Donchenko gewinnt Clarion-GM-Turnier in Budweis

von André Schulz
10.07.2020 – Alexander Donchenko war Favorit auf den Turniersieg beim des GM-Turnier in Budweis und wurde dieser Rolle souverän gerecht. Gestern sicherte er sich mit dem Gewinn seiner Partie gegen Jan Mikes den Turniersieg. | Foto: Amruta Mokal

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Tschechien wurde von der weltweiten Corona Pandemie nicht so hart getroffen wie andere Länder und so sind die Vorschriften zur Vermeidung von Ansteckungen dort mehr oder weniger schon wieder ausgesetzt. In den tschechischen Schach-Ligen wird seit einigen Wochen schon wieder gespielt und in Budweis fand in der letzten Woche das erste internationale Großmeister-Schachturnier überhaupt seit dem Lockdown statt.

Budweis oder České Budějovice, wie die Stadt auf tschechisch heißt, wurde Mitte des 13. Jahrhunderts vom tschechischen König Premysl Otakar II gegründet und ist die größte Stadt in Südböhmen. Im Zentrum der Stadt befindet sich eine großer Marktplatz, nach dem Gründer benannt, der an ein Schachbrett erinnert. Die große Fläche ist nämlich optisch in Felder unterteilt, allerdings zehn mal zehn Felder und nicht acht mal acht. In der Mitte steht der Samson-Brunnen.

Marktplatz als Schachbrett, aus dieser Perspektive nicht so gut zu sehen

Mit etwas Fantasie erinnert auch das Clarion-Hotel, das sich an einer Ausfallstraße im Süden der Stadt befindet und das Namenssponsor der Turniers war, an das Schachspiel. Das Gebäude ist nämlich ein hoher, etwas schmuckloser Turm. 

Der Name der Stadt Budweis hat unter den Freunden des Bieres einen glanzvollen Klang, denn die örtliche Brauerei Budějovický Budvar produziert seit 1895 eine von Experten hoch geschätzte Version dieses Getränks, das "Budweiser". Die tschechische Brauerei konkurrierte bei ihrer Gründung mit dem schon 1795 existierenden deutschen Brauhauses Budweis und dessen Budweiser Bürgerbräu, setzte aber auch die Brautradition in Budweis fort. Um 1870 brachten dann Auswanderer aus Budweis das Rezept auch in die USA. Seit 1876 braut die US-Brauerei Anheuser-Busch, gegründet von Eberhard Anheuser, fortgeführt von seinem Schwiegersohn Adolf Busch, mit Sitz in St. Louis, ebenfalls ein Lagerbier unter dem Markennamen Budweiser. Zwischen den Brauereien in den USA und in Budweis entzündete sich dann 1907 ein sehr komplizierter Markenstreit um die Verkaufsrechte des Namens "Budweiser" in den einzelnen Ländern und auf den verschiedenen Kontinenten. DerStreit dauert bis heute an und hat sich im Laufe der Jahre in über 120 Einzelverfahren aufgesplittet. Zur Zeit führt die tschechische Brauerei den Wettkampf mit der größeren Anzahl an gewonnenen Verfahren an. 

Ausrichter des Budweiser Schachturniers war der örtliche Queen Chess Club. Das Turnier wurde mit zehn Spielern ausgetragen, von denen fünf einheimische Spieler waren und vier Spieler aus den Nachbarländern stammen, aus Österreich, Ungarn und Deutschland (zwei). Hannes Stefansson aus Island vertrat die skandinavischen Länder.

Der deutsche Großmeister Alexander Donchenko war mit seiner Elozahl von fast 2650 der Elofavorit und wurde dieser Rolle mit einem Start-Ziel-Sieg mehr als gerecht. Zwischenzeitlich konnte aber der tschechische GM Peter Michalik das Tempo des deutschen Großmeister mitgehen. Vor der letzten Runde führte Donchenko das Feld mit einem halben Punkt Vorsprung an.

In der letzten Partie hätte Donchenko wohl auch ein Remis zum Turniersieg gereicht, doch der junge deutsche Großmeister machte Nägel mit Köpfen und schloss das Turnier mit einem Schwarzsieg ab.

 

Weiß hatte seinen d-Bauern mehr oder weniger eingestellt und suchte nun nach Kompensation. 15.Lf1 Txe3+ [Auch nach dem sachlichen 15...Td7 16.h4 Ld5 steht Schwarz mit seinem Mehrbauern besser.]

16.fxe3 Ld5 17.Kf2 fxg5 [Damit hat Schwarz zwei Bauern für die Qualität und liegt materiell vorne.]

 

18.Lg2 e6 19.Sd2 Lxg2 20.Kxg2 Se5 21.Sf3 Sc4 [Besser als der Tausch aug f3, der Weiß hilft.] 22.Kf2 [22.Sxg5 Tg8] 22...Tg8

 

23.b3 [Schwächt den Bauern c3. Nach 23.e4 kann Schwarz nicht gut auf b2 nehmen, weil sich dann eine Linie für die weißen Türme öffnet. 23...Sxb2 (Besser ist 23...g4) 24.Tab1 Sd3+ 25.Ke3 c4 26.Txb7] 23...Sd6 24.Sd2 [Sonst kommt Se4.] 24...Lg7 25.Tac1 Ke7 26.c4 f5 27.Kg2 Le5 28.Sf3 Lf6 29.Sd2 Le5 30.b4 [Weiß möchte gerne Linien für seine Schwerfiguren öffnen.] 30...Tc8 31.bxc5 Txc5 32.Kf3 Kf6 33.Ke2 b6 34.Thg1

 

34... Tc8 [Schwarz spielt diese Partie sehr abgeklärt.] 35.Tgd1 Lb2 36.Tc2 La3 37.Sf3 g4 [Nach dem hastigen 37...Sxc4 38.Td3 stünden die schwarzen Steine ungeschickt und Schwarz hätte einiges von seinem Vorteil eingebüßt.] 38.hxg4 hxg4 39.Sd2 [39.Sd4 Th8]

39...Th8 40.Sf1 Lc5 41.Ke1

 

41... Se4 [Totale Dominanz.] 42.Td7 Th1 [Angesichts der Drohung Sg3 gab Weiß auf.] 0–1

Die Caro-Kann Verteidigung hat ihr Image inzwischen völlig verwandelt. Aus einer Remiseröffnung wurde eine Killerwaffe. 

Caro-Kann - Berliner Geheimvarianten Band 1 und 2

Auf den DVDs legt Baldauf ein vollständiges Schwarzrepertoire gegen den Zug 1.e4 vor. Baldauf legz besonderen Wert darauf, die Varianten nicht nur auf Vereinfachung und Remis auszulegen, sondern eine Gewinnwaffe an die Hand zu geben.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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