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Dana Reizniece-Ozola (geb. 1981) hat in Lettland eine politische Bilderbuchkarriere hingelegt. Im Anschluss an ihre Schulausbildung studierte sie an der Hochschule Ventspils (Ventspils Augstskola) Übersetzungswissenschaft und Terminologische Logik/Terminologie der Informatik. Nach dem Abschluss leitete sie dann schon bald in ihrem heimtaort einen Technologiepark. Der Bürgermeister der Stadt überredete Dana Rezniece-Ozola schließlich politisch aktiv zu werden und so trat sie der lokalen Partie Latvijai un Ventspilij ("Lettland und Ventspils) bei. 2010 wurde sie für das Bündnis "Zaļo un Zemnieku savienība" (Bündnis der Grünen und Bauern) in das lettische Parlament gewählt. 2011 und 2014 wurde sie wiedergewählt.
Bereits 2010-2011 übernahm Reicniece-Ozola das Amt einer Parlamentarischen Staatssekretärin im Verkehrsministerium. Unter der Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma wurde sie als Wirtschaftsministerin berufen und liberalsisierte in dieser Funktion unter anderem den lettischen Gasmarkt, der bis dahin vom russischen Energieproduzenten Gazprom beherrscht wurde. Seit 2016 ist Reicniece-Ozola nun Finanzminsiterin des Landes in der Regierung von Maris Kucinskis und bekämpft in dieser Funktion Unregelmäßigkeiten lettischer Banken, die bei der Geldwäsche vor allem von russischen Kunden behilflich waren. Außerdem beendete sie ein Unwesen in der lettischen Kreditwirtschaft: Kreditvermittler hatten Kredite an Kunden verkauft, von denen sie wussten, dass sie diese nicht bedienen konnten und pressten die säumigen Zahler dann aus.
Im Dezember 2017 stellte sich Dana Reizneice-Ozola auch als Chefin der "Eurogruppe" zur Wahl. Die Euro-Länder wählten dann aber den Portugiesen Mario Centeno als Nachfolger von Jeroen Dijsselbloem.
Dana Reizniece Ozola (Foto: Europäische Union)
Ein Jahr zuvor hatte die Finanzministerin auf einem ganz anderen Feld für Aufsehen gesorgt. Bei der Schacholympiade in Baku besiegte sie am 1. Brett der lettischen Frauen-Nationalmannschaft beim Wettkampf gegen China die damalige Weltmeisterin Yifan Hou. Schach ist die große Leidenschaft der lettischen Finanzministerin. Schach hat ihr auch bis zu einem gewissen Gard zu ihren politischen Erfolgen verholfen: "Ich war jung, ich war aktiv und ich war als Schachspielerin bekannt," erklärte die heute auch auch erst 37-Jährige ihren politischen Aufstieg.
Mit dem Schach begann Dana Reizniece-Ozola im Alter von acht Jahren. 1992 spielte sie bei der U12-Mädchenweltmeisterschaft in Duisburg mit und nahm in den folgenden Jahren bis zur Altersgrenze in den verschiedenen Alterklassen an praktisch allen Mädchenwelt- und Europameisterschaften teil. Seit 1998 spielt Dana Reizniece in der lettischen Frauen-Nationalmannschaft und vertrat ihr Land seitdem bei acht Schacholympiaden (1998, 2000, 2004, 2006, 2010, 2012, 2014 und 2016). Seit 2001 führ sie den Titel einer Frauen-Großmeisterin (WGM).
Seit 2004 ist Dana Reizniece Mitglied der SG Löberitz. Löberitz ist ein kleiner Ort in der Nähe von Bitterfeld-Wolfen in Sachsen Anhalt. Die lettische Frauen-Großmeisterin spielt dort für die erste (Herren)-Mannschaft in der Oberliga Ost A am 1. Brett. Außerdem tritt sie für das Frauenteam des Vereins in der 2. Frauenbundesliga an. Erklärtes Ziel ist der Aufstieg in die 1. Frauenbundesliga.
Kurz nach dem Weltwirtschaftreffen 2018 in Davos reiste die Finanzministerin von Lettland Ende Januar nach Löberitz und spielte dort bei einem Wettkampf ihres Teams in der 2. Frauenbundesliga mit. Mit den Schachfreunden in Löberitz verbindet sie eine inzwischen lange und auch innige Freundschaft: "Das ist meine andere Familie, ich liebe die Leute hier, ich spiele ja schon seit 16 Jahren für die SG Löberitz," sagte sie dem MDR, der einen Bericht über die prominente Spielerin der SG Löberitz anfertigte.
Als Dana Reizniece-Ozola seinerzeit mit Anfang 20 in Löberitz anfing, war sie noch keine Ministerin, noch nicht einmal Politikerin. Jetzt ist sie es, aber geändert hat das hier überhaupt nichts. Allüren kennt sie keine. Und das Schach bietet nicht nur einen prima Ausgleich für das harte politische Geschäft, es hilft auch dabei: "Schach hilft, den Kern eines Problems zu begreifen," weiß die lettische Finanzministerin.
Verheiratet ist Dana Reiniece mit Andris Ozols, Direktor einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft, vorher Fallschirmspringer, Boxer und Rallyefahrer. Seit er mit der Schach-Großmeisterin verheiratet ist, hat auch ihn das Schachfieber erfasst und er kauft jedes Schachbuch, das er sieht, um damit sein eigenes Schach zu verbessern. Das Paar hat vier Kinder. Die eigene Familie ist Dana Reizniece-Ozolas drittes "Business". Zwei Kinder sind fürs Schach noch zu klein, die älteste Tochter kennt die Regeln, interessiert sich aber nicht besonders dafür. Trotzdem: "Schach ist gut für Kinder", weiß die Großmeisterin aus eigener Erfahrung. "Und für Politiker auch".