Deutscher Schachpreis für Björn Lengwenus
Von André Schulz
Fotos: Thomas Schloemann, Carsten Israel, Pascal Simon Andre Schulz
Am Dienstag Nachmittag wurde Björn Lengwenus im Rahmen einer Feier
in der Villa Finkenau vom Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes Dr.
Matthias Kribben der Deutsche Schachpreis überreicht. Dieser Preis ist die
höchste Auszeichnung, die der Deutsche Schachbund zu vergeben hat. Gastgeber der
kleinen Feier, in deren Rahmen die Übergabe stattfand, war
die "SGHHUB", die Schachgemeinschaft
Heinrich-Hertz-Schule und Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek. Gegründet wurde
diese Schulschachgruppe 1956 vom damaligen Schüler Christan Zickelbein an der
Heinrich-Hertz-Schule. 1964 kam das Gymnasium Uhlenhorst -Barmbek als zweiter
Standort hinzu. Ende der Siebziger verlagerte sich auch der Schwerpunkt der
Schachgemeinschaft mehr und mehr zum GUB. Zwei Besonderheiten unterschieden
diese SG von anderen ähnlichen Initiativen. In der SGHHUB war Schach zwar ganz klar
der Mittelpunkt, aber es war bei Weitem nicht das einzige
gemeinsame Interesse der Schüler. Darüber hinaus gab es viele andere Dinge, die die Schüler
verband. Und: Die SG war schon immer von den Schülern "autonom" verwaltet, lange bevor dieses
Wort überhaupt modern wurde.
Stefan und Nele von der SG führen durch das Programm
Björn Lengwenus wird interviewr
Nele Hammer spielte jedes Jahr beim Turnier "Rechtes gegen linkes Alsterufer"
mit und moderiert
Viele Gäste
Im Jahr 1983 erlebte Björn Lengwenus eine Stunde, die sein Leben - und nicht nur
seines - nachhaltig veränderte. Er lernte von Dr. Gundolf Weseloh im GUB
Schach. "Was wäre wohl gewesen, wenn ich an diesem Tag zufällig gefehlt hätte",
dachte Björn Lengwenus bei seiner Ansprache laut über sich selber nach.
Björn Lengwenus
"Mein
Leben wäre ja völlig anders verlaufen!" Aber er
hatte nicht gefehlt. Und so nahm sein Leben eine Richtung, in der Schach, aber
auch Unterricht, eine zentrale Rolle spielte. Nachdem Lengwenus selbst im Schach
auf sicheren Füßen stand - mit 13 Jahren, brachte er nun anderen Schülern
das Spiel bei.
Sein Trainer Gundolf Weseloh legte seine Erkenntnisse über die
Phase der Eröffnung in der Vereinszeitung in der Reihe " Gundolfs
Eröffnungslehre" nieder. Es gelang ihm, in zwölf Folgen diese für manche schon entscheidende
Phase im Schach präzise darzustellen, ohne dabei auch nur ein einziges Mal in
die Verlegenheit zu kommen, Schachzüge verwenden zu müssen - allein über die
allgemeinen Grundsätze, die jeder beherrschen sollte. Da wird der Spaß, der in
der SG herrschte, geradezu mit Händen greifbar. Aus den Folgen wurde später
übrigens ein Sonderdruck generiert. Die wenigen noch erhaltenen Exemplare sind
unter Sammlern höchst begehrt.
Lengwenus wurde schließlich selber Lehrer und unterrichtete auch als solcher
natürlich neben seinen Lehrfächern weiter Schach. Im Zuge der Schließung des
Gymnasiums Uhlenhorst-Barmbeks wurde der "SG" vom Hamburger Senat für Schule und
Bildung und deren vormaligen Senatorin Alexandra Dinges-Dierig inzwischen die
Villa Finkenau als neues Hamburger Schulschachzentrum zur Verfügung gestellt,
wobei der Schwerpunkt weiter in den Ortsteilen Uhlenhorst und Barmbek liegt. Fünf
Schulen sind inzwischen an diesem Projekt beteiligt, darunter nicht zuletzt auch
die Ganztagsschule Fraenkelstraße, an der inzwischen Björn Lengwenus als
Schulleiter tätig ist.
Etwa eine Stunde dauerte die Feier der Preisverleihung. Die Aufgabe der
Eröffnungsansprache übernahm als Ehrengast die amtierende Bildungssenatorin
Christa Goetsch, die ihren "lieben Kollegen" - denn auch Christa Goetsch ist
Lehrerin - für sein großes Engagement lobte.
Bildungssenatorin Christa Goetsch
Video:
Christian Zickelbein hielt auf
besonderen Wunsch des Preisträgers die Laudatio. In gewissem Sinne ist Björn
Lengwenus der Nachfolger von Zickelbein. Was der eine Schüler, dann Lehrer,
einst begann, setzte der andere Schüler, dann Lehrer, im gleichen Geiste fort.
Doch während Zickelbein noch ohne Technik aufwuchs - da wurde unter der
Schulbank noch mit einem Steckschach heimlich gespielt-, ist Lengwenus ein
Mitbegründer neuer Techniken. Seine lebendigen und unkonventionellen
Schachlehrmethoden haben heute unzählige Schachschüler verinnerlicht - über das
Programm "Fritz&Fertig". Dort sind die Lehrmethoden des Björn Lengwenus aus der
SG mit Hilfe der liebenswerten Figuren des Zeichners Jörg Hilbert zu digitalem
Leben erwachte. "Heute spielen die Kinder drahtlos mit zwei Nintendo DS-Konsolen
unter der Bank mit Fritz&Fertig gegeneinander", wusste Zickelbein zu berichten
und meinte augenzwinkernd: "Meine lieben Lehrer, wissen Sie, worauf Sie sich da
mit dem Schach einlassen?"
Christa Goetsch und Christian Zickelbein skizzierten in Umrissen
das Werk von Björn Lengwenus, das in der Tat so umfangreich ist, "dass ich Stunden
brauchen würde", wie Zickelbein meinte.
Christian Zickelbein
Ihm wurden aber nur zehn Minuten
Redezeit zugestanden.
Video:
Trotzdem erfuhren die zahlreichen Gäste, dass Lengwenus
jetzt von
Norbert Fortmann die Organisation des größten Schulschachturniers der Welt
"Rechtes gegen linkes Alsterufer" übernommen hatte. Unterstützt wird das
Hamburger Schulschach und seine größte Schachveranstaltung nun vom Hamburger
Wohnungsunternehmen SAGA-GWG. Als Vertreter waren der Leiter für
Unternehmenskommunikation Mario Spitzmüller und das Vorstandsmitglied Michael
Sachs unter den Gästen anwesend. "Nun wird das Turnier zum "SAGA-haften"
Schulschachturnier, meinte Zickelbein, erinnerte aber auch an die
kleinen Anfänge und den Erfinder des Turniers, den Volksschullehrer Franz Buroh.
Neben den hochrangigen Ehrengästen von der SAGA GWG und der Hamburger
Bildungssenatorin Christa Goetsch, die am Verlauf dieser Preisverleihung ihr
sichtbares Vergnügen hatte, waren natürlich auch viele bekannte Gesichter aus
dem Schach zu sehen.
Bringen das Schulschach nach vorne: Michael Sachs, Björn Lengwenus, Christa
Goetsch
Christan Zickelbein und der DSB-Vize Matthias Kribben
wurden bereits erwähnt. Darüber hinaus waren der Hamburger Verbandspräsident
André van de Velde, der Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend Jörg Schulz,
Christian Warneke und Jacob Roggon, ebenfalls von der Deutschen Schachjugend,
Alsterufer-Organisator Norbert Fortmann und selbstverständlich auch Gundolf
Weseloh erscheinen, um nur einige zu nennen.
"Schach statt Mathe" ist ein anderes Projekt von Lengwenus, das er zusammen mit
seiner Nachbarschule Genslerstraße ins Leben gerufen hat. "Mit Schach kann man
die gleichen Dinge lernen wie mit Mathe: Räumliches Denken, Rechnen usw., aber
es macht mehr Spaß", erläuterte die Bildungssenatorin die Idee von Lengwenus. So
wurde eine Stunde Mathe zugunsten von Schach geopfert. Lehrer und Eltern, aber
vor allem die Schüler sind begeistert. Im nächsten Jahr soll der Erfolge über
eine Evaluierung gemessen werden.
Schließlich hat Björn Lengwenus mit der Partnerschulaktion für die
Schacholympiade unzählige Schüler, Lehrer und Eltern in den vergangenen zwei
Jahren für die Schacholympiade, aber auch für ihre Partnerländer, die dort
teilnahmen, begeistert. 180 Schulen, 70.000 Schüler waren daran beteiligt. An
der Eröffnung und Auslosung hatte sogar der damalige Weltmeister Vladimir
Kramnik teilgenommen.
Dr. Matthias Kribben überreichte schließlich als Vizepräsident
im Namen des Schachbundes den Preis, durch einen bunten großen Springer
symbolisiert.
Dr. Matthias Kribben
Journalistenandrang bei der Preisübergabe
Nach den Ansprachen gab es Action. Zunächst kam es zum Duell im
Fritz&Fertig-Schlagspiel zwischen dem Grundschüler Bosse und dem Bundesligaspieler
Niclas Huschenbeth.
Bosse legt gut vor
Niclas Huschenbeth
Konzentriert beim Schlagspiel
Jede zu schlagende Figur muss angeklickt werden
Hamburgs bester Schachjugendlicher siegte klar und standesgemäß und erklärte,
warum: "Ich habe früher auch
viel mit Fritz&Fertig trainiert." Schließlich zeigte Björn Lengwenus noch
ein anderes seiner vielen Talente. Im Stile eines Rundfunkreporters kommentierte er
drei Blitzpartien seiner "Schach statt Mathe"-Schüler.
Die Senatorin macht den ersten Zug
Björn Lengwenus kommentiert
Da sind alle gespannt
Video:
"Schach ist ein schneller
Actionsport!", lautet seine Botschaft.
Das Echo der Medien war groß: Das Hamburger Abendblatt hatte
die Preisverleihung angekündigt, die Welt Björn Lengwenus Arbeit in einem
halbseitigen Artikel gewürdigt und auch die Morgenpost vermeldete die
Preisverleihung an den "Barmbeker Jung". Das Fernsehen war gleich mit drei
Sendern erschienen.
RTL Regional schnitt Szenen aus der Preisverleihung in ein
Portrait von Björn Lengwenus ein. Der NDR berichtete am gleichen Tag im Hamburg
Journal. Außerdem war Hamburg Eins vor Ort.
Interviews
Links:
RTL: Der
Schach-Mathe-Lehrer...
Hamburg
Journal: Hamburger erhält Schachpreis...
Morgenpost: Sein ganzes Leben dreht sich um König und Dame...
Deutscher Schachbund...