Echternacher Schachopen - reloaded!

Familie Agrest überzeugend beim Echternacher Schachopen 2023

Zuletzt fand das beliebte Echternacher Schachopen im Juni 2019 statt. Pandemiebedingt wurde das Turnier 2020 und 2021 gestrichen und auch im Jahr 2022 lag im Frühjahr – u.a. aufgrund strenger Pandemie-Vorgaben in Luxemburg – noch eine gewisse Planungsunsicherheit vor. Nach vielfacher Nachfrage und weil den Vereinsverantwortlichen in Echternach natürlich bewusst war, dass es früher immer ein sehr beliebtes und gut besuchtes Turnier war, war klar, dass man das Turnier „wiederbeleben“ musste.

Am vergangenen Wochenende (24.-25.06.) fand das Turnier nach bewährtem Konzept (2 Tage Schnellschach, 45 Minuten Partien (kein Inkrement!), 9 Runden Schweizer System) und in den bewährten Räumlichkeiten in der Alten Abtei in Echternach statt. Auch die Helfer waren mehr oder weniger die gleichen Personen, sodass einer erfolgreichen Ausrichtung nichts mehr im Wege stand. Viele der früheren Turnierteilnehmer erinnerten sich wohl an das Turnier und meldeten sich auch recht schnell und zahlreich an. Und auch einige neue Gesichter waren beim Turnier dabei. Besonders schön war, dass bei der Erstauflage „nach Corona“ gleich ein Teilnehmerrekord erreicht wurde mit insgesamt 359 Spielerinnen und Spielern. Am weitesten angereist war übrigens der früher für den Luxemburger Club Wasserbillig spielende Alexander Wagner. Er ist derzeit beruflich bedingt eigentlich in Hongkong wohnhaft, reiste aber extra zum Echternacher Schachopen an.

Alexander Wagner, rechts

Mit rund 40 Titelträgern war das Turnier an der Spitze ähnlich wie bei den früheren Ausgaben recht gut besetzt. GM Erik van den Doel führte die Setzliste an, gefolgt vor GM Evgenij Agrest, der zum ersten Mal in Echternach spielte.

Dritter der Setzliste war „Deutschlands derzeit stärkster IM“, der seit einigen Jahren auf GM-Niveau spielende und für den Echternacher Gastgeber seit einigen Jahren sehr gut punktende Christopher Noe. Er war bei der vorherigen Ausgabe im Jahr 2019 auf Rang 3. Bei den Damen waren mit WGM Elvira Berend (amtierende Seniorenweltmeisterin Ü50) und WGM Gisela Fischdick (amtierende Senioren-Europameisterin Ü65) aktuelle Titelinhaberinnen mit von der Partie.

Fred und Elvira Berend

Inna Agrest neben Seul und Morawiesz

Geoffrey Stern und Gisela Fischdick

Der Turnierverlauf war recht spannend. Keiner der GM’s konnte sich vom Feld absetzen. Die Vorentscheidung fiel zunächst in der vorletzten Runde, nachdem eine sehr interessante Partie mit weißem 2-fachen Bauernopfer und unsicherem König zwischen IM Noe und GM Agrest nach einer Zugwiederholung (Dauerschach) remis endete.

Noe gegen Agrest

Vor der letzten Runde lagen die beiden Topgesetzten punktgleich mit je 7 Punkten aus 8 Partien vorne (mit je einem halben Punkt Vorsprung auf ein großes  Verfolgerfeld mit vielen Spielern mit 6,5 Punkten) und trafen dann auch in der letzten Runde an Brett 1 aufeinander. GM Erik van den Doel versuchte mit Weiß in einer positionell gut angelegten Partie einiges und erreichte zwischendurch eine gute Angriffsstellung. Der sehr erfahrene schwedische GM Agrest verteidigte sich jedoch sehr gut und zäh. Beide Spieler wollten danach kein großes Risiko mehr eingehen und nachdem die Partie verflachte, bot Erik van den Doel remis an, welches sofort angenommen wurde.

Vielleicht auch deswegen, weil ein paar Verfolgerduelle auch bereits remis endeten und sich wegen der Zweitwertung eigentlich nur Christopher Noe noch Chancen auf den Spitzenplatz hätte ausrechnen können. Er traf mit schwarz auf einen sehr gut aufgelegten Georg Seul. In einer Caro-Kann-Partie erreichte der nominell schwächere IM mit weiß eine Stellung, in welcher er mit Läufer und Dame auf den Bauern h6 zielte und eine Zugwiederholung forcierte. Der junge IM Noe wich jedoch der Zugwiederholung aus und erlaubte das Figurenoper auf h6. Die Stellung bot jedoch danach keine Verteidigungsmöglichkeit mehr, sodass der Rheinländer die Partie gewann und als „Ü60“ ganz stolz war, nach vielfachen Teilnahmen in Echternach eine Top-Platzierung zu erreichen.

In der Pause

Dank knapp besserer Feinwertung (Fortschrittswertung) gewann GM Evgenij Agrest das Echternacher Open mit 7,5 Punkten vor Erik van den Doel und drei weiteren Spielern mit 7,5 Punkten. Beste Dame war WGM Elvira Berend mit 7 Punkten auf Rang 8. Zweitbeste Dame wurde WIM Inna Agrest (Tochter des Turniersiegers) mit 6 Punkten auf Rang 42. Den Familienerfolg perfekt machte Simon Agrest (Sohn des Turniersiegers), der mit auch 6 Punkten auf Rang 49 einen Jugendpreis gewann.

Die Sieger, Top fünf

Die besten Damen

Simon Agrest, ganz rechts

Das Turnier war wieder sehr gut organisiert. Hauptschiedsrichter Olivier Jeitz hatte keine größeren Streitfälle zu verzeichnen und das Wetter hat auch mitgespielt (vielleicht ein wenig zu heiß). Draußen am Grill und Bierpavillon war immer Betrieb und die Stimmung gewohnt gut in der Abteistadt. FM Serge Brittner (Vorsitzender des ausrichtenden Vereins) zeigte sich bei der Siegerehrung auch sehr zufrieden und freut sich bereits auf die nächste Auflage des Schnellschachturniers im Jahr 2024.

Hier eine Tabelle mit den Spitzenplatzierungen (vollständige Rangliste und weitere Tabellen auf der Turnierseite):

360 Spieler

Turnierseite: https://www.open-echternach.lu/index.php/de/

Schachclubs-Echternach: https://www.desprenger-echternach.lu/home

Mit Turnierschach geht es bereits übernächstes Wochenende in Luxemburg weiter beim Diekirch Open. Samstags, am 8. Juli zunächst mit Blitz und am Sonntag dem 9. Juli mit einem Schnellschachturnier. Informationen unter www.schachclub-nordstad.lu.