Dr. Thomas Thomsen zum "Freund der FIDE" erklärt

von ChessBase
01.03.2022 – Auf Vorschlag von Professor Ullrich Schädler wurde Dr. Thomas Thomsen vom Weltschachbund als "Freund der FIDE" geehrt. Thomas Thomsen hat sich um die Erforschung der Geschichte des Schachs verdient gemacht und ist als Sammler von Schachspielern federführend bei den Chess Collectors aktiv. | Foto: Frank Hoppe

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Dr. Thomas Thomsen (85) als Freund der FIDE geehrt

Von Herbert Bastian

Das moderne Schach ist vor allem vom Turniergeschehen geprägt. Dabei dominiert die sportliche Dimension, so dass die kulturelle Dimension oft vernachlässigt wird. Sie wird besonders durch Sammler mit verschiedenen Schwerpunkten mit Leben erfüllt.  Am bekanntesten sind die Sammler von Büchern, als deren profiliertester Vertreter in Deutschland GM Lothar Schmid aus Bamberg (*1928-=2013) bekannt war. Andere sammeln Anstecknadeln, Briefmarken oder sonstige Schachutensilien. Kunstvolle Schachspiele jeglicher Art sind die Leidenschaft von Dr. Thomas Thomsen (85) aus Königstein (Taunus). Über 800 davon hat er in seinem Leben aus aller Welt zusammengetragen.

Chess Collectors International

Gegen Ende des vorletzten Jahres kam der Gedanke auf, Dr. Thomsen für seinen Lebensweg durch die FIDE ehren zu lassen. In der Begründung von Dr. Ulrich Schädler, dem Leiter des Schweizer Spielemuseums, der die Ehrung anregte, heißt es: „Dr. Thomsen ist zweifellos einer der wichtigsten Botschafter des Schachs, seiner Geschichte und seiner Kultur in unserer Zeit. Er war mehr als 20 Jahre lang, von 1992 bis 2014, Präsident von Chess Collectors International (CCI) und ist immer noch Ehrenpräsident der Organisation, die heute etwa 2000 Mitglieder aus mehr als 34 Ländern vereinigt. [...] Darüber hinaus verleiht Dr. Thomsen großzügig Stücke aus seiner Sammlung für andere Ausstellungen sowie zur Illustration und Bereicherung schachbezogener Publikationen. In diesem Zusammenhang sollte man die erste temporäre Ausstellung erwähnen, die 2017 vom neu gegründeten „Haus der Europäischen Geschichte" in Brüssel organisiert wurde, mit dem Titel „Interaktionen: Jahrhunderte des Handels, des Kampfes und der Schöpfung", zu der er alle ausgestellten Schachsätze beisteuerte. Zuvor hat er an „Schachpartie durch Zeiten und Welten", von Hans und Barbara Holländer, Heidelberg 2005, mitgewirkt, das anlässlich des 175-jährigen Jubiläums des „Hamburger Schachklubs von 1830" und der damit verbundenen Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg erschienen ist. Kataloge wie die aus Wien und Hamburg wurden zu Standardwerken über die Geschichte des Schachs, seine Kultur, Literatur und Kunst.“

Sammlertreffen und Ausstellungen

„Anlässlich der jährlich stattfindenden Deutschen Schachsammlertreffen redigiert er Eigenregie die jeweiligen Ausstellungskataloge zu einem bestimmten Thema, wie zum Beispiel wie zum Beispiel „Schachspiele aus dem Erzgebirge" (von Marion Faber, J.-F. Mükke und Th. Thomsen, Erzgebirgisches Spielzeugmuseum, Seiffen, 2018), „Porzellan und Schach" (von Barbara Flügel und Thomas Thomsen, Porzellanikon, Selb, 2017), „Eisenkunstguss und Schach" (von Thomas Thomsen, Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg, 2016), „Chinesische Schachfiguren/Chinesische Schachsätze 18. bis 20. Jahrhundert" (von Barbara Holländer, Kunstgewerbemuseum Schloss Pilnitz, Dresden 2012), „Miniaturschachfiguren" (von Thomas Thomsen und Ulrich Schädler, Schweizerisches Museum für Spiele, La Tour-de-Peilz, 2011), „Gusseiserne Schachsätze von E.G. Zimmermann" (von Peter Christian Reuel und Thomas Thomsen, 2006).

Dr. Thomas Thomsen | Foto: Frank Hoppe

Initiativgruppe Königstein

„Vom 2. bis 4. August 1991 begrüßte Dr. Thomsen, der stets die Zusammenarbeit von renommierten Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen anstrebte, 14 Schachhistoriker in seinem Haus in (Hessen), um Fragen der Ursprünge und der frühen Geschichte des Schachs zu diskutieren. Zu den Teilnehmern gehörten GM Yurij Averbakh [der am 8. Februar 2022 hundert Jahre alt wurde], IM Ricardo Calvo, Irving Finkel, GM Lothar Schmidt, Isaak Linder und Egbert Meissenburg. Aus diesem ersten Treffen ging die sogenannte "Initiativgruppe Königstein" hervor, die sich der Erforschung der Frühgeschichte des Schachs widmete. Seitdem haben die Mitglieder der Gruppe wichtige Studien zur Schachgeschichte durchgeführt und veröffentlicht und auf die Bedeutung der schachhistorischen Forschung hingewiesen (siehe: Egbert Meissenburg, „Einige Fakten, Daten und bibliographische Angaben über die Initiativgruppe Königstein (IGK)", in: G. Josten, Über den Ursprung des Schachs, Köln 2006, https://www.gerhard-josten.de/schach/). Zu erwähnen ist hier der „Okkasioneller Rundbrief", herausgegeben von Egbert Meissenburg, sowie „Scacchia Ludus", herausgegeben von H. Holländer und U. Schädler (Aachen 2008).“

Angesichts dieser beispiellosen Verdienste wurde der Ehrungsantrag vom Deutschen Schachbund unterstützt und im Rahmen des letztjährigen,  92. FIDE-Kongresses in Warschau am 28. Dezember angenommen.

Die etwas magere Präsentation auf der FIDE-Webseite findet man unter Honourable Dignitaries (fide.com). Eine persönliche Überreichung der Ehrungsurkunde im Auftrag der FIDE erfolgte am 19. Februar in Königstein durch Willy Iclicki und Herbert Bastian (Foto).

       

Willy Iclicky (FIDE) und Dr. Thomas Thomsen (CCI)

Links:

Vorschlag von Prof.tit. Dr. Ulrich Schädler (Direktor des Schweizer Spielemuseums)...

Honourable Dignitaries (fide.com)...

Ausgabe 1/03 I Der Sammler Dr. Thomas Thomsen und die CCI (karlonline.org)...

Chess Collectors International – Wikipedia

 


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