Die Darstellung von Schach und Schachpartien
in den Medien leidet vor allem darunter, dass die spannendsten Dinge dort zu
beobachten wären, wo man mit Kamera und Mikrofon schlecht hinkommt - nämlich in
den Köpfen der Spieler. So fällt es schwer die ganze Dramatik einer Schachpartie
wirksam abzubilden und die Notation einer Partie, auch mit Variante, ist ja
nicht mehr als ein reines Protokoll mit ein paar nachträglich
Erklärungsversuchen.
Der Regisseur Michael Mertineit und seine
Firma Frame by Frame haban mit dem Kurzfilm "The Immortal Game,
Anderssen-Kieseritzky, London 1851" den interessanten Versuch, die Dramatik
einer Schachpartie mit Hilfe eines figürlichen Schachspiels auch dramaturgisch
in Szene zu setzten.







Im Oktober haben wir die bisherige
Ausführung des Films, in dem Teile der besagten Partie abgebildet wurden, hier
zum Download ins Netz gestellt (Download aus lizenzrechtlichen Gründen zeitlich
begrenzt) und die Zuschauer um ihre Meinung gebeten. Uns erreichten über 1000
Zuschriften. Eine repräsentative Auswahl aus den deutschsprachigen Kommentaren
sind weiter unten zu finden.
Aus allen Zuschriften haben die beiden Töchter von Kameramann Tomas Krause
Johanna und Katerina per Los zwei Gewinner gezogen. Der Gewinn ist ein
signiertes Buch von Garry Kasparov.
Die größtenteils sehr positive Resonanz hat den Michael Mertineit nun dazu
motiviert, die ganze Partie in dieser Form mit filmischen Mitteln darzustellen.

Ziehung des ersten Gewinners

Ziehung des zweiten Gewinners

Na, wer hat gewonnen?

Sind Sie es vielleicht?


Das sind die Losnummern...
... und so heißen die beiden Gewinner:
Luis Camarcao aus Brasilien
und
Hugo Schulz aus Deutschland
Herzlich Glückwunsch. Sie hören von uns in
Kürze per mail.
Ihre Meinung - kleiner repräsentativer Auszug aus den
deutschsprachigen Zuschriften:
Thomas Cuno, Deutschland
Anregung/Kritik: Der Film war sehr ansprechend. Ich hatte nach jedem Zug den
Eindruck, dass die Figuren auch Ihren Gegenüber verbal auskontern wollen.
Natürlich konnte ich nur schemenhaft die Qualität der eigentlichen Schachpartie
bewundern, die man als Spieler kennt. Im Vordergrund standen die einzelnen
Figuren bzw. Züge und Ihre Kampfkraft. Der ganze Film war aber gleichmäßig durch
die Musik untermauert, das Ende hätte ich mir ein wenig dramatischer vorgestellt
- ist vielleicht klischeehaft, aber ansprechend. Alles in allem sehr gelungen!
Ich bin gespannt auf weitere Versuche!!
Kevin Musielak, Deutschland
Anregung/Kritik: Der Film war insgesamt gut gemacht. Allerdings fand ich es
schade, dass einige Züge ausgelassen wurden. Außerdem war es teilweise schwer die
Übersicht zu behalten.
Sebastian Swoboda, Deutschland
Anregung/Kritik: Super Film!!! Genial gemacht, perfekte Abstimmung mit der
Musik!!!
Joachim Berndt, Deutschland
Anregung/Kritik: Ganz nett gemacht! Wellington hätte seine Freude daran gehabt,
jedoch hätte sich Blücher erzürnt, denn er hätte sich auf dem Brett nicht
wieder gefunden.
Rainer Serfling, Deutschland
Anregung/Kritik: Hab selten so einen Mist gesehen. Entschuldigung
Jörg Conradt, Deutschland
Anregung/Kritik: Hallo Film- und Schachliebhaber, das ist doch mal was. Zwei
große Dinge (Film+Schach) unter einem Hut, mehr davon! Der Film ist gut
gelungen, ein kleines Meisterwerk, Musik passend, aber so manch Klassikstück
wäre vielleicht noch passender? Z.B. eine Cellosonate von Bach oder Requiem
Mozart? Aber das nur als Anregung, Keine Nörgelei. Ein gutes Stück Film. Hat
Spaß gemacht, vier kurzweilige Minuten. Ich empfehle weiter!
Andreas Haasler, Deutschland
Anregung/Kritik: Sehr interessant, eine Schachpartie mal aus dem Blickwinkel der
wahren Akteure, den Figuren, zu sehen. Am Schluss fehlte nur noch ein etwas
heroischer Abgang des schwarzen Königs (geräuschvolles Umfallen o.ä.) Ansonsten
aber sehr gut gelungen, auch durch die passende Musik. Glückwunsch!
Roger Caduff, Schweiz
Anregung/Kritik: Ist eine schöne Animation, die man vielleicht noch erweitern
könnte, indem die Gesichter der Figuren animieren würde. Ein weiteres Problem
fand ich das man von der eigentlich Partie gar nicht viel mitbekam, außer ein
paar Standbilder, wo man wieder einmal eine Stellung sah.
Fabian Kröger, Deutschland
Anregung/Kritik: Ganz nett, aber den Figuren ist leider kein Leben eingehaucht
worden. Animierte Figuren mit eigenen charakteristischen Verhaltensweisen -
vielleicht auch Sprache - sind natürlich deutlich aufwendiger, aber würden der
spektakulären Partie mit ihren bekannten Spannungsmomenten deutlich mehr
Ausdruck verschaffen. Weiter so!
Thore Poßke, Deutschland
Anregung/Kritik: Wahrscheinlich ist diese Partie Inspiration für viele junge
Schachspieler gewesen und wird es weiter sein. Wunderbar, dass sie nun würdig in
Film umgesetzt wurde. Ein zusätzlicher Untertitel würde die Stimmung nur
verfälschen.
Edgar Fell, Austria
Anregung/Kritik: interessante Idee, sehr gute Musik ich hätte mir eine
Vermischung der Gesichter mit lebendigem Mienenspiel gewünscht, aber das ist
Geschmackssache. Gegen Schluß des Videos wird es etwas langweiliger. Die Musik
ist hervorragend eingesetzt. Das Gegenüberstellen und die Blickkontakte
derFiguren sind schön, die Dramatik der Schlacht gut eingefangen. Der Schluss
der Partie ist einfach unverständlich. Es wird nicht klar, dass die Schlacht
gewonnen bzw. verloren ist. Das mindert diesen ansonsten recht gelungenen
Kurzfilm.
Pedro Silva, Portugal
Anregung/Kritik: Nun ja, wie schon gesagt, es ist Schach, ungewöhnlicherweise
gesehen. Die Partie alleine ist faszinierend, und der Film hilft. Man kann in
den Figuren fast Gefühle spüren (der kämpferische Bauer, der ehrgeiziger
schwarze König, die tödliche schwarze Dame, der stolze Läufer der matt stellt).
Gemeint als ein "Testfilm", denke ich nur Gutes über ihn. Vielleicht braucht es
nur noch etwas um die Nicht-Schachspieler auch auf ihn aufmerksam zu machen (Sie
erinnern sich an ein Pixar-Zeichentrickfilm mit zwei Alte die im Park Schach
spielen). Aber bitte, machen sie weiter!
Lars Krabbe, Deutschland
Anregung/Kritik: Origineller Ansatz - dennoch: die Feinheiten dieser grandiosen
Partie zwischen Anderssen und Kieseritzky bleiben aufgrund der Statik des
Schachfigurensatzes und der damit einhergehenden Unübersichtlichkeit auf der
Strecke...
Henrik Schlößner, Deutschland
Anregung/Kritik: Eine sehr interessante Animation, lebendige Farben, flüssig,
interessante Perspektiven. Als Schachliebhaber würde man natürlich gerne die
ganze Partie sehen, aber das wäre zuviel für einen Kurzfilm. Der nächste Schritt
wäre dann eine animierte Schlacht wie in Harry Potter :-) Langsam verziehen sich
die Pulverdampfwolken und der Schlachtenlärm verstummt. Zögernd erkennt man,
dass der schwarze König matt gesetzt wurde.
Frank Palm, Deutschland
Anregung/Kritik: Netter Versuch, aber selbst für eingefleischte Schachfans
nicht besonders aufregend. Als Werbung für Schach aus meiner Sicht untauglich;
liefe es im Fernsehen, würde ein Nichtschachspieler wohl schon nach wenigen
Sekunden weg zappen. Auch scheint mir der Vergleich mit Waterloo problematisch:
dort wurde die Schlacht durch Verstärkungen von dritter Seite (Blüchers Preußen)
entschieden, auf dem Schachbrett könnte man das allenfalls beim Tandem
darstellen. Besser geeignet sind womöglich mittelalterliche und antike
Schlachten, bei denen sich tatsächlich nur zwei materiell etwa
gleichstarke Armeen gegenüberstanden und die durch unterschiedliche strategische
oder taktische Cleverness entschieden wurden; ich denke da an Cannae oder
Hastings. Das Quiz war übrigens nicht schwer, zur Lösung hätte es der Vorauswahl
nicht bedurft.
Arndt von Itter, Deutschland
Anregung/Kritik: ... als Schachspieler hätte ich natürlich lieber die ganze
Partie gesehen, als nur einen kurzen Ausschnitt aus der Eröffnung und das Ende.
Evtl. noch mit historischen Texten ergänzen. Ich kann mir jedoch nur schwer
vorstellen, ob der Film auch für "Nichtschachspieler" interessant ist ?!?
Sebastian Horn, Deutschland
Anregung/Kritik: die Nahaufnahmen der Gesichter der Figuren sind ein gelungenes psychologisches Moment des Films, und wirken gespenstisch. Allerdings ist der Film insgesamt etwas langweilig, weil - wie ich glaube - die Idee, eine Schachpartie in 4 Minuten in ihrer kompletten Länge zu zeigen, scheitern muss. Sinnvoller wäre es - wie z.B. in dem beknannten James Bond Film "Liebesgrüüse aus Moskau", eine bestimmte Szene, z.B. die Schlusszene zu zeigen!
Thomas Rüter, Deutschland
Anregung/Kritik: Michael Mertineit zeigt die "unsterbliche Partie" in einem experimentellen unterhaltsamen Kurzfilm. Vielleicht hätte, technisch gesehen, das Ganze etwas flüssiger daher kommen können. Ich habe die vier Minuten genossen. Weiter so!
Christian Binder, Deutschland
Anregung/Kritik: Ich finde den Film eher langweilig. Meilensteine der Schachfilme wie Faye Dunawaye und die Musik aus Thomas Crowne... Google: "How to beat Kasparov?" oder "One night in Bangkok" haben leider keine Anregung gegeben, schade! Nichts für ungut,
Frank Lommen, Deutschland
Anregung/Kritik: ein gelungenes Werk. Viel Dramaturgie durch Schärfe-Unschärfe Kontrast.
Felix Kayser, Deutschland
Anregung/Kritik: als leidenschaftlicher Schachspieler freut es mich natürlich, eine der schönsten Partien (man muss sie im Kontext der damaligen Zeit sehen, und nicht einfach a la Hübner alle gemachten Züge kritisieren) in einem (Kurz)-Film verewigt zu sehen; Wenn mich aber nicht meine bescheidenen historischen Kenntnisse täuschen, so wurde Napoleon durch die Verbündeten Grossmächte geschlagen; inwieweit Materialvorteil auf Seiten Napoleons war, weiss ich nicht Die Interpretation von einer Schachpartie/Schachstudie als Kampf gut gegen böse oder als Abbild eines historischen Ereignisses ist immer so die Sache und mag ich persönlich nicht so. Aber es ist nichts desto trotz eine schöne Partie; schöne Figuren, die im täglichen Gebrauch wahrscheinlich aber sehr leiden könnten;
Robin Stellwagen, Deutschland Anregung/Kritik: Ein sehr ruhiger und besinnlicher Film. Verkörpert das Schachspiel. Durch die Nahaufnahmen wird der Kämpfergeist gut betont. Mehr davon!!!
Hugo Schulz, Deutschland
Anregung/Kritik: Gelungener Film mit sehr dichten Sequenzen. Durch das Verweilen mit der Kamera auf den Details der Figuren geht manchmal der Gesamtüberblick etwas verloren. Die Übergänge bei den Zügen lassen nicht immer klar erkennen, was genau geschieht. Aber der Eindruck, direkt beim geschehen dabei zu sein, ist überwältigend.
Jürgen Lismann, Deutschland
Anregung/Kritik: zur Partie Adolf Andessen - Lionel Kieseritzky ( London 1851 ) die Melodie ist absolut dramatisch und passend ! ( ps: nicht zu toppen ) ; die Figuren wurden sehr gut in Szene gesetzt ; ( beste Werbung für die Firma der Figuren, die haette ich auch gerne ! ) Der Film
hat mir sehr gut gefallen ! bravo ! weiter so !
Andreas Calic, Deutschland
Anregung/Kritik: Eine ganz nette Visualisierung einer Schachpartie, wenngleich die häufig gewählte Froschperspektive nicht gerade der Übersicht förderlich ist. Aber darin spiegelt sich vielleicht umso besser die Desorientierung so mancher Spieler während der eigenen Partien...
Kai Krebber, Deutschland
Anregung/Kritik: Die in der Tat unsterbliche Partie wurde von Herrn Mertineit in sehr spannender und lebhafter Weise umgesetzt. Wie sich die Figuren mustern, wie die Dame sich nach Schlagen des Turms langsam in Richtung König umdreht, um ihre Intention unmissverständlich deutlich zu machen und sich schließlich Läufer und König gegenüberstehen und die Partie damit entschieden ist, bereichert das Umfeld der an sich schon bemerkenswerten Partie um einen weiteren sehenswerten Aspekt.
Arnd Bader, Deutschland
Anregung/Kritik: "Ich wollte, es würde Nacht oder die Preußen kämen", so der Sieger der Schlacht von Waterloo zum Zeitpunkt, als es noch nicht klar war, dass Napoleon verlieren würde. So hat denn auch der Preuße Anderssen nicht nur die hier gemeinte "Unsterbliche", sondern auch die "Immergrüne"
gespielt. Zwischen Spiel und Wirklichkeit besteht dennoch ein spannender Unterschied: denkt man an Waterloo, fällt einem zunächst der Verlierer Napoleon und nicht der Sieger Wellington ein, denkt man an die "Unsterbliche", redet man viel über Anderssen, aber über den Verlierer Kieseritzky wenig. Der Film, ach ja der Film: er zeichnet die "Unsterbliche" nach, zeigt wie der Weiße Wellington sich dem Schwarzen Napoleon zunächst beugen muss,indem er sich nach f1 bewegt, aber taktisch einen kühlen Kopf bewahrt und den strategisch verfehlten Frühausfall des schwarzen Schwerstbataillons zurückdrängt. Alles endet wie es geendet hat, so und so: ein unübersichtliches Schlachtfeld mit unermesslichen Opfern, dem Sieger Wellington und dem Verlierer Kieseritzky. Ein gelungener Kurzfilm,der mich zum Denken inspiriert hat.