Dirty Tricks: Dokumentation eines Cheating Skandals

von Carlos Colodro
17.05.2021 – Schach und Bridge sind die einzigen Denksportarten, die vom Internationalen Olympischen Komitee als Sport anerkannt sind. Die beiden Denksportarten auch gemeinsam, dass Cheating ein wachsendes Problem ist. In einem kürzlich erschienenen Dokumentarfilm erzählt der israelische Filmemacher Daniel Sivan die Geschichte eines Betrugsskandals, in den Lotan Fisher, der stärkste Bridgespieler der Welt, verwickelt war. | Abgebildet: Lotan Fisher und Ron Schwartz

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An elite-level scandal

Obwohl Schach vom Spielprinzip her mehr mit Dame oder Go gemeinsam hat als mit Bridge, gibt es eine Gemeinsamkeit mit dem Bridge-Spiel: Schach und Bridge sind die einzigen vom Internationalen Olympischen Komitee als Sport anerkannten Denksportarten - auch wenn keine für das olympische Hauptprogramm in Frage kommt.

Schach und Bridge haben auch gemeinsam, dass Cheating, "Schummeln" - nichts anderes als Betrug, ein wachsendes Problem für Fans und Organisatoren des Sports geworden ist. Im Fall von Bridge, einem Spiel, bei dem die Partner Informationen auf eine begrenzte Art und Weise übermitteln müssen, gehen einige bemerkenswerte Vorfälle bereits auf die 1930er Jahre zurück, als ein Skandal dazu führte, dass Willard S. Karn eine Verleumdungsklage in Höhe von einer Million Dollar gegen Ely Culbertson, sechs andere und Crockford Inc. einreichte und sie beschuldigte, Gerüchte zu verbreiten, um ihn aus der Bridge-Welt zu entfernen.

Und das Problem besteht auch im 21. Jahrhundert weiter. Im Jahr 2015 endete ein Skandal um den damals besten Spieler der Welt damit, dass zwei israelische Spieler von der Teilnahme an Veranstaltungen, die unter anderem von der European Bridge League und der American Contract Bridge League organisiert wurden, ausgeschlossen wurden.

Lotan Fisher und Ron Schwartz waren sowohl des gemeinsamen Betrugs als auch der Angabe falscher Informationen für schuldig befunden worden. 

Lotan Fisher

Lotan Fisher

Daniel Sivan, ein Dokumentarfilmer, der bei "The Olso Diaries" mitwirkte und fünf Episoden der Miniserie "The Devil Next Door" inszenierte, griff die Geschichte auf und beschloss, den Film "Dirty Tricks" zu produzieren, einen 100-minütigen Film, der sich nicht nur auf den Betrugsskandal konzentriert, sondern auch auf die Welt des wettbewerbsorientierten Bridge auf Elite-Niveau.

Im Gespräch über den Prozess, der zum Zusammenbruch von Fisher und Schwartz führte, erzählte Sivan dem Guardian:

Das war meines Wissens nach das erste Mal in der Geschichte, dass ein Betrugsskandal auf diese Weise outgesoured wurde. Man hat nie gehört, dass einheimische Spieler sagten: "Ich vermute, dass Lance Armstrong betrügt. Bitte, Internet-Community, sucht nach dem Beweis.' Hier wurde zum ersten Mal die so genannte Schwarmintelligenz eingesetzt, Leute aus der ganzen Welt, die Codes knacken und Betrüger jagen. Es war ein völlig autonomer Prozess..

In Bezug auf Fisher, der als der beste Bridgespieler der Welt galt (oder gilt?), reflektierte Sivan:

[Der Film] ist eine Art griechische Tragödie, die tiefer und tiefer geht. Kann man der beste Spieler sein, wenn einem niemand mehr glaubt?

Sehen Sie sich den Trailer zu "Dirty Tricks" an:


In seinem Beitrag für The Guardian erklärt Rich Tenorio am Beispiel der fiktiven Figur Beth Harmon, wie talentiert Fisher als Kind war:

Der Film zeigt Aufnahmen von Fisher als Kinderstar, der ähnlich wie die Figur Beth Harmon in dem Netflix-Hit "The Queen's Gambit" eine unglaubliche Begabung für Visualisierung und Gedächtnis zeigte.

Igors Rausis

Während wir bisher noch keinen ähnlichen Skandal in der Schachwelt gesehen haben - d.h. einen Spieler vom Kaliber eines Magnus Carlsen, der bei einem Spitzenturnier beim Betrügen erwischt wurde - gab es in der Vergangenheit einen größeren Vorfall, nachdem ein Foto von Igors Rausis erschien, der während einer Turnierpartie auf einer Toilette ein Mobiltelefon benutzt.

Der vielleicht einzige vergleichbare Skandal, wenn auch anderer Natur, war seinerzeit die Behauptung von Bobby Fischer, dass sowjetische Spieler während des Kandidatenturniers 1962 sich gegen ihn verschworen hätten.

Die Popularisierung des Online-Schachs hat allerdings die Büchse der Pandora auf andere Weise geöffnet. Zufälligerweise wurden gerade einige Fälle von Online-Betrug beim Bridge von den Sportbehörden geahndet. Vielleicht könnte die Schachgemeinschaft einen Weg finden, von der Bridgegemeinde zu lernen, die sich schon länger mit diesem Problem beschäftigt.


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Carlos Colodro stammt aus Bolivien und ist Spanisch-Philologe. Seit 2012 arbeitet er als freier Übersetzer und Autor. Schach, Literatur und Musik sind seine großen Leidenschaften.

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