
Runde 2 - 29. Juni 2008 |
Gustafsson, Jan |
- Naiditsch, Arkadij |
1-0 |
23 |
Kramnik, Vladimir |
- Van Wely, Loek |
1-0 |
29 |
Nepomniachtchi, Ian |
- Mamedyarov, Shakhriyar |
½-½ |
40 |
Leko, Peter |
- Ivanchuk, Vassily |
1-0 |
46 |
Dortmund: Partien der ersten
beiden Runden...

Jan Gustafsson bringt frischen Wind ins
Feld und liegt vorn
Von Dagobert Kohlmeyer
Das Sparkassen Chess-Meeting nimmt Fahrt
auf. Nach dem Auftakt mit vier Remis fielen gestern die ersten Tore. Held des
Wochenendes war Jan Gustafsson. Hauptschiedsrichter Andrzej Filipowicz aus Polen
meinte dazu lakonisch: „Neulinge tun jedem Turnier gut!“
Zu Beginn überraschte der Hamburger schon
durch ein Remis gegen den hohen Favoriten Wladimir Kramnik. Mit den weißen
Steinen ließ der Turnierneuling dem Seriensieger von Dortmund keinerlei
Siegchance. An diesem Brett hatte der Präsident des Deutschen Schachbundes
Robert von Weizsäcker symbolisch den ersten Zug ausgeführt und das stärkste
Turnier auf deutschem Boden eröffnet.
Die interessanteste Partie der 1. Runde
spielten die beiden jüngsten Teilnehmer Arkadij Naiditsch und Jan Nepomniachtchi.
Der Dortmunder opferte gegen den jungen Russen, der die Sizilianische
Verteidigung gewählt hatte, eine Figur für Angriff. Nach lebhaftem Partieverlauf
musste Naiditsch jedoch die Züge wiederholen, um nicht in Nachteil zu geraten.
Damit hatte der erst 17-jährige Moskauer seinen ersten halben Punkt erkämpft.
Am zweiten Spieltag gab es schon früh die
erste Entscheidung. Jan Gustafsson, mit dem DFB-Fußballtrikot unter dem Jackett
bekleidet, setzte in einem Damengambit gegen Arkadij Naiditsch voll auf Angriff.

Als der Dortmunder im Mittelspiel einen
schwachen Turmzug (17…Tab8) ausführte, konnte der Hamburger in der Mitte mit
seinem e-Bauern vorpreschen und später mit dem Springer entscheidend in Arkadijs
Stellung eindringen, so dass dieser schon im 23. Zug kapitulieren musste.

Bei der Euro 2007 in Dresden hatte Jan
seinen Teamkollegen ähnlich schnell besiegt. Damals servierte er ihm mit Schwarz
eine theoretische Tretmine. Jan Gustafsson liegt jetzt gemeinsam mit Wladimir
Kramnik, der Loek van Wely besiegte und Peter Leko, der zuletzt Wassili
Iwantschuk bezwang, mit je 1,5 Punkten an die Spitze des Feldes. Wer hätte das
vorher gedacht.
Nach der Partie gegen Arkadij war der lange
Jan schnell verschwunden. Am Abend wollte er wie die anderen beiden Gewinner
auch natürlich das EM-Finale im Fußball verfolgen. Kramnik drückte ebenfalls für
Deutschland die Daumen.

Kramnik immerhin auch in Weiß

Bei Peter Leko waren die Sympathien zwischen
den Finalisten von Wien geteilt. „Beide sind mir sympathisch“, erklärte uns der
begnadete Amateurfußballer Leko, der schon viele Promiteams verstärkt hat und
dabei vor allem durch seine Athletik auffiel.


In Dortmund gab es bei dieser Fußball-Euro
zwei Public Viewings: in der Westfalenhalle und auf dem Friedensplatz. Einige
Unentwegte wollten versuchen, es nach der Partie noch dorthin zu schaffen, zum
Beispiel Turnierdirektor Stefan Koth und IM Olaf Heinzel, der im Dortmunder
Schauspielhaus das IM-Turnier mitspielt.

Olaf Heinzel ist gut vorbereitet
Mit dem richtigen Outfit für diesen Fußball-Sonntag der Superlative.
„Die große Kulisse ist etwas Besonderes“
Flash-Interview mit Jan Gustafsson
Von Dagobert Kohlmeyer
Jan, herzlichen Glückwunsch zum
Auftaktremis! Wie kommentierst du deine erste Partie hier in Dortmund, und dann
sofort gegen den Exweltmeister?
„Ich war natürlich sehr nervös, dass das
Turnier überhaupt losging. Und dann gleich gegen Kramnik und vor so einer
Kulisse im Schauspielhaus zu spielen, ist schon etwas Besonderes für mich.
Insofern war ich sehr aufgeregt. Dann hat er mich noch mit seiner Eröffnung
überrascht. Grünfeld-Indisch hat er meines Wissens in den letzten zehn Jahren
nicht mehr gespielt.

Als die Eröffnung auf dem Brett stand,
hast du nach Einschätzung der Kommentatoren Helmut Pfleger und Klaus Bischoff
sehr pragmatisch gehandelt.
Ich tat es aus Respekt und weil ich gut ins
Turnier hineinkommen wollte. Deshalb habe ich mich für eine sehr sichere
Variante entschieden und erst einmal rochiert statt eines riskanten Bauernzuges.
Ich wusste nicht mehr ganz genau Bescheid, aber es war klar, dass Weiß in dem
von mir gewählten Abspiel kein sehr großes Risiko eingeht.
Sicher die richtige Entscheidung gegen
so einen Mann wie Kramnik.
Ich glaube schon. Wenn er auf Gewinn spielen
möchte, dann muss er etwas riskieren. Das hat er nicht gemacht, insofern war
dann das Remis die logische Folge. Mit dem Ergebnis bin ich natürlich sehr
zufrieden. Es war für die Zuschauer vielleicht keine sehr spannende Partie, aber
ich bin froh, in Dortmund so gestartet zu sein.“
Wir kennen Kramniks Taktik, dass er
mit Schwarz häufig Remis anstrebt und mit Weiß in der Regel großen Druck macht,
um zu gewinnen. Warst du insofern froh, die weißen Steine gegen ihn zu haben?
Schwer zu sagen. Ich habe hier ja auch gegen
andere Großmeister Schwarz, die ebenfalls Druck gegen mich machen werden. Aber
natürlich stimmt es schon, dass mit Weiß die Remischancen für einen Spieler wie
mich gegen so einen Klassemann wie Kramnik sehr viel höher sind.
Du hast zu Beginn vor Aufregung
vergessen, deinen Kugelschreiber mitzubringen. Vielleicht brachte es dir Glück,
dass du mit einem geborgten Schreibgerät gespielt hast?
Turnierdirektor Stefan Koth hat mir schnell
mit einem Kuli von der Sparkasse Dortmund ausgeholfen. Ich werde ihn als
Talisman behalten. Vielleicht bringt er mir weiter Glück.