Die zentrale BL-Endrunde in Berlin: Interview mit Jörg Schulz

von ChessBase
13.03.2018 – Bald nach dem Kandidatenturnier steht Berlin ein zweites Mal im Rampenlicht der Schachfreunde. Vom 29. April bis 1. Mai wird im Hotel Maritim zum zweiten Mal in Folge die zentral Endrunde der Bundesliga ausgetragen. Jörg Schulz berichte im Interview vom Stand er Vorbereitung und dem umfangreichen Rahmenprogramm.

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Bundesligafinale in Berlin – die Schachwelt schaut auf diese Stadt

Nur einen Monat nach dem Kandidatenturnier startet in Berlin die nächste Veranstaltung von Weltklasseformat: Die Finalrunden der Bundesliga. An dem verlängerten Wochenende vom 28. April bis 1. Mai im Mariott Hotel ganz in der Nähe des Potsdamer Platzes geht es dann um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Bei diesem Kampf werden allein über 70 Großmeister zu beobachten und zu bewundern sein.

Daneben haben die Schachfreunde Berlin 1903 als Gastgeber und damit auch Veranstalter ein tolles Programm auf die Beine gestellt:

  • Ein Blitzturnier, dass mit einem Preisfond von 10.000 Euro das wahrscheinlich höchstdotierte Turnier seiner Art in Deutschland ist;
  • die beiden Schlussrunden der Jugend-Bundesliga Nord-Ost mit Teilnehmern aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt;
  • ein Jugend-Schnellschachturnier bis 25 Jahre, offen für alle;
  • ein Politiker-Turnier;
  • das Viertelfinale um den Berliner Mannschaftspokal
  • und das Finale der Berliner Feierabendliga.

Ein riesiges und buntes Angebot zum Mitmachen und zum Zuschauen gleichermaßen. Wer steckt hinter diesem Event und was haben die Veranstalter Lobendes und Kritisches zu sagen? ChessBase traf den ersten Vorsitzenden der Schachfreunde Berlin 1903, Jörg Schulz, und sprach mit ihm über das Großereignis.

Jörg Schulz (Foto: Deutscher Schachbund)

ChessBase: Die Schachfreunde richten zum zweiten Mal in Folge die zentrale Bundesligaendrunde aus. Soll der Schlachtruf „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin“ jetzt auch für Schachfans gelten? Welche Pläne haben der Vorstand und der Verein dafür?

Jörg Schulz: Man darf bei aller Euphorie eines nicht vergessen, wir sind ein Verein. Zwar einer mit rund 140 Mitgliedern, aber eben nur ein Verein und nicht vergleichbar mit dem Deutschen Schachbund, mit dessen Manpower und mit der Maschinerie dahinter. Aber es gibt bei uns schon die Idee, das zentrale Finale langfristig an Berlin zu binden. Für 2019 hat die Bundesliga das Finale jedenfalls einstimmig nach Berlin vergeben. Der Termin steht bereits fest: das erste Wochenende im März.

Was man häufiger macht, klappt in der Regel immer besser. Konnten die Schachfreunde bei der Planung auf Erfahrungen zurückgreifen, die bei der Umsetzng hilfreich sind? Was wird sich im Vergleich zum Vorjahr ändern?

Na klar läuft es beim zweiten Mal runder in der Organisation. Wir haben Hinweise von den teilnehmenden Teams bekommen, was man verbessern kann. Vereinsintern kennen wir jetzt die Abläufe und gehen gelassener an die Sache ran. Besser soll die Medienarbeit werden. Damit waren wir 2017 nicht zufrieden und haben uns professionelle Hilfe hinzu geholt. Es ist schade, dass das Finale der Frauenbundesliga separat stattfindet. Doch glaube ich, dass wir viele gute Ideen für die Rahmenveranstaltungen entwickelt haben.

Im vergangenen Jahr war die Finanzierung wegen der – sagen wir mal – zurückhaltenden Beteiligung in der Schachpresse ein Thema. Ist es den Schachfreunden diesmal geglückt, den Deutschen Schachbund und den Berliner Verband mehr zu begeistern?

2017 war die Finanzierung tatsächlich ein Problem. Als Verein müssen die Vorstandsmittglieder mit privatem Geld einspringen, wenn eine Veranstaltung im Minus endet. Natürlich gab es im Verein, aber auch bei vielen anderen Schachfans Verärgerung darüber, dass uns der Deutsche Schachbund im Regen stehen ließ! Schließlich hatten wir eine Meisterschaft des DSB ausgerichtet! Der Berliner Schachverband dagegen war vom ersten Augenblick dabei, hat uns sofort personell und finanziell unterstützt. Und Hilfe hat der BSV auch diesmal zugesagt. Der DSB hat derzeit seinen Zuschauerplatz wieder eingenommen, jedoch unserem Antrag auf Förderung im Präsidium zugestimmt.
Was uns freut und Mut für die Zukunft macht. Die Sportstadt Berlin hilft wieder finanziell. Mit dem Windparkbauer UKA haben wir diesmal ein Unternehmen an Bord, das uns als Hauptsponsor unterstützt. Ebenfalls ist die Grenke AG mit finanzieller Hilfe dabei. Dafür sind wir wirklich dankbar.

Die Punkte im „Begleitprogramm“ wirken sehr umfassend, aber die Veranstaltung dauert diesmal auch vier Tage. Welche sind die Höhepunkte?

Wir wollen eine Verbindung zwischen Hochleistung, Amateur-, Vereins-, Jugend- und Hobbyschach herstellen, also ein Angebot für die ganze Schachfamilie machen. Wer 2017 beobachtet hat, mit welchem Eifer die Kinder und Jugendlichen auf Autogramm- und Selfiejagd waren, weiß wie wichtig das Miteinander von Spitzenschach, Amateuren, Kindern und Jugendlichen ist. Deshalb können alle am großen Blitzturnier teilnehmen, dabei einen Platz neben einem Großmeister ergattern oder sogar gegen einen Meister zu spielen. Im übrigen haben die Reaktionen im Vorjahr gezeigt, dass viele Stars gern mittendrin sind und vor Zuschauern spielen.

Welche Wünsche gäbe es für die Zukunft, wenn die Schachfreunde eine vergleichbare Veranstaltung auf die Beine stellen sollten?

Schach braucht Leuchtturmveranstaltungen in Deutschland. Ereignisse mit mehr als 1500 Zuschauern wie 2017. Und die Besucherzahl ist ausbaufähig. Aber nicht wenn wir unsere Großveranstaltungen selbst kaputt machen, wie es einige Funktionäre der Frauenliga in diesem Jahr versucht haben. Wenn man die wenigen Höhepunkte, die es in Deutschland gibt, in direkter Konkurrenz zueinander austrägt. Dieses Klein-Klein muss aufhören. Auch in der Budesliga muss es nicht immer heißen mein Verein zuerst, sondern Schach zuerst. Der Deutsche Schachbund und seine Landes- und Jugendverbände müssen die Zuschauerrolle aufgeben und endlich selbst aktiv werden. Schach hat keinen Grund sich klein zu machen und zu verstecken. Schach ist großartig!

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Zentrale Endrunde in Berlin- Offizielle Seite...

  

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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