Nachruf von Michael Dombrowsky
Dr. Helmut Reefschläger ist tot. Dieser Satz, der eine schlichte, klare Nachricht beinhaltet, entspricht ihm und wird ihm dennoch nicht gerecht. Der promovierte Mathematiker war ein klarer Denker, der Dinge generalstabsmäßig vorbereitete. Von uns beiden war er der einzige, der die 400 bis 800 Seiten Gebrauchsanleitungen meiner Autos stets vor der ersten Fahrt gelesen hat. Auch auf dem Schachbrett liebte er deutliche Strukturen, die eine eindeutige Lösung erlaubten.
Aber es gab auch die Seite des Künstlers, des Zockers und des Genussmenschen, der sich plötzlich jenseits aller Vernunft bewegte. Aber in jedem Bereich verriet er eine außerordentliche Begabung. Im Schach war er ein Spätstarter. Erst mit 16 Jahren spielte er sein erstes Turnier in Detmold, erst mit 41 Jahren wurde ihm der Titel „Internationaler Meister“ von der FIDE verliehen. Dazwischen liegen Meistertitel der Landesverbände von Niedersachsen und Hamburg 25 Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft, darunter die Teilnahme an der Mannschafts-Europameisterschaft in Plovdiv 1983, und ein phantastische Serie in der ersten einteiligen Bundesliga 1980/81 und 1981/82. In den ersten zwei Jahren lautete das Ergebnis +19, =9, -2 an den Spitzenbrettern. In dieser Zeit war er die Nummer 17 der deutschen Rangliste.
Auch als Trainer des DSB leistete er sowohl in der Sportkompanie als auch bei dem Sehbehinderten hervorragende Arbeit.
Neben dem Schach besaß Helmut noch eine enorme künstlerische Begabung. Er spielte seit frühster Jungend Klavier (was bei einer Klavierlehrerin als Mutter wenig überrascht) und gewann mit 19 Jahren den ersten Kompositionswettbewerb in NRW. Im Alter spielte er drei bis vier Stunden täglich.
Da waren aber auch die nächtlichen Stunden bei Skat oder Doppelkopf in verqualmten Kneipen. Da waren die Casino-Besuche und die Rennbahnen. „Wer jedoch ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein.“
Wir kannten uns fast 40 Jahre – er wird mir fehlen.
Dr. Helmut Reefschläger (1944-2015). Foto: Georgios Souleidis
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