Ein Freitag in Dubai

von ChessBase
10.04.2005 – Öl ist normalerweise das Hauptexporterzeugnis aus den Ländern des Arabischen Golfs. Jetzt nicht mehr. Seit das Schachopen in Dubai läuft und Andreas Albers die Akkus seiner Kamera durchgeladen hat, wurde der Ölexport vermutlich von den Mengen digitaler Schachfotos übertroffen, die Dubai in dicken Internet-Pipelines in Richtung Deutschland verlassen. Ganz im Gegensatz zu den Fotomengen stehen die Bilder, die den Autor selber zeigen. Meist sitzt er irgendwo tatenlos herum (Beweisfoto). Und das Open spielt er ja auch noch mit. Wir wissen, dass Mr. Ravi (s. letzten Bericht) ihn blitzschnell von einem Punkt zum anderen in den Emiraten bringen kann, aber wer macht all die langen Berichte und Fotos? Wahrscheinlich Hunderte von den indischen Gastarbeitern, die in Dubai auch sonst für Arbeit zuständig sind. Hier der Bericht vom Freitag, in dem wir auch Näheres darüber erfahren, warum GM Vladimir Akopian immer wieder verhaftet wird und welche Frauen in Dubai am Start sind. Der Samstagsbericht folgt, sobald die Jobagentur uns die 100 angeforderten zusätzlichen Internet-Teilzeitredakteure geschickt hat. Offizielle Seite mit Livepartien...Freitags in Dubai...

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4.-13. April 2005

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Freitag ist Frei-Tag in Dubai
Andreas Albers


Was bei uns in Europa das Wochenende am Samstag/Sonntag ist  (also lediglich Arbeit für die Stars der Bundesliga), ist in den islamischen Ländern der Freitag. Niemand arbeitete, die Cafes und Restaurants öffnen erst spät und es kehrt deutlich Ruhe ein in dieser sonst so hektischen Stadt. Für mich die Möglichkeit, einmal nicht schreibend im Cafe zu sitzen, sondern meinen Freund Igor Rausis zu treffen und mit ihm einen netten Abendspaziergang zu unternehmen. Damit  das ganze doch nicht in Arbeit ausartet, habe ich beschlossen meine Kamera zu hause zu lassen. mitten zwischen den Fahrbahnen einer großen Hauptstrasse finden wir einen fast parkähnlichen Spazierweg, auf der Wiese sitzen Gruppen von jungen Menschen, Pakistanis beim Kartenspielen, eine indische Familie beim Mitternachtspicknik, man lässt es sich gut gehen.

Großmeister Rausis ist Nationaltrainer der Vereinigten arabischen Emirate und lebt als solcher seit mehreren Jahren in Dubai. Gerade ist er von der französischen Liga zurückgekehrt, übermorgen geht es zum arbeiten nach Abu Dhabi, der Mann hat viel zu tun. Aber heute lassen wir es uns einfach gut gehen und reden über alte Zeiten und gemeinsame Bekannte. Dieser Spazierweg ist wirklich malerisch, ich werde heute Abend noch einmal hingehen und doch ein paar Fotos machen müssen.

Im Moment ist es 12.Uhr Mittags, knapp 30 Grad und ich sitze in meinem Stamm-Internet-Cafe "Grano". Sehr nett, nicht teuer und man bekommt den Laptop einfach draußen an den Tisch gebracht.





Wenn es zu heiß ist, kann man natürlich auch drinnen sitzen, aber gerade Abends genieße ich die Atmosphäre hier an der Rigga-Road, immer ist was zu sehen, die Leute schlendern an einem vorbei und ab und zu grüsst einen ein Schachspieler.

Diese relaxte Stimmung am Wochenende hat ein etwas aufs Turnier durchgeschlagen. Als ich nach ca. 20 Minuten die heutige Begegnung am Spitzenbrett aufnehmen wollte, fand ich nur ein leeres Brett mit 2 Koenigen in der Mitte, man soll halt nicht arbeiten am Freitag.



Als ich den Spielsaal verlassen treffe ich die beiden Kontrahenten doch noch, an den beiden freien Internetplätzen im Schachklub verfolgen Alexander und Georgi die Partien in Dos Hermanas.



Ansonsten fließt aber reichlich Blut heute. Nach relativ heftigem Gefecht trennen sich Zhang Zhong und Alexandrov remis.


Zhang Zhong

Aber die Georgier Zurab Sturua...,

Tamaz Gelashvili und Meirab Gagunashvili haben beschlossen ihren Landsmann Kacheishvili doch nicht laufen zu lassen und setzen mit schönen Siegen nach.

Ordentlich Druck macht auch Vladimir Burmakin, gegen Vorjahressieger Shakriyar Mamedjarov hat er sogar eine Figur mehr, muss aber letztlich doch ins Dauerschach einwilligen und ist am Boden zerstört.



Noch schlimmer traf es meinen Zimmergenossen Dragan Solak, nach mühsamem Start kam es nun ganz hart. "Es ist unglaublich, ich bekomme erst eine chinesische Großmeisterin, die nach einer Neuerung 10 einzige Züge findet, so dass ich mit remis schon zufrieden sein muss, dann einen jungen Inder, der unglaublich stark spielt und nun kommt das nächste Talent aus China und spielt mich an die Wand. Was soll man da machen?"



Erfreulich ist die große Teilnahme der Damen in diesem Turnier.


Tea Lanchava


mit der Nr.13


Maria Velcheva


Christine Rose Mariano


Anastasia Sorokina


Nino Gurieli


Shirin Navabi


Elina Danielian


Nadig Kurttika


Wang Yua


Zhao Xue


Alisa Maric

Shakriayars Schwestern Zeinab und Turkan waren auch im letzten Jahr schon mit dabei, dieses Jahr läuft es bisher nicht gerade gut, aber es sind ja noch einige Runden zu spielen.


Zeinab Mamedjarova


Turkan Mamedjarova

Schwer zu kämpfen hat auch das einzige Mädchen mit Heimvorteil. Fatma Al-Hammadi schlägt sich aber gut und ihr Trainer Igor ist stolz auf sie.

Sehr stark spielt bisher auch Shayest Ghader Pour aus dem Iran, in der ersten Runde gleich GM Djuric geschlagen und seit dem immer bei mindestens 50% liegend, ist sicher einer ihrer größten Erfolge, Eheman Eshan Ghaem Maghami ist auf jeden Fall mächtig stolz.



Bärenstark auch die Chinesinnen, auch wenn Spitzenfrau Xu Yuhua nach ihrem heutigen Remis gegen Martin Poulsen an sich zweifelt. In der Mannschaftswertung sind sie kaum zu schlagen.


Xu Yuhua

In der vierten Runde gelang Qian Huang ein Schwarzsieg gegen Weltklassemann Evgeni Vladimirov, der schwer beeindruckt war: "Die wird sicher Weltmeisterin, sie spielt sehr kreativ"


Qian Huang

Und auch die Damen aus der aufstrebenden Schachgroßmacht Indien wirbeln das Feld ganz schön durcheinander.  Die beste Juniorin der Welt Humpy Koneru hielt bereits gegen die 2600er Volkov und Ni Hau remis


Konery Humpy

Und Eshaa Karavade gab gestern dem jungen Ukrainer Alexander Areshenko das Nachsehen, die IM-Norm der Herren ist in greifbarer Nähe.



Eesha Karavade

An der Turnierspitze kommt es heute zum Duell Georgiev vs. Kacheishvili und in der Verfolgergruppe duellieren sich 12 Großmeister mit jeweils 4/5.

Die folgende Nachricht ist nun offiziell, so dass auch ich darüber schreiben darf. Vladimir Akopian ist nicht nur ein absoluter Weltklassegroßmeister, sondern auch Nationaltrainer in Katar. Ein einziges Problem gibt es immer wieder. In der ganzen Welt wird ein armenischer Mörder mit Namen Vladimir Hakobian gesucht. In der kyrillischen Schrift, ist dies der selbe Name. Aus diesem Grund erlebt der Schachspieler ein paar Mal im Jahr die selben bösen Szenen. Obwohl mit extra Papieren aus Katar ausgestattet gehen im internationalen Flughafen alle Alarmanlagen los und der gute Vladimir findet sich für die eine oder andere Nacht hinter schwedischen Gardinen wieder, bis das Missverständnis ausgeräumt ist. Leider verpasste er deswegen diesmal die ersten Runden und konzentriert sich nun auf seine Arbeit als Coach für GM Mohamed Al Modhiaki.

 
Pawel Kotsur

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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