Dortmund: Kramnik und Alekseev siegen

von ChessBase
24.06.2007 – Mit einem Sieg über Boris Gelfand meldet Vladimir Kramnik in der heutigen zweiten Runde des Dortmunder Sparkassen Chess-Meeting Ambitionen auf seinen achten Turniersieg an dieser Stätte an. Die lange Partie kann auch als Grußbotschaft an seinen Arzt verstanden werden, dass es ihm gesundheitlich wieder bestens geht. Evgeny Alekseev schlug den Erstrundensieger Shakhryar Mamedyarov und teilt nun mit Kramnik die Spitze. Anand und Leko sowie Carlsen und Naditsch trennten sich remis. Dagobert Kohlmeyer lässt die ersten Tage Reviue passieren und führte mit Magnus Carlsen ein Interview. Turnierseite...Berichte, Partien, Bilder...

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Runde 2: Kramnik und Alexejew gehen in Führung
von Rolf Behovits (Pressechef des Sparkassen-Meeting)

(Dortmund, 24. Juni). Vor erneut vollen Rängen im Dortmunder Schauspielhaus wurde heute die zweite Runde des Sparkassen Chess-Meetings gespielt. Die Gewinner des Tages heißen Wladimir  Kramnik und Jewgeni Alexejew. Die beiden Russen holten sich heute mit den weißen Steinen jeweils den ersten Sieg im Turnier und liegen mit 1,5 Punkten gemeinsam an der Spitze des Feldes. In einer spannenden Partie besiegte Alexejew nach viereinhalb Stunden den nach der ersten Runde Führenden Shakhriyar Mamedjarow (Aserbaidschan). In der längsten Partie des Tages kämpften Weltmeister Wladimir Kramnik (Russland) und WM-Teilnehmer Boris Gelfand (Israel) über fünfeinhalb Stunden und 62 Züge lang. Kramnik besaß im Endspiel schließlich zwei Bauern mehr gegen den sich lange tapfer verteidigenden Gelfand.

Arkadij Naiditsch (Deutschland) zeigte sich von seiner Auftakt-Niederlage gegen Mamedjarow gut erholt. Gegen Magnus Carlsen (Norwegen) zeigte der Dortmunder Lokalmatador aufsteigende Tendenz und verbuchte in einer Spanischen Partie nach 35 Zügen und dreieinhalb Stunden Spielzeit den ersten halben Punkt. Am schnellsten beendet war die ausgeglichen verlaufene Partie zwischen Viswanathan Anand (Indien) und Peter Leko (Ungarn), die sich nach 29 Zügen auf Remis einigten.

Die dritte Runde des Sparkassen Chess-Meetings wird am Dienstag, 15 Uhr, gestartet.

Ergebnisse 2. Runde, 24. Juni:
Viswanathan Anand (Indien) – Peter Leko (Ungarn) ½ - ½
Arkadij Naiditsch (Deutschland) – Magnus Carlsen (Norwegen) ½ - ½
Jewgeni Alexejew (Russland) – Shakhriyar Mamedjarow (Aserbaidschan) 1 – 0
Wladimir Kramnik (Russland) – Boris Gelfand (Israel) 1 – 0



Die Partien der Runde 1 und 2...


Vorschau:
Dienstag, 26. Juni, 15 Uhr
Gelfand – Anand, Mamedjarow – Kramnik, Carlsen – Alexejew, Leko – Naiditsch



Dortmund ist wieder Nabel der Schachwelt

Von Dagobert Kohlmeyer

Das Sparkassen Chess Meeting ist in vollem Gange. Schon am ersten Wochenende zeigte sich, dass der Jahrgang 2007 ein besonders interessanter wird. Die Mischung aus etablierten Stars und jungen Wilden macht ihn diesmal so reizvoll. Wer hätte gedacht, dass Shakryar Mamedjarow nach der ersten und Jewgeni Alexejew nach der zweiten Runde vorn liegen würden?

Mit den Worten „Willkommen, liebe Freunde, in unserer Schachfamilie“, hatte Veranstaltungsleiter Gerd Kolbe Teilnehmer und Gäste des diesjährigen Festivals in der Revierstadt begrüßt. Nach einer entspannten Eröffnungsfeier beim Titelsponsor Sparkasse, auf der auch der neue DSB-Präsident Robert von Weizsäcker sprach, ging es tags darauf im Schauspielhaus an die Bretter, wo sich die Akteure nichts mehr schenkten.



Vor vollen Rängen hat Robert von Weizsäcker am Samstag die 35. Dortmunder Schachtage eröffnet. Der Münchner Professor für Volkswirtschaftslehre, Sohn von Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, leitet seit einem Monat die Geschicke des Verbandes. Er schnappte sich Wladimir Kramniks Damenbauern und setzte ihn zwei Felder nach vorn. Der Weltmeister und siebenmalige Sieger von Dortmund spielte zum Auftakt gleich gegen den Ranglisten-Ersten Vishy Anand aus Indien. In dem Damengambit hatte Kramnik zwar leichte Stellungsvorteile, sie reichten aber nicht zum Sieg aus. Nach 35 Zügen teilten beide Schachstars deshalb den Punkt.



Einziger Gewinner des ersten Spieltages war Shakryar Mamedjarow, der den Dortmunder Arkadij Naiditsch bezwang. Der 22-jährige Großmeister aus Baku, auch Kasparows Geburtsstadt, hat sich für seine Premiere in Dortmund viel vorgenommen. Remis spielten Magnus Carlsen gegen Peter Leko sowie Boris Gelfand gegen Jewgeni Alexejew. Der 16-jährige Carlsen hatte keine große Mühe gegen den zweifachen Dortmund-Gewinner aus Szeged, das Unentschieden zu fixieren. Peter Leko räumte hinterher ein: „Magnus ist ein großes Talent und wird mit jedem Tag stärker. Carlsen will seine Einladung zum Chess Meeting mit interessantem Schach und einer guten Platzierung rechtfertigen (siehe unser nachfolgendes Interview).



Turniersenior Boris Gelfand feierte am heutigen Sonntag seinen 39. Geburtstag. Der Großmeister aus Israel hatte eine schwere Partie gegen Weltmeister Wladimir Kramnik. Dieser war mit Weiß nicht gewillt, Geschenke zu verteilen und drückte entsprechend auf Boris’ Stellung. Aber der verteidigte sich zähe. Kramnik dachte nach der Zeitkontrolle mehr als 20 Minuten über seinen 41. Zug nach und rückte dann den König nach f2. War das Endspiel Springer gegen Läufer mit einem Mehrbauern zu gewinnen? Nach sechs Stunden Kampf holte Kramnik den vollen Punkt.

Stunden zuvor schon rauchten Vishy Anand und Peter Leko als erste die Friedenspfeife. Der Ungar kommentierte danach zur Freude der Zuschauer im Saal mit Helmut Pfleger und Klaus Bischoff über Kopfhörer die noch nicht beendeten Partien.




Einen spannenden Kampf lieferten sich Arkadij Naiditsch und Magnus Carlsen. Der Dortmunder wollte seine Auftaktniederlage gegen Mamedjarow ausbügeln und setzte dem jungen Norweger in einer Spanischen Partie gehörig zu. Der hielt aber stand, weil der Dortmunder an einer Stelle vielleicht nicht präzise weiterspielte, und das Spiel endete im 35. Zug remis.


Von der großen Klasse des Jahrgangs 2007 zeugt auch die Tatsache, dass vier der acht Teilnehmer, die Hälfte des Feldes, für die Schachweltmeisterschaft im September in Mexiko-City qualifiziert sind. Gestern trafen mit Kramnik gegen Gelfand sowie Anand gegen Leko je zwei von ihnen aufeinander. Das Hauptturnier geht über insgesamt sieben Runden bis zum kommenden Sonntag. Im Dortmunder Rathaus finden die traditionellen Open Turniere mit insgesamt 207 Teilnehmern statt.

Das Schauspielhaus war am ganzen Wochenende sehr gut besucht. Elisabeth Pähtz schaute am Sonntag auch vorbei, nachdem sie als Aktivensprecherin zwei Tage an einer DSB-Sitzung in Dortmund teilgenommen hatte.



Am morgigen ersten Ruhetag können Schachfans aus Dortmund und Umgebung ab 15 Uhr im Rathaus die Weltstars des Schachs beim traditionellen Blitzturnier hautnah erleben und selbst gegen sie antreten.




„Ich will zeigen, dass ich meine Einladung verdient habe“
Interview mit Magnus Carlsen

Von Dagobert Kohlmeyer



Vor zwei Wochen hast du noch im Kandidatenturnier von Elista gespielt. Wie kommentierst du dein dortiges Abschneiden?

Ich war zufrieden mit meinem Spiel und mit der Tatsache, die zweite Runde erreicht zu haben. Die meisten meiner Partien hatten ein hohes Niveau. Levon Aronian ist ein starker Gegner. Zweimal konnte ich einen Rückstand gegen ihn aufholen. Dass ich ihm erst im Tiebreak unterlegen bin, hat mich nicht umgeworfen. Ich bin nicht enttäuscht, die Fahrkarte zur Weltmeisterschaft nach Mexiko nicht gelöst zu haben.

Viel Vorbereitungszeit für Dortmund hattest du ja nicht?

Okay, es waren nur ein paar Tage. Aber als Schachprofi muss man damit leben können. Peter Leko und Boris Gelfand ging es ja auch so. Sie haben ebenfalls in Elista gespielt und sind hier wie ich am Start.

Was hast du dir für deine Premiere beim stärksten Turnier in Deutschland vorgenommen?

Gutes Schach zu spielen. Ich weiß nicht, ob ich gegen diese harte Konkurrenz - hier spielen die Besten der Welt - gewinnen kann, aber ich werde mein Bestes geben. Ich freue mich über die Möglichkeit, in Dortmund zu starten und möchte zeigen, dass ich die Einladung zum Chess-Meeting auch verdient habe.




Als Schachprofi bist du sehr viel unterwegs. Wann warst du denn zum letzten Mal in der Schule?

Wenn ich zu Hause bin, gehe ich schon hin. Im Frühjahr waren es einige Wochen.

Hast du schachliche Vorbilder?

Kein bestimmtes. Ich finde, dass man von vielen großen Spielern der Geschichte und der Gegenwart etwas lernen kann.

Vor drei Jahren hast du Garri Kasparow im Schnellschach beinahe geschlagen. Er wollte daraufhin mit dir trainieren. Was ist daraus geworden?

Im April 2005 war ich in Moskau und habe mit Kasparows ehemaligem Coach Alexander Nikitin und mit Großmeister Juri Rasuwajew einige Tage trainiert. Garri kam dann für ein paar Stunden hinzu. Ich habe sehr viel davon profitiert.

Mit 16 Jahren warst du jüngster WM-Kandidat. Wie sollte deiner Meinung nach der Schachweltmeister ermittelt werden?

Ich finde einen Wettbewerb im K.-o.-System oder ein Turnier mit acht Teilnehmern am besten. Die historische Variante mit einem WM-Match gefällt mir nicht so gut, aber ich akzeptiere sie.



Texte und Fotos: Dagobert Kohlmeyer



 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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