08.06.2018 – Bei den Amerikanischen Kontinentalmeisterschaften steht viel auf dem Spiel: die vier bestplatzierten Spieler qualifizieren sich für den prestigeträchtigen und potenziell lukrativen World Cup. Nach acht von elf Runden liegen drei Spieler mit je 6½ aus 8 gemeinsam an der Spitze: Sam Shankland (Foto), Neuris Delgado und Diego Flores. | Fotos: Schachverband Uruguay
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Ein starkes Turnier
In Südamerika gibt es sehr viel weniger Spitzenturniere als in Europa oder den Vereinigten Staaten. Deshalb sind die Amerikanischen Kontinentalmeisterschaften für die besten Spieler aus Ländern wie Peru, Argentinien oder Paraguay auch immer ein besonderes Turnier. Dieses Jahr sind 24 Großmeister und 20 Internationale Meister dabei, allerdings haben renommierte Spieler wie Eduadro Iturrizaga, Lazaro Bruzon oder Julio Granda auf den Start verzichtet.
Gespielt werden 11 Runden nach Schweizer System. An zwei Tagen stehen Doppelrunden auf dem Programm, ein Tag ist Ruhetag. Die meisten Spieler schickt Gastgeber Uruguay ins Rennen, danach folgt Brasilien (32 Spieler), Argentinien (28), Chile (14) und die USA. Nach acht Runden liegen drei Spieler mit je 6½/8 gemeinsam an der Spitze: Sam Shankland aus den USA, Neuris Delgado und Diego Flores.
Shankland weiter gut in Form
2018 war ein Spitzenjahr für Sam Shankland. Nach seinem Sieg bei den US-Meisterschaften (vor dem Mann der Stunde, Fabiano Caruana) und dem Gewinn des Capablanca Memorials, hätte man denken können, er lässt es in Montevideo langsamer angehen. Aber davon wollte Shankland nichts wissen. Er hat sich die Rolle als Turnierfavorit zu Herzen genommen und sich gleich zu Beginn an die Spitze gesetzt. Und das hat ihm bislang ein Elo-Plus von 5,2 Punkten beschert.
Das geht nicht ohne ein bisschen Glück, und das hatte Shankland bei seinem sehr wichtigen Sieg gegen Diego Flores in Runde sechs. Die Partie hätte auch anders ausgehen können, doch der Argentinier verpasste die Möglichkeit, für eine Sensation zu sorgen:
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Flores spielte hier 26.Dg4?, was Schwarz die Möglichkeit zu 26...Txd7 gab. Mit 26.Sf6+! hätte Weiß sofort gewinnen können, denn nach 26...gxf6 27.Dg4+ Kh8 28.Df5 Txd7 Lb1 kann Schwarz den weißen Angriff gegen h7 nicht mehr parieren. Nach dem von Flores gespielten Zug ging der Vorteil jedoch an Schwarz über — und sechs Züge später hatte Shankland gewonnen.
Sandro Mareco wirft einen Blick auf die Partie Shankland-Cori | Foto: Schachverband Uruguay
Sechs Siege für Flores
Doch Flores erholte sich gut von dieser bitteren Niederlage und schob sich wieder an die Spitze. Und kein Spieler im Turnier hat bislang so viele Partien gewonnen wie Flores - er gewann sechs seiner ersten acht Partien - und alle fünf seiner Partien mit Schwarz.
Der Argentinier weiß, wie man große Turniere gewinnt. 2017 landete er nach einem Schlussrundensieg gegen den indischen Großmeister Shakhar Ganguly beim Dubai Open auf dem ersten Platz. 2017 wurde Flores auch Argentinischer Meister. Er gewann die Meisterschaft mit 9½/13, und hatte damit anderthalb Punkte mehr als seine engsten Verfolger.
Ein wichtiger Sieg gelang Flores bei den Kontinentalmeisterschaften gegen Jorge Cori. Flores hatte Schwarz und gewann eine komplizierte Partie:
Thema dieser 60-Minuten-Videoplips ist der Kern des Abspiels 8.h3 0-0 9.Ld3. Dieses stößt unter Benoni-Anhängern auf keine große Gegenliebe - dem Traum, den Gegner zu massieren, kommen die Anziehenden damit nämlich gefährlich nahe.
Neuris Delgado wurde in Kuba geboren, aber spielt mittlerweile für Paraguay - das kleine Land ist eine Schachhochburg in Südamerik, und Delgado ist nur die Nummer zwei in Paraguay - hinter Axel Bachmann. Und weil Schach in Paraguay so populär ist - z.B. kommt der bekannte Schachautor und Trainer Zenon Franco aus Paraguay - hat Delgado auch die Staatsbürgerschaft Paraguays angenommen und ist nach Asuncion gezogen.
Im bisherigen Verlauf des Turniers punktete Delgado gegen die schwächeren Spieler und spielte Remis gegen die top-gesetzten Cori und Shankland Remis. In Runde 3 gelang ihm ein brutaler Sieg gegen den chilenischen IM Pablo Salinas:
Nach 25.f5 exf5 26.Lxf7+ gab Schwarz auf. Wenn Schwarz den Läufer nimmt, folgt einfach und entscheidend 27.Db3+, wonach Schwarz schweren Materialverlust nicht vermeiden kann.
Noch alles offen
Drei Runden vor Schluss ist noch alles offen. Denn hinter den drei Führenden liegen nicht weniger als acht Spieler auf der Lauer. In Runde 9 treffen Flores und Delgado aufeinander, und Shankland hat es mit dem kreativen Sandro Mareco zu tun. Jeffery Xiong und Awonder Liang, die beiden Nachwuchstalente aus den USA, spielen beide mit Weiß gegen schwächere Gegner und werden versuchen, in die Spitze vorzustoßen.
Das verspricht ein spannendes Finish der Amerikanischen Kontinentalmeisterschaften.
Das Turnier lockte viele Spieler aus Uruguay | Foto: Schachverband Uruguay
Sosa gewinnt das Blitzturnier
Am Mittwoch war Ruhetag, und das war die Gelegenheit für ein Blitzturnier. Keiner der Spitzenspieler nahm daran teil, aber eine ganze Reihe starker IMs nutzten die Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Am Ende gewann der Argentinier Tomas Sosa vor den beiden Peruanern Jose Martinez und Renato Terry. Ein kurzes Video zeigt Impressionen des Turniers:
Antonio PereiraAntonio ist freier Autor und Philologe. Er ist vor allem an der Verbindung zwischen Schach und Kultur interessiert, besonders in Bezug auf Literatur. Beim Schach hat er eine Neigung zu Endspielen und positionellem Schach.
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