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Bundestrainer Jan Gustafson gab Paul Meyer-Dunker vor dem Rückflug von der Mannschaftseuropameisterschaft nach Deutschland noch ein Video-Interview und sprach über Erfolg und Enttäuschung.
Pressemitteilung des Deutschen Schachbundes zum Gewinn der Vizeeuropameisterschaft...
V.l.: Vincent Keymer, Rasmus Svane, Matthias Blübaum, Alexander Donchenko und Bundestrainer Jan Gustafsson
Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Team-Europameisterschaft im montenegrinischen Budva den EM-Titel knapp verpasst und die Silbermedaille gewonnen. Trotz eines Sieges gegen Kroatien in der letzten Runde wurde das Team von Bundestrainer Jan Gustafsson von den punktgleichen Serben nach Feinwertung auf den zweiten Platz verwiesen. Das deutsche Team mit Vincent Keymer, Rasmus Svane, Matthias Blübaum, Alexander Donchenko und Dmitrij Kollars blieb in neun Runden ohne Niederlage bei drei Unentschieden. Siege gab es unter anderem gegen die beiden anderen Medaillengewinner, den neuen Europameister Serbien und Armenien.
Unsere Frauen spielen zum Abschluss Unentschieden gegen die Schweiz, Elisabeth Pähtz besiegte hierbei Ex-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk. Nach Niederlagen gegen Aserbaidschan und Polen spielte das Team in der letzten Runde aber nicht mehr um die Medaillen mit und wurde am Ende Siebter.
Offenes Turnier
Die Vergabe des EM-Titels war hochdramatisch: Deutschland erfüllte seine Aufgabe, indem Dmitrij Kollars den Big Point des Tages holte. Alexander Donchenko und Vincent Keymer hatten zwar durchaus Chancen auf mehr, am Ende stand aber ein souveränes 2,5 zu 1,5 für das deutsche Team gegen Kroatien. Das wahre Drama entfaltete sich allerdings erst nach dem deutschen Match.
Serbien war vor der Runde punktgleich mit Deutschland an der Spitze und spielte gegen Griechenland. Der Kampf schwankte hin und her. Aber als es gerade so aussah, als ob Griechenland den Serben ein Unentschieden abringen kann, kippte Stamatis Kourkoulos-Arditis vom Gewinn in den Ausgleich. Und dann entglitt ihm die Partie komplett. Serbien gewann 3:1 und am Ende sollte dieses Ergebnis genau einen halben Brettpunkt zu hoch sein, damit Deutschland den Titel holt.
Da beide Teams mannschaftspunktgleich waren, musste als Feinwertung die Olympia-Sonneborn-Berger-Wertung entscheiden. Ohne uns in den Details dieser komplizierten Wertung verlieren zu wollen, führte es dazu, dass schließlich der Kampf Island gegen die Türkei die EM entscheiden würde. Wenn die Türkei gewinnt, wäre Deutschland Europameister, wenn Island Remis hält oder gewinnt, Serbien.
Beim Stand von 1:1 presste die Türkei an zwei Brettern, objektiv war aber alles haltbar. Cemil Can Ali Marandi versuchte es schließlich bis zum 124. Zug im Endspiel Springer und Turm gegen Turm. Aber trotz aller Versuche und sogar einer fehlerhaften Remis-Reklamation seines isländischen Gegners, war am Ende nicht mehr als ein Remis drin. Serbien war Europameister, Deutschland hatte Silber. Ein bitteres Ende einer großartigen EM.
Die gesamte Mannschaft war das Turnier über gesundheitlich angeschlagen und teilweise sogar ganz außer Gefecht gesetzt. Dass sie trotz dieser widrigen Umstände mit um den Titel gespielt und Silber geholt hat, ist sensationell!
Das deutsche Team gegen Kroatien (v.l.n.r.): Dmitrij Kollars, Alexander Donchenko, Rasmus Svane und Vincent Keymer
Gebannt verfolgen Sportdirektor Kevin Högy (v.l.n.r.), Rasmus Svane, Dmitrij Kollars und Hanna Marie Klek den Ausgang des Matches Serbien gegen Griechenland.
Der Remisschluss zwischen Gudmundur Kjartansson (links) und Cemil Can Ali Marandi, der die deutsche Silbermedaille besiegelte.
Br. | Kroatien | Elo | 1½ : 2½ | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Ivan Saric | 2659 | ½ : ½ | GM Vincent Keymer | 2721 |
2 | GM Ante Brkic | 2622 | ½ : ½ | GM Rasmus Svane | 2647 |
3 | GM Sasa Martinovic | 2542 | ½ : ½ | GM Alexander Donchenko | 2664 |
4 | GM Marin Bosiocic | 2537 | 0 : 1 | GM Dmitrij Kollars | 2642 |
Frauen
Für unsere Frauen gab es zum Abschluss gegen die Auswahl der Schweiz ein 2:2 Unentschieden. Damit setzte sich leider eine Reihe unglücklicher Ergebnisse in der zweiten Turnierhälfte fort, bei denen anscheinend das letzte Quäntchen Glück der Nationalmannschaft von Bundestrainer Yuri Yakovich nicht mehr hold war.
Der Mannschaftskampf begann schon zu Ungunsten der Deutschen: Hanna Marie Klek wählte gegen die sonst eher ruhig spielende Ghazal Hakimifard als Nachziehende die scharfe Drachenvariante. Und statt eines harmloseren, erwarteten Aufbaus entschied sich Hakimifard, den Fehdehandschuh aufzunehmen. In der folgenden, scharfen Partie fand die Schweizerin die besseren Pläne und erlegte Hanna Maries Drachen noch vor der Zeitkontrolle.
Den Rückstand wettmachen konnte dafür Elisabeth Pähtz. Gegen die ehemalige Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk, die seit Kurzem für die Eidgenössinnen spielt und mit der Elisabeth schon dutzende Male in der Vergangenheit die Klingen kreuzte, entwickelte sich aus der Rossolimo-Variante der Sizilianischen Verteidigung heraus ebenfalls ein scharfer Kampf. Als Elisabeth mit den schwarzen Steinen spielend in der g-Linie ihre Türme verdoppelte, zogen sich die Wolken schnell über der weißen Königsfeste zusammen. Nach einem taktischen Intermezzo konnte Elisabeth Material gewinnen und die Partie in ein technisch gewonnenes Endspiel abwickeln. Der volle Punkt war dann nur eine Frage der Zeit.
Jana Schneider spielte am vierten Brett eine beherzte Angriffspartie gegen Sofiia Hryzlova und setzte den gegnerischen König durch Materialopfer unter Druck. Die Partie blieb jedoch immer so kompliziert, dass sich zu unseren Ungunsten leider kein entscheidender Schlag finden ließ. Schlussendlich willigte Jana trotz besserer Stellung in komplizierter Lage in die Punkteteilung an, wohlwissend, dass Bundestrainer sich Yuri Yakovich am Brett von Dinara Wagner sehr gute Gewinnchancen versprach.
Doch hier sollte die Rechnung leider nicht aufgehen. Dinara gewann zwar erst einen, dann einen zweiten Bauern. Doch die ungleichfarbigen Läufer gestatteten es ihrer Gegnerin, eine Festung zu bauen, die nicht zu durchbrechen war. So stand am Ende des Tages ein unglückliches 2:2 gegen die Schweiz, was durchaus auch ein knapper Sieg hätte werden können.
Das Team beendet die EM damit auf einem siebten Platz. Gestartet von Rang drei ist dies kein Erfolg, aber auch kein Beinbruch. Schon ein Sieg gegen die Schweiz, der gut möglich war, hätte unsere Frauen auf Platz 5 gebracht.
Br. | Schweiz | Elo | 2 : 2 | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Alexandra Kosteniuk | 2526 | 0 : 1 | GM Elisabeth Pähtz | 2473 |
2 | FM Lena Georgescu | 2284 | ½ : ½ | WGM Dinara Wagner | 2467 |
3 | WGM Ghazal Hakimifard | 2245 | 1 : 0 | WGM Hanna Marie Klek | 2282 |
4 | WIM Sofiia Hryzlova | 2199 | ½ : ½ | WGM Jana Schneider | 2265 |
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