DSJ vs DSB: Stellungnahmen zur Freistellung von Jörg Schulz, Geschäftsführer der DSJ

von ChessBase
15.11.2019 – Vor kurzem wurde bekannt, dass die Führung des Deutschen Schachbundes Jörg Schulz, den Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, von seinen Aufgaben "freigestellt" hat. Diese Entscheidung des DSB sorgte und sorgt für Diskussionen und Kritik.

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Stellungnahmen zur Freistellung von Jörg Schulz, dem Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, durch den Deutschen Schachbund

Dr. Christian Warneke

1. Vorsitzender der Deutschen Schachjugend von  2009 bis 2015

Liebe Schachfreunde, liebe Präsidiumsmitglieder auf Landes- und Bundesebene,

die neuesten Entwicklungen im Deutschen Schachbund erschüttern mich. Ich habe viele Jahre sehr gut und sehr gerne mit Jörg Schulz in und außerhalb seiner Funktion als Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend zusammengearbeitet. Ich glaube, dass sein Wirken und sein Einsatz für Schach und Jugendschach in Deutschland einzigartig sind.

Obwohl ich einige äußerst kontroverse Sitzungen und Verhandlungen im deutschen Schach erlebt habe, ist es mir unbegreiflich, wie es zu den aktuellen extremen Entwicklungen gekommen sein soll ​und welche Vorkommnisse ein solches Vorgehen gegen eine dem deutschen Schachbund lange verbundene und verdiente Person rechtfertigen mögen. ​​

Insbesondere die Art und Weise und das Eingreifen in die Belange der Deutschen Schachjugend  halte ich vor dem Hintergrund der Bedeutung von Eigenständigkeiten deutscher Jugendorganisationen – wie es die Deutsche Schachjugend ist – für äußerst problematisch.  Denn dadurch sind Fördermittel in nicht unerheblicher Höhe in Gefahr.

Nicht zu unterschätzen ist auch das Signal, welches der deutsche Schachbund mit diesem Vorgehen nach innen und außen sendet:

Die Demontierung einer in der Deutschen Schachjugend äußerst beliebten und langjährig engagierten Person wird nach außen hin sichtbare Gräben zeigen und zudem auf die Motivation der vielen ehrenamtlich Engagierten nachhaltig drücken. Wäre der vorliegende Fall in meiner Amtszeit passiert, bin ich mich sicher, dass nicht nur ich, sondern viele Vorstandsmitglieder auf Landes- und Bundesebene ihre Ämter zur Verfügung gestellt hätten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass derartige Entwicklungen im Sinne des Deutschen Schach(bund)s sind. ​

Daher bitte ich alle Funktionäre, insbesondere die Entscheider des Deutschen Schachbunds, besonnen zu handeln und zu entscheiden.

Dr. Christian Warneke

Dr. Christian Warneke

Björn Lengwenus

Björn Lengwenus konzipierte zusammen mit dem Kinderbuchautor Jörg Hilbert Fritz & Fertig, ist Schulleiter einer Hamburger Stadtteilschule und arbeitet als Schachtrainer. 2007 wurde Lengwenus mit dem Deutschen Schachpreis ausgezeichnet, die höchste Auszeichnung, die der Deutsche Schachbund vergibt. 2010 erhielt Lengwenus die Goldene Ehrennadel der DSJ.

Es ist für mich ein wirklich unfassbarer Vorgang, dass der Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend nach fast 30 Jahren Verbandarbeit freigestellt wird, ohne den Vorstand der deutschen Schachjugend zu beteiligen. Ich möchte hiermit absolute Solidarität mit Jörg Schulz und der DSJ bekunden. Das ist meines Erachtens nicht nur eine menschliche Katastrophe, sondern ein frontaler Angriff auf die DSJ und damit auf die selbständige und selbstverantwortete Jugend-Verbandsarbeit. Ein Skandal eines Erwachsenenverbands, dem die Eigenständigkeit seiner Jugendorganisation scheinbar nichts bedeutet. Das trifft mich mitten ins alte Jugendverbandsarbeits-Herz. Ich bin maßlos enttäuscht, insbesondere wenn ich die Protagonisten auf der Seite des Deutschen Schachbunds sehe. Ohne alle Details zu kennen: So geht man nicht mit Menschen um!

Björn Lengwenus

Eike Schwede

Jugendsprecher der Deutschen Schachjugend 2000-2004

Ich habe Jörg in meiner Zeit als Jugendsprecher der Deutschen Schachjugend und in den folgenden Jahren bei der Organisation vieler Deutschen Einzelmeisterschaften der Jugend als Freund, Berater und stets 100% der Sache dienendem Menschen kennengelernt. Ja, er hat die Deutsche Schachjugend auch nach seinen Vorstellungen gestaltet. Kein Wunder, schließlich hatte er diese Organisation mitbegründet und ist seit fast 30 Jahren ihr Geschäftsführer. Er hat aber stets die Impulse und Ideen der Vorstände mitgetragen, hat als Berater und Ausführender das Deutsche Schach gestaltet.

Menschlich empfinde ich den jetzigen Umgang mit einem langjährigen Mitarbeiter, der den Großteil seines Lebens sich dem Jugendschach mit ganzem Herzen verschrieben hat, im höchsten Maße verabscheuenswürdig.

Die Arbeit mit Jörg hat mich persönlich auch nach dem Ausscheiden aus dem Vorstand der Schachjugend ermutigt weiter ehrenamtlich im Vorstand der Hamburger Sportjugend und als Vorsitzender des Landesjugendringes Hamburg tätig gewesen zu sein. Jörg ist jemand, der junge Menschen zu Engagement bewegen kann und motiviert!

Falls die in der Öffentlichkeit kursierenden Berichte wahr sind, tragen die Vorgänge neben der menschlichen gegenüber Jörg und seiner Arbeit noch eine weitere Dimension.

Die Deutsche Schachjugend ist als eigenständiger Jugendverband im Deutschen Schachbund organisiert.

Als solcher erhält er Fördergelder aus den von der Deutschen Sportjugend verwalteten Töpfe des Bundesjugendministeriums. Diese machen einen großen Teil des Budgets der Schachjugend aus.

Die Kündigung des Geschäftsführers der Schachjugend ohne Konsultation und Zustimmung der Gremien der Deutschen Schachjugend mag arbeitsrechtlich korrekt oder inkorrekt sein – es ist aber auf jeden Fall das Ende einer jahrelang gelebten Eigenständigkeit. Dies sollte meiner Meinung nach folgerichtig auch das Ende der Förderung durch die Deutsche Sportjugend einleiten.

Ich wünsche Jörg persönlich den Mut und die Kraft die Situation durchzustehen.

Eike Schwede

Eike Schwede

Weitere Stellungnahmen

Siehe auch

Personalie beim Schachbund: DSJ-Geschäftsführer vom DSB "freigestellt"


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