Ein Sieg sagt mehr als 1000 Worte

von Carolin Gatzke
11.12.2014 – Schon Ende Oktober, als in Hamburg noch reichlich die Sonne schien, trafen sich an der Elbe insgesamt 21 Schüler aus Deutschland und Frankreich zu einer Jugendbegegnung. Auf dem Programm standen verschiedene Hamburger Sehenswürdigkeiten, ein konditionell anspruchsvoller Besuch im ChessBase Büro und natürlich viel Schach. Carolin Gatzke berichtet. Schach und mehr in Hamburg...

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Deutsch-französische Jugendbegegnung

Am 28.10.2014 machten sich 21 Deutsche und Franzosen auf den Weg nach Hamburg, um sechs Tage miteinander zu verbringen und die jeweils andere Kultur kennenzulernen.

Die Anreise in die schöne Jugendherberge begann schon mit einem kleinen Problem. Ein deutscher Teilnehmer sollte von den Franzosen abgeholt werden, allerdings entwischte dieser. Nach einiger Zeit haben sich aber alle gefunden und wurden sogar von der U-Bahn-Station netterweise kostenlos mit dem Bus mitgenommen.

Dann begann die traditionelle Vorstellungsrunde in der jeweils anderen Sprache. Währenddessen wurden manche Städte auf selbst aufgezeichneten Karten nach Norden oder Süden verschoben.

Der Lernteil darf natürlich auch nicht fehlen, deshalb wurden wichtige Schachbegriffe ins Französische und ins Deutsche übersetzt. Zum Abschluss des Tages schenkten die Franzosen jedem noch ein T-Shirt, mit welchem wir auch noch Fotos gemacht haben.

Am nächsten Tag machten wir uns nach einem reichhaltigen Frühstück zu ChessBase auf den Weg. Dort wurden wir durch die Räumlichkeiten geführt und bekamen viele Plakate und Fotos, wie zum Beispiel die bisherigen Covers von Fritz, zu sehen. Das Highlight diesen Besuches war eine Konditionsblitzpartie, in der man, um einen Zug auszuführen, zum Brett laufen muss, die von GM Thomas Luther und jeweils einem Franzosen und einem Deutschen live im Internet aus dem ChessBase-Studio kommentiert wurde.

Natürlich wurde auch die Partie live im Netz übertragen und konnte so in Frankreich und Deutschland verfolgt werden. Ironischerweise spielte Deutschland mit den schwarzen Steinen die französische Eröffnung. Nach einigem Hin und Her endete die Partie remis. Zum Schluss schauten alle die Kommentierung mit viel Gelächter an.

 

 

 

Anschließend sahen wir uns das Chilehaus, einer der ersten Hochhäuser Hamburgs, an. Danach besichtigten wir die Hafencity, das das größte Bauprojekt der Welt ist. Dort sahen wir neben zahlreichen Baustellen auch die Elbphilharmonie. Diese wird seit vielen Jahren gebaut und die Kosten nehmen fast unvorstellbare Dimensionen an. Außerdem stehen die Baukräne schon unter Denkmalschutz.

Leider war das Wetter etwas unangenehm, weshalb wir uns dann, passend zu unseren Gästen, ins Bistro Paris flüchteten. Nach dieser Stärkung setzten wir unsere Besichtigung mit der Speicherstadt fort. In dieser wurden früher und sogar auch noch heute Waren zum Handel gelagert, da dies billiger war, als die Waren in die Stadt liefern zu lassen.

Als letzter Programmpunkt in der Stadt besuchten wir das Hamburger Dungeon, eine Ausstellung, die auf gruselige und lustige Art die Geschichte Hamburgs aus den letzten 600 Jahren erzählt. Dank unseren Betreuern Julian und Kristina war immer sichergestellt, dass alle alles verstanden, es wurde fleißig übersetzt.

Ein Blitzturnier Deutschland gegen Frankreich, das Frankreich gewann, rundete den Abend ab. Alle waren mit viel Spaß dabei und keiner wollte aufhören zu spielen.



Der Donnerstag bestand aus zwei Vergleichskämpfen zwischen Deutschland und Frankreich. Beide Kämpfe gewann Frankreich mit 8-2. Zwischendurch wurde an einem Brett ein Turm durch einen kleinen Eiffelturm ersetzt. Außerdem bekamen wir netterweise von unseren Gegnern auch Geschenke.

Am Abend fand das Tandemturnier statt. Ein Team bestand aus einem Franzosen und aus einem Deutschen. Hier konnten die am Dienstag gelernten Begriffe eingesetzt werden. Der Spaßfaktor war ziemlich hoch, wenn es auch manchmal Verständigungsprobleme gab. Aber ein Sieg sagt mehr aus als 1000 Worte.

Am Freitag gingen wir in eine Schule, obwohl manche Ferien hatten. Diese Stadtteilschule befindet sich auf der Reeperbahn. Die Reeperbahn ist sowohl für eine besondere Architektur und für Opern als auch als Rotlichtmilieu bekannt. Viele Schüler dieser Schule haben einen Migrationshintergrund und sollen, so das Konzept der Schule, lernen, wie man mit Fragestellungen beziehungsweise Problemen umgeht und wie man gut soziale Kontakte schließen kann. Als Hilfe wurde eingeführt, dass die Schüler in den Klassen 5-7 ungefähr sechs Wochen Schachunterricht haben, um zu lernen aus etwas Theoretischem das Praktische umzusetzen.

Anschließend sahen wir uns den Anfang einer typischen Schachstunde an. Danach bildeten wir mit den Schüler Teams und spielten Tandem. Besonders hier standen der Spaß und das gemeinsame Miteinander mit den Schülern im Vordergrund. Daraufhin gingen wir in den naheliegenden Park und spielten Gartenschach, normales Schach und vieles mehr. Meiner Meinung nach hat allen Schülern das Spielen mit uns gefallen.

Nach diesem Vormittag brauchten wir erst mal eine Stärkung auf der tagsüber ungefährlichen Reeperbahn. Zwei Franzosen waren so freundlich und haben sogar einen Teil ihres Essens einem Obdachlosen gegeben. Darauf sahen wir uns ein Denkmal von Otto von Bismarck, dem ehemaligen Reichskanzler, an. Nach einem Gang zur Alster und ein paar Fotos später hatten wir Zeit zur Verfügung. Viele nutzten diese Zeit zum Besuch der Europassage, einer großen Einkaufspassage.

Am Abend gab es noch Taktiktraining mit GM Thomas Luther, wo wir unter anderem auch eine Stellung aus der Konditionsblitzpartie zwischen Deutschland und Frankreich analysierten. Nach dem Training lösten noch einige eine Studie mit viel Spaß.



Der nächste Tag fing an, wie der letzte Tag endete. Wir nahmen unter Leitung von GM Thomas Luther passend zu unseren Freunden die französische Eröffnung mit vielen Varianten durch. Nach dem Mittagessen machten wir uns auf den Weg zum Hafen, um an einer Bootstour teilzunehmen. Der Kapitän unterhielt uns sehr gut mit seinem norddeutschen Humor. In einem Moment hörte man von irgendwo „My heart will go on“. Doch entgegen der Vorhersage kamen wir sicher an und machten uns auf den Weg zur St. Michaelis Kirche.

Dort stiegen wir 450 Stufen zu einer Aussichtsplattform empor und konnten den grandiosen Blick über Hamburg mit einem Sonnenuntergang genießen.

Passend zum Hafen aßen wir in der "Nordsee" und sahen diesen bei Dunkelheit.

Anschließend reisten wir zurück zur Jugendherberge, versorgten uns mit Nahrungsmittel für den nächsten Tag und fanden uns zu einem gemütlichen Abend zusammen. Dieser begann mit einem deutsch-französischen Quiz, wo wir uns gegenseitig die Antworten vorsagten. Aufgrund dessen hatten wir alle unendlich viel Spaß.

Danach begannen wir Lieder, von der Gitarre begleitet, in allen möglichen Sprachen zu singen. Egal ob wir die Lieder in Französisch, Deutsch oder Englisch gesungen haben, egal ob wir den Text verstanden haben oder nicht, wir alle lagen uns in den Armen und haben gemeinsam gesungen, getanzt und gelacht bis tief in die Nacht („We are the world“).

Der Abschied am nächsten Morgen fiel natürlich schwer.



Dadurch, dass wir eine Zeit lang zusammengelebt und einiges erlebt haben, denke ich, dass diese Jugendbegegnung für alle eine große Bereicherung war und niemand sie je vergessen wird. Verständigungsprobleme haben wir einfach mit der wirklich wahren Sprache gemeistert: Schach. Bei allen Vergleichen hatten wir alle sehr großen Spaß, der bei einer solchen Veranstaltung die wichtigste Rolle spielt.

Deshalb möchte ich mich im Namen aller Teilnehmer bei dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, der Französischen und Deutschen Schachjugend bedanken. Besonders danken möchte ich den französischen Betreuern Patrice und Vincent und den deutschen Betreuern Julian und Kristina für das grandiose Programm und die vielen Highlights danken.

Fotos: Julian Bissbort

 


Carolin Gatzke wurde 2000 geboren und spielt Schach beim SK Blauer Springer Paderborn 192. Sie hat schon mehrfach an Deutschen Jugendmeisterschaften und Jugend-Europameisterschaften teilgenommen.

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