Lange Kämpfe ums Remis
Heute wurde in Dortmund die 4. Runde gespielt - aber wie gestern schon, konnte auch heute keiner der acht Großmeister seinen Gegner bezwingen. Vladimir Kramnik traf heute mit den schwarzen Steinen auf Deutschlands Ranglistenersten, Liviu-Dieter Nisipeanu. Nisipeanu wählte ein Abspiel der Klassischen Variante mit frühem e4. Danach folgten die beiden Spieler einer bekannten Variante. Im 17. Zug wich Nisipeanu vom Vorgänger Spoelman gegen L'Ami aus der Niederländischen Meisterschaft 2014 ab. In der Folge ergriff Kramnik die Initiative am Königsflügel. Nach einer recht forcierten Folge entstand ein Endspiel, in dem Nisipeanu mit zwei Türmen gegen Dame das remis durch Dauerschach forcierte.
Liviu-Dieter Nisipeanu
Nachdem viele Profis der Berliner Verteidigung allmählich müde werden, sieht man auch die Russische Verteidigung wieder häufiger in den Spitzenturnieren. Dieser vertraute heute auch Wang Yue in seiner Partie gegen Maxime Vachier-Lagrave. Mit 6...Lf5 hatte Wang Yue allerdings eine Nebenvariante vorbereitet, die von den Spitzenspielern bislang kaum angewandt wurde. Vachier-Lagraves 8.Se5 war dann bereits ein zuvor kaum gespielter Zug. Nach frühem Damentausch entstand bald eine Endspiel mit Turm, Springer und Läufer auf beiden Seiten und unterschiedlichen Bauernmehrheiten auf den Flügeln. Am Ende stand ein reines Läuferendspiel auf dem Brett, in dem die Bauernketten sich festgelaufen hatte. Remis im 46. Zug.
Die beiden Tabellenführer, Matthias Blübaum und Radoslaw Wojtszek spielten heute mit den weißen Steinen und konnten ihre Position verteidigen. Der polnische GM traf auf Vladimir Fedoseev und kam gegen dessen Slawisches Damengambit zu einigem Druck am Damenflügel. Fedoseev gab einen Bauern und trat nun einen langen Kampf ums Remis an. In einem Endspiel mit vielen Figuren und wenig Bauern warf Wojtaszek seinen Freibauern in die Waagschale und gewann dank drohender Umwandlung eine Figur, allerdings nur für das Endspiel Turm und Springer gegen Turm. Dieses wurde bis zum 102. Zug geübt, aber Fedoseev verteidigte sich dort erfolgreich.
Mathias Blübaum hatte es gegen Dmitry Andrejkin mit einer etwas unorthodoxen Version der Bogoljubow-Verteidigung zu tun. Schwarz verzichete zunächst auf die Entwicklung des Sg8 nach f6.
Andreikin und Blübaum
Schließlich entstand eine Position, die an den Englischen Igel erinnerte. Die beiden Großmeister lieferten sich ein spannendes Gefecht, in dem der junge Deutsche schließlich mit einem Freibauern am Damenflügel im Doppelturmendspiel mit Leichtfigur die besseren Karten hatte. Andrejkin gab einen Turm für den Freibauern und versuchte dann mit König, Turm und zwei verbundenen eigenen Freibauern noch die Partie zu halten.
Das erforderte von Blübaum einige technische Arbeit und die Aufgabe erwies sich als schwieriger als es auf den ersten Blick schien. Zum Schluss verblieb Andreikin mit einem einzigen Bauern für einen Turm, doch der Bauer stand kurz vor der Umwandlung. Schließlich musste sich Blübaum nach 7,5 Stunden und 121 Zügen mit einem Remis zufrieden geben.
Ergebnisse der 4. Runde
Partien von Runde 1 bis 4
Stand nach vier Runden
Fotos: Georgios Souleidis (Turnierseite)
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