Magnus Carlsen war der Star der Veranstaltung und natürlich auch Favorit in allen Turnieren, in denen er antrat. Nun ist Carlsen als Nummer eins der Welt bei jedem Schachturnier die Nummer eins der Setzliste und Favorit, aber beim Festa da Uva war er seinen Gegnern in Bezug auf die Elo-Zahlen noch weiter voraus als sonst. Nummer zwei der Setzliste im Open war Carlsens Sekundant Peter Heine Nielsen, der mit einer Elo-Zahl von 2653 beachtlich stark ist, aber immer noch 228 Elo-Punkte hinter Carlsen liegt.
Trotzdem war Carlsen nicht der einzige, der das Turnier gewinnen wollte. Und nach sechs von neun Runden lag nicht der Weltmeister, sondern der brasilianische GM Krikor Sevag Mekhitarian an der Spitze. Mekhitarian hatte zu diesem Zeitpunkt 6 aus 6, Carlsen hingegen ein Remis gegen Gilberto Milos abgegeben.
Gilberto Milos (links mit Schwarz) bei seiner Partie gegen Cubas
In der direkten Begegnung zwischen Carlsen und Mekhitarian kamen Fans des zurückhaltenden Carlsen-Schachs dann auf ihre Kosten. Die Nummer eins der Welt spielte mit Weiß, aber Mekhitarian konnte mit Schwarz in einem Spanier problemlos ausgleichen. Dann geschah das, was schon in so vielen Carlsen-Partien geschehen ist: In einer vollkommen ausgeglichen aussehenden Stellung verlor Schwarz "irgendwie" den Faden und wenig später einen Bauern. Der technische Teil bereitete Carlsen keine Probleme mehr.
Carlsen gegen Mekhitarian
Nach einem weiteren Sieg in Runde 8 lag Carlsen mit einem halben Punkt Vorsprung an der Spitze und musste in der letzten Runde gegen seinen Sekundanten Peter Heine Nielsen antreten. Auch das entwickelte sich zu einer typischen Carlsen-Partie. In einem Sizilianer mit 3.Lb5+ hatte Carlsen in einem Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und Springer bei gleicher Bauernverteilung am Königs- und am Damenflügel leichtes, aber für Schwarz unangenehmes Druckspiel. Das brachte ihm schließlich einen Mehrbauern ein, den er in einem langen Endspiel, das Schwarz vielleicht hätte halten können, schließlich zum Sieg führte.
Peter Heine Nielsen kennt die Endspielkünste seines Schützlings und wirkt entsprechend angespannt.
Damit hatte Carlsen das Turnier mit 8,5 aus 9 gewonnen, die Plätze zwei und drei teilten sich Milos und Mekhitarian mit je 8 Punkten.
Endstand
Quelle: chess-results
Verfügbare Partien (alle von Carlsen)
Von Medien umlagert: Weltmeister Magnus Carlsen
Andre Ricardo Boff, Schachliebhaber und Förderer des Turniers, mit Carlsen bei der Siegerehrung
Autogramme geben ist Teil des Weltmeisterberufs...
...und fördert den Nachwuchs.
Vielleicht kommt Carlsen bald wieder nach Brasilien. Zum Fußball. Der Norweger ist großer Fußballfan und soll als Teil seines Honorars beim Festa da Uva Eintrittskarten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 erhalten haben.
Fotos: Turnierseite, Sergei Tiviakov