Ein Türke in Paderborn
Von Mathias Feist
Fotos: Karsten Bauermeister und Mathias Feist

Der Türke im HNF...
Die Rekonstruktion des Schachtürken (Artikel bei HNF)...
Seit fast 250 Jahren geistert der legendäre
Türke von Wolfgang von Kempelen durch die Schachwelt. Viele Mythen ranken sich
um ihn, viele Leute haben sich mit ihm beschäftigt. Einer der bekanntesten
dürfte wohl Edgar Alan Poe gewesen sein, doch auch dieser scharfe Verstand
konnte das Geheimnis dieser Multimedia-Applikation der Renaissance nicht
lüften.
Eine Einstufung dieses Gerätes in die frühe
KI wäre verfehlt, man kann es eher mit heutigen Shows des Magiers David
Copperfield vergleichen. Es ist alles dabei gewesen, Show, Theater, Irreführung,
Unterhaltung. Selbst nach heutigen Maßstäben ist das ein sehr guter Trick.


Prof. Dr.phil. Ernst Strouhal hielt einen beeindruckenden Vortrag über den
Schachtürken des Wolfgang von Kempelen

Dr. Beiersdörfer, Geschäftsführer des Heinz Nixdorf Forums

Dr. Stefan Stein leitete die Rekonstruktion des Schachtürken
Warum gerade ein Türke? Orientalisches
Aussehen war gerade in Mode, auch damit war der Apparat auf der Höhe der Zeit.
Stellvertretend für den Orient ist hier die Bezeichnung Türke zu verstehen. Er
war aufregend und geheimnisvoll, auch das passte wunderbar zu dem Gesamtkonzept
des Türken.
Das Heinz Nixdorf Museums Forum hat nun
diesen Türken rekonstruiert. Dafür war viel Tüftelei nötig, da es keine
Bauanleitung oder genaue Beschreibung des Originals mehr gibt. Am Anfang stand
also geschichtliche Recherche, welche Techniken zu dieser Zeit schon bekannt
waren. Das Ergebnis ist überzeugend, der moderne Türke sieht aus wie das
Original, er funktioniert und braucht dafür keinerlei Elektrik oder Elektronik.
Vorgestellt wurde der Türke in Form einer
kleinen Show, in der die damaligen Veranstaltungen nachgestellt wurden,
inklusive einer gespielten Partie. Der Herr Anthon, Diener von Wolfgang von
Kempelen, heute würde man wohl persönlicher Assistent sagen, stellte das Gerät
seines verstorbenen Arbeitgebers vor.



Vielleicht wird es ja noch einmal die
Möglichkeit geben, diesen legendären Türken in Aktion zu sehen. Das sollte sich
niemand entgehen lassen. Im Unterschied zu damals wurde diesmal hinterher
gezeigt, wie alles funktioniert. Das entzaubert den Türken etwas, schmälert aber
nicht die Faszination und die Bewunderung über die Leistung. Vor 250 Jahren
wurde etwas gebaut, was auch heute noch nicht so einfach zu realisieren ist.
Im Moment steht der Türke im Foyer des Heinz
Nixdorf Musems Forum, später kommt er hoch in die Ausstellung. Jeder der die
Abbildungen der Stiche kennt, wird ihn sofort wieder erkennen, inklusive
Samtkissen und Pfeife.


Michael Barz, der Vorsitzende des Paderborner Schachvereins, spielte eine Partie
gegen den Türken.


















Der Türke wird entzaubert:




Er saß im Türken: Achim Schwarzmann

Brett und Pantograf. Mit letzterem wurde der Arm des Türken bewegt.

Das Brett von unten.

Türke mit Karsten Bauermeister

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