Ausgestrahlt wurde das Interview am 19.12.2012, Moderatorin Ksenija Horvat Petrovcic und Garry Kasparov unterhalten sich auf Englisch und das etwas über 90 Minuten. Kasparov spricht über seine Entwicklung als Schachspieler, seine kulturelle Identität, seine politischen Ambitionen und seine Visionen für das Schach.
Engagiert und leidenschaftlich: Garry Kasparov
Dabei kritisiert der Ex-Weltmeister, dass Schach es nicht geschafft hat, sich einen Platz in der Kultur der heutigen Gesellschaft zu sichern und erläutert die Ziele der von ihm gegründeten Kasparov Chess Foundation. Zugleich äußert sich Kasparov über seine Entwicklung als Schachspieler, wie er trainiert hat, wie es war, in der Sowjetunion aufzuwachsen und warum er das politische System Putins bekämpft.
Moderatorin Ksenija Horvat Petrovcic
Doch auch wenn Politik einen breiten Raum in dem Gespräch einnimmt, so lenkt die Moderatin das Thema doch immer wieder aufs Schach. Sie fragt, wie es sich angefühlt hat, über zwei Jahrzehnte Nummer eins der Schachwelt gewesen zu sein und wie Kasparov mit Fehlern umgeht. Kasparov: "Ich habe kein Problem damit, Fehler einzugestehen. ... Meiner Meinung nach ist Objektität eine Schlüsselqualität für das Überleben."
Als Beispiel für einen großen Fehler, den er gemacht hat, nennt Kasparov seinen Bruch mit der FIDE anlässlich seines WM-Kampfes mit Nigel Short 1993.
Kasparov hat die Entwicklung des Computerschachs maßgeblich beeinflusst
Ausführlich spricht Kasparov auch über Computerschach und über die Unterschiede zwischen dem Schach, das Menschen spielen, und dem Schach, das Computer spielen. "Ich glaube nicht, dass wir den technischen Fortschritt beklagen sollten. Wir müssen eine Möglichkeit finden, damit umzugehen und uns daran anzupassen."
Auch Kasparovs Buch "Strategie und die Kunst zu leben" kam in dem Interview zur Sprache. Dabei betonte Kasparov, dass es universell gültige Ratschläge nicht gibt, es jedoch für jeden Menschen wichtig ist, die eigenen Stärken und Schwächen objektiv zu analysieren und diese Selbsterkenntnis bei seinen Entscheidungen und Handlungen zu berücksichtigen.
Die gesamten 90 Minuten über besticht Kasparov durch Eloquenz, Engagement und Überzeugung. Das, und die gelungene Moderation, machen dieses Fernsehinterview zu einem kleinen Juwel.
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Garry Kasparov als ChessBase-Autor