Europamannschaftsmeisterschaften
27. Oktober - 7. November 2007
Creta Maris Hotel, Heraklion, Kreta
http://www.euroteams2007.org



Mannschaften und Aufstellungen:
Männer... ,
Frauen...
Bisherige Sieger: Männer:
|
Frauen: |
Schedule |
1957: USSR
1961: USSR
1965: USSR
1970: USSR
1973: USSR
1977: USSR
1980: USSR
1983: USSR
1989: USSR
1992: Russia
1997: England
1999: Armenia
2001: Netherlands
2003: Russia
2005: Netherlands |
1992:
Ukraine
1997: Georgia
1999: Slovakia
2001: France
2003: Armenia
2005: Poland
|
27 October: Arrival
of Delegations
27 October: Captain’s Meeting - 22:00
28 October: Opening Ceremony - 15:00
28 October: Round 1 - 15:30
29 October: Round 2 - 15:30
30 October: Round 3 - 15:30
31 October: Round 4 - 15:30
1 November: Round 5 - 15:30
2 November: Free Day
3 November: Round 6 - 15:30
4 November: Round 7 - 15:30
5 November: Round 8 - 15:30
6 November: Round 9 - 11:00
6 November: Closing Ceremony – 20:00
7 November: Departure of delegations
|
„Einen großen Namen bekommt man nicht so schnell“
Interview mit Bundestrainer Uwe Bönsch
Von Dagobert Kohlmeyer
Bei der am Sonntag auf Kreta beginnenden
Mannschafts-Europameisterschaft im Schach spielen Herren- und Damenteams an
je vier Brettern. Der Deutsche Schachbund schickt zwei sehr junge Teams in
den Kampf um Medaillen und Plätze. Dagobert Kohlmeyer sprach mit
Bundestrainer Uwe Bönsch über die Vorbereitung der DSB-Aktiven, über ihre
Chancen und andere aktuelle Vorhaben.

Uwe, Ihr seid kurz vor der EM wieder im
Trainingslager gewesen. Wo habt Ihr Euch präpariert?
Wir waren in Gladenbach (Hessen), wo sich die
Mannschaften der Damen und Herren vorbereitet haben. Der fünftägige Lehrgang
war erfolgreich, ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Welche Ziele hast Du verfolgt?
Es waren verschiedene. Neben der schachlichen
Vorbereitung stand die Teambildung im Vordergrund, weil die beiden
Mannschaften völlig umgekrempelt wurden. Es sind sehr junge Teams. Bei den
Männern beträgt der Altersdurchschnitt 23 Jahre, bei den Frauen 24. Für
deutsche Mannschaften ist das sehr jung, aber international geht ja der
Trend in diese Richtung.
Was wurde bei dem Lehrgang noch getan?
Ich habe unter anderem auch ein Medientraining
organisiert. Dort erklärte der Sprecher der Nationalmannschaft, Andreas
Gerdau, wie man sich in emotional aufgeladenen Situationen verhält. Damit
die Spielerinnen und Spieler zum Beispiel auch nach einer Niederlage
Journalisten gegenüber das Geschehen analysieren und richtig Auskunft geben
können. Wie wir wissen, ist das nicht so einfach. Darüber hinaus wurde viel
Ausgleichssport getrieben. Jeden Tag haben wir zwei Stunden in der Turmhalle
unter Anleitung von Joachim Gries (er ist Lehrer in Gladenbach) ein
Fitnessprogramm absolviert, das auf sehr viel Gegenliebe gestoßen ist und
den Kaderspielern viel Freude gemacht hat.
Warum war die deutsche Nr.1 Arkadij Naiditsch nicht
dabei?
Er hatte in diesen Tagen ein anderes Programm und
wollte nicht.

Die größten Erfolge von DSB-Teams (Silber bei der
Schacholympiade 2000 in Istanbul und dreimal EM-Bronze) liegen etliche Jahre
zurück. Wie beurteilst Du die Chancen 2007?
Unsere Frauen sind an Nr. 7 gesetzt und gar nicht so
weit weg vom Kampf um einen Medaillenrang. Bei Elisabeth Pähtz und ihren
Kolleginnen sehe ich auch die meisten Chancen. Das Männerteam ist hingegen
nur Nr. 15 der Setzliste. Eben wegen des Schnitts, den wir gemacht haben.
Dort wäre ein einstelliger Tabellenplatz schon ein guter Erfolg.
Zum Trainingslager gehörte auch ein erfolgreicher
Internet-Dreikampf mit Österreich und der Schweiz. War das ein Novum?
Ja, sogar eine Weltneuheit. Wir haben eine Kooperation
von DSB und ChessBase, und im Rahmen dieser Zusammenarbeit hat dieser
Länderkampf stattgefunden. Die Hamburger arbeiten auch mit dem Schweizern
und Österreichern zusammen. Wir dachten, es ist eine gute Idee, sich während
des Lehrgangs einmal in „unserem Medium“, dem Internet, wettkampfmäßig
auszuprobieren.
Wo habt hat Ihr denn gespielt?
Im Computerkabinett der Schule, wo der Lehrgang
stattfand. Ich fand es recht spannend und interessant. Jeder hat ganz
ehrlich gespielt, das sieht man auch an den Ergebnissen. Die Partien waren
allesamt ausgekämpft. Es war ja ein reiner Freundschaftskampf, bei dem es
weder um Honorare, noch um Plätze ging. Dennoch hat jeder sein Bestes
gegeben.

Wie nahmst Du als Coach auf deine Schützlinge
Einfluss?
Ich habe versucht, eine Wettkampfatmosphäre zu schaffen
und den Aktiven gesagt, sie sollen sich anstrengen und auch während der
Partie nicht reden. Das tut man ja sonst manchmal, wenn man im Internet
spielt. Dort war es aber nicht der Fall, und jeder hat sich 100prozentig
reingehängt.
Das große Vorhaben des DSB ist ein gutes Abschneiden
2008 in Dresden. Welche Trainingsziele gibt es nach der Team-EM in Richtung
Schacholympiade?
Es werden noch zwei Lehrgänge stattfinden, wo alle
Kaderspielerinnen und -spieler noch einmal zusammenkommen. Als Höhepunkt der
mannschaftlichen Vorbereitung gibt es dann in der zweiten Augusthälfte 2008
einen Länderkampf gegen China. Wir spielen in Altenkirchen (Westerwald) an
insgesamt 10 Brettern. Dort gab es auch schon zweimal eine deutsche
Meisterschaft.
Oh, das ist ja ein echtes Highlight!
Mehr noch, wir nehmen es sehr ernst und sind deshalb
schon recht weit in der Vorbereitung. Weil das eine so große Herausforderung
ist. Die Chinesen haben schon die Russen oder andere starke Mannschaften
geschlagen. Das wird ein harter Brocken, ein echter Prüfstein vor der
Schacholympiade in Dresden. Je fünf Männer und fünf Frauen beider Länder
spielen gegeneinander, also die kompletten Olympiateams.
Ein Wort noch zur Sportfördergruppe der Bundeswehr.
Wie hilfreich ist sie?
Sie hilft verschiedenen Kadern des DSB sehr, und zwar
seit Jahren. Elisabeth Pähtz sowie David Baramidse sind schon einige Zeit
dabei, und Arik Braun hat am 1. Oktober mit dem Dienst begonnen. Er
absolviert gerade seine Grundausbildung. Ab 1. Dezember ist er dann
Sportsoldat.

Elisabeth Pähtz
Wie kommentierst du Georg Meiers fünften Platz bei
der Junioren-WM in Jerewan?
Ganz große Klasse. Nur schade, dass er die letzte
Partie gegen den neuen Champion verloren hat. Wenn er sie gewonnen hätte,
wäre er Weltmeister geworden. Trotzdem ist es ein großer Erfolg gewesen.
Georg schafft vielleicht sogar noch den Sprung in die A-Mannschaft. Da
müssen sich manche, die jetzt nominiert sind, noch ganz schön anstrengen und
sich seiner Konkurrenz erwehren.

Der Nachwuchs macht Freude. Dennoch ist es schade,
dass dem deutschen Schach derzeit solche Gallionsfiguren wie Robert Hübner
oder Artur Jussupow fehlen.
Ja, mit ihnen holten wir Silber bei der Olympiade in
Istanbul. Aber jetzt war eben der Zeitpunkt gekommen, einen Schnitt zu
machen und eine junge Mannschaft aufzustellen. Mit Blick auf die
Schacholympiade in Dresden ist die Team-EM zwar eine ganz wichtige
Veranstaltung, aber eigentlich nur ein Etappenziel.
Wo aber bleiben die Aushängeschilder?
Ich hoffe, dass einer noch in diese Rolle hineinwächst.
Die jungen Großmeister entwickeln sich ja im Moment alle rasend schnell. Es
könnte doch sein, dass ein David Baramidse, Georg Meier, Falko Bindrich oder
Rainer Buhmann noch einen richtigen Sprung macht. Dann kann er durchaus so
weit sein, dass er leistungsmäßig ganz weit vorn mitmischt.
Das macht aber noch keinen großen Namen.
Sicher. Ein junger Großmeister hat natürlich nicht
diesen Namen wie ein Hübner oder Jussupow. Den erwirbt man sich erst in
vielen Jahren durch Bekanntheit und eine erfolgreiche Karriere. Eine
Berühmtheit wird man nicht so schnell. Selbst Arkadij Naiditsch, der ja
recht erfolgreich und derzeit bester deutscher Spieler ist, hat ja bei
weitem nicht diesen Namen.
Du engagierst Dich, wie wir wissen, sehr für das
Frauenschach. Unterstützt Du auch das Damenturnier am 23. November in
Berlin?
Sehr gern. Ich finde es großartig, dass dieses
Frauenturnier, bei dem Elisabeth Pähtz Titelverteidigerin ist, schon zum
zweiten Mal stattfindet. Ich werde dort hinkommen und an diesem Abend die
Partien der Spielerinnen für das Publikum kommentieren.
Uwe, Du könntest ja bald ein Bett in Berlin
aufschlagen. Mehrmals im Jahr leitest Du in der Hauptstadt auch Lehrgänge in
der FIDE-Trainerakademie.
So ist es. Die Kurse werden weltweit sehr angenommen.
Bisher haben wir Teilnehmer aus mehr als 20 Ländern ausgebildet. Wir sind
international anerkannt, die Resonanz ist sehr erfreulich und wird immer
größer. Schade ist nur, wenn ich an den letzten Lehrgang im Oktober denke,
dass dort die Zahl der Teilnehmer reduziert war. Das lag aber nicht in
unserer Macht.
Was ist passiert, wo lagen die Ursachen?

Es gab Visa-Probleme. Manche Botschaften sehen das doch
sehr strikt. Gerade bei solchen Veranstaltungen sind wir darauf angewiesen,
dass unsere Gäste ohne weiteres nach Deutschland einreisen können. Sie sind
ja nur eine Woche bei uns. Aber gerade in einigen afrikanischen und anderen
Staaten wird es sehr streng gesehen, und trotz ordnungsgemäßer Einladung an
die Schachfreunde ist es mitunter ganz schwierig für diese, unsere Lehrgänge
zu besuchen.
Wann kommt der Bundestrainer Uwe Bönsch, der ja
Großmeister ist, selbst noch zum Schachspielen?

Blitzpartie Horst Metzing gegen Uwe Bönsch
Leider viel zu selten. Ich spiele noch für TV Tegernsee
in der 1. Bundesliga und war auch beim Saisonauftakt in Hamburg. Wie oft ich
zum Einsatz komme, bleibt abzuwarten. Es wird nicht mehr so viel sein wie
früher. Ich spiele auch keine Einzelturniere mehr. Mein Schwerpunkt ist ganz
eindeutig die Tätigkeit als Bundestrainer.
Die DSB-Teams bei der Mannschafts-EM
in Heraklion (Kreta)
(28. Oktober bis zum 06.
November)
Männer:
GM Arkadij Naiditsch (OSC Baden-Baden, ELO 2652),
GM Jan Gustafsson (Hamburger SK, ELO 2606),
GM Rainer Buhmann (SV Hockenheim, ELO 2583),
GM Leonid Kritz (Werder Bremen, ELO 2571)
GM David Baramidse (SV Bindlach-Aktionär, ELO 2569)
Frauen:
Elisabeth Pähtz (SC Kreuzberg, ELO 2457)
Ketino Kachiani-Gersinska (OSC Baden-Baden, ELO 2405)
Marta Michna (Hamburger SK, ELO 2377)
Manuela Mader (SV 1947 Walldorf, ELO 2204)
Melanie Ohme (SC Leipzig Gohlis, ELO 2278)