zog er über die Berliner Landesliste erneut in den Bundestag ein. Vor der Bundestagswahl 2002 unterlag er jedoch im Kampf um einen guten Listenplatz und bewarb sich deshalb um ein Direktmandat in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg -Prenzlauer Berg Ost (Wahlkreis 84) und vertrat im Wahlkampf Positionen gegen die Standpunkte seiner Partie, insbesondere gegen die Außenpolitik des Grünen-Ministers Joschka Fischer. Ströbele erhielt die meisten Stimmen aller Kandidaten und zog so erneut in den Bundestag ein. 2005 gewann Ströbele das Direktmandat im Wahlkreis 83, wieder als einziger Grüner, dem das in Deutschland gelang. Bei den Wahlen 2009 und 2013 wiederholte er den Erfolg. 2017 zog er sich aus der Politik zurück.
In seiner politischen Karriere setzte sich Ströbele besonders für die individuellen Bürgerrechte ein und vertrat dabei oft offensiv extreme Positionen.
Der frühere Vorsitzende des Berliner Schachverbandes Alfred Seppelt (1929-2015) hatte beim Umzug des Bundestages nach Berlin die Tradition der Politiker-Schachturniere wieder aufgenommen, eine Idee, die schon in Bonn auf Anregung des Bundespräsidenten und Schachfreundes Richard von Weizsäcker realisiert worden war.
Ströbele denkt nach | Foto: André Schulz
Neben einigen anderen prominenten Politikern waren auch die beiden ehemaligen RAF-Anwälte Hans-Christian Ströbele und Otto Schily als Schachliebhaber regelmäßige Teilnehmer des Turniers Otto Schily gehörte 1980 zu den Mitbegründern der Grünen, wechselte aber 1989 zur SPD. Von 1998 bis 2005 war er Innenminister unter Gerhard Schröder. 2009 zog er sich aus der Politik zurück und kandidierte nicht mehr für den Bundestag.
Strobele beim Politikerturnier | Foto: André Schulz
Entgegen seiner Profession als Anwalt fühlte sich Hans-Christian Ströbele am Schachbrett nicht der Verteidigung verpflichtet, sondern setzte auf Angriff und Konfrontation, ähnlich wie bei seinen politischen Vorstößen. Ströbeles Liebe zum Schachspiel übertraf jedoch sein Können. Seine Angriffe am Brett waren meist nicht gut vorbereitet. So hatte bei einem der Politiker-Turniere ein Schachfreund Folgendes an Ströbeles Brett beobachtet: 1.e4 Sf6 (Angriff auf den Bauern e4, Ströbele mit Schwarz.) 2.e5 Sh5. Der nicht verteidigte schwarze Springer wurde auf h5 von der weißen Dame geschlagen. Durch den Verlust des Springers ließ Ströbele sich nicht die gute Laune verderben, hatte er doch auf der anderen Brettseite noch einen zweiten Springer.
Foto: Dagobert Kohlmeyer
In freundlicheren Zeiten, 2017, besuchte eine Delegation des russischen Parlaments Duma den Bundestag, angeführt vom Duma-Abgeordneten Anatoly Karpov. Der Ex-Weltmeister gab ein Simultan. Die Duma-Abgeordneten und die Bundestagsabgeordneten spielten einen Wettkampf. Auch Hans-Christian Ströbele ließ es sich nicht nehmen, als Schachfreund daran teilzunehmen.
Beim Simultan mit Karpov
Handschlag mit dem Meister
Im Wettkampf gegen Alexander Zukov, früher Eishockeyspieler, dann Präsident des russichen OK.
Am Montag starb Hans-Christian Ströbele im Alter von 83 Jahren in seiner Wohnung in Berlin-Moabit.
Bericht vom Wettkampf Bundestag-Duma beim Berliner Schachverband...
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