4.-13. April 2005
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Freitag ist Frei-Tag in Dubai
Andreas Albers
Was bei uns in Europa das Wochenende am Samstag/Sonntag ist
(also lediglich Arbeit für die Stars der Bundesliga), ist in den islamischen
Ländern der Freitag. Niemand arbeitete, die Cafes und Restaurants öffnen erst
spät und es kehrt deutlich Ruhe ein in dieser sonst so hektischen Stadt. Für
mich die Möglichkeit, einmal nicht schreibend im Cafe zu sitzen, sondern meinen
Freund Igor Rausis zu treffen und mit ihm einen netten Abendspaziergang zu
unternehmen. Damit das ganze doch nicht in Arbeit ausartet, habe ich
beschlossen meine Kamera zu hause zu lassen. mitten zwischen den Fahrbahnen
einer großen Hauptstrasse finden wir einen fast parkähnlichen Spazierweg, auf
der Wiese sitzen Gruppen von jungen Menschen, Pakistanis beim Kartenspielen,
eine indische Familie beim Mitternachtspicknik, man lässt es sich gut gehen.
Großmeister Rausis ist Nationaltrainer der Vereinigten arabischen Emirate und
lebt als solcher seit mehreren Jahren in Dubai. Gerade ist er von der
französischen Liga zurückgekehrt, übermorgen geht es zum arbeiten nach Abu
Dhabi, der Mann hat viel zu tun. Aber heute lassen wir es uns einfach gut gehen
und reden über alte Zeiten und gemeinsame Bekannte. Dieser Spazierweg ist
wirklich malerisch, ich werde heute Abend noch einmal hingehen und doch ein
paar Fotos machen müssen.
Im Moment ist es 12.Uhr Mittags, knapp 30 Grad und ich sitze in meinem
Stamm-Internet-Cafe "Grano". Sehr nett, nicht teuer und man bekommt den Laptop
einfach draußen an den Tisch gebracht.
Wenn es zu heiß ist, kann man natürlich auch drinnen sitzen, aber gerade Abends
genieße ich die Atmosphäre hier an der Rigga-Road, immer ist was zu sehen, die
Leute schlendern an einem vorbei und ab und zu grüsst einen ein Schachspieler.
Diese relaxte Stimmung am Wochenende hat ein etwas aufs Turnier
durchgeschlagen. Als ich nach ca. 20 Minuten die heutige Begegnung am
Spitzenbrett aufnehmen wollte, fand ich nur ein leeres Brett mit 2 Koenigen in
der Mitte, man soll halt nicht arbeiten am Freitag.
Als ich den Spielsaal verlassen treffe ich die beiden Kontrahenten doch noch,
an den beiden freien Internetplätzen im Schachklub verfolgen Alexander und
Georgi die Partien in Dos Hermanas.
Ansonsten fließt aber reichlich Blut heute. Nach relativ heftigem Gefecht
trennen sich Zhang Zhong und Alexandrov remis.
Zhang Zhong
Aber die Georgier Zurab Sturua...,
Tamaz Gelashvili und Meirab Gagunashvili haben beschlossen
ihren Landsmann Kacheishvili doch nicht laufen zu lassen und setzen mit schönen
Siegen nach.
Ordentlich Druck macht auch Vladimir Burmakin, gegen Vorjahressieger Shakriyar
Mamedjarov hat er sogar eine Figur mehr, muss aber letztlich doch ins
Dauerschach einwilligen und ist am Boden zerstört.
Noch schlimmer traf es meinen Zimmergenossen Dragan Solak, nach mühsamem Start
kam es nun ganz hart. "Es ist unglaublich, ich bekomme erst eine chinesische
Großmeisterin, die nach einer Neuerung 10 einzige Züge findet, so dass ich mit
remis schon zufrieden sein muss, dann einen jungen Inder, der unglaublich stark
spielt und nun kommt das nächste Talent aus China und spielt mich an die Wand.
Was soll man da machen?"
Erfreulich ist die große Teilnahme der Damen in diesem Turnier.
Tea Lanchava
mit der Nr.13
Maria Velcheva
Christine Rose Mariano
Anastasia Sorokina
Nino Gurieli
Shirin Navabi
Elina Danielian
Nadig Kurttika
Wang Yua
Zhao Xue
Alisa Maric
Shakriayars Schwestern Zeinab und Turkan waren auch im
letzten Jahr schon mit dabei, dieses Jahr läuft es bisher nicht gerade gut,
aber es sind ja noch einige Runden zu spielen.
Zeinab Mamedjarova
Turkan Mamedjarova
Schwer zu kämpfen hat auch das einzige Mädchen mit Heimvorteil. Fatma
Al-Hammadi schlägt sich aber gut und ihr Trainer Igor ist stolz auf sie.
Sehr stark spielt bisher auch Shayest Ghader Pour aus dem
Iran, in der ersten Runde gleich GM Djuric geschlagen und seit dem immer bei
mindestens 50% liegend, ist sicher einer ihrer größten Erfolge, Eheman Eshan
Ghaem Maghami ist auf jeden Fall mächtig stolz.
Bärenstark auch die Chinesinnen, auch wenn Spitzenfrau Xu Yuhua nach ihrem
heutigen Remis gegen Martin Poulsen an sich zweifelt. In der Mannschaftswertung
sind sie kaum zu schlagen.
Xu Yuhua
In der vierten Runde gelang Qian Huang ein Schwarzsieg gegen Weltklassemann
Evgeni Vladimirov, der schwer beeindruckt war: "Die wird sicher Weltmeisterin,
sie spielt sehr kreativ"
Qian Huang
Und auch die Damen aus der aufstrebenden Schachgroßmacht
Indien wirbeln das Feld ganz schön durcheinander. Die beste Juniorin der
Welt Humpy Koneru hielt bereits gegen die 2600er Volkov und Ni Hau remis
Konery Humpy
Und Eshaa Karavade gab gestern dem jungen Ukrainer Alexander
Areshenko das Nachsehen, die IM-Norm der Herren ist in greifbarer Nähe.
Eesha Karavade
An der Turnierspitze kommt es heute zum Duell Georgiev vs.
Kacheishvili und in der Verfolgergruppe duellieren sich 12 Großmeister mit
jeweils 4/5.
Die folgende Nachricht ist nun offiziell, so dass auch ich darüber schreiben
darf. Vladimir Akopian ist nicht nur ein absoluter Weltklassegroßmeister,
sondern auch Nationaltrainer in Katar. Ein einziges Problem gibt es immer
wieder. In der ganzen Welt wird ein armenischer Mörder mit Namen Vladimir
Hakobian gesucht. In der kyrillischen Schrift, ist dies der selbe Name. Aus
diesem Grund erlebt der Schachspieler ein paar Mal im Jahr die selben bösen
Szenen. Obwohl mit extra Papieren aus Katar ausgestattet gehen im
internationalen Flughafen alle Alarmanlagen los und der gute Vladimir findet
sich für die eine oder andere Nacht hinter schwedischen Gardinen wieder, bis
das Missverständnis ausgeräumt ist. Leider verpasste er deswegen diesmal die
ersten Runden und konzentriert sich nun auf seine Arbeit als Coach für GM
Mohamed Al Modhiaki.
Pawel Kotsur