Duell zum Nachspielen
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Fotos: Schachjugend
Tagesbericht aus dem Bulletin "Das Spieglein" der DSJ
Gestern wurde an dieser Stelle spekuliert, ob von den fünf
Spielern mit weißer Weste auch jemand den vierten Turniertag ohne Punktverlust
beenden könnte. Vier dieser fünf hat es erwischt, aber einer Alexander
Baberz hat in der U10 zwei weitere Siege eingefahren und jetzt sieben Punkte aus
sieben Partien. Drei Tage vor Turnierende haben vier Spieler in ihrer
Altersgruppe schon einen ganzen Punkt Vorsprung. Neben Alexander sind dies
Jan-Christian Schröder (U14), Larissa Schwarz (U14w) und FM Matthias Blübaum
(U18). Eine bessere Ausgangsposition kann man sich kaum wünschen, aber dennoch
muss auch dieses Quartett noch jeweils drei oder vier Gegner überwinden, um am
Ende ganz oben stehen zu können.
U10/U10w
In der U10 trafen sich in der 6.Runde die beiden letzten 100%-Spieler zum
Spitzenspiel. Nach spannendem Verlauf konnte sich schließlich Alexander Baberz
gegen Theo Gungl durchsetzen und hält nach einem weiteren Sieg in der folgenden
Runde (gegen Emil Schmidek) einsam die Tabellenspitze mit 7/7 Punkten. Mit einem
Punkt Abstand lauert eine Dreiergruppe aus Gungl, Julian Martin und Saphir Sahki
auf den ersten Punktverlust des Spitzenreiters, wobei letzterer im direkten
Duell in der kommenden Runde sein Glück selbst in die Hand nehmen kann. In der
Mädchenwertung ist noch alles offen, die drei Spitzenreiterinnen liegen nur
einen halben Punkt vor der „Verfolgermeute“.
U12/U12w
Hier verteidigt Kevin Schröder weiterhin die alleinige Führung, sein Vorsprung
ist jedoch inzwischen auf einen halben Punkt zusammengeschmolzen, nachdem seine
Partie gegen Robert Baskin am gestrigen Nachtmittag die Remisbreite nie verließ.
In der 8. Runde hat bereits der erste seiner beiden Verfolger, Dmitrij Kollars,
die Gelegenheit, ihn im direkten Vergleich vom Thron zu schubsen. Bei den
Mädchen liegt Clara Victoria Graf nach einem etwas glücklichen
Sieg gegen Lennart Köhn ebenfalls einen halben Punkt vor Lea Maria Brandl in
Führung, wobei beide morgen gegen auf dem Papier deutlich überlegene
Gegner antreten müssen.
U14
Im Spitzenduell der beiden Führenden konnte sich Jan-Christian Schröder gegen
Thorben Koop durchsetzen. Da die direkten Verfolger die Punkte jeweils teilten,
hat er mit 5/6 einen ganzen Punkt Vorsprung auf die siebenköpfige
Verfolgergruppe. Heute trifft Jan-Christian mit Simon Tennert auf einen Spieler,
der in seinen letzten drei Partien die Punkte jeweils mit seinem Gegner geteilt
hat. Die anderen sechs Verfolger kämpfen in den Partien Mark Kvetny – Jonas
Lampert, Thorben Koop – Lev Yankelevich und Philipp Lerch – Christoph Peil
gegeneinander.
U14w
Bei den Mädchen in der U14w hat Larissa Schwarz ihre Führung ausgebaut. Sie
besiegte Luise Diederichs während die bisher zweitplatzierte Jana Böhm gegen
Andrea Srokovskiy unterlag. Andrea liegt nun gemeinsam mit Josefine Heinemann
(beide 4,5 Punkte) einen Punkt hinter der Spitzenreiterin. Während Larissa ihren
Spitzenplatz gegen die an Nummer 1 gesetzte Sonja Maria Bluhm (4/6) verteidigen
muss, treffen Josefine und Andrea aufeinander.
U16
Brett 1 remis, Brett 2 remis, Brett 3 remis: Viel hat sich an der Spitze der U16
nicht getan. Leon Mons hat mit 5,5/6 einen halben Punkt Vorsprung auf
Christopher Noe. Dennis Wagner liegt einen weiteren halben Zähler zurück. Mit
Leon und Dennis treffen heute in einem mit Spannung erwarteten Duell die beiden
Ersten der Setzliste aufeinander.
U16w
In der U16w war gestern eine Menge los. Am zweiten Brett hatte Stefanie
Düssler gegen Geburtstagskind My Linh Tran einen starken Königsangriff entfacht,
die Engines zeigten schon Bewertungen von über +2 an. Beim Versuch, den
endgültigen Knockout zu finden, überschritt sie aber im 35. Zug die Zeit. Am
vierten Brett spielten derweil Lena Kühnel und Annika Pohlert die längste Partie
des Tages. Im Turmendspiel hatte Lena einen Mehrbauern, konnte diesen aber
letztlich nicht verwerten und willigte ins Remis ein. Da sich Hanna-Marie Klek
am Spitzenbrett den Punkt mit Daniela Schäfer teilte, führt sie nun nur noch
geteilt mit My Linh. Beide haben einen halben Punkt mehr als Theresa Pohl, die
heute in der Topbegegnung Hanna-Marie herausfordert.
U18
Der eine ist Spieler des Jahres, der andere hatte in der Königsklasse zum Start
fünf Siege eingefahren – Rasmus Svane gegen FM Mathias Blübaum war ohne Zweifel
das Topduell des Tages. Nach 31 Zügen war dann klar, dass an diesem Tag keiner
den ganzen Punkt mitnehmen würde und die Hände wurden zum Friedensschluss
gereicht. Zufrieden kann mit diesem Ergebnis wohl vor allem Mathias sein, er hat
eine schwierige Schwarzpartie überstanden und weiter einen ganzen Punkt
Vorsprung.
Matthias Blübaum
Allerdings hat er neben Rasmus jetzt noch drei weitere Spieler
mit diesem Abstand im Nacken, da sich Felix Graf, Jens Kotainy und Sebastian
Raum an den Brettern zwei bis vier durchsetzen konnten. Die nächste Gelegenheit,
Mathias noch abzufangen, hat heute der topgesetzte Jens.
U18w
Friedlich gestimmt war die Spitzengruppe in der U18w. Julia Bochis und Alina
Sancar einigten sich nach 23 Zügen auf ein Remis, Nadine Stitterich und Carina
Dorn benötigten hierfür noch vier Züge weniger. Julia führt daher weiterhin mit
einem halben Punkt vor Nadine, diese teilt sich den zweiten Platz aber nun mit
Thuy Nguyen Minh. Diese nutzte am dritten Brett die Kontrolle über die offene
g-Linie und die lange Diagonale a1-h8 zu einem erfolgreichen Königsangriff gegen
Annelen Carow. Zur Belohnung darf Thuy heute am Spitzenbrett mit Julia um den
Spitzenplatz kämpfen.
Offene U25 - A-Turnier
Die vier Führenden trafen an den beiden ersten Brettern aufeinander und beide
Mal konnte sich der Spieler mit den schwarzen Steinen durchsetzen – Daniel Gölz
gegen Yorick ten Hagen und Jürgen Mazarov gegen Felix Nötzel. Daniel und Jürgen
(beide 5,5) treffen heute an Brett 1 aufeinander. Direkt neben ihnen spielen die
beiden einzigen Spieler die 5 Punkte vorzuweisen haben, Florian Walter und Tim
Höpfner.
Offene U25 - B-Turnier
Das B-Turnier der Offenen U25 ist sicherlich die am härtesten umkämpfte Gruppe
dieser Woche in Oberhof. Nachdem die beiden bisherigen Führenden in Runde 6 nur
auf insgesamt einen halben Punkt kamen, teilen sich jetzt vier Spieler mit 5
Punkten die Spitze. Heute treffen diese in zwei direkten Duellen aufeinander,
Raphael Martin spielt gegen Heribert Herrmann und Philipp Nobis hat es mit
Daniil Aristarkhov zu tun. Gleich sieben weitere Spieler haben mit nur einem
halben Rückstand auf das Führungsquartett noch alle Chancen: Andreas Hoppe,
Markus Kempe, Martin Kololli, Marc von Reppert, Linus Benedict Rösler, Adrian
Siegl und Justus Werner.
Laurent Fressinet im Gespräch
Den Zweikampf der GMs hat Laurent Fressinet bisher klar dominiert und führt nun
mit 3,5:0,5. Nach der letzten Partie mit langer Bedenkzeit stellte er sich der
SPIEGLEIN-Redaktion für ein Interview zur Verfügung.
Laurent, wie gefällt es Dir hier in Oberhof?
Ich bin begeistert von der Atmosphäre hier und finde es toll, so viele junge
Schachspieler an einem Ort zu sehen. Schach ist für die Entwicklung von Kindern
und Jugendlichen sehr wichtig. Oberhof selbst gefällt mir gut, da man hier schön
spazieren gehen und die Stille in der Natur genießen kann. Ich lebe in Paris, wo
es sehr hektisch und laut ist. Oberhof ist da das komplette Gegenteil. Ich bin
in einem kleinen Dorf in Südfrankreich aufgewachsen und der Ort hier erinnert
mich sehr an meine Heimat.
Sind die französischen Jugendmeisterschaften vergleichbar mit den
Deutschen Jugendmeisterschaften?
Ja schon, allerdings sind sie viel größer. Es spielen dort immer ungefähr 1500
Spieler mit. Die offiziellen Meisterschaften gehen bis zum Alter von 20 Jahren.
Ein großer Unterschied besteht darin, dass in Frankreich Trainer und Betreuer
gar nicht in den Turniersaal dürfen. In Frankreich liegt die Zahl der Spieler
deutlich über der der Begleitpersonen. Das ist hier anders.
Findest Du es besser, wenn Trainer und Begleitpersonen aus dem Turniersaal
ausgeschlossen werden?
Ja, ich finde es besser, auch um Betrugsfällen vorzubeugen. Das ist ja leider in
Frankreich ein aktuelles Thema. Im Kinderbereich kommt es schnell vor, dass
Spieler sich Gedanken machen, wenn ihr Gegner während der Partie viel mit seinem
Betreuer spricht. Davor sollten Kinder geschützt werden, auch wenn nur in den
seltensten Fällen wirklich betrogen wird. Es ist zwar schade, aber meiner
Meinung nach ist es für die Zukunft des Schachs besser, wenn Zuschauer nicht
direkt in den Turniersaal dürfen.
Jetzt kommen wir mal zu Deinem Duell gegen Jan Gustafsson. Was sagst Du zu
deinem bisherigen Ergebnis?
Ich freue mich natürlich darüber, dass es bisher so gut für mich gelaufen ist.
Damit hätte ich vorher nie gerechnet, da Jan ein sehr solider Spieler ist. Ich
selbst habe bisher gut gespielt und Jan war nicht so richtig in Form. Da kam
einiges zusammen.
Spielst Du am liebsten Partien mit langer Bedenkzeit oder welchen Modus
bevorzugst Du?
Ich spiele lieber Schnellschach als lange Partien. Als Kind habe ich Blitzschach
bevorzugt, weil es mir gefiel, unter Adrenalin zu stehen. Gut finde ich bei der
kürzeren Bedenkzeit, dass man seine Eröffnungen nicht so ausführlich vorbereiten
muss und Schwächen in der Eröffnung sich nicht so stark bemerkbar machen, wie in
einer langen Partie.
Mit welchem Ergebnis rechnest Du im weiteren Verlauf des Duells?
In den nächsten Runden kann sich alles ändern, das geht im Schach ja bekanntlich
schnell. Wenn ich zum Beispiel in Zeitnot die falsche Entscheidung treffe und
einen Fehler mache, kann das Glück leicht seine Seite wechseln.
Kannst Du Dir vorstellen, so einen Zweikampf noch einmal zu spielen?
Ja auf jeden Fall! Ich tue das sehr gerne.
In den nächsten Tagen wirst Du etwas mehr Zeit haben. Willst Du diese gerne auch
den Teilnehmern der DEM widmen?
Unbedingt! Ich freue mich schon, mehr Zeit zum Zuschauen zu haben und Partien
der Teilnehmer zu analysieren.
Was sind Deine persönlichen Ziele für die nächste Zeit?
Am wichtigsten ist es mir, gutes Schach zu spielen. Dann bin ich zufrieden. Ich
möchte aber auch gerne meinen Platz in der Weltrangliste verbessern und
möglichst unter die Top 10 oder 15 kommen. Mein nächstes Ziel ist der Weltcup.
Mal sehen, wie weit ich komme.
Du spielst hier viel Tischtennis, dein Lieblingsausgleichssport?
Eigentlich spiele ich richtiges Tennis, wusste aber nicht, ob es hier dazu die
Möglichkeit gibt. Im Tischtennis bin ich nicht so gut, es macht aber trotzdem
Spaß. Mir ist ein physischer Ausgleich zum Schach sehr wichtig.
Eine letzte Frage: Kennst Du schon unsere Meisterschaftszeitung „Das
SPIEGLEIN“?
Nein, aber die sieht ja toll aus. Ich schaue sie mir gerne an.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!