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Diskussion: Doping im Schach
In seinem Beitrag "Von der Willkür der Dopingkontrollen" hat Robert Hübner sich gegen Dopingkontrollen im Schach ausgesprochen, Argumente für die Sinnlosigkeit derselben im Schach dargestellt und auf den unangemessenen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte durch die Kontrollen hingewiesen. Als Reaktion auf den Beitrag erhielten wir Hinweise von Lesern auf evtl. Möglichkeiten zum Doping auch im Schach mit Hilfe von konzentrationsfördernden Mitteln. GM Gerald Hertneck begrüßt explizit die Dopingkontrollen im Schach und sieht in modernen Designermedikamenten zur Steigerung der Hirnleistung durchaus eine Bedrohung für den Schachsport. Wir laden daher zur Diskussion ein: Gibt es (leistungsförderndes) Doping im Schach? Ist Doping im Schach zumindest denkbar? Sind die Dopingproben im Schach sinnvoll oder überflüssig? War es richtig vom Deutschen Schachbund, sich dem Anti-Doping-Code der NADA zu unterwerfen oder hätte der DSB mehr um seine Sonderstellung kämpfen sollen, auch auf die Gefahr hin, von der Sportförderung ausgeschlossen zu werden? Bitte schicken Sie uns ihre Meinung zu diesen Fragen und weiteren Aspekten des Themenkreises. Nach Abschluss der Diskussion verlosen wir unter allen Einsendern drei Ausgaben des ChessBase Magazins Nr. 123 mit orignal Autogramm von Weltmeister Viswanathan Anand. Schicken Sie ihre Zuschrift an andreschulz@chessbase.com
Leserbriefe
Warum sollte sich der Schach von anderen Sportarten unterscheiden? Schliesslich wurde Schach geprüft und als Sport von höchster Stelle anerkannt. Und Schachspieler unterscheiden sich kaum von anderen Menschen. Dies inklusive der negativen Eigenschaft sich verbotene Vorteile verschaffen zu wollen.
Die Diskussion über Doping im Schach erwischt den „Denksport“ natürlich dort, wo man es nicht erwartet hat. Schließlich sieht ein Schachspieler seine Erfolge nicht in erster Linie als physische Leistung, sondern als Ausdruck geistiger Fähigkeit. Daher wahrscheinlich dieses sich wehren gegen Dopingtests, die eben nur auf den physischen Teil abzielen. Denn der erste Gedanke ist doch „ich kann so gut Schach spielen weil ich schlau bin, nicht weil ich einen durchtrainierten Körper habe.“ Trotzdem muss sich die Zunft damit auseinander setzen, dass es mittlerweile Medikamente gibt, die die geistigen Fähigkeiten tatsächlich fördern. Die große Angst der Schachspieler ist ja, dass mit Computern geschummelt wird. Daher das vollste Verständnis gegen alles, was das Verhindern von Computerunterstützung anbelangt. Dass aber Denkdoping genauso „Rechenunterstützung“ ist, scheint den meisten wohl nicht bewusst zu sein. Ob nun im Schach Dopingtests gemacht werden sollen, weiß ich allerdings nicht. Dass müssen der Verband und die Spieler unter sich aus machen. Eins weiß ich jedenfalls: Dopingtests NUR weil Schach olympisch werden will, halte ich für falsch. Bei den Tests sollte es IMMER um den Sport gehen, nie um Politik.
Alexander Skau
Zum Thema „Doping im Schach“ ist anzumerken, dass dies abhängig ist von der
Frage „Ist Schach ein Sport“ !?
Sollte sich die Schachgemeinschaft dazu entscheiden diese Frage mit „Ja“ zu
beantworten oder sich als Sportgemeinschaft sehen etc. (und so sehe ich Schach),
so ist die Frage zu Dopingkontrollen nicht mehr zu diskutieren, da es meiner
Meinung nach ausreichend ist diese Kontrollen durchzuführen auch wenn es nur die
Möglichkeit des Doping geben könnte. Ich denke, dass dies für alle Spieler
sicherstellt, oder zumindest sicherstellen sollte, dass fair gekämpft wird und
niemand, durch welche Mittel auch immer, seinem Gegner in Nachteil gerät. Das
einzig festzustellende wäre dann, welche „Mittel“ als Dopingmittel zu betrachten
wären.
Ungeachtet dieser Tatsache ist es sehr merkwürdig, dass Spieler an einer, den
Doping-Kontrollen unterstellten Veranstaltung, teilnehmen und sich dann
„wundern“ getestet zu werden und/oder sich den Tests entziehen.
Schach wird
niemals offizieller Bestandteil von IOC-Veranstaltungen werden. Warum auch? Die
alle zwei Jahre stattfindenden Schacholympiaden erfreuen sich, wie zuletzt in
Dresden, großer Beliebtheit. Die Anstrengungen der FIDE sind also nutzlos. Mein
Rat an den Deutschen Schachbund: Solange keine tatsächliche
Leistungssteigerung im Schach bekannt ist, sollte der DSB die Dopingrichtlinien
des Sports auf keinen Fall anerkennen!
Thomas Rüter
Doping hin oder her, ich versteh R. Hübners Beitrag nicht ganz, da er Schach
nun nach über 50 J. eigener Aktivität weniger als Sport betrieben hat?!
Meine Erfahrung ist folgende: eine 5-7 Std. harte Partie erfordert teilweise
weitaus mehr als ein Halb- od. Marathonlauf 20 od. 42 KM, mental oder sogar
physisch. Ich verehre R.Hübner teilweise, aber diese Aussagen sind absoluter
Humbug...
Klaus Wockenfuß
Internationaler Meister
Mit Interesse
habe ich den Beitrag von Gerald Hertneck gelesen und muss ihm zustimmen.
Die Frage ist, ob die erwähnten Medikamente Modafinil und Ritalin bzw. die
entsprechenden Wirkstoffe in der Liste der verbotenen Mittel stehen. Nur dann
wären Kontrollen sinnvoll, denn nach Muskelpräparaten muss man bei
Schachspielern ja nicht suchen.
Peter Kahn
Irgendwie errinert mich der Boykott von Hübner, Timman und all den Anderen an
den Streik der Fahrer bei der Tour de France Ende der 90iger. Man hatte bei den
Radfahrern vor lauter Gewohnheit jedweden Bezug zur Realität verloren. Man macht
das halt so - egal um welche Substanzen es geht. Wenn das die Staatsanwaltschaft
interessiert, dann fühlte man sich in seinen Grundrechten getroffen.
Schuldbewußtsein Fehlanzeige. Völlig uneinsichtig und irgendwie auch trotzig
reagieren jetzt auch unsere Schachgrößen. Wehe dem wer Schlimmes denkt...
Fest steht für mich, dass man natürlich mit Wachmachern und gegebenenfalls auch
mit Beruhigungsmitteln manipulieren kann. Ein Schachspieler hat enorm hohen Puls
und muss ruhig sitzen. Herr Hübner hat wohl vergessen, wieviel Magengeschwüre
und auch Opfer ( mir fällt gerade Stein ein ) dieser Sport schon gekostet hat.
Ich habe es zwar nur bis zur Hessenliga gebracht, aber trotzdem weiß ich noch
genau, wie man sich in der fünften Stunde fühlen kann. Was den "Fall
Ivantschuk" betrifft, dann halte ich das für sehr unglücklich. Hätte man dem
Mann nicht etwas Zeit geben können. Vielleicht sollte man nur die Gewinner
testen. Man würde nichts verlieren und vermeidet solche kleinen menschlichen
Tragödien. Ich glaube Ivantschuk war einfach nur frustriert und hatte nichts zu
verbergen - da bin ich bei Spassky.
Dirk Wagner
Leistungsförderung durch Doping ist im Schach sicherlich
nicht in dem Maße möglich, wie im Radsport, wo durch Muskelaufbau-Präperate und
EPO für jeden Radsportler eine höhere Leistungsstufe erreicht wird.Daher dopen
dort wohl auch so viele, der Radsport hat eine lange und legendäre
Doping-Vergangenheit. Im Schach sind wesentlich weniger Geschichten bekannt.
Karpov aß mal eine Zeitlang komische Joghurts während des Spiels, aber Herr
Pfleger hat dann erstmal durch seinen Selbstversuch mit Beta-Blockern die
Diskussion beendet. Trotzdem ist es doch denkbar, dass auf dem Gebiet von
angstlösenden oder leicht euphorisierenden Drogen ein positiver Effekt auf das
Spiel einiger Schachspieler möglich ist. Wenn ein Spieler durch Angst bzw. zu
hohen Druck beeinträchtigt ist, könnte ihm ein Medikament wohl schon helfen. Es
fragt sich allerdings, in welchem Umfang derzeit bei Doping-Kontrollen auf
solche Substanzen überhaupt geprüft wird.
Ein Prüfung des Schachsportlers auf beispielsweise Clenbuterol oder EPO oder
Testosteron (!) wäre lächerlich. Eine Prüfung auf psychoaktive Substanzen wäre
aus meiner Sicht denkbar, damit im Leistungssport kein Tor für
Ausnahmesportarten aufgemacht wird, allerdings dürfte dies ja auch auf solche
Sportarten wie Golf oder Schießen zutreffen.Möglicherweise sind allerdings
praktische Probleme zu erwarten:
Für den Gebrauch von EPO wird es kein ärztliches Attest geben, während es für die leichten Drogen, die beim Schach vielleicht helfen würden, sicherlich auch immer einen persönlichen Grund gibt, diese Medikamente auch außerhalb des Sports anzuwenden, damit ist es schwer von notwendiger ärztlicher Therapie zu trennen.
Michael Weinkouff
Die Dopingproblematik ist doch sehr interessant. Zuerst
einmal muß man sagen das es ja richtig ist das der Schachverband dem Ganzen sich
unterwirft, denn wir wollen ja das Schach als "Sport" wahrgenommen wird. Somit
kommen wir um Dopingkontrollen nicht drumrum. Die Frage ist natürlich macht
Doping im Schach Sinn oder nicht? Das läßt sich gar nicht so leicht beantworten.
Aus medizinischer Sicht kommen sicherlich einige Medikamente in Frage die
durchaus etwas bringen könnten (Blutdrucksenker, Beruhigungsmedikamente,
Aufputschmittel usw.). Wieviel das dann ausmacht um seine Leistung zu steigern
ist natürlich die andere Frage. Die Pharmaindustrie hat vielleicht auch
Interesse an diesem Thema weiter zu forschen.
Es gibt dann auch noch andere Sportarten (z.B. Fußball) wo Doping auch nicht die
große Rolle spielt, aber Dopingkontrollen gehören dort auch zur Tagesordnung.
Damit ist meine abschließende Meinung, dass Dopingkontrollen auch im
Schach richtig sind.
Andreas Steinert
Eigentlich ist die Sache doch recht einfach! Dopingversuche versauen den Sportsgeist. Ob tatsächlich bessere Erfolge durch Doping im Schach erzielt werden können, spielt daher eigentlich keine Geige. Denn wenn wir uns als Sportart verstehen, dann müssen wir gemeinsam mit anderen Sportarten gegen das Doping kämpfen. Dafür müssen wir aber glaubwürdig sein. Und unsere Glaubwürdigkeit wird sicher nicht durch den Kampf gegen Dopingkontrollen gesteigert. Und da es ja Hinweise auf konzentrationssteigernde Medikamente gibt, ist die Sache ganz klar!
Die Sportförderung, den guten Ruf oder ähnliches durch eine Verweigerungshaltung zu riskieren halte ich für sehr bedenklich.
Michael Woltmann
Diskussion „Doping im Schach“ bei ChessBase 17.12.2009
Gibt es (leistungsförderndes) Doping im Schach?
Leistungsförderndes Doping im Schach ist denkbar und machbar. Mir sind keine gesicherten Erkenntnisse darüber bekannt, dass es tatsächlich praktiziert wurde oder wird. Gerüchte aus früheren Zeiten halte ich für nicht unbegründet bis für vielleicht zutreffend. Der im Schullalltag bereits alltägliche Gebrauch und Missbrauch von Methylphenidat kann z.B. zu Appetitlosigkeit und zu krankhaften Veränderungen im Blutbild führen, weshalb Kinder, die Ritalin bekommen, unter ständiger ärztlicher Kontrolle stehen müssen. Wenn ein Schachsportler über einen längeren Zeitraum bewusst oder unbewusst mit Methylphenidat dopt, würde ich eine körperliche Schwächung und schließlich einen Einbruch der Leistungsfähigkeit erwarten.
Ist Doping im Schach zumindest denkbar?
Diese Frage ist ohne Zweifel mit „Ja“ zu beantworten.
Sind die Dopingproben im Schach sinnvoll oder überflüssig?
Hier muss man unterscheiden.
Wenn man Dopingkontrollen nur dann für sinnvoll hält, wenn bereits gedopt wird und ein breiter Verdacht besteht, also ein bereits bestehender Missstand beseitigt werden soll, dann sind Dopingkontrollen im Schach derzeit noch fragwürdig.
Wenn man im Sinne einer Gesundheitsvorsorge denkt und handelt und sich der Gefahren bewusst ist, die die Dopingthematik mit sich bringt, dann sind die Dopingkontrollen sinnvoll und richtig.
Es ist naiv, sich in der Drogenproblematik ausschließlich auf die Mündigkeit des Bürgers zu verlassen. Wenn das ausreichen würde, müsste man das Alkoholverbot am Brett sowie das Rauchverbot in öffentlichen Räumen wieder streichen und könnte auch gleich alle Drogen freigeben.
Ignorieren von Dopingmöglichkeiten im Schach bedeutet, dass man unlauterem Wettbewerb Tür und Tor offen lässt und damit längerfristig mittelbar die Gesundheit des sauberen Schachsportlers gefährdet. Haben nicht viele Radsportler nur deswegen dem Doping zugestimmt, weil „alle“ dopten und man nur mit eigenem Doping noch leistungsmäßig mithalten konnte?
War es richtig vom Deutschen Schachbund, sich dem Anti-Doping-Code der NADA zu unterwerfen oder hätte der DSB mehr um seine Sonderstellung kämpfen sollen, auch auf die Gefahr hin, von der Sportförderung ausgeschlossen zu werden?
Der DSB hat die Interessen aller seiner ca. 100 000 Mitglieder zu vertreten. Das Ablehnen des Anti-Doping-Code der NADA aus Rücksicht auf das Ego weniger Individualisten, die zwar nicht dopen, aber ihre persönliche Freiheit über die Interessen der Gemeinschaft stellen, in der sie organisiert sind, wäre unverantwortlich. Zu der gegenwärtigen Doping-Politik des DSB gibt es bisher keine Alternative, sie ist richtig.
Damit ist nicht gesagt, dass jegliche Alternative ausgeschlossen ist. Nicht ohne Grund wird seit von der Lasa oder schon länger darüber diskutiert, ob Schach nun Sport, Spiel, Kunst oder Wissenschaft sei bzw. zu welchen Anteilen diese Aspekte jeweils vertreten sind. Fakt ist, das der Deutsche Schachbund mit allen (hart erkämpften) Rechten und (ungeliebten) Pflichten zum organisierten Sport gehört. Wenn man das durch eine verweigernde Doping-Politik bewusst gefährdet, muss man rechtzeitig Alternativen aufzeigen, wie man die zu erwartenden, negativen Konsequenzen kompensieren kann.
Deshalb fordere ich alle Verweigerer auf, über die reine
Verweigerung hinausgehende Alternativen aufzuzeigen, damit sich ein
demokratischer Entscheidungsprozess entwickeln kann, in welche Richtung der
Deutsche Schachbund sich künftig orientieren soll. Der Deutsche Schachbund
befindet sich gegenwärtig intern in einer Diskussion über die strategische
Ausrichtung für die kommenden Jahre. Dabei sind sowohl die Interessen des
Leistungssports, also der Spitze, als auch die Interessen der Vereine, also der
Basis, angemessen zu berücksichtigen. Eine Kritik an der gegenwärtigen Politik
des Deutschen Schachbundes sollte intern in diesen Diskussionsprozess
eingebunden werden, nicht nur außerhalb geführt werden.
Herbert Bastian
Sprecher des Arbeitskreis der Landesverbände (AKLV) und Mitglied der
"Steuergruppe Strategie" des Deutschen Schachbundes
Präsident des Saarländischen Schachverbandes
Das Thema lässt mich nicht los. Ich habe noch einmal genauer zum "Wachmacher"-Präparat Modafinil recherchiert, das nach dem derzeitigen Stand der Forschung der heißeste Kandidat für Neurodoping zu sein scheint. Im Ergebnis fällt das Medikament seit dem 01.03.08 nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, und kann von Ärzten - wenn auch nachrangig - gegen Tagesmüdigkeit aufgrund von Schlafstörungen und gegen das Schichtarbeitersyndrom verschrieben werden. Somit komme ich zu dem Schluss, dass Modafinil unter dem Medikamentennamen "Vigil" als "Wachmacherdroge" auf dem Markt grundsätzlich verfügbar ist. Inwieweit es beim Schachspielen zur Leistungssteigerung führt, ist natürlich noch nicht untersucht. Vielleicht können Sie diese Mitteilung noch unter der Diskussion aufnehmen.
Hierzu folgende Textauszüge und Links:
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Pressemitteilung vom 01.03.08 (Auszug)
Anlage III (verschreibungsfähige Betäubungsmittel):
Modafinil wurde mit der Streichung in Anlage III ganz aus dem Anwendungsbereich des BtMG herausgenommen, da das Abhängigkeitspotential als gering eingeschätzt wird.
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Pressemitteilung
Modafinil (Vigil®) wurde mit der Streichung in Anlage III ganz aus dem Anwendungsbereich des BtMG herausgenommen, da das Abhängigkeitspotential als gering eingeschätzt wird. (Die kanadische und amerikanische Arzneimittelbehörde weisen auf schwere lebensbedrohliche unerwünschte Nebenwirkung von Modafinil hin, so zum Beispiel Stevens-Johnson-Syndrom, Angioödem und anaphylaktische Reaktionen. Hautrötungen können das erste Anzeichen schwerer allergischer Reaktionen sein und sollten zum sofortigen Absetzen führen. Gleiches gilt für psychiatrische Reaktionen. Modafinil ist nicht zur Anwendung bei Kindern zugelassen.
Quelle: http://www.abda.de/1692.html
Medikamente: Abhängigkeit und Missbrauch Leitfaden für die apothekerliche Praxis Herausgegeben von der Bundesapothekerkammer (BAK)
- Berlin im Mai 2008 - (Auszug)
4.5.2. Modafinil
Das Psychoanaleptikum Modafinil ist zur Behandlung der Narkolepsie und von exzessiver Schläfrigkeit beim Schlafapnoe- sowie beim Schichtarbeiter-Syndrom zugelassen. In therapeutischen Dosen (200-400 mg/die) steigert es die Vigilanz und die motorische Aktivität. Der genaue Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Es aktiviert, anders als die Amfetamine, selektiv die Gebiete des Hypothalamus, die den Wachzyklus regulieren. Auf Grund der aktivierenden Wirkung wird es zum Zweck des Wachbleibens missbräuchlich eingesetzt, worüber vor allem Berichte aus den USA vorliegen.
Modafinil soll nicht euphorisierend wirken; es eignet sich wegen seiner schlechten Löslichkeit nicht zur Injektion und wegen seiner Temperatur-Empfindlichkeit nicht zum Rauchen. Bei Absetzen sind bislang keine Reboundphänomene aufgetreten. Eine Abhängigkeit wurde bisher nicht beobachtet und gilt als unwahrscheinlich. Daher ist Modafinil seit dem 1. März 2008 nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft: ein Anlass, besonders auf Anzeichen für einen möglicherweise verstärkten Missbrauch zu achten und bei Verdacht, diesen der AMK zu melden.
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Pressemitteilung
Modafinil (Vigil®): Schwere Hautausschläge und psychische Störungen
In Abstimmung mit den Arzneimittelbehörden EU hat die Firma Cephalon GmbH, Martinsried, die ärztlichen Fachkreise über neue Warnhinweise zu unerwünschten Wirkungen durch das zentral wirksame Sympathomimetikum Modafinil (Vigil®) informiert.
Schwere Hautausschläge, die einen Krankenhausaufenthalt erforderten, wurden bei Erwachsenen und Kindern 1 bis 5 Wochen, in Einzelfällen auch länger, nach Beginn einer Modafinil-Behandlung berichtet. Die Patienten sollen daher bei den ersten Anzeichen eines Hautausschlags die Einnahme von Modafinil beenden, es sei denn, der Hautauschlag steht sicher nicht in Zusammenhang mit Modafinil.
In klinischen Studien traten Hautausschläge, die zum Abbruch der Therapie führten, bei 13 von 1585 pädiatrischen Patienten auf (etwa 0,8 %); darunter war ein Fall eines möglichen Stevens-Johnson-Syndroms und ein Fall einer Multiorgan-Überempfindlichkeitsreaktion. In klinischen Studien mit Erwachsenen wurden keine schweren Hautausschläge berichtet. Nach der Zulassung wurden aber schwere Hautreaktionen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern gemeldet.
Psychosen, Manien, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Suizidgedanken und aggressives Verhalten wurden bei Modafinil-behandelten Patienten berichtet. Wenn derartige Symptome auftreten, soll Modafinil daher abgesetzt und die Behandlung nicht wieder aufgenommen werden. Bei Patienten mit Psychosen, Depressionen oder Manien in der Vorgeschichte soll Modafinil mit Vorsicht eingesetzt werden.
Vigil® ist indiziert bei Narkolepsie mit und ohne Kataplexie, mittelschwerem bis schwerem obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom mit exzessiver Tagesschläfrigkeit trotz kontinuierlicher Überdruckbeatmung und mittelschwerem bis schwerem chronischem Schichtarbeiter-Syndrom mit exzessiver Schläfrigkeit bei Patienten mit Nachtschicht-Wechsel, wenn andere Schlaf-hygienische Maßnahmen zu keiner zufrieden stellenden Besserung geführt haben. Die Anwendung von Modafinil bei Kindern und Jugendlichen wird auf Grund fehlender Daten nicht empfohlen.
Die aktualisierte Fachinformation von Vigil® (Stand Juli 2008), die zusätzliche Änderungen enthält, ist unter http://www.fachinfo.de/ erhältlich (DocCheck-Kennwort erforderlich).
Quelle: http://www.abda.de/1971.html
G. Hertneck
Brain Doping ist nicht so trivial wie es auf den ersten Blick scheint. Angeblich betreibt jeder 10. U.S. College - Student Brain Doping. Der Umsatz von Gingko- Präparaten soll weltweit relativ hoch sein. Es gibt Hinweise dafür, dass Rolipram, D-Cycloserin, Modafanil und Methylphenydat die zerebrale Leistungsfähigkeit steigern. Ich möchte hier auf eine Studie hinweisen, die an Piloten im Flugsimulator ausgeführt wurde: Piloten, die das „Alzheimermedikament“ Donepezil einnahmen schnitte signifikant besser ab in ihren Testergebnissen als die Piloten, die ein Scheinpräparat einnahmen. (Yessavage et al. NEUROLOGY, 2002, 123-125).
Andere sog. Alzheimer-Präparate wie Rivastigmin oder Galantamin sind diesbezüglich nicht untersucht oder es gibt keine( mir bekannten vergleichbaren) gemachten Untersuchungen, Derartige Substanzen erhöhen den Acetylcholingehalt im Gehirn, was zur besseren kognitiven Funktionen auch im gesunden Gehirn führen könnte.
Ebenso das „Alzheimer“ -Medikament Memantine könnte die kognitiven Fähigkeiten beim Gesunden steigern, indem es spezielle Botenstoffe im Gehirn beeinflussen könnte.
Es bleibt allerdings unklar, ob die komplexen Denkvorgänge im Schach wirklich von derartigen Substanzen profitieren könnten. Vermutlich ja! Aber es ist unbewiesen!!
Ihr Dr. Andreas Pietzko (Neurologe und Psychiater)
Ich vermute mal, Herr Hertneck hat sich noch nicht mit Ritalin beschäftigt. Sonst würde er jedenfalls nicht auf die Idee kommen, diese zu Grunde richtende Droge als möglichen Kandidaten für ein "Gehirn-Doping" zu nennen (Amerika hin oder her).
Die Doping-Kontrollen im Schach sollten mehr auf die Kontrolle von unerlaubten Hilfsmitteln als auf Pharmaprodukte abstellen. Ansonsten ist die "Doping im Schach" - Debatte vollkomen hypothetisch und die Untersuchung von Urin- oder Blutproben sollte dort bleiben bzw. endlich hinkommen, wo sie dringend gebraucht wird: In Leichtathletik und Schwimmen, Ausdauer- und Kraftsportarten und v.a. in den Ländern, die immer jnoch meinen andere mit ausgeklügelten Verschleierungstaktiken im (illegalen) Wettkampf eine Nasenlänge voraus zu sein.
Fazit: Doping-Kontrollen auf Schachturnieren: glatter Blödsinn!
Georg Seisenberger
Einnahme von Medikamenten zur Verbesserung von Lern- und insbesondere Prüfungsleistungen hat bei Studenten weltweit inzwischen eine gewisse Verbreitung gefunden und selbst eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Wissenschaftler scheinen bereits denkfördernde Substanzen regelmäßig zu nutzen, wie zur großen Überraschung in diesem Jahr eine Umfrage der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature gezeigt hat.
Natürlich können vorhandene schachliche Kenntnisse und eine darauf beruhende Stellungsbeurteilung nicht durch Medikamente verändert werden, aber das allgemeine Denkvermögen, d.h. Konzentrationsfähigkeit, Wachheit, Gedächtnisleistung (Lernen und Abrufen von Information wie Eröffnungsvarianten) sind durchaus beeinflussbar und es erscheint zumindest wahrscheinlich, dass so die Wettkampfchancen verbessert werden können.
Es ist schwierig, Argumente für ein allgemeines Verbot der Einnahme in dieser Weise wirkender Substanzen zu finden, da dadurch zunächst weder andere Menschen noch das solidarische Zusammenleben beeinträchtigt werden. Gesundheitsgefährdung ist in diesem Zusammenhang nicht unbedingt relevant, denn das Recht auf Ruinierung der eigenen Gesundheit (Zigaretten, Alkohol etc.) ist in unserer Gesellschaft völlig unbestritten. Man könnte ?Gehirndoping� einfach als zusätzlichen Faktor betrachten, der den Erfolg mitbestimmt und damit auf Dauer auch den Charakter des Turnierschachs verändert, wie beispielsweise seit einiger Zeit auch der Einsatz von Schachprogrammen und Datenbanken.
Im Wettkampfschach sollte ein Verbot dennoch bestehen bleiben, da von den in Frage kommenden, in Deutschland verschreibungspflichtigen Medikamenten sicher nicht alle Spieler gleichermaßen profitieren könnten oder überhaupt wollten und keine für alle gleichen und damit fairen Wettkampfbedingungen mehr gegeben wären. Ein solches sinnvolles Verbot ist erfahrungsgemäß nur in Verbindung mit Kontrollen sinnvoll, deren Art und Umfang natürlich, wie in (anderen) Sportarten, genau definiert und unter Beachtung der Menschenwürde durchgeführt werden müssen.
Helmut Deißler
a) es geht vor erst einmal nicht um das thema doping, sondern um
die bereitschaft einen vertrag einzuhalten. es kann nicht sein, dass die
schachwelt immer wieder betont, dass schach eine sportart sei (aus meiner sicht
ist es eine sportart) und sich den sportregeln vertraglich unterordnet um danach
völlig empört zu reagieren, wenn der vertragspartner darauf drängt, die
vertragsregeln einzuhalten. gm ivancuk v. hat sich den regeln verpflichtet und
sich eindeutig den regeln widersetzt. ehrlich gesagt die ausreden vom "hab nicht
gesehen", "muss auf's wc", "war gedanklich abwesend" können durchaus mit jedem
dopingsünder im radsport konkurrieren. es ist einfach unglaublich wie naiv die
schachwelt dahinlebt und damit jeden sponsor (vertragstreue) von tannen jagd.
alleine die diskussion nach der vertragsverpflichtung ist nur noch lächerlich
und das herr ivancuk weiterhin gerade bei einem gm-tunier mitspielt ist nur noch
als lächerlich zu titulieren. sponsoren "auf wiedersehen" kann es nur noch
heißen.
b) doping und schach. natürlich gibt es im schach sonderheiten, die es in der
sonstigen sportart eher seltener gibt, denn das schachspielen ist bis ins hohe
alter möglich (korschnoi). das herr korschnoi natürlich medikamente zu sich
nehmen müsste (ich weiss es nicht deshalb der konjunktiv), die auf der
dopingliste stehen. das aber müssen die verantwortlichen mit der dopingkontrolle
klären.
c) bewusst-seins-bildung: es kann nicht sein, dass ich mich dem vertrag
verpflichte und danach mit dem "scheinheiligen" argument, "hab ich nicht
gewusst", ein verteidigungslinie aufbaue die jeden dopingsünder aus dem radsport
als intellekutellen erscheinen lässt (neben einem schachprofi!!!!). um das thema
zu sensiblisieren fehlt es einfach an der informationspolitik der
schachverantworlichen
d) ausstieg aus dem dopingvertrag. diese diskussion kann sollte geführt werden.
es ist die sinnhaftigkeit dieser dopingkontrollen zu hinterfragen. sollte die
mehrheit der schachverantworlichen gegen die dopingkontrolle sein, so muss auch
die auflösung des sportvertrags aufgelöst werden (d.h. schach ist eben kein
sport). welche konsequenzen damit verbunden sind kann ich nicht beurteilen, nur
zu glauben, dass ich schach zum sport erklären kann ohne der dopingkontrolle ist
so naiv, dass ich mich für die schachwelt schäme.
Gerals Rupping
Mich persönlich hat Hübners Stellungnahme zu Doping im Schach
tief beeindruckt. Mir war es nämlich bisher noch gar nicht bewusst, dass die
Gängelung durch Doping in die Klasse der immer mehr zunehmenden Eingriffe in die
Privatsphäere fällt, mit anderen Worten: zum totalen Überwachungsstaat, an den
wir seit dem "Krieg gegen den Terror" schrittweise gewöhnt werden. Zu diesen
Eingriffen in die Privatsphäre gehört übrigens auch der Ausbau der
Kinderkrippen: schon das Kleinkind soll immer mehr unter staatliche Kontrolle
kommen. Privates und Familiäres gerät dabei ins Hintertreffen.
Wir wissen, dass Dopingkontrollen auch bei körperlichen Leistungssport nur eine
Farce sind: Erwischt werden oft Athleten aus ärmeren Ländern, die die neuesten
Dopingmethoden noch nicht kennen. Auf B5 aktuell hatte ich außerdem einen
Beitrag gehört, wo es hieß, dass selbst Sportorganisationen aus finanziellen
Gründen ins Doping verwickelt sind.
Mag sein, dass es Mittel gibt, die die Konzentration steigern, Kaffee oder
Ausschlafen leistet dies aber auch in gewissem Maße. Die Hauptaufgabe im Schach
ist jedoch nicht die Konzentrationsfähigkeit sein, sondern die Fähigkeit, die
Probleme am Brett zu lösen. Gute Schachspieler können das besser als schlechte,
auch wenn sich Letztere noch so stark konzentrieren. Außerdem hat jeder gute
Schachspieler gelernt, sich zu konzentrieren, sonst wäre er schlicht kein guter
Schachspieler geworden.
Als Bayer bin ich ein bisschen stolz darauf, dass Bayern neben Hessen Nein zu
den Dopingkontrollen gesagt hat. Es ist halt doch ein gewisses
Wir-sind-wir-Gefühl, eine gewisse Dickköpfigkeit, die den anderen Deutschen zu
wünschen wäre: Und wenn alle zustimmen, wir nicht. Selbst der schnöde Mammon
bringt uns nicht dazu.
Dr. Martin Bachmaier
Was ist aus unserem königlichen Spiel geworden? Früher war es undenkbar einem GM
wie Botvinnik oder in späteren Zeiten Karpov& Kasparov Doping zu unterstellen.
Das sich der DSB der NADA angeschlossen hat finde ich persönlich traurig, weil
damit ein gewisser Teil des Sonderstatus vom Schach verloren geht. Die
Hauptfrage die sich meiner Meinung nach stellt ist folgende: Wie soll man im
Schach physisch betrügen?" Der deutsche GM Jussupow hat dazu schon mal eine
recht passende Bemerkung gemacht, welche in der Art aufzufassen war das man um
z.B mit Koffein zu betrügen, müsse man 30 Tassen Kaffee trinken. Die Folgen von
"Gehirn"doping, falls es existiert, sollten auch bedacht werden. Ein GM wie
Ivanchuck spielt schon seit über 15 Jahren in der absoluten Weltspitze. Sein
Fernbleiben bei der Dopingkontrolle zählt als positiv getestet! Wie soll ein
Mensch den mit Medikamenten einen Effekt erzeugen der die Gehirnaktivität
erhöht, und das über 15 Jahre lang, ohne das Gehirn irreparabel zu schädigen!
Die von Herrn Hertneck angesprochenen Substanzen Modafinil und Ritalin wirken
leistungssteigernd im Gehirn, jedoch führen sie mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit auch zu beträchtlichen Schädigungen im Gehirn. Weil diese
Substanzen bei Studenten vorkommen heißt das noch lange nicht das sie im Schach
auch anwendbar sind. Hier stehe ich, und vermutlich auch ein großer Teil der
deutschen Spieler auf der Seite von Dr. Robert Hübner welcher Dopingkontrollen
für sinnlos hält.
Um auf das Thema zurückzukommen. Die Entscheidung des DSB sich der NADA
anzuschließen basiert nicht auf einem durchdachten Entscheidung, man schließt
sich einfach an nur aus Angst die Sportförderung zu verlieren. Eine Begründung
wird nicht geliefert, bzw. wenigstens ein Beispiel bei dem ein starker Spieler
(GM ELO: 2650+) mit Doping im Blut erwischt wurde. Es werden keinerlei Argumente
vorgebracht welche die Breite Masse an Schachspielern überzeugen. Regeln werden
einfach geändert. In dieser Hinsicht finde ich es gut das Bayern& Hessen Courage
gezeigt haben und gegen den Anschluss stimmten.
Gut viel mehr kann man zu diesen Thema auch nicht sagen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich die Kommentare von Chessbase
(speziell von Andre Schulz) zu diesen Thema passend und sachlich gut
herausgearbeitet finde.
David Uhlmann
Ich denke es sollte reichen einfach aus ästhetischen Gründen und auch aus Respekt vor der persönlichen Sphäre auf Dopingkontrollen zu verzichten. Wen interessieren denn die Namen der Medikamente wirklich welche die Gedächtnisleistung erhöhen sollen ? das Ganze riecht schon wieder nach einer neuen Spielwiese für unausgelastete Schachfunktionäre. Möchte bloss wissen was Persönlichkeiten wie Lasker, Capablanca bis Kasparov zu eine Bitte um Urinspende gesagt hätten. Nachdem für mich eine Schachpartie immer noch sowas wie eine Kulturleistung darstellt, wäre es mir sehr recht, wenn sich die eifrigen Schachfunktionäre etwas zurückhalten möchten. In Österreich hat man einer Jugendspielerin schon erfolgreich das Schach verleidet als Sie am Sonntagmorgen um Urin ersucht wurde, und Sie den ungebeten Gästen erbost die Türe gewiesen hat, worauf sie eine zweijährige Sperre erhielt. Ich vermisse da ganz einfach das menschlichem Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Hier ist ganz einfach die Therapie schlimmer als die Krankheit. Ich gehe bei meinen Schachpartnern von fairem Verhaltenen aus, und lege durchaus keinen Wert darauf , das auf eine so unappetitliche Weise kontrollieren zu lassen.
P.S Gilt eigentlich noch der alte FIDE Spruch Gens una sumus ?
Leute kriegt Euch wieder ein !
Herbert Hager
Auch ohne fundierte Kenntnisse in diesem Bereich gehe ich davon aus, dass die
Leistung im Schach chemisch gesteigert werden kann.
Der Diskussion der letzten Wochen fehlt es mir persönlich aber an
Zielorientierung. Geht es darum, den Schachsport sauber zu halten? Dann sollten
wir mit Doping-Kontrollen leben können, auch wenn sie zweifellos entwürdigend
sind. Gerald Hertnecks Statement ist jedoch das erste in diese Richtung, das ich
lesen oder hören konnte.
Ansonsten herrschen Argumente vor, die sich um die gefährdete Sportförderung
oder die olympische Utopie drehen. Beides wäre für mich kein Anlass, sich
Doping-Regeln zu unterwerfen.
Rainer Osenberg
Hübners Artikel "Von der Willkür der Dopingkontrollen" sollte nicht unwidersprochen bleiben. Unbestritten ist, dass Dopingkontrollen im Schach für Spieler und Verbände lästig sind, weil man sich auf eine ganz neue "Bedrohung" einstellen muss. Daher sind harsche Abwehrreaktionen wie die von Herrn Hübner auf den ersten Blick auch durchaus verständlich.
Die zentrale Behauptung Hübners, dass "Die Auffassung von der Nutzlosigkeit von Dopingversuchen im Schach zur Steigerung der Verstandeskräfte allgemein anerkannt ist", dürfte jedoch wissenschaftlich nicht mehr haltbar sein. Tatsächlich liest man in letzter Zeit immer häufiger, dass Studenten (vor allem in Amerika) ihre geistige Leistung, zum Beispiel auch die Konzentrationsfähigkeit, durch Einnahme von Medikamenten steigern. Zwei Medikamente stehen dabei im Fokus: Modafinil und Ritalin. Zwar ist die Wirkungsweise dieser Substanzen im Gehirn von der Wissenschaft noch weitgehend unverstanden, und es liegen auch keine Daten zu Langzeitwirkungen vor, jedoch scheint der praktische Nutzen unbestritten zu sein, denn sonst würden die vermutlich nicht ganz billigen und auch nicht legalen Präparate nicht von bis zu 25% der Studenten eingenommen werden. Provokativ mag man daher Herrn Hübner fragen, wieso es mit den Mitteln der modernen Wissenschaft nicht möglich sein sollte, Medikamente zu entwickeln, die die Hirnleistung (Aufnahmefähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit usw.) steigern. Zumal das Gegenteil bereits mehr oder weniger erwiesen ist.
Zum Beleg dieser Ausführungen sei auf den Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 11.12.08 zum Thema "Gedanken-Beschleuniger" verwiesen.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/383/451098/text/
Des weiteren möchte ich auf die Prognose von Herrn Sven Gabor verweisen, der im Gehirndoping einen neuen Trend sieht:
http://www.karriere.de/beruf/hirndoping-wird-der-neue-trend-7345/
Außerdem darauf, dass die Pharmaunternehmen, im Neurodoping einen Zukunftsmarkt sehen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,560804,00.html
Im Ergebnis spreche ich mich FÜR Dopingkontrollen auch im Schach aus, da wir nach dem Siegeszug der miniaturisierten Schachcomputer vor einer weiteren Bedrohung des fairen schachlichen Wettkampfs stehen.
Gerald Hertneck
Schachgroßmeister
Beiliegend ein interessanter Link, bezugnehmend auf einen Nature-Artikel, zu "Hirndoping". So ganz von der Hand zu weisen oder lächerlich/skurril, wie gerne dargestellt, ist dieses Thema in Bezug auf Schach wohl auch nicht.
http://diepresse.com/home/techscience/wissenschaft/436757/index.do?from=suche.intern.portal
Christian Moritz