Die Familie Steiner: eine Familie der Schachspieler

von André Schulz
21.06.2018 – Die jüdisch-ungarische Familie Steiner hat vier große Schachspieler hervor gebracht. Neben Bernath Steiner und seinen Söhnen Endre und Lajos Steiner, hier auf dem Familienbild zu sehen, machte sich auch ihr Vetter Herman Steiner in den USA einen Namen als Spieler und als Schachlehrer vieler Hollywood-Stars. |Foto: centropa.org

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Der Name Steiner hatte im Schach einst einen sehr guten Klang. Die große jüdische Familie stammte aus Ungarn. Endre und Lajos nahmen an zahlreich stark besetzten Turnieren teil und erzielten vor allem in der ungarischen Nationalmannschaft viele Erfolge auf den Schacholympiaden. Aber auch ihr Vater Bernath Steiner war schon ein guter Schachspieler. Der Vetter von Endre und Lajos Steiner, Herman Steiner machte in Hollywood Karriere - als Trainer und Schachpartner zahlreicher Schauspiel-Stars.

Bernath Steiner

Bernath (oder: Baruch) Steiner wurde am 22. Juli 1874 in Zsablya (Kreis Bács-Bodrog) als Sohn des Rabbiners Adolf Steiner geboren. Bernath Steiner war der zweitälteste von insgesamt sieben Brüdern. Schon in frühen Jahren gab er in seinem Heimatdorf jüngeren Kindern Unterricht. Nach seiner Schulzeit studierte er an der Technischen Universität, konnte aber am Tag der Vergabe sein Diplom nicht abholen, weil er nicht genug Geld hatte, um eine Mautbrücke zu bezahlen, die er auf dem Weg zur Universität überqueren musste. Bernath Steiner wurde trotzdem Lehrer für Mathematik und Physik.

1909 fasste er den Gedanken auszuwandern. Er reiste in die USA, die Familie sollte nachkommen, sobald er dort Fuß gefasst hatte. Seine Schwiegermutter erlaubte aber Ihrer Tochter, seiner Frau Cecilia nicht, mit ihren drei Söhnen in die USA nachzureisen und so kehrte Bernath Steiner im Januar 1910 nach Ungarn zurück. Bernath Steiner galt als gebildet und sprach mehrere Sprachen. Und er spielte sehr gut Schach. B. Steiner war 1906 in Gyor einer der Teilnehmer bei der 1. Ungarischen Landesmeisterschaft (First Hungary National), spielte beim 17.DSB-Kongress 1910 in Hamburg im Hauptturnier B mit, außerdem beim Hauptturnier des 18. DSB-Kongresses in Breslau und nahm an einigen weiteren Turnieren in Ungarn teil. Bei verschiedenen Gelegenheiten traf er unter anderem auf bekannte Spieler wie Richard Reti, Guyla Breyer und Karel Opocensky.

 

Mit seiner Frau Cecilia (geb. Schwarcz) hatte Bernath Steiner vier Kinder: Endre, Lajos, Istvan (geb. 18. Mai 1905) und eine Tochter, Piroschka. Zwei seiner Söhne wurden bekannte Schachspieler. Seine Tochter Piroschka war in Ungarn als Politikerin und Autorin erfolgreich. 

Bernath Steiner starb am 7. August 1944, während eines Luftangriffs, an einem Schlaganfall.

Endre Steiner

Endre Steiner (geboren am 27. Juni 1901 in Budapest) war ebenso wie sein jüngerer Bruder Lajos schon zu Schulzeiten im Schach aktiv. Als er 20 Jahre alt war erhielt er eine Einladung zu einem stark besetzten internationalen Schachturnier in Budapest. Viele bekannte Meister spielten mit, am Ende gewann Alexander Aljechin mit einem halben Punkt Vorsprung vor Ernst Grünfeld. 

Das Turnier erlangte auch dadurch Bekanntheit, dass Alexander Aljechin zum ersten Mal die später nach ihm benannte Verteidigung 1.e4 Sf6 anwandte - gegen Endre Steiner. Auch die Partie wurde berühmt, nicht zuletzt dadurch, dass Aljechin sie ausführlich würdigte:

 

Der Name Steiner hatte bei Alexander Aljechin sicher einen guten Klang. Im Laufe der Zeit spielte der spätere Weltmeister gegen alle, Endre, Lajos und Herman Steiner, mehrfach und gewann 11 von 13 Partien.

Endre Steiner wurde in seinem ersten großen Turnier nur Vorletzter, konnte aber immerhin den späteren Weltmeister Max Euwe besiegen. Zu den besten Einzelerfolgen von Endre Steiner gehörte 1924/25 der dritte Platz beim Turnier in Hastings und 1928 in Trentschin-Teplitz ein zweiter Platz. Auch der 6. Platz beim Turnier in Kemeri 1937 war beachtlich.

 

Endre Steiner war einer der führenden Spieler in der ungarischen Nationalmannschaft, die bei den Schacholympiaden in den 1920er und 1930er Jahren zahlreiche Erfolge feierte. 1926 in Budapest (Mannschaftsturnier während des FIDE-Kongresses), 1927 in London, 1928 in den Haag und 1936 in München (nicht offiziell als Olympiade anerkannt) gewannen die Ungarn Gold, 1930 in Hamburg und 1937 in Stockholm Silber. Seine letzte überlieferte Turnierpartie datiert aus dem Jahr 1939 in der ungarischen Mannschaftsmeisterschaft gegen Laszlo Szabo.

Endre Steiner | centropa.org

Endre Steiners Leben währte leider nicht lange. Er starb im selben Jahr wie sein Vater. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Endre Steiner während des Zweiten Weltkrieges zum Arbeitsdienst bestellt, durfte aber dank der Unterstützung einiger Freunde seinen Dienst in einer Kaserne in Budapest verrichten. Am 29. Dezember 1944 kam er dort jedoch bei einem Luftangriff ums Leben.

Lajos Steiner

1944, in dem Jahr, in dem sein Vater Bernath und sein Bruder Endre in Budapest umkamen, lebte Lajos Steiner schon nicht mehr in Europa. Lajos Steiner wurde am am 14. Juni 1903 in Nagyvárad (rumänisch: Oradea), damals Ungarn, heute Rumänien, geboren. Zusammen mit seinem älteren Bruder Endre lernte er das Schachspiel wohl von seinem Vater und nahm schon zu Schulzeiten an Schachturnieren teil. Nach der Schule studierte er an der Techischen Hochschule in Budapest Ingenieurwissenschaften, schloss das Studium aber in Deutschland, 1926 am Technikum Mittelweida, mit einem Diplom in Mechanik ab.

Mit 19 Jahren hatte Lajos Steiner im Schach die Spielstärke der Meisterklasse erreicht und wurde nun zu starken internationalen Turnieren eingeladen. Man findet seinen Namen 1923 beim Schlechter Memorial in Wien (geteilter Vierter mit Ernst Grünfeld) oder 1924 beim Turnier in Meran. Dort gelang ihm - mit Glück - ein Sieg gegen Tarrasch.

 

1927 erreichte Lajos Steiner beim Turnier in Kecskemet den zweiten Platz, zusammen mit Aron Nimzowitsch, hinter Alexander Aljechin.

Ende der 1920er Jahre ging Steiner in die USA und arbeitete dort zwei Jahre lang als Ingenieur. Nach seiner Rückkehr nach Europa versuchte er sich als Schachprofi, konnte sich aber mit seinen Turniererfolgen nur einen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen.

1931 und 1936 wurde Lajos Steiner ungarischer Landesmeister. 1933 belegte er in Mährisch-Ostrau den geteilten zweite Platz. 1934 war er in Maibor geteilter Erster, ebenso 1935 in Wien. 1931, 1933 und 1935 spielte Lajos Steiner auf den Schacholympiaden in der ungarischen Nationalmannschaft. Bei der nicht anerkannten Schacholympiade in München 1936 vertrat er Ungarn hinter seinem Bruder Endre am zweiten Brett und war an diesem Brett zweitbester Spieler des Turniers.

1936 wanderte Lajos Steiner nach Australien aus. Hier nahm er schon 1936-37 an den australischen Meisterschaften in Perth teil, gewann alle Partien, war aber als Ausländer nicht titelberechtigt. Für das Jahr 1938 hat der Statistiker Jeff Sonas in seinen nachträglichen Berechnungn der Elozahlen historischer Spieler für Lajos Steiner eine Elozahl von 2654 errechnet, womit er die Nummer 12 der Welt in diesem Jahr war.

Lajos Steiner | Foto: National Library of Australia

1939 ließ Lajos Steiner sich in Sydney nieder und heiratete Augusta Edna Kingston, eine australische Schachspielerin und sechsmalige Meisterin von New South Wales. Da Steiner auch in Australien nicht wie gewünscht vom Schach alleine leben konnte, nahm er verschiedene Stellen als Technischer Zeichner an. 1944 erhielt er die australische Staatsbürgerschaft.

Mit seiner beachtlichen Spielstärke sorgte Lajos Steiner für eine generelle Verbesserung des Schach-Niveaus in Australien, allein schon durch seine Turnierpartien. Über 25 Jahre lang nahm er regelmäßig an Turnieren in Australien teil, gewann dabei viermal die Australische Meisterschaft (1945, 1946-47, 1952-53 and 1958-59) und neunmal die Meisterschaften von New South Wales (1940-41, 1943, 1944, 1945-46, 1953, 1955, 1958).

Lajos Steiner veröffentlichte zudem zahlreiche Artikel in Cecil Purdys Zeitschrift "Chess World". 1948-49 kehrte Lajos Steiner ein einziges Mal nach Europa zurück, nachdem er sich für das Interzonenturnier in Saltsjöbaden qualifiziert hatte und spielte bei dieser Gelegenheit auch noch bei den Turnieren in Karlovy Vary (Karlsbad) und Budapest mit. Während dieser Zeit schrieb es sein einziges Schachbuch "Kings of the Chess Board 1948. A Selection of 26 Games from Saltsjobaden, Budapest, Carlsbad and London. (1949)".

Seine anderen Bücher beschäftigten sich mit dem Ingenieutswesen. Er hatte sie schon während seiner Zeit in Europa veröffentlicht: "Tiefbohrwesen, Förderverfahren und Elektrotechnik in der Erdölindustrie (Berlin, 1926)", "Unter Palmen/Bohrtürmen Wolkenkratzern (Stuttgart, 1931)" und "Die Rotary-Bohrmaschinen und ihre Antriebe. (Berlin, 1936)". 

Neben dem Schachbrett betätigte Lajos Steiner sich auf vielerlei sportlichen Gebieten, Er war ein guter Amateurringer, spielte gerne Tennis, ruderte und schwamm viel. Anfang der 1960er Jahre zog Lajos Steiner sich schließlich sich vom Turnierschach zurück. Er starb am 22. April 1975 in Castlecrag, einem Vorort von Sydney.

Piroschka Döme

Bernath Steiners einzige Tochter Piroschka machte keine Schachkarriere, spielte aber im politischen Leben Ungarns eine Rolle. Piroschka, geboren am 26. Juni 1912, ist in Ungarn unter dem Namen Piroschka Döme bekannt. In zwei Autobiografien hat sie ihrer Lebenserinnerungen verarbeitet. Beide Bücher wurden verfilmt. Außerdem hat sie einen Roman geschrieben. In ihrem Widerstand gegen den Antisemitismus der Regierung von Miklos Horthy schloss sie sich Anfang der 1930er Jahre der Kommunistischen Bewegung Ungarns an und lernte dort Janos Kadar (Eigentlich Giovanni Csermanek) kennen, mit dem sie eine Zeit lang liiert war.

Als 1956 der ungarische Aufstand von sowjetischen Truppen zerschlagen wurde, verriet Kadar jedoch seinen Parteifreund Imre Nagy und lieferte ihn an den Henker aus. Kadar übernahm nun selber als Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, dann als Ministerpräsident von 1956 bis 1988 die Regierungsgeschäfte. Piroschka Steiner war noch viele Jahre in der ungarischen Administration in verschiedenen Funktionen tätig. 1961 ging sie in den Ruhestand. Piroschka Döme starb am 28. August 2007 im Alter von 95 Jahren in Budapest. Auf der Seite Centropa - Jüdische Lebensgeschichte in Europa im 20 Jahrhundert hat sie über das Schicksal der großen Familie Steiner Zeugnis gegeben. Viele Mitglieder kamen in Konzentrationslagern um.

Piroschka Döme

Herman Steiner

Mit Bernath Steiner und seinen Söhnen Endre und Lajos Steiner ist noch nicht die ganze Schachgeschichte der Familie Steiner erzählt. Ein Vetter von Endre und Lajos, Herman Steiner machte sich ebenfalls im Schach einen Namen, in den USA, und spielte dort mit vielen berühmten Schachfreunden - in seinem Schachclub in Hollywood.

Hermann Steiner wurde am 15. April 1905 in Dunajska Streda (ungarisch: Dunaszerdahely) geboren, damals Ungarn, heute Slowakei.  1921 wanderte seine Familie in die USA aus, Herman Steiner war zu dieser Zeit 16 Jahre alt. Die Familie Steiner lebte nun in New York, wo Hermann Steiner sich neben anderen Interessen im Boxen und im Schach betätigte. Schach spielte er im "Hungarian Chess Club" (351 East 78th street) und im "Stuyvesant Chess Club" (241 E. 14th St.). 1927 belegte Hermann Steiner bei der Meisterschaft von New York den 3. Platz. Zwei Jahre später teilte er mit Jacob Bernstein den 1. Platz.

1928 wurde Steiner erstmals für die Schacholympiade in die US-Nationalmannschaft berufen. In Den Haag traf er unter anderem auf seinen Vetter Endre Steiner, der dort für Ungarn spielte. Ungarn gewann Gold, die USA Silber. 

Im gleichen Jahr trafen Ende und Herman Steiner in Budapest ein weiteres Mal aufeinander.

 

1930 in Hamburg, 1931 in Prag und nach dem Krieg, 1950 in Dubrovnik spielte Herman Steiner mit dem US-Team bei drei weiteren Schacholympiaden mit. 1931 gewann er mit der US-Mannschaft Gold. 1930 und 1931 spielte Hermann Steiner zudem kleinere Turniere in Berlin mit. 1931 wurde er dort Erster vor Fritz Sämisch, sein Vetter Lajos wurde Letzter.

1932 nahm Hermann Steiner am Pasadena International teil und belegte dort hinter Alexander Aljechin und Isaak Kashdan den geteilten dritten Platz, zusammen mit Arthur Dake und Samuel Reshevsky. Nach dem Turnier entschloss er sich, in Kalifornien zu bleiben und eröffnete am Hollywood Athletic Club einen Schachclub mit einer Schachschule. Steiner übernahm die Schachspalte der Los Angeles Times, die er über 20 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1955 führte. 1933 heiratete er Selma Siegelman, eine Konzertpianistin. Das Paar hatte zwei Kinder, Armin Frank Steiner, geboren um 1934, und Eugene Bernard Steiner, geboren um 1939.

Neben Steiners Chess Club gab es in Hollywood auch den "Hollywood Chess Club", gegründet vom Drehbuchautor Richard Schayer. Ernest Richard Schayer (1880-1956) hatte eine große Zeit in der Stummfilmära und war unter anderem am Storyboard einiger Filme von Buster Keaton beteiligt. Schayer lieferte später aber auch das Drehbuch zum berühmten Frankenstein-Film mit Boris Karloff (1931). Und Richard Schayer galt als einer der besten Schachspieler in Hollywood. In einer Meldung vom 28. Mai 1921 berichtet der "Los Angeles Herald" von Richard Schayer als "Chess Champion of Motion pictures".


Los Angeles Herald, 1921



Auch in Schayers Club war Herman Steiner als Schachtrainer aktiv, organisierte aber auch Schachturniere. Präsident des Hollywood Chess Clubs war übrigens Douglas Fairbanks Jr. 

Douglas Fairbanks, Samuel Reshevsky, Charlie Chaplin

Im Jahr 1934 fusionierten die beiden Schachclubs zur "Hollywood Chess Group." Viele Hollywood-Schauspieler suchten hier beim Schach Zerstreuung, darunter Humphrey Bogart, Lauren Bacall, Charles Boyer und José Ferrer.

Humphrey Bogart, Lauren Bacall

Grace Kelly, James Stewart beim Schach

Zeitweise hatte die "Hollywood Chess Group" ihr Domizil in einem Hotel am 5956 Hollywood Boulevard. Das Hotel existiert heute nicht mehr. Später nutzte Herman Steiner sein Haus in der 108 N. Fomosa Ave. in West Hollywood als Treffpunkt. Sein Haus steht da heute noch.

Ungefähr zur gleichen Zeit wie Herman Steiner hatte auch Raul Capablanca seine Zelte in Los Angeles aufgeschlagen und ließ sich gerne dazu überreden einigen Hollywood-Starlets Schachunterricht zu geben. Herman Steiner und Raul Capablanca inszenierten gemeinsam eine Lebendschachaufführung, in der sie eine arrangierte Partie vorführten.

Lebendschach in Hollywood

Der Schachboom in Hollywood überdauerte den Zweiten Weltkrieg und wie hoch das Schach auch nach dem Krieg noch im Kurs stand, zeigte das von Herman Steiner 1945 organisierte 1. Panamerican International Turnier in Hollywood, das unter reger Anteilnahme der Filmschaffenden durchgeführt wurde. Samuel Reshevsky gewann vor Reuben Fine und Hermann Pilnik. 

Vom 29. Juli bis 12. August 1945 wurde zwischen der UdSSR und den USA ein "Radio Match" durchgeführt, ein Fernschachmansnchaftswettkampf, bei dem die Züge per Funk übertragen wurden. Die USA waren vor dem Zweiten Weltkrieg eine der führenden Schachnationen gewesen, mit mehreren Goldmedaillen bei Schacholympiaden, während die UdSSR im Schach eine völlig unbekannte Größe war. Der Wettkampf endete jedoch in einem Desaster für das US-Team. Herman Steiner war der einzige US-Spieler, der mit einem Sieg und einem Remis gegen Igor Bondarevsky mit einem positiven Ergebnis aus dem Wettkampf kam. Und zusammen mit Al. Horowitz war er auch der einzige, der eine Partie gewinnen konnte.

1948 siegte Hermann Steiner bei der US-Landesmeisterschaft. Dreimal gewann er im Laufe seiner Karriere die Kalifornische Meisterschaft. Um 1950 lernte Herman Steiner Jacqueline Piatigorsky kennen. Sie war die Tochter des jüdischen Bankiers Edouard de Rothschild und hatte den ukrainischen Cellisten Gregor Piatigorsky geheiratet. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges verließ das Paar Frankreich und lebte seit 1949 in Los Angeles.

Jacqueline Piatigorsky und Herman Steiner | Quelle: World Chess Hall of Fame

Hermann Steiner wurde Jaqueline Piatigorskys Schachtrainer und führte sie schließlich bis in die US-Nationalmannschaft. 1957 nahm Jaqueline Piatigorskys im US-Team an der 1. Frauenschacholympiade in Emmen teil.

Nach dem großartigen Erfolg des 1. Panamerican Turniers organiserte Herman Steiner 1952 in Hollywood  ein weiteres großes Turnier.  Svetozar Gligoric ging daraus als Sieger hervor. Herman Steiner wurde hinter Arturo Pomar Dritter. An diesem Turnier nahm auch eine der besten Schachspielerinnen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg teil, Sonja Graf, die hier eine Comeback versuchte.

Herman Steiner und Sonja Graf-Stevenson

Sonja Graf-Stevenson belegte allerdings hier nur den letzten Platz mit einem einzigen Remis.

Am 25. November 1955 verstarb Herman Steiner überraschend an den Folgen eines Herzanfalls, während er an den Kalifornischen Meisterschaften teilnahm. Zwei Stunden vor seinem Tod hatte er noch eine Turnierpartie gespielt, die mit einem Turmendspiel angebrochen wurde. Wegen des Todesfalles wurde das Turnier auf Wunsch der Teilnehmer nicht mehr fortgesetzt.

 

Jaqueline Piatigorskys übernahm den Club ihres Schachtrainers, benannte ihn in "Herman Steiner Chess Club" um und führte ihn mit neuem Sitz am 8371 Beverly Blvd., West Hollywood, fort. Neben ihrer eigenen Turnierkarriere förderte Jaqueline Piatigorskys das Schach als großzügige Sponsorin. Sie organisierte später unter anderem einen Wettkampf zwischen Samuel Reshevsky und Bobby Fischer und finanzierte die beiden "Piatigorsky-Cups", 1963 in Los Angeles und 1966 in Santa Monica.

  


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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