Deutsche Frauen-Ländermeisterschaft: Württemberg überlegen

von Thomas Marschner
23.06.2017 – Unter den deutschen Ländern herrscht reger Wettbewerb - auch im Schach. Über Fronleichnam wurde in Braunfels bei Wetzlar die Frauenmannschaftsmeisterschaft der Länder ausgetragen. Dreizehn Landesverbände schickten Teams. Am Ende siegte Württemberg mit fünf Siegen, vor der Jugendmannschaft aus Bayern und Hessen 2.

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Deutsche Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände in Braunfels: klarer Sieg für Württemberg

Über Fronleichnam konzentrierte sich das deutsche Schachgeschehen fast ausschließlich auf Hessen: gleich drei hochkarätige Veranstaltungen fanden in einem Umkreis von knapp 50km statt: die deutsche Amateurmeisterschaft in Niedernhausen (eigentlich ist Niedernhausen nicht ganz richtig – der Spielort befindet sich zwischen zwei Eppsteiner Stadteilen) nicht weit von Wiesbaden, das Rhein-Main-Open in Bad Homburg und schließlich die deutsche Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände, die jedes Jahr in Braunfels unweit von Wetzlar ausgetragen wird, und um die es in diesem Artikel geht.

Insgesamt 13 Mannschaften trafen sich, um den Nachfolger von Titelverteidiger Bayern auszuspielen. Die Bayern waren gleich mit zwei Mannschaften angetreten, aber nicht mit einer ersten und einer zweiten Mannschaft, sondern mit einer ersten Mannschaft und einem Jugend-Team, das Mädchenschach-Referentin Hanna Marie Klek zusammengestellt hatte, die auch selber mitspielte. Als Favorit ging aber Württemberg ins Rennen, dort spielten gleich 4 Spielerinnen, die vor einigen Wochen erstmals mit Schwäbisch Hall deutscher Mannschaftsmeister geworden waren, darunter mit Ex-Europameisterin Ekaterina Atalik und Irina Bulmaga gleich zwei IMs und dazu noch WGM Karina Ambartsumova, die schon zum zweiten Mal in Braunfels dabei war.

Weitere Topspielerinnen im Feld waren die frischgebackene deutsche U18W-Meisterin Teodora Rogozenco, die für Hamburg am Spitzenbrett spielte, WGM Dina Belenkaya vom SC Bad Königshofen, U16W Vizemeisterin Leonore Poetsch aus Langen und WIM Nato Imnadze aus Fürstenried.

Teodora Rogozenco

Die Württembergerinnen wurden ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht und gewannen nach einem etwas holprigen 5,5-2,5 zum Auftakt gegen Thüringen alle weiteren Begegnungen gegen Hamburg, Baden und beide hessische Teams glatt. Dahinter ging es in der Tabelle aber drunter und drüber. Die Mannschaften nahmen sich gegenseitig die Punkte ab, und die Platzierungen wechselten nach jeder Runde. Gerade die bayrischen Youngster vergaßen das ein oder andere Mal, den Sack zuzumachen: gleich dreimal wurde 4-4 Unentschieden gespielt. Besonders das 4-4 im Prestigeduell gegen Bayern 1 war ärgerlich, da ausgerechnet Mannschaftsführerin Hanna Marie Klek mit einem Flüchtigkeitsfehler ganz am Ende ihrer Partie gegen Dina Belenkaya (letztere schon WGM, erstere designierte WGM, da fehlen nur noch die Formalitäten) den Sieg verschenkte. Trotzdem reichte es dank eines glatten Sieges gegen Baden in der Schlussrunde noch zu Platz 2.

Mit der Mannschaft, die am Ende Dritter wurde, hätten in Wettbüros hohe Quoten erzielt werden können, auch die Spielerinnen selber konnten es kaum glauben: da am Ende bei Punktgleichheit die Buchholzwertung und nicht die Brettpunkte zählten, landete die junge 2. Mannschaft aus Hessen mit 6-4 Punkten auf dem Bronzeplatz.

Einzelpreise gab es für die Spielerinnen, die alle 5 Partien gewinnen konnten. Dies waren diesmal gleich 4 Spielerinnen, mit Ekaterina Atalik, Irina Bulmaga und Simona Gheng gleich aus dem Württemberger Team. Dazu gesellte sich Johanna Bethge, die an Brett 8 für Thüringen alle Partien gewinnen konnte.

Ekaterina Atalik, Simona Gheng, Irina Bulmaga, Johanne Bethge

Eine weitere Ehrung gab es für Britta Leib, langjährige Frauenschachreferentin aus Schleswig Holstein, sie erhielt die silberne Ehrennadel des DSB. Außerdem hatte das Turnier ein attraktives Rahmenprogramm zu bieten. Am Samstagnachmittag gab es eine Führung durch das Braunfelser Schloss, die allen Teilnehmern viel Spaß machte – die Führerin, die aufgrund des internationalen Publikums aus Deutschland, Russland, Rumänien der Türkei und Georgien gekonnt zwischen Deutsch und Englisch wechselte, verlor fast das Zeitgefühl und brauchte eine halbe Stunde länger als üblich für die Führung durch die Räume des noch heute bewohnten Schlosses des Grafen zu Solms-Braunfels.

Abends gab es das schon traditionelle Büffet für alle Spielerinnen und Betreuer.

Danach wurde noch die offene hessische Blitz-Frauen-Einzelmeisterschaft ausgetragen, direkt nach dem Abendessen für die ein oder anderen Spielerinnen und Spieler (auch die Teilnahme von Männern war erlaubt) durchaus unter erschwerten Bedingungen. Der Turniersieg ging klar an WIM Nato Imnadze aus Bayern. Mit dem zweiten Platz sicherte sich Michelle-Viviane Frank den Hessenmeistertitel gefolgt vom restlichen Feld. Weitere Preise gab es bei der Siegerehrung für die nächstbesten hessischen Teilnehmerinnen Leonore Poetsch, Franziska Liez und Carolin Valeria Diener allesamt aus dem hessischen Nachwuchs. Unter den 36 Teilnehmern waren auch der Präsident des hessischen Schachverbands Torsten Ostermeier und Bundesspielleiter Wolfgang Fiedler, beide landeten als beste männliche Teilnehmer ebenfalls im Vorderfeld des Klassements.

Turnierseite des Deutschen Schachbundes...


Dr. Thomas Marschner, Jahrgang 1967, ist Physiker und arbeitet in der Technologieentwicklung für die Herstellung von Solarmodulen. Er spielt seit fast 40 Jahren Schach, hat eine Elo von 2000 und spielt für seinen Heimatverein aus Eppstein im Taunus in der hessischen Verbandsliga. Er lebt in Schwäbisch Hall und berichtet bevorzugt aus der Schachbundesliga und der Frauenbundesliga. Außer Schach spielt er ebenfalls auf Verbandsebene Tennis, fotografiert gerne und betreibt unter www.thomas-marschner.de seine eigene Webseite.

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