"Die Endspielkunst der Weltmeister" von Karsten Müller - eine Rezension

von ChessBase
05.09.2021 – Karsten Müller hat sich die gründliche Erforschung aller Endspiele zur persönlichen Aufgabe gemacht. Bei ChessBase sind zahlreiche DVDs zum Endspiel erschienen. Zudem hat der promovierte Mathematiker und Großmeister auch eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Markus Müller hat sich jüngste Neuerscheinung "Endspiele der Weltmeister" (2 Bände) angesehen.

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Rezension „Die Endspielkunst der Weltmeister“ (Karsten Müller)

Von Markus Müller

Die Weltmeister im Schach waren trotz unterschiedlicher Spielstile auch Virtuosen im Endspiel und schufen dort zeitlose und instruktive Kunstwerke auf allerhöchstem Niveau. Der bekannte Großmeister und ausgewiesene Endspielexperte Karsten Müller, unser "Praeceptor Germaniae Ludi Finis", widmet sich in seiner neuesten Publikation diesem Thema. Wer ihn kennt, weiß, dass er die Themen sachlich und mathematisch höchst präzise, aber dennoch kurzweilig und unterhaltsam auf dem Punkt bringt. Das Werk bietet also zweierlei: biografisches Material kombiniert mit schachlich hochwertigen Inhalten. Zahlreiche, bisweilen auch anspruchsvolle Aufgaben zum Selbstlösen wollen den Leser aus der Komfortzone locken, was bekanntermaßen der Grundstein für ein erfolgreiches Training ist, worauf auch Mihail Marin im Geleitwort hinweist. Nicht wenige Schachfreunde bevorzugen außerdem Lehrbeispiele aus echten Partien mit entsprechendem praktischem kompetitivem Kontext, im Gegensatz zu trockenen theoretischen Studien oder Problemen. Somit kommen sowohl die historisch interessierten Genussleser auf ihre Kosten als auch die lernwilligen Aspiranten, die nach höheren Weihen streben.

Die zwei gebundenen Bände aus dem Joachim Beyer Verlag hinterlassen einen wertigen Eindruck. Ansprechende Haptik, klarer Schriftsatz und saubere Diagramme, Lesebändchen und vor allem die Fehlerfreiheit sorgen für eine angenehme Usability. Ein Novum, welches hoffentlich Schule macht: alle Partien und Fragmente beginnen mit einem QR-Code, das heißt mit Smartphone oder Tablet lassen sich die Analysen auf dem ChessBase-Server in einer nachspielbaren Form direkt aufrufen.

Aufgaben mit QR-Codes

Neben vielen Klassikern findet man auch unbekanntere Bravourstücke der 16 in der Schachwelt anerkannten Weltmeister. Ihr jeweiliger charakteristischer Stil wird klassifiziert und spiegelt sich oft auch in der letzten Phase der Partie wider, der Autor arbeitet diesen Zusammenhang schön heraus. Die Diskussionen der individuellen Stile sind seit jeher ein Dauerbrenner in der Schachszene. Eine signifikante Anzahl der Beispiele stammt direkt aus WM-Duellen beziehungsweise gehört zu der Kategorie Weltmeister gegen Ex-Weltmeister. Wer kennt nicht das Topturnier zu New York im Jahre 1924 mit dem epischen Kampf Lasker gegen Lasker oder in der gleichen Runde Capablancas berühmtes Turmendspiel gegen Tartakower, hier analysiert mit modernem Verdikt. Weitere Schmankerl zum Genießen und Staunen sind die heutige Evaluation von Fischers schockierendem Lxh2 im Jahre 1972, Karpovs brillantem Sg2 gegen Kasparov oder von Letzterem die berühmten Turmzüge gegen Anand wiederum im New York im World Trade Center im Jahre 1995. Apropos Fischer, das sogenannte Fischer-Endspiel (Turm-Läufer gegen Turm-Springer mit Bauern auf beiden Seiten), nimmt einen gebührenden Platz ein, denn es ist auch in der Amateurpraxis häufig anzutreffen und es ist daher wichtig für jedermann, die Analysen zu studieren und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Auch erfahrene Schachspieler werden noch weitere verborgene Perlen finden und lernen neue Begrifflichkeiten kennen, mir beispielsweise war der Terminus des „grünen Läufers“ bis dato noch nicht untergekommen.

Fazit: Ich gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung sowohl für fortgeschrittene Anfänger als auch für Experten ab. Die beiden Bände sind kein systematisches Lehrbuch und wollen es auch gar nicht sein, dennoch werden vielerlei praxisrelevante Endspiele auf instruktive und unterhaltsame Art behandelt. Ich wünsche allen Lesern den Spaß, den ich damit hatte!

 

Beyer-Verlag, 29,80 Euro

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Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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