Die Eurofighter aus Hamburg

von Eva Maria Zickelbein
11.05.2021 – Der Europa-Vereinspokal wurde in diesem Jahr als Online-Turnier durchgeführt. Teilnehmen konnte jeder Klub, der bereit war 250 Euro Startgeld zu zahlen. Den Wettbewerb gewann Deizisau. Auch der Hamburger SK kam ins Finale und wurde dort Sechster.

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Vom 27. bis 31. März fand der Europapokal für Vereinsteams als Online-Turnier statt. Ausgerichtet von der ECU, der European Chess Union, und gesponsort von der Fédération Monégasque des Échecs, konnten bei diesem offenen Turnier alle Mannschaften mitspielen, die bereit waren, 250 € Startgeld zu bezahlen. Insgesamt meldeten sich 90 Teams an, vom Spitzenteam gespickt mit Weltklassegroßmeistern bis zum Zeitnot Express aus der Türkei mit einem Eloschnitt von 2076. Außerdem bekam das Frauen-Team von Monte-Carlo, die den Europacup der Frauen Ende 2020 überlegen gewannen, für das Finale einen Freiplatz. In der Meldeliste fanden sich schließlich über 500 Spieler wieder, davon 404 Titelträger und über 80 Spieler mit einer ELO-Zahl von über 2600!

Der HSK ist ja seit Beginn der Pandemie regelmäßig donnerstags und sonntags mit großer Freude und oft auch großem Erfolg in der Quarantäne-Bundesliga auf Lichess aktiv. In unserem Team Hamburger SK spielen wir inzwischen in dem Rhythmus einer Fahrstuhlmannschaft, weil die Ligen immer stärker werden. Aber in der Ewigen Tabelle liegen wir immer noch auf dem dritten Platz und konnten auch schon sechs Meistertitel nach Hamburg holen!

In unserem Team erleben wir jeden Donnerstag und Sonntag eine wunderbare Mischung aus Bundesligaspielern, starken Jugendlichen und Klubspielern bis runter in die Kreisklasse – also genau das, was den Hamburger Schachklub ausmacht!

Und natürlich freuen sich unsere Klubmitglieder besonders, dass einige unserer Meister sehr regelmäßig für uns antreten und fantastische Resultate holen: Allen voran GM Rasmus Svane, der bisher bei jeder einzelnen Auflage der Quarantäne-Bundesliga am Start war (nur aktuell während der Magdeburger Kader-Challenge hat er einmal pausiert). Ebenfalls regelmäßig dabei sind GM Nils Grandelius, GM Sune Berg Hansen, Thies Heinemann und FM Julian Kramer. Auch GM Luis Engel spielte schon für uns, bis er mit seinem Freund FM Felix Meißner seinen Twitch-Kanal Lockdownchess gründete und seitdem manchmal für dieses Team auf Punktejagd geht.

Und da die Bundesliga „over the board“ immer weiter verschoben wird und unklar ist, ob die Saison 2019-2020 überhaupt noch zu Ende gespielt wird, haben wir uns gesagt, dass wir mit unseren aktiven Meistern doch zumindest bei diesem attraktiven Event antreten sollten, um die HSK-Flagge hochzuhalten und unseren Spielern interessante Partien gegen sehr starke Gegner zu ermöglichen.

Also schickten wir dieses Team ins Rennen (die Mannschaftsführung übernahmen bei diesem Online-Event Eva Maria Zickelbein und Andreas Albers):

Mit diesem Team fanden wir uns auf Platz 18 der Setzliste wieder, aus deutscher Sicht waren noch Baden Baden (1.), Deizisau (10.) und Hockenheim (15.) vor uns platziert. Gespielt wurde an vier Brettern mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten plus 5 Sekunden pro Zug.

Im Online-Schach ist ja das Cheating ein ernsthaftes und leidiges Problem. Die Organisatoren der ECU entschieden sich deshalb, das Turnier auf der australischen Plattform Tornelo auszutragen, auf der beispielsweise auch schon die Jugendweltmeisterschaft gespielt wurde. Der große Vorteil ist, dass die Schiedsrichter eine größere Kontrolle über das Geschehen haben als auf anderen Plattformen. Das passiert u. a. durch einen Zoom-Call, in dem jeder Spieler (und alle Captains) während der Partien angemeldet sein müssen. Dabei dürfen die Spieler nur Tornelo im Browser und den Zoom-Call auf ihrem Rechner geöffnet haben, müssen die Webcam anschalten und ihren Bildschirm teilen. Im Finale kam dann zusätzlich noch eine „Side-Cam“ hinzu, die den Spieler von der Seite und seinen Schreibtisch zeigen musste.

Diese Überwachung schließt Cheating natürlich nicht vollkommen aus, erschwert es aber in einem hohen Maße. Und natürlich war es auch für uns Team-Captains sehr interessant und z. T. sehr witzig zu sehen, wie sich die Spieler während der Partien verhielten und auf unerwartete Züge oder eigene Blunder reagierten.

Einige Tage vor dem Turnier rief die ECO alle Team-Captains zu einem Zoom-Call zusammen, um alle Regeln zu erläutern und die Gruppenphase auszulosen. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die ausgezeichnete und sehr professionelle Organisation des Events bedanken. Es hat alles wunderbar geklappt und es gab keinen einzigen Streitfall! Natürlich ab und zu einmal Aufregung, vor allen wegen technischer Probleme im Whatsapp-Chat der Team-Captains, aber die immer freundliche Jirina Prokopova und das Team der Schiedsrichter haben alle Situation mit großer Geduld und Freundlichkeit gemeistert – vielen Dank!

Genau wie in der Quarantäne-Liga und bei anderen Veranstaltungen des Klubs möchten wir die Teilnahme an einem solchen Spitzenturnier natürlich auch für unsere Klubmitglieder und Freunde über die Live-Übertragung auf den verschiedenen Plattformen erlebbar machen. Deshalb fragten wir unsere streamenden Freunde IM Georgios Souleidis, IM Steve Berger und FM Felix Meißner, ob sie mit uns zusammen die Veranstaltung über ihre Twitch-Kanäle kommentieren würden. Vielen Dank an dieser Stelle für diese Möglichkeit, die Ihr uns geboten habt! Wir haben nur positive Rückmeldungen bekommen und hoffen, dass wir einige Klubmitglieder damit erreicht haben und das Erlebnis Europapokal ein bisschen näher in die Wohn- oder Arbeitszimmer bringen konnten.

Die Vorrunde und den zweiten Tag des Finales streamten wir mit Georgios Souleidis auf seinem Twitch-Kanal. 

Dann ging es in den Playoffs weiter mit FM Felix Meißner bzw. seiner Vertretung Kenneth Nannsen (vielen Dank!) auf Lockdownchess und den ersten Tag des Finales übertrugen wir mit Steve Berger auf seinem Chess.comde-Kanal.

Der ausführliche Bericht mit den Ereignissen in der Vorrunde, in der Zwischenrunde und schließlich im Finale ist auf der Webseite des Hamburg SK zu finden...

 

 


Eva Maria Zickelbein spielt seit vielen Jahren Schach und ist als Tochter von Christan Zickelbein fest mit dem Hamburger Schachklub verwachsen, für dessen Frauenbundesligamannschaft sie gespielt hat.

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