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Modern Talking
Wie ein verheißungsvolles Frühlingslüftchen begleitete uns die Deutsche Schach-Online-Liga 2023 durch die letzten Monate. Februar, März, April, dann Mai, Juni und jetzt Juli - viele Vereine hatten in fünf Ligen ihre Schachhüte in den Ring geworfen und rangen mit je 32 anderen Mannschaften in sieben spannenden Vorrundenspielen. Nur sehr wenigen gelang der große Sprung ins Viertel-, ins Halb- oder in das endgültige Finale. Und da sind wir nun!
Es war wieder schön, landauf landab, Ost, West, Süd, Nord und Mitte, jung, alt, Mann, Frau, Meister oder Noch-Nicht-So-Ganz-Meister – alle waren dabei.
Und so sagen wir fix noch einmal ganz groß D.A.N.K.E. an den Schachbund, an die Hamburger Crew von Chessbase, an die Schiris, die engagierten MannschaftsführerInnen und die gesamte Ligaleitung – ohne die ganze Arbeit hinter den Kulissen würden unsere Bildschirme zwar erwartungsvoll flimmern, aber Ligakämpfe würden wir nicht spielen können. Wo gibt es so etwas sonst schon, außer bei der DSOL?
Vielleicht klingt es kitschig, aber - freuen wir uns, dass wir gemeinsam in diesem Frühjahr mit dabei sein konnten! Gens una sumus.
Und so sahen sie aus, die fünf großen Finalbegegnungen in den fünf großen Ligen, am Freitag, 07.Juli:
Am großen Finaltag: gespanntes Warten im ganzen Land
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Zunächst aber wie immer eine Preisung der erfolgreichen Clubs, die schon im Vorjahr im DSOL-Finale standen.
SF Deizisau
SC Leinfelden
SK Rinteln
SC Landskrone
Und von diesen Vieren – wer war auch 2021 Finalist? Die Älteren werden sich erinnern:
SF Deizisau
SC Leinfelden
Chapeau! Die Schwaben aus dem Großraum Schduddgard, sie wissen, wie es geht. Drei DSOL- Finale für Leinfelden und für Deizisau in Folge – ein auf dieser Welt bisher unerreichtes Triple!
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Und damit wir auch wieder ein wenig Weltwissen mitnehmen aus den vergangenen sechs Monaten, hat unsere Design-Abteilung die Liga wieder graphisch aufbereitet. All die geheimnisvollen Punkte auf der Karte sind die Clubs, die mit reichlich Können und Spielwitz Ihren Weg ins Endspiel machten.
Deutschlandreise: wer sind alle die Punkte?
An manchen Stellen (Sachsen, Rheinland-Pfalz) ging unserer Zeichnergilde offenbar ein wenig das Land aus – wir bitten, eventuellen Unwuchten in der Darstellung indes mit Milde zu begegnen.
Wir sehen jedoch:
– mehr Nord als Ost, mehr Süd als Pott unter den Endspielteilnehmern – was war da los in Bayern, Hessen, MeVoPo und Berlin?
– Baden und Württemberg mit drei Clubs massiv dabei – in dieser Region unseres Erdballs herrscht offenbar die weltallerhöchste DSOL-Kompetenz
– ein Verein liegt direkt am Meer
– Fun Fact: alle Endspiele folgten dem Muster Nordverein gegen Südverein. Fünfmal! Und uuuuuuh, alle fünfmal gewannen die Südvereine! Was war da los? No country for Nordvereine.
– und - eine Region hat am großen Finaltag besonders abgeräumt, glatte dreimal sogar….
Doch welcher Punkt auf der Karte gehört zu welcher Mannschaft? Eine unfassbare geographische Challenge – und hier könnt Ihr ganz interaktiv tippen!
Die DSOL-Leitzentrale – hier trudeln alle Züge ein, und gehen auch wieder raus (Foto: Udo Hasenberg)
Bevor wir zu den fünf Finalbegegnungen kommen, noch eben ein Quiz:
„Der Pott muss her!“ – Wer hat’s gesagt!?
O Boris Spassky
O Kaiser Wilhelm I
O PiperBoy vom Hamelner SV
O Rudi Völler
(Auflösung bei den Spielberichten)
Und hier kommen sie … die fünf Final-Matches
Jetzt wird es ernst
Danke an Udo Hasenberg für die zahlreichen Screenshots vom Finaltag, an dem ich selber schachspielend leider nicht live gucken konnte. Und an Holger Lieske für die per Nacht-Express übermittelten Partien!
Wie ein ostwestfälischer Wanderfalke hatte die SG Lippe Süd ja ihre Kreise in der Liga 5 gezogen, wurde Erster in einer starken Staffel, und räumte in den K.O.-Spielen den SC Künzelsau und Schwarz-Weiß Zell aus dem Weg.
Läuft also für Ostwestfalen? Ja, aber nur bis der SC Hechingen kam! Die Schwaben gaben in dieser Saison alles, denn ihr Club feiert ja immerhin sein 75-jähriges Bestehen. Getragen von der Euphorie eines solchen Jubiläums waren die Hechinger offenbar von niemandem auf der Welt zu stoppen, und – eijeijei – fegten die starken Lipper mit 4:0 aus der Arena. Was soll man da sagen? Respekt!
Cornelius Hoffmann (Hechingen) – Abdulmalek Almakki (Lippe-Süd)
Ein toller Erfolg - da sollte die Festschrift zum Vereinsgeburtstag vielleicht gleich neu aufgelegt werden. Und die dazugehörige Schach-Ausstellung im örtlichen Museum könnte man da doch auch noch einmal verlängern?
Schach im Museum? Glückliches Schwaben!
Solang mr singt, isch d´Kirch nedd aus,
A bissle isch emmer no bessr wia gar nix
Ohne zu viel verraten zu wollen – der SC Leinfelden gewinnt die 4.Liga der DSOL! Es war bereits der dritte Anlauf der Schwaben, und nachdem sie die ersten beiden Endspiele noch verloren hatten, wussten sie in diesem Jahr nun, wie es geht: 2,5 : 1,5 bei der Kieler SG 2 gewonnen, das ist doch mal was.
Lange Gesichter an der Kieler Förde
Die Schleswig-Holsteiner beenden die Saison damit als starker Zweiter, und es bleibt zu hoffen, dass das gefühlte „Der Zweite ist der erste Verlierer“ bald der Freude über eine sehr runde KSG-Vorstellung in dieser Spielzeit weichen wird. Gut gemacht, Jungs!
Und der SC Leinfelden? Hatten wir es schon gesagt – sie sind ja schon das dritte Mal im Finale dabei. Ok, wir hatten es bereits erwähnt.
Was aber sagen die Leinfeldener selbst auf ihrer Vereinsseite?
„Eine herzliche Gratulation an unsere gesamte erste DSOL-Mannschaft, mit in dieser DSOL-Saison Amjad Ibrahim, Artemij Cadov, Philipp Kammerlohr, Ulli Pottgießer, Felix Bowitz und Mannschaftsführer Martin Schelberg!
Wir waren als einer der Favoriten ins Rennen um den Pokal der vierten DSOL-Liga gegangen, doch das Durchsetzen spätestens im Viertelfinale, Halbfinale und Finale gegen bis dahin äußerst erfolgreiche Gegner war keine Selbstverständlichkeit, und am Ende immer eine konzentrierte Leistung aller Mitspieler!
In all den bisherigen DSOL-Saisons ist dies der erste Pokalgewinn für den SC Leinfelden!“
Drittes Endspiel für Leinfelden, und nun hat’s geklappt: Pokale für alle!
Nachtrag für DSOL-Historiker: Auf der Seite der Kieler findet sich noch ein intensiver Bericht von René Werner über das vogelwilde Viertel- und das normal dramatische Halbfinale!
„Nun spielen wir am 7. Juli das Finale gegen die Schachfreunde aus Neustadt. Michaels Traum lebt noch: „Der Pott muss her“.
Wir werden alles dafür tun ihn endlich mal nach Hameln zu holen.“
Tjaha, der Pott muss her, und endlich mal nach Hameln! Das Zitat stammt also von Michael Krumschmidt, altbewährte Schachfachkraft in Diensten der Niedersachsen.
Seine Weserbergländer warten ja schon seit einiger Zeit hartnäckig darauf, einmal Hand anlegen zu können an die Online-DSOL-Trophäe. Schon immer mal waren sie im Endspiel, nie aber hat es ganz gereicht.
Und in diesem Jahr … nahm das Drama gegen den Post SV Neustadt erneut seinen Lauf. Hören wir, was Hans-Joachim Spieker auf der Hamelner Webseite berichtet. (Er war am Finaltag nach Neustadt an der Weinstraße Madeira in den Urlaub gereist und hatte sich von dort beim Mannschaftskampf zugeschaltet.)
Im Finale werden keine Geschenke gemacht … eigentlich ...
„Doch das Drama spielte sich in Wolfgangs Partie ab. In einer +12 Stellung (sagt die Blechkiste) unterlief ihm ein Mouseslip. Der Turm sollte nach b8 aber irgendwie verließ Wolfgang die Kraft und der Turm kam nur bis b7. Das hatte leider ein Matt auf der falschen Seite zur Folge.
Achim verlor sein Turmendspiel dann auch noch sang- und klanglos. Ist halt nicht seine Zeit morgens um 3.30 Uhr aufzustehen, nach Frankfurt zum Flughafen zu fahren und dann Abends aus Madeira zu spielen. [...]
Wir haben 1,5 Punkte verschenkt und einen halben als Geschenk erhalten. Das normale Ergebnis wäre 2:2 gewesen, doch auch dann hätten wir nach der Berliner Wertung verloren. Daher Glückwunsch an unsere Schachfeunde aus Neustadt. Ihr habt verdient gewonnen.“
Mouseslip in der Rattenfängerstadt, das war sicherlich bitter. Wir sehen uns das an.
Wolfgang Retzlaff (Hameln) – Ralf Seywald (Neustadt)
Und damit also 2,5 : 1,5 für den Post SV Neustadt – ein weiterer Liga-Sieger aus dem Süden in diesem Jahr!
Willkommen im Norden
Die SG Weißensee kann ein Lied davon singen, der SC Heilsbronn ebenso, und nun auch der Hamburger SK – gegen den SC Landskrone kommt in dieser Saison niemand an!
Mit einem 2:2 im Finale setzen die Rheinland-Pfälzer ihren Verein prominent auf die Weltkarte des Schachsport.
Lena Kalina und und Riyanna Müller waren beide wieder mit dabei, anders als im Viertelfinale verloren sie heute indes ihre Partien – da kennt der Hamburger SK ja nix. Aufbauende Jugendarbeit? Nicht mit dem HSK, offenbar. Zumindest nicht mit den jungen GegnerInnen in der DSOL.
Aber an den vorderen Brettern schlug dann die Stunde der Landskroner, denn Manuel Gauer und Wolfgang Hartmann stellten mit zwei vollen Punkten das 2:2- Endergebnis her.
Manuel Gauer (Landskrone) – Andrés Reyes-Mantilla (Hamburg)
Unentschieden also? Ja, und nein, denn die Berliner Wertung berlinerwertete für den Süden – die Siege an den vorderen Brettern zählen mehr und machen den SC zum Gewinner der 2.Liga!
Landskrone also – wir gratulieren. Und nach dem fulminanten DSOL-Erfolg wurde am Tag darauf gleich mit allen Mitgliedern gegrillt. Ist doch schön, so ein Vereinsleben, vielleicht ja sogar ein vegetarisches.
Einen lesenswerten, farbenreichen Bericht aus Sicht des Hamburger SK kann man auf der Webseite der Hanseaten nachlesen. Hamburger, bleibt dran, die Zukunft gehört Euch!
Das große Finale in Liga 1
Zum vierten Male in zwei Spielzeiten traf der SK Rinteln nun bereits auf die Online-Version der SF Deizisau.
Je zwei dieser Begegnungen sah man in den Vorrunden, und zwei weitere in den Endspielen – die Ergebnis waren mit 1:3, 0:4, 1,5:2,5, und 0,5:3,5 mehr oder weniger eindeutig. Und warum auch nicht, denn Deizisau sind
Dieser Finaltag lief eher nicht im Sinne von Rinteln. Schon nach einer halben Stunden lagen sie zurück, und die Begegnung war schließlich mit 3,5 : 0,5 entschieden, als die anderen vier Begegnungen des Abends noch völlig offen waren. So kann das gehen.
Andreas Heimann (Deizisau) – Detlef Rehbein (Rinteln)
Dennoch, ehrenvoll, liebe Rintelner, es war schon das zweite Finale in zwei Jahren, und das spricht für Eure Spielstärke, Präzision in langen Online-Matches, und einen tollen Mannschaftsgeist. Glückwunsch!
Wer die Rintelner Heroen einmal „in echt“ kennenlernen möchte, reise Ende August in den Norden. Schnellschachturnier im Weserbergland!
Und Glückwunsch ebenso und noch viel mehr an die SF Deizisau! Auch ohne Vince Keymer enteilten sie überzeugend der digitalen Liga-Konkurrenz, und verloren in zehn Begegnungen nicht eine einzige Partie.
Matthias Blübaum, Dmitrij Kollars, Andreas Heimann, Rustem Dautov, Ruben Gideon Köllner, Robert Dabo-Peranic, Marc Gustain - so möchte man Schachspielen können.
Zusammen mit Hechingen und Leinfelden hat Deizisau heute abend der Liga ihren Stempel aufgedrückt. Drei Finalsieger, und alle sprechen den gleichen Dialekt – das ist einmalig. Außer Hochdeutsch kann der Südweschde wirklich alles. Und auch DSOL!
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Große Gratulation an alle Siegerteams und ihre Betreuer und auch Fans!
Die Straße der Finalsieger
Alle Züge des Abends noch einmal auf einen Blick (Kompiliert von Udo Hasenberg)
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Die DSOL 2023 ist vorüber, Saisonende nach langen schönen Frühlingsmonaten. Und nun?
Wie im Vorjahr haben wir uns alle wieder wochenlang hübsch ausgetobt, und wir sagen es gerne noch einmal - man soll die Endgeräte ja ausknipsen, wenn es am Schönsten ist.
Schluss also mit Digital. Wir machen Pause im Netz, und schneien auch gerne wieder im örtlichen Spiellokal unseres Vertrauens vorbei. Und hoffen wir wie schon vor einem Jahr, dass der übelste Krieg in der Ukraine bald vorüber ist, dass die Richtigen gewinnen, und auch sonst die Probleme der Welt so langsam mal gelöst werden. Gibt ja leider genug davon.
Haltet Euch munter, und immer schön üben, denn die fünfte DSOL kommt bestimmt.
Und bis dahin – Musik, mit Grüßen nach Österreich!
Nun hätte ich es beinahe geschafft, einen ganzen DSOL-Artikel zu schreiben, ohne auch nur einmal meinen Verein Werder Bremen zu erwähnen. Aber oh nein – nun ist es mir doch noch rausgerutscht.
DSOL 2023 – The End
Olaf Steffens, FM, Bremen, auf Reisen in Kirchseeon/ Bayern
Im Rausch der Züge
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