Dr. Reiner Haseloff: Schach ist Sport!

von Carsten Karthaus
02.07.2014 – Anlässlich eines Besuchs der Jugendmeisterschaften in Magdeburg stellte sich Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, den Fragen der DSJ: "Schach fördert die Charakterbildung junger Leute und stellt hohe Ansprüche an das logische Denken. Alles, was das Denken fördert, kann einer Gesellschaft nur nützlich sein", meinte der Ministerpräsident.Mehr...

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Schach ist Sport!

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, war als erster Landesvater überhaupt zu Gast auf der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft (DEM) und machte klar, natürlich ist Schach Sport. Der Ministerpräsident zeigte sich tief beeindruckt, das über 600 Schachspieler nach Magdeburg gekommen sind und an der DEM teilnehmen und wie ruhig und konzentriert die Kinder Ihren Schachsport ausübten.

Dr. Haseloff zeigte sein Herz für Kinder und ließ es sich nicht nehmen, sich mit einer Sachsen-Anhaltinerin aus seinem Heimatbezirk Wittenberg zu unterhalten. Unterwegs im Turniersaal der Altersklassen U10 bis U18 beobachtete der „Freizeitschachspieler“ Haseloff einige der Jüngsten beim Schach spielen. Im Anschluss führte Gustav Jäger, ein junger Teilnehmer der DEM, ein Interview mit dem prominenten Gast, welcher in diesem Rahmen auch eine Videobotschaft an alle Sportler abgab. Das Interview und die Grußbotschaft finden Sie unter: http://www.deutsche-schachjugend.de/dem2014-mediathek.html .

Alle Impressionen vom Besuch des Ministerpräsidenten finden Sie unter: http://www.deutsche-schachjugend.de/ministerpraesidenthaseloff.html

Wie sind Sie zum Schach gekommen?

Ich spiele selbst Schach. Dazu gekommen bin ich, da mein Cousin gespielt hat und der gegen mich antreten wollte, aber auch mein Vater Schach spielte. Die haben mir das beigebracht und dann hat es mich nie mehr losgelassen.

Wenn Sie mit Ihren Enkeln spielen, haben die eine Chance oder lassen Sie sie gewinnen?

Ich bin froh, dass meine Enkel Schach spielen. Bei den drei Kleinen halte ich mich zurück, weil Sie noch lernen müssen und motiviert bleiben wollen. Bei dem Großen muss ich schon aufpassen, der ist zehn Jahre, dass der mich nicht schon in den ersten Zügen platt macht.

Hat Schach Sie in Ihrem Leben weiter gebracht und wenn ja wie?

Schach hat mich eindeutig weiter gebracht. Denn wer Schach spielt, ist eine eigene Persönlichkeit, der ganz anders an Probleme herangeht. Er weiß, dass es immer Alternativen gibt, die man wie bei den Zügen durchrechnen kann und dann abwägen kann, was ist erfolgreicher und was nicht. Es gibt immer mehrere Varianten die man machen kann auch im Leben und deswegen ist das eine gute Spielregel die einen auch persönlich weiterbringt.

Was haben Sie für einen Eindruck von dieser Meisterschaft in Magdeburg?

Ich bin tief beeindruckt, wie viele erst mal hier her gekommen sind. Mehr als 600 die als Spielerinnen und Spieler hier teilnehmen. Aber auch die Eltern und Betreuer und das große Engagement. Das ist eine große Schachfamilie, die in Deutschland unterwegs ist und die ich auch weiterhin unterstützen möchte. Für Sachsen-Anhalt ist es gut, dass nach über 20 Jahren endlich wieder mal dieses große Turnier hier stattfindet und ich glaube, dass wir alle stolz darauf sind und alle herzlich willkommen heißen.

Was möchten Sie den Teilnehmern und deutschen Meistern mit auf den Weg geben?

Erstens mal gratuliere ich den deutschen Meistern auf der anderen Seite sind alle Sieger, denn wer sich hier her qualifiziert hat, gehört zu der Schachelite die wir haben. Ich glaube, dass ich folgendes mit auf den Weg geben kann. Schachspielerinnen und Schachspieler sind ganz wichtig für die Gesellschaft, weil Sie eine denkende Gruppe sind, die nach klaren Spielregeln miteinander umgeht und spielt und deswegen wünsche ich allen persönlich viel Erfolg und bitte Sie sich in die gesellschaftlichen Entwicklungen so einzubringen, dass wir weiterhin auf einem guten Wege bleiben.

Danach richtet Dr. Haseloff auf der Siegerehrung eine Grußbotschaft an alle Teilnehmer und Begleiter:

Lieber Schachspielerinnen und Schachspieler, sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz recht herzlich in unserer Landeshauptstadt Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Ich bin froh darüber, dass nach weit über 20 Jahren dieses Turnier wieder bei uns stattfindet. Das ist gut für unser Land und auch für Magdeburg. Auf der anderen Seite ist es stolz machend, dass über 600 Spieler und Spielerinnen nach Magdeburg gekommen sind, begleitet durch ihre Eltern und Betreuer die dafür gesorgt haben, dass Sie so erfolgreich zur Schachelite in Deutschland gehören. Den Siegerinnen und Siegern wünsche ich weiterhin alles Gute und auch internationale Erfolge. Sieger sind aber eigentlich alle, denn alle die daran teilnehmen haben sich qualifiziert und gehören zu den besten Schachspielerinnen und Schachspieler, die wir haben und das ist auch wichtig für die gesamte Gesellschaft. Denn die Persönlichkeiten die daraus erwachsen sind Vorbilder für alle anderen. Es wird nach klaren Spielregeln gekämpft und es wird mit geistiger Anstrengung gearbeitet und das brauchen wir auch für die Zukunftsfähigkeit unseres Vaterlandes. Alles Gute und weiterhin viel Erfolg

Außerdem stellte sich Dr. Haseloff noch einigen Fragen der DSJ für unsere Meisterschaftszeitung.

Wie gefällt Ihnen diese Meisterschaft?

Sehr. Schach ist ein beeindruckender Sport. Hier benötigt man Kombinationsgabe, strategisches Denken und natürlich Mut. Alles übrigens Eigenschaften, die auch ein guter Politiker aufweisen sollte. Davon abgesehen: Natürlich freut mich, dass diese Meisterschaften in Magdeburg stattfinden. Das ist Werbung für das Schachspiel.

Was sagen Sie zur aktuellen Diskussion „Ist Schach Sport?“ und zu der damit verbundenen Diskussion um die BMI Leistungssportkürzung?

Natürlich ist Schach Sport. So sind denn in Sachsen-Anhalt die Schachvereine auch Mitglied im Landessportbund. Und aus der Sportförderung des Landes erhält der Landesschachverband Sachsen-Anhalt jährlich 59.000 €. Was die Diskussion um die Kürzung der Sportförderung durch das Bundesministerium des Innern angeht, so ist die Kürzung mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Bundestages vom 5. Juni zurückgenommen worden.

Was verbindet Sie persönlich mit Schach?

Schach ist für mich wie gesagt ein beeindruckender Sport. Und natürlich habe ich auch selber schon zahlreiche Partien Schach gespielt, allerdings nicht auf dem hohen sportlichen Niveau wie hier bei den Deutschen Meisterschaften. Für mich ist eine Partie Schach Entspannung. Ich bin da eher der Freizeitsportler, dem momentan allerdings etwas die Freizeit fehlt.

Was kann Schach für unsere Gesellschaft leisten?

Schach kann wie jeder Sport zunächst einmal zur Charakterbildung gerade junger Menschen beitragen. Man lernt sich zu engagieren, mit Sieg und Niederlage umzugehen und im Team gemeinsam etwas zu erreichen. Darüber hinaus stellt Schach hohe Ansprüche an das logische Denken. Alles aber, was das Denken fördert, kann einer Gesellschaft nur nützlich sein.

Schulschach ist stark auf dem Vormarsch. Inwiefern halten Sie es für sinnvoll, Schach als Schulfach fest zu integrieren?

Ein neues Schulfach einzuführen, bedeutet entweder eine Ausweitung der Stundentafel oder aber Abstriche bei anderen Fächern. Dafür sehe ich keine Möglichkeit. Ganz abgesehen davon müssten auch neue Lehrpläne verfasst und erst einmal Lehrer ausgebildet werden. Sinnvoller finde ich, wenn hier schulspezifische Angebote gemacht werden, wie z. B. eine Arbeitsgemeinschaft Schulschach. Das läuft vielerorts bereits sehr erfolgreich, wie auch die deutschen Schulschachmeisterschaften zeigen.

Für das Schach und die DSJ ist es ein Wichtiges Zeichen, dass der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt auf der DEM, der Spitzensportveranstaltung im deutschen Jugendschach, zu Gast war und damit gezeigt hat, welchen Stellenwert Schach in unserer Gesellschaft hat. Dazu gab er ein klares Statement für Schach als Sport ab.

Die DSJ bedankt sich recht herzlich bei dem Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff für seinen Besuch auf der DEM und sein damit ausgedrücktes Interesse, seine Unterstützung und sein Bekenntnis zum Schach als Sport!

 


Carsten Karthaus ist Öffentlichkeitsreferent der Deutschen Schachjugend.

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