ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Von Mike Rosa (Chess Tigers)
Fotos: Hans-Dieter Post & Mike Rosa (Chess Tigers)
Vom 30. September bis einschließlich 03. Oktober fand in Bad Soden am Taunus bereits zum dritten Mal die Youth Classic statt. In der Schachszene bekannt ist das hessische Städtchen mit seinen rund 22.000 Einwohnern am Südhang des Taunus u. a. dafür, dass Weltmeister Viswanathan Anand dort einige Zeit des Jahres in seiner Wohnung verbringt und sich dort im Chess Tigers Training Center auf die eine oder andere WM vorbereitet hat. Sein Freund und WM-Delegationsleiter Hans-Walter Schmitt betreibt in Bad Soden zusammen mit Partner Hans-Dieter Post eine exklusive Schachschule, in welcher mehrmals jährlich hochkarätige Seminare mit Koryphäen wie beispielsweise dem jüngst verstorbenen IM Mark Dvoretsky, GM Artur Jussupow, GM Dr. Karsten Müller oder GM Michael Prusikin stattfinden. Primär werden dort in der Brunnenstraße 9 (B9) jedoch talentierte Schüler in der Kunst des Schachspiels unterrichtet.
Spätestens, wenn man damit beginnt, Kindern ernsthaft Schach zu lehren, fällt es auf, dass es zwar allerlei Schnellschachturniere gibt, aber zur Motivation ist die DWZ unabdinglich. Die zu erlangen, ist mitunter gar nicht einfach, und so reifte bei Schmitt der Gedanke heran, selbst ein DWZ-Turnier aufzubauen. Dazu kommt ein schachaffiner Bürgermeister namens Norbert Altenkamp, und so entstand unter dessen Schirmherrschaft ein Kinder- und Jugendevent mit Spielbedingungen der Extraklasse.
Die Spielhalle
Veranstalter ist der Chess Tigers Schach-Förderverein 1999 e.V. in Kooperation mit dem SC Bad Soden – dem einzigen Schachverein der Stadt. In diesem Jahr wurde der Event in drei Schweizer System-Open mit jeweils 9 Runden ausgetragen. Die Jüngsten maßen sich im Kids Open U10, die Älteren im Youth Open U14 und die „alten Hasen“ im Juniors Open U18. Die Bedenkzeit in allen drei Turnieren betrug 60 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug für die gesamte Partie. Mit 2.500,- Euro war der Preistopf mehr als prall gefüllt, und erstmals wurden für die U18er insgesamt 6 Geld- statt Sachpreise ausgeschüttet. Stolze 300,- Euro erwarteten alleine den Sieger.
v.l.n.r. Roland Bettenbühl (Vorsitzender SC Bad Soden), Norbert Altenkamp (Bürgermeister) & Hans-Walter Schmitt
Bei den jüngeren Teilnehmern regnete es hochwertige S(ch)achpreise von der weltmeisterlichen Bonbondose über die sehr beliebten Tigersprung-Bücher von Artur Jussupow bis zum brandneuen Komodo 10 und gar dem Chessbase 13 Megapaket für die besten. So ein Füllhorn braucht jemanden oder vielmehr mehrere, die es füllen, und so geht der große Dank an die Stadt Bad Soden am Taunus, die Mainova AG als größter Energieversorger im Umkreis, der Taunussparkasse und der ChessBase AG als Markführer in Sachen Schachsoftware. Die Chess Tigers Training Center GmbH stellte zudem das hochwertige Spielmaterial, einen kostenlosen Getränke- und Snack-Service für die Kinder sowie die notwendige Manpower. Die Kinder sollten in den vier Tagen nicht nur möglichst erfolgreich Schach spielen, sondern sich wohlfühlen, etwas lernen und im nächsten Jahr am besten jeder einen weiteren Teilnehmer mitbringen.
Der reich gedeckte Gabentisch
Beginnen wir bei den Teilnehmern, die ungefährdet einen Niedlichkeitswettkampf gewinnen würden – die U10er. Eltern und Trainern geht immer wieder das Herz auf, wenn sich die kleinen Damen und Herren ans Brett begeben und mal mehr mal weniger konzentriert versuchen, weniger Fehler als der Gegner zu machen. Doch bei der einen oder anderen Kombination an den vorderen Brettern hoben auch die Großen anerkennend die Augenbrauen. Besonders, wenn der Turniersieger sein Können zeigte. Mit einer guten DWZ von knapp über 1400 war Bennet Hagner vom Frankfurter TV angetreten und mit beinahe 1500 und 8,5 von 9 möglichen Punkten zog er strahlend wieder ab. Seiner konzentrierten Spielweise und dem Siegeswillen hatte die durchaus schlagkräftige 35-köpfige Konkurrenz nichts entgegenzusetzen. Stolze zwei Zähler mehr als die nächsten Verfolger sprechen für sich. Mit lediglich einem Buchholzpunkt mehr wurde Alexander Lorenz vom SV Bergwinkel Zweiter vor Raphael Policarpo vom SC Heusenstamm. Bestes Mädchen von insgesamt 9 wurde Rosalie Werner von der VSG Offenbach mit 5,5 Punkten und Rang 9 in der Gesamtwertung.
Bennet Hagner
Spannender verlief das Rennen um den Turniersieg beim Youth Open U14 mit 38 Teilnehmern. Nach 6 Runden lagen mit 5 aus 6 Jonas Gallasch aus dem fernen Köln – genauer gesagt der SG Porz – und Martin Bayer vom SK Gründau Kopf an Kopf, nachdem man sich in Runde 5 im direkten Duell unentschieden getrennt hatte. In Runde 7 konnte Jonas dann vorlegen, während der Konkurrent einen Halben liegen ließ, doch das drehte sich in der Folgerunde genau wieder ins Gegenteil. Die Schlussrunde musste entscheiden und sie tat es. Jonas siegte, während Martin nicht über ein weiteres Remis hinauskam. Letzterer konnte sich dennoch glücklich schätzen, denn sein Verfolger und Nr. 1 der Setzliste Daniel Schwarz hätte mit einem Sieg noch gleichziehen können, doch der Nachwuchs der SG Idstein musste sich ebenfalls überraschend ins Remis fügen und wurde Dritter. Mit 6 Punkten und Platz 6 in der Endabrechnung durfte sich Paula Ruppert von der SG Flörsheim über den Preis für die beste junge Dame freuen. Sie konnte den Jungs um sich herum tüchtig einheizen und hatte ihren Preis redlich verdient, obwohl nur zwei weitere Mädels mitspielten.
Jonas Gallasch
Ausbaufähig ist nach wie vor die U18-Abteilung. Nur 14 Teilnehmer bei einem 9-rundigen Open sind natürlich mager, aber dennoch entstand ein durchaus packender Zweikampf um den Platz an der Sonne. Klare Ratingfavoriten waren Elijah Everett von den SF Schöneck und Pascal Neukirchner vom SK Gründau, daran konnte auch niemand in der Folge ernsthaft rütteln. In Runde 3 kam es zum Duell der Titelaspiranten, welches der spätere Turniersieger vorentscheidend gewann. Zwar kam Elijah nochmals bis auf einen halben Zähler heran, im langen Schlussspurt jedoch leistete sich Pascal keinen Aussetzer mehr und erreichte satte 8,5 Punkte und damit einen halben mehr als sein Widerpart. Mit respektvollem Abstand (5,5 Punkte) zeigte Frederik Stobbe vom heimischen SC Bad Soden eine starke Leistung und wurde Dritter. Carolin Valeria Diener wurde auf Rang 6 das beste der zwei mitspielenden Mädchen – sie erreichte 5 Punkte.
Pascal Neukirchner
Unter dem Strich nahmen 88 Kinder und Jugendliche an der Youth Classic 2016 teil, davon erspielten sich 13 ihre erste DWZ. Das Potential der Hasselgrundhalle in Bad Soden und auch das der Chess Tigers erlaubt ohne Weiteres deutlich mehr.
von oben: Sieger U18, U14, U10 & die besten Bad Sodener
Die Turniere begannen am Freitag mit einer Abendrunde, vor welcher Schmitt besonders betonte, dass jegliche Hilfe von außen nicht nur streng untersagt, sondern auch noch unweigerlich nachteilig für die Kinder sei. Das ist leider traurige Notwendigkeit bei Kinder-Turnieren, denn allzu oft können sich Eltern und Trainer im Eifer des kindlichen Gefechts nicht beherrschen und zwinkern und rollen mit den Augen, schütteln oder nicken den Kopf, stöhnen und hüsteln, reiben die Nase und räkeln sich im Blickfeld des Schützlings. Siegen kommt zu oft vor Fairness und dies sogar schon bei den Kleinsten. Wenn Kinder sich weigern, Berührt, geführt zu befolgen, und die Betreuer dann auch noch diskutieren möchten, stockt einem einfach der Atem.
Da kursieren plötzlich Gerüchte, nach zwei unmöglichen Zügen hätte man verloren, oder zwei Mal den Gegner um dessen Partieformular zu bitten, zöge ebenfalls eine Niederlage nach sich. Da Einsicht nur ganz selten erzielt werden kann, muss man die Kinder/Schüler davor schützen, indem man ihnen im Unterricht nicht nur Gabeln, Spieße etc. beibringt, sondern sie auch regelfest macht. So regelfest, dass sie sich sogar trauen, Erwachsenen zu trotzen und ihren Standpunkt zu behaupten. Bei einem Turnier retten in der Regel kompetente Schiedsrichter solche Situationen, aber was sich teils in den untersten Ligen abspielt, spottet jeder Beschreibung. Ein Raum voller Kinder, ein(!) Erwachsener und der entscheidet kaltblütig und mit selbst erdachten Regeln für sein eigenes Team, wenn es mal eng wird.
Nun könnte man meinen, alle Eltern und Trainer sind böse, aber das stimmt natürlich ganz und gar nicht. Abseits der ärgerlichen Vorkommnisse muss der abschließende Dank unbedingt den geduldigen Erwachsenen gelten, die an ihren knappen freien Tagen stundenlang ausharren, die Kinder in den manchmal langen Pausen bei Laune halten und dafür sorgen, dass der Nachwuchs zu jeder Runde pünktlich und wieder frisch und munter ans Brett kommt. Teils mehrfach pro Woche werden die Racker zum Training gebracht und später wieder abgeholt, dann kommt schon das nächste Schnellturnier, das Wochenende darauf ist Mannschaftskampf, das Auto wieder voller Kinder und der halbe Tag dahin… Vielen Dank, liebe Eltern!