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Der Corona-Scherzkeks
Die Zeiten sind schwer, das können wir nicht leugnen. Corona, Naturzerstörung, HSV, überall Krisen.
Aber so lange es noch geht, können wir ein wenig Schach gucken und damit unsere Seelen trösten.
Hier ist daher der Versuch einer wohltemperierten Rückschau auf …
Nach 1 Woche strenger Turnierruhe (früh ins Bett, Computer aus, nicht nachdenken) rückten die Schachtätigen am Montag wieder ein zur 5-Tage-Woche in der Schach-Online-Liga.
Ein Pendeln zum Spielort ist nicht erforderlich – in der DSOL denkt man im Home-Turniersaal. Eingestempelt wird gegen 19 Uhr zur abendlichen Schicht, Kundenkontakt gibt es ab 19.30, und das Büro schließt für den Publikumsverkehr gegen 22:00. Im Anschluss gelegentliche Dienstbesprechungen per Videomeeting, und wer weiß, auch eine After-Work-Party. Das Glas Wein steht in der Küche.
Bei der Frage, was sich denn schachsportlich eigentlich so tut in der Online-Liga unseres Vertrauens, hilft immer der Blick auf eine wundersame Kompilation von Fakten, Regionen, Spielberichten auf dieser schönen Seite...
Eine supranationale Übersicht fast, viele Vereine sind beteiligt und reichen basisdemokratisch Artikel ein zu ihren Ligaspielen. Mehr davon! Heidesheim, Stadtilm, Eisenbahn Göttingen, die Berolina Mitte - wären Vereine Länder, hier hätten sie ein Forum. Die Vereinten Nationen der DSOL! Bei der nächsten Auflage spielen wir dann europaweit. Wie wär‘s? -
Nach nun vier Runden sind nicht nur bei Eisenbahn Göttingen die Weichen für die vorderen Plätze gestellt, auch andere Entitäten befinden sich im rasanten Rennen um die Qualifikation zum Viertelfinale. Spannung liegt über dem Land.
In Staffel 13A beispielsweise zieht SK Bickenbach III einsam seine Kreise und schwebt wie ein Rotmilan über dem Rest des Feldes. Ein Punkt Vorsprung vor Schwarz-Weiß Zell II, das ist doch schon ganz schön. Die schweren Gegner, die „von oben“, kommen aber erst noch.
In der 13B ist die Lage entspannter, zumindest für die SF Gern VII. Sie liegen ganz vorne, denn jemand muss es ja tun, und haben zwei Punkte Vorsprung vor allen anderen. Noch drei Runden aber zu spielen – da kann noch viel passieren.
Soweit zur Spitze – und weiter hinten? Auch dort wird ligaübergreifend geboxt, gerungen, nach Höherem gestrebt, niemand möchte ja in seiner Staffel Letzter werden. Wenngleich, wo wäre das Problem? (außer, dass man das auf Jahre natürlich vorgehalten bekommt...)
Abstieg ist ein scharfes Schwert, doch wirklich absteigen kann man ja nicht. So nett ist es in der DSOL!
Unabsteigbar in der DSOL (Foto: OSt)
Wunderwelt des Internets! Server, Browser, Endgeräte - würde man unserer Katze erklären, wie das WWW funktioniert, es würde ihre Vorstellungskraft übersteigen, und auch bei mir sähe es da nicht viel besser aus.
Denn wie kann das sein: eingelockdownt schlurft man in seiner Wohnung hin und her, privat und unbehelligt vom Rest des Universums.
Setzt man sich aber vor ein → Endgerät, kann sofort die ganze Welt mitverfolgen, welche Züge man aufs Schachbrett donnert – unerhört! Anders als in unserem bisherigen Ligaleben im Bezirk Nord an der dänischen Grenze, in der bayerischen Zugspitz- oder der brandenburgischen Spreewaldliga, in der DSOL wird jeder Zug deutschlandweit, theoretisch gar weltweit übertragen! Transparency International hätte seine Freude daran.
Für die meisten von uns ist es aber eine ungewohnte Bühne, denn nun kann der Onkel in Heide oder unsere Schulfreundin in Kenia in Echtzeit sehen, wie weit es wirklich her ist mit unserem Schachvermögen. Egal ob wir die große Mattkombination oder die Gurke des Tages spielen - alle können uns nun live über die Schulter gucken, ganz wie bei den Magnus-Carlsen-Schnellturnieren! Gens una sumus.
Die Montagsrunde stand im Zeichen einiger Nord-Süd-Vergleiche. Man sehe und staune:
SK Gräfelfing – SV Eutin 2 : 2
Eckernförder SC II – SG BiBaBo (aber nicht: Bilbao) Leipzig 2,5 : 1,5
Hamburger SK XI – SF Gern VI 2,5 : 1,5
Wir wollen das ja nicht überinterpretieren, aber dieser Montags-Spieltag ging offenbar an den Norden.
Im Duell der klangvollen West-Namen in der Liga 2C umbiegt Hansa Dortmund die SG Solingen mit 2,5 : 1, 5. Dortmund nun auf Platz 2!
Aus der Abteilung Katzenjammer hier ein gemeines Partie-Ende aus einer früheren Runde (mit Dank an Conrad Schormann von den Bodenseeperlenfischern, für seinen Hinweis auf die tolle Seite ChessPuzzle.Net)
Auf dem Mars landet nach langem Fallschirmflug die Sonde Perseverance. Das ist schön in Zeiten von Corona - zumindest gibt es nun wieder einen Planeten, wo man Schach auch ohne Mundschutz spielen kann.
In unserer Themenwoche Nord-Süd eine weitere brisante Konstellation: der FC Bayern München empfängt in der 1D den SK Johanneum Eppendorf (= Hamburg!).
Keiner wankt - noch steht es 0 : 0
Am Ende ein hohes 3,5:0,5 für den FCB, dessen Superfuffzger (Dr. Johannes Zwanzger) am ersten Brett einen wichtigen Punkt gegen das SKJE-Urgestein Christoph Schröder holt.
Und in der 2B, Roter Turm Altstadt (MUC) vs Stader SV, auch hier bleiben die Punkte im … Süden, 3:1!
Partien Roter Turm - Stade
Glückliches Bayern! Für unsere Feldstudie Nord-Süd können wir diese beiden Ergebnisse natürlich trotzdem nur als Ausreißer betrachten, denn zeitgleich unterlagen die SF Bad Tölz mit 2,5 : 1,5 beim sozusagen Nordclub SK Paderborn. Der schon am gestrigen Montag objektiv festgestellte Trend verfestigt sich daher – das DSOL-Format ist im Moment eher etwas für den Norden.
À propos Norden – mitunter ziehen Mannschaften zurück, das kommt vor und muss nicht dramatisch sein. Am Montag verließ der SC Zwickau seine Staffel, und am Dienstag verabschiedete der bei Hamburg gelegene SV Großhansdorf seine beiden Teams aus dem laufenden Wettbewerb. Damit hatte der SV Bergwinkel einen freien Abend, ebenso wie die Berolina Mitte Zwo und der VfR Heisfelde.
Der SV Großhansdorf hatte in der Vorsaison noch die starke Staffel 2 in langen Runden glänzend für sich entschieden, und auch jetzt punkteten sie die ersten drei Spiele durch, so wie man sich das wünscht. Näheres zum Rückzug erfuhren wir nicht, nun geht die Saison ohne sie zu Ende. Schade, schade. Hoffen wir mal, sie und die Zwickauer in der nächsten Auflage wiederzusehen.
Großhansdorf und Zwickau sind ncht mehr dabei (Foto: OSt)
Mittwoch, 24.Februar 2021: Frisörbesuch in 5, 4, 3 ..!
In 5 Tagen öffnen in Deutschland die Frisöre wieder – wir DSOLer haben da aber grundsätzlich ja überhaupt gar keine Eile, und sind total entlastet von jeglichem Stress des zeitigen Anbahnens eines Haarschneidetermins.
Kurios: nachdem langhaarige Männer in den 1970ern noch gerne mal als „langhaarige Bombenleger“ betitelt wurden, kann man nun, im Pandemiejahr 2021, mit langer Haarpracht sogar seine Gesetzestreue demonstrieren – ist sie doch Beweis, dass im Lockdown kein illegaler Friseurtermin wahrgenommen wurde. So ändern sich die Zeiten.
Im Übrigen aber: entscheidend ist auf dem Kopf? Nein, entscheidend ist auf dem Schachbrett, und da vor allem sollte alles gut aussehen. Die Laptop-Kamera müssen wir beim Spielen im Netz ja nicht anstellen.
Florian Schröder: „Als ich hörte, dass die Frisöre wieder aufmachen, war die Pandemie für mich eigentlich schon vorüber.“
Und sonst so? Rein schachsportlich ein gut abgehangener Mittwoch:
- eine 2 : 2 Punkteteilung zwischen Werder Bremen 2 und der TuRa Harksheide, und wir gratulieren: in der Gruppe 1C der erste Punkt für die TuRa aus dem Süden Schleswig-Holsteins!, die in der letzten Staffel noch bis ins Halbfinale vorgerückt waren. So kann das gehen.
- Im race to the top fahren die SF Pattonville in der 12C weiter mit hohem Tempo – diesmal ein 3,5 : 0,5 Erfolg bei den SF Birkenfeld II. Damit hat Pattonville nach zwei früheren 4 : 0 Siegen schon mehr Punkte geholt als Bayern München, der Hamburger SK und die Deizisauer Jungmannen, allesamt Schwergewichte in der ersten Liga.
Und damit kommen wir zur 4:0 Ehrentafel der DSOL! (Update zur 4.Runde)
SchVgg Blankenese
SV Erkenschwick III
SF Königsbronn
SF Greiz
Werder Bremen
SC Kreuzberg
SC Gambit Gusenburg
Lauenburger SV
SC Ostertal
SF Ochtendung
SV Isental III
Friedrich Schiller, porträtiert von Ludovike Simanowiz im Jahr 1794
Hier wendet sich der Gast mit Grausen.
(nach Niederlagen im Auswärtsspiel)
Es kann der Frömmste nicht Remisen spielen, wenn‘s seinem Mannschaftsführer nicht gefällt.
(wenn es mal knapp wird im Match)
Wehe, wenn sie losgelassen!
(Schiller nimmt den Mouseslip vorweg)
Der Starke ist am Mächtigsten daheim.
(über das Online-Schach im Allgemeinen)
Der Frühling kommt, auch bei der DSOL (Foto: OSt)
So langsam robben wir dem Frühling entgegen, das ist doch schon mal was. Die Online-Liga lässt ihr (grünes) Band durch die Wochen und das Land flattern, und bietet inmitten der Lockdown-Starre so etwas wie Bewegung und Entwicklung – sehr willkommen.
Heute spielt mein Team Werder III bei den Zehlendorfern in Berlin. Zu Gast wieder im Hans- Rosenthal-Haus, beim Showmaster meiner Kindheit! Auch der Hamburger SK ist vor Ort, volle virtuelle Hütte in der Begegnungsstätte.
Vor Berliner Spielern habe ich gerne und viel Respekt, sind sie doch immer für einen überraschenden Schwindel gut, oder für knorriges Positionsspiel, das mich so chancenlos zurücklässt wie einst im Ligaspiel gegen den Zehlendorfer Harald Lieb. Zeitweise war meine Beziehung zu Berlin sogar arg überschattet von selbsterfüllenden Niederlagen, egal wie ich mich auch mühte – Berliner gewann immer gegen mich.
Kein Wunder also, dass es mir nur so semi-wohl war, für die Liga an der Spree und bei Zehlendorf 2 anzutreten. Doch dann, der Abend läuft gut, Punkt für Werder an Brett 2, halbe Punkte an drei und vier, und auch bei mir – Überraschung! - ein Sieg nach einem etwas murkeligen Mittelspiel.
Der HSK dagegen erwischte einen nicht ganz so runden Abend, hatte mit Zehlendorf 1 aber auch einen viel stärkeren Gegner als wir. Berlin blieb mit 2,5 : 1,5 Sieger, und steht auf Platz eins der Staffel 1D. Da freut sich auch Vereinschef Helmut Flöel.
Den Hamburgern allerdings rettet die zwölfte (!) ständige Vertretung des Vereins in der 12B den Abend – mit einem schönen 3 : 1 bei Unna IV schwingen sich die Hanseaten auf Platz 2 der Staffel.
Und das wiederum führt uns zu einer historisch-soziologischen Einordnung der Begebenheiten.
Ligaspiele früher | Ligaspiele heute: DSOL |
100 km Anreise zum Auswärtsspiel | Einloggen im Online-Spielsaal |
Smartphone abgeben, Cheating-Prävention! | Ehrenleute schummeln nicht, und für alle Fälle werden die Partien gescannt |
Vertiefen und Fokussieren vor der Runde | Noch schnell die Katzen füttern, staubsaugen, Mails beantworten, etwas kochen, ... |
Handschütteln vor der Partie | „Hallo“ eintippen im Chat |
Turnierruhe | Apocalyptica plays Metallica by four Cellos |
Essen nur diskret und abseits vom Brett | Her mit den Chips! Her mit den Möhren! |
No alcohol | No alcohol (denn besser ist das) |
Telefon klingelt? Partieverlust! Gegner gibt auf, dann gemeinsame Analyse Noch ein Bier im Vereinsheim Doll, wie stark Magnus Carlsen ist |
Telefon klingelt? Mal gucken, wer dran ist! Gegner gibt auf, Gegner loggt sich aus Olaf allein zu Haus Beruhigend, dass Carlsen online auch mal was einzügig einstellt |
Freitag, 26.Februar 2021: Ein Jahr Corona-Virus Update
Verbunden werden auch die Schwachen mächtig. (Schiller)
Foto: OSt
Vor genau einem Jahr lief im NDR die erste Folge des Corona-Virus Update, mit Prof. Christian Drosten im Gespräch mit der Wissenschafts-Redakteurin Korinna Hennig.
Damals war kaum vorherzusehen, welche Dramatik sich aus all dem noch ergeben würde, ganz fundamental vom Ende des Schachbetriebs hin zu Schulschließungen, viel viel Leid und monatelangem Lockdown.
Die erste Folge im Original...
Und warum überhaupt spielen wir DSOL, und lieber/ leider noch nicht wieder am Brett? Die ernsten Folgen aller Alternativen beleuchtet dieser Bericht.
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Wir beenden unseren Parcours durch fünf harte Ligatage mit dem Hinweis auf SchachdeutschlandTV – hier hat GM Sebastian Siebrecht, einer der Großen seiner Zunft, in dieser Woche wieder alle Freitagsspiele im Blick gehabt, und spricht mit dem sehr sehr jungen Team von Düsseldorf 2!
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Und endlich, endlich, endlich wollen wir hier zum Wochenschluss mit einer Legendenbildung, einer bösen Fake News aufräumen, die sich in einen der letzten Artikel geschlichen hat – und nun der Korrektur bedarf:
Das allernördlichste Nordlicht der Liga ist nicht Eckernförde. Die nördlichsten Nordlichter sind die Schleispringer aus Kappeln!
So, das war wichtig, trudelten doch in der Redaktion verschiedentlich Rückmeldungen ein mit geographischen Rückfragen, geologischen Gutachten und astrologischen Studien – Hauptsache, wir kennen das, man kann seine eigene Sicht auf die Dinge belegen.
Dabei war es ja nie strittig, wer höher und weiter nördlich gelegen ist, niemals war es das. Ich hatte nur – Ascheregen auf mein Haupt – nicht realisiert, dass Kappeln überhaupt mit im Kreise der DSOL-Mannschaften ist, sonst wären sie natürlich von vorneherein zum nördlichsten Nordteam ausgerufen worden.
Denn wo Kappeln liegt, wissen wir ja alle, und wenn nicht – wer könnte es besser beschreiben als Sandra Schmidt vom SC Wittstock! (Das allerdings führt uns direkt zur Anschlussfrage: wo genau ist denn nun wieder Wittstock…?)
Sandra Schmidt: "Kappeln… wo liegt das eigentlich? Nach kurzer Recherche, blickte ich auf Bilder mit maritimen Flair an der Schlei. Der Meeresarm an der Ostsee im nördlichen Teil von Schleswig-Holstein ist zugleich auch der Namensgeber des SC Schleispringer Kappeln. Wir durften Gast sein, im echten Norden, denn der SC Schleispringer Kappeln ist die nördlichste Mannschaft der DSOL. Also nur ein Mauslick entfernt, zumindest in der virtuellen Welt der DSOL."
Schleispringer Timo Bücker berichtet auf der Vereinsseite umfangreich zur laufenden Saison in der Liga 6A, erst kürzlich erschien sein lesenswerter Bericht zum 2 : 2 gegen den SV Leverkusen. Sehr schön auch: „Der nächste Online-Schach-Teamkampf des SC Schleispringer findet übrigens bereits am Donnerstag, d. 04.03. statt und wird live unter https://play.chessbase.com/de übertragen.“
Stellt Euch vor, es ist Schach, und alle, Freunde, Verwandte, Herzdamen, Herzbuben, Schleispringer, alle können zugucken. Teilt Eure Liebe - so kann man es machen!
Abba: Lay all your love on me