Die Sieger von Mainz: Interviews

von ChessBase
06.08.2009 – Nach 11 siegreichen Turnieren wurde Viswanathan Anand in diesem Jahr als Schnellschachkönig von Mainz von Levon Aronian entthront. Bisher war die Schach960-Weltmeisterschaft die Domäne des Wahlberliners, aber nachdem er dort diesmal dem US-Amerikaner Hikaru Nakamura deutlich unterlag, legte er seine volle Konzentration auf die Schnellschach-WM. Mit Erfolg. Schon jetzt freut sich der armenische Spitzenspieler auf die wahrscheinliche Revanche im nächsten Jahr: "Es macht Spaß gegen starke Gegner zu spielen. Und Anand ist sehr stark. Darum bin ich sehr stolz, ihn entthront zu haben," erklärte er im Interview mit Dagobert Kohlmeyer. Zum Sieg im Ordix-Open benötigte Shakhriyar Mamedyarov nicht weniger als 10 Punkten aus 11 Partien: "Diesmal hatte ich eine sehr stabile Form und sicher auch das nötige Glück. Beides braucht man, um so ein hochkarätiges Turnier für sich zu entscheiden."Chesstigers...Zu den Interviews...

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„Ich bin stolz, Anand entthront zu haben“
Interview mit Großmeister Levon Aronjan

Bei den Chess Classic in Mainz hat der armenische Schachstar Levon Aronjan seinen Titel im Chess960 verloren, aber dafür in der Schnellschach-WM den indischen Seriensieger Viswanathan Anand entthront. Dagobert Kohlmeyer sprach mit dem 26-jährigen Weltmeister, der in Berlin lebt.



Wie fällt Ihre persönliche Bilanz von Mainz aus?

Es waren zwei schwere, ganz unterschiedliche Turniere. Mit dem zweiten Ergebnis bin ich natürlich sehr zufrieden. Nachdem ich realisiert hatte, dass ich im Chess960 nicht mehr gewinnen kann, habe ich mir gesagt: Jetzt konzentrierst du alle Kräfte auf die Schnellschach-WM. Das ist mir zum Glück optimal gelungen.

Wie erklären Sie sich Ihren Einbruch im Spiel nach dem Fischer-Modus? Hatten Sie vorher schlecht geschlafen?

Nein, daran lag es nicht. So ein Formtief hat jeder einmal. Ich hatte längere Zeit keine Wettkämpfe mehr bestritten. Wenn man nicht genügen Spielpraxis hat, kommt es hin und wieder zu Aussetzern. Mein letztes Turnier spielte ich im April, darum musste ich in Mainz nach mehrmonatiger Pause erst einmal wieder meinen Rhythmus finden.

Was ist das Besondere an der Schachvariante Chess960?

Man braucht vor allem ein gutes Stellungsgefühl. Sehr schnell kann sich die Situation auf dem Brett ändern. Die Taktik spielt eine noch größere Rolle als im normalen Schach. Das bringt viele Überraschungen mit sich.

Anand hat für die Chess Classic 2010 in Mainz von Hans-Walter Schmitt eine Wild Card bekommen. Fürchten Sie seine Revanche?

Nein. Ich habe nichts gegen ein solches Duell. Es macht Spaß gegen starke Gegner zu spielen. Und Anand ist sehr stark. Darum bin ich sehr stolz, ihn entthront zu haben.

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Ich fliege noch in dieser Woche von Berlin nach Armenien. Dort beginnt am Samstag das nächste Grand-Prix-Turnier des Weltverbandes FIDE. Zum Ausruhen bleibt mir also keine Zeit.

Die Schachikonen Karpow und Kasparow spielen im September in Spanien ein Revival-Match. Was sagen Sie dazu?

Das ist großartig. Als die beiden vor 25 Jahren ihre epischen WM-Duelle begannen, brachten sie damit sehr viel Neues ins Schach ein. Ihre Zweikämpfe haben unseren Sport völlig verändert. Generationen lernten vom meisterlichen Spiel dieser Schachgiganten.

Was meinen Sie: Mögen die früheren Erzrivalen sich heute mehr als damals?

Ich denke schon. Auch wenn ihr jetziger Zweikampf über 12 Partien mehr eine Show ist, wird es doch ein denkwürdiges Ereignis für alle Schachliebhaber sein.

Kasparow hat seine Karriere vor mehr als vier Jahren beendet und ist in die Politik gegangen. Hätten Sie gedacht, dass er je ans Brett zurückkehrt?

Warum nicht? Sie spielen dort Schnellschach, das hat er ganz sicher nicht verlernt. Hoffentlich bekommen sie eine Menge Geld dafür. Denn die großen K. leisteten einen historischen Beitrag zur Schachgeschichte.

 

„Man braucht einfach Glück und starke Nerven“
Interview mit dem Ordix-Sieger Shakryar Mamedjarow

Mit sensationellen 10 Punkten aus elf Partien hat der aserbaidschanische Großmeister das stärkste Open in der Geschichte von Mainz gewonnen. Dagobert Kohlmeyer sprach hinterher mit dem Großmeister aus Baku.

Glückwunsch zum Sieg! Wie hat es Ihnen in Mainz gefallen?

Es ist eine schöne Stadt, und die Chess Classic waren wieder ein großartiges Turnier. Ich bin schon zum wiederholten Male hier gewesen und habe auch früher in beiden Open gespielt. Aber in der Vergangenheit konnte ich nach gutem Start dieses Tempo nicht bis zum Ende durchhalten.

Woran lag das?

Es waren wohl meine Nerven. In zwei Open führte ich hier schon mit 5 Punkten aus 5 Partien, aber dann riss jedes Mal die Siegesserie, und ich landete nur im Mittelfeld. Diesmal hatte ich eine sehr stabile Form und sicher auch das nötige Glück. Beides braucht man, um so ein hochkarätiges Turnier für sich zu entscheiden. Ich freue mich, als Einziger des Feldes kein Spiel verloren zu haben.

Welche Partien aus diesem Jahrgang mögen Sie besonders?

Meinen Schwarzsieg gegen Nakamura und die Weißpartie gegen Najer. Der Amerikaner hatte erst Stellungsvorteile, aber ich konnte einen schönen Gegenangriff starten. Gegen den Russen brachte mein Springer-Einschlag auf f7 im weiteren Verlauf die Entscheidung. In allen Partien war mir diesmal Caissa hold. Dieses Glück braucht man eben auch.

Was bedeutet dieser Erfolg von Mainz für Sie?

Sehr viel, denn es war das stärkste Ordix Open, das je in der Geschichte der Chess Classic gespielt wurde. Die Besetzung war einfach phantastisch. Hier spielten eine Menge Großmeister mit einer ELO-Zahl von über 2700. Ehrlich gesagt, hätte ich vorher nicht gedacht, dass ich gewinne. Und dazu waren 10 Punkte aus elf Partien nötig, was ziemlich selten ist. Deshalb ist dieser Sieg ein ganz wichtiger in meiner Karriere. Ich hoffe, dass er sich auf meine nächsten Turniere auswirkt und ich dort ebenfalls gut spielen werde.

Werden Sie im nächsten Jahr mit Anand, der eine Wild Card erhielt, und mit Titelverteidiger Aronjan auf der Bühne der Rheingoldhalle um die Krone im Schnellschach kämpfen?

Es wäre sehr schön. Ich hoffe, dass ich als Open Sieger die Gelegenheit dazu bekomme. Wenn ich eine Einladung zum WM-Turnier nach Mainz erhalte, werde ich mich bemühen, wieder gutes Schach zu zeigen.

Welche Turnieraufgaben warten in nächster Zeit auf Sie?

Jetzt habe ich etwas Zeit zur Erholung, aber im Herbst ist mein Turnierkalender voll. Zum Beispiel werde ich im Oktober im Team-Europacup spielen. Danach finden das Weltcupturnier der FIDE sowie der nächste Grad Prix statt. In beiden Wettbewerben geht es um sehr viel. Die Plätze für das WM-Kandidatenturnier 2010 werden heiß umkämpft sein.

 

 

 

 

 


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